Im Rahmen dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, zu prüfen, ob die Möglichkeit einer Neubewertung der ideengeschichtlichen Position Fouriers (F) besteht. Dass die Beschäftigung mit der Rezeption und Wirkung Fs dabei von zentraler Bedeutung sein muss, liegt auf der Hand und ist einer der Gründe für den epochenübergreifenden Charakter der Arbeit. Zudem ist die Fourierologie ein interdisziplinäres Forschungsfeld. [...] Um alle diese Aspekte bearbeiten zu können, soll zunächst die Person Fs vorgestellt werden. Biographische Besonderheiten können hier zum Verständnis seiner Theorien von Bedeutung sein, weshalb erste Analyseansätze schon im zweiten Kapitel zu Fs Biographie erscheinen werden. Im dritten Kapitel sollen dann seine Theorien in Bezug zur Ideengeschichte des 19. Jahrhunderts gesetzt werden, wobei einerseits die ökonomische und andererseits die politische bzw. öffentlich-rechtliche Dimension und lebensweltliche Faktoren berücksichtigt werden sollen. Wie angedeutet verweist dieser Themenkreis bereits auf die Rezeptionsgeschichte und auf wissenschaftstheoretische Zusammenhänge. Während die verschiedenen Bezüge zu den Zeitumständen Fs im Rahmen des ideengeschichtlichen Teils in gesonderten Teilkapiteln untersucht werden, wird der Rezeption der Ideen Fs das vierte Kapitel gewidmet. Es ist dabei in fünf Unterkapitel eingeteilt, die jeweils die unterschiedlichen Ebenen seiner Theorie repräsentieren: Erstens die politische Ökonomie, zweitens ökologische Aspekte, drittens Fs Kulturkritik, viertens wissenschafts-theoretische Fragen und schließlich die Ebene der Rezeption in der Bevölkerung, also die praktische Ebene. Die allgemeinen Rahmenbedingungen des Lebens Fs, also die politischen, kulturellen und sozioökonomischen Zustände in Frankreich um 1800 verweisen wiederum auf die Rezeptionsgeschichte, da in diesem Zusammenhang auch die „soziale Frage“ und mit ihr die französische Arbeiterschaft genauer untersucht werden muss. Schließlich hat F sich mit diesen Umständen seiner Zeit intensiv auseinandergesetzt. Die somit auf den Prüfstand zu stellende Rezeption Fs in Wissenschaft und Praxis bildet dann auch die Grundlage für die Schlussbetrachtung, in der die Frage beantwortet werden soll, wie man zu einer neuen ideengeschichtlichen Einordnung Fs im Sinne der oben gestellten Einzelfragen gelangen kann, sofern dies noch nicht durch die Analyse sichtbar gemacht werden konnte. Ihre Antworten werden im fünften und letzten Kapitel zusammenfassend dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungsgegenstand
- Methodologie, Fragestellung und Forschungsstand
- Gliederung, verwendete Quellen und Literatur
- Biographische Besonderheiten und frühe Sozialisation Fouriers
- Die ideengeschichtliche Einordnung des Fourierismus
- Frankreich um 1800 I: Die sozioökonomische Situation, ihre ideengeschichtlichen Grundlagen und ideengeschichtliche Rezeption als ideengeschichtlicher Hintergrund Fouriers
- Mediterrane Moderne I: Der spekulative Mystizismus und die ganzheitliche Methode
- Mediterrane Moderne II: Die ökonomische Dimension
- Der französische Materialismus, die Physiokraten, Malthus und der klassische Liberalismus
- Die Realitäten der nachrevolutionären Wirtschaft Frankreichs
- Frankreich um 1800 II: Die politische Dimension
- Allgemeine politische Geschichte
- Die rechtliche Stellung der Frau in Frankreich vor und nach der Revolution
- Geschlechterverhältnisse in Praxis und Alltag im Frankreich des 19. Jahrhunderts
- Fouriers Kritik und seine Konzepte zur Überwindung des „Sozialen Chaos“ und die Rezeption seiner Ideen bis heute
- Politische Ökonomie: Garantismus - Wohlfahrtsstaat - Wohlfahrtsdiktatur?
- Ökologie statt Industrie: Von der „borealen Krone“ bis zur Klimakatastrophe?
- Fouriers Kulturkritik: Freie Liebe oder Kommerzialisierung der Sexualität?
- Die Rezeption des Fourierismus durch Arbeiter und Volk im Reich der Notwendigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rezeption des französischen Sozialisten Charles Fourier (1772-1837) in Wissenschaft und Praxis. Sie analysiert die ideengeschichtliche Einordnung seines Werks, seine Kritik an der Industrialisierung und die Relevanz seiner Ideen für die heutige Zeit.
- Ideengeschichtliche Einordnung des Fourierismus
- Kritische Analyse von Fouriers Konzepten zur Überwindung des „Sozialen Chaos“
- Relevanz von Fouriers Ideen für die heutige Zeit, insbesondere im Kontext von Ökologie, Geschlechterverhältnissen und politischer Ökonomie
- Rezeption des Fourierismus in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen
- Vergleich des Fourierismus mit anderen sozialistischen und liberalen Denktraditionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Untersuchungsgegenstand, die Methodologie, die Fragestellung und den Forschungsstand. Im zweiten Kapitel werden die biographischen Besonderheiten und die frühe Sozialisation Fouriers beleuchtet. Das dritte Kapitel widmet sich der ideengeschichtlichen Einordnung des Fourierismus und analysiert den sozioökonomischen und politischen Kontext in Frankreich um 1800. Das vierte Kapitel behandelt Fouriers Kritik an den bestehenden Verhältnissen und seine Konzepte zur Überwindung des „Sozialen Chaos“. Es befasst sich mit den Themenbereichen politische Ökonomie, Ökologie, Kulturkritik und Rezeption des Fourierismus durch Arbeiter und Volk.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Frühsozialismus, Industrialisierung, Ökologie, Geschlechterverhältnisse, politische Ökonomie, Garantismus, Wohlfahrtsstaat, Wohlfahrtsdiktatur, Kulturkritik, Freie Liebe, Kommerzialisierung der Sexualität, Rezeption, Arbeiterbewegung, Volk, Reich der Notwendigkeit.
- Citation du texte
- Alexander Becker (Auteur), 2008, Charles Fourier in Wissenschaft und Praxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118959