Sigelwörter und Akronyme. Varietätenlinguistische Betrachtung

Systemlinguistik des Französischen


Hausarbeit, 2021

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

I NHALTSVERZEICHNIS

1 EINFÜHRUNG

2 HAUPTTEIL
2.1 Sigelwörter, Akronyme und Initialkürzungen - begriffliche Abgrenzung und Einordnung innerhalb der Linguistik
2.2 Initialkürzungen als modernes, gesellschaftliches Phänomen
2.3 Systemlinguistische Aspekte von Initialkürzungen
2.3.1 Morphologische und lexikalische Gesichtspunkte
2.3.2 Phonologische Gesichtspunkte
2.3.3 Semantische Gesichtspunkte
2.4 Varietätenlinguistische Aspekte von Initialkürzungen
2.4.1 Diamesik
2.4.2 Diastratik
2.4.3 Diaphasik
2.5 Initialkürzungen in journalistischen Texten - Untersuchung anhand der Online-Inhalte von „Le Monde“
2.5.1 Vorgehen und Aufbau der Untersuchung
2.5.2 Aufbereitung und Präsentation der Daten
2.5.3 Diskussion

3 ZUSAMMENFASSUNG UND A USBLICK

4 LITERATURVERZEICHNIS

EINFÜHRUNG

Sigelwörter und Akronyme1 sind in vielen Sprachen ein omnipräsentes und daher auch in der alltäglichen Kommunikation beobachtbares Phänomen, das sich sowohl in der schriftlichen als auch in der mündlichen Sprache niederschlägt. Im deutschen Sprachraum wurde dieser linguistischen Erscheinung bereits ein popkulturelles Denkmal gesetzt, welches zahlreiche bekannte Initialkürzungen (IK), darunter das gebräuchliche Verabschiedungs-Kürzel „MfG“, aus diversen Lebensbereichen enthält2 . Für die englische Wissenschaftssprache konnte in einer Metastudie gezeigt werden, dass sich der Anteil an IK in Fachtexten seit den 1950er Jahren bis heute mehr als verdreifacht hat (Barnett und Doubleday 2020, S. 1). Im Französischen, auf dem in dieser Arbeit der Fokus liegen soll, kann die Relevanz und Verbreitung dieses sprachlichen Phänomens anhand der Beobachtung aufgezeigt werden, dass ca. jeder vierte journalistische Online-Artikel der Tageszeitung „Le Monde“ bereits in der Überschrift oder innerhalb des ersten Textabschnitts Siglen oder Akronyme enthält3 . Diese im Rahmen der vorliegenden Arbeit durchgeführte Untersuchung soll beispielhaft aufzeigen, dass IK im französischen Sprachraum, sowohl im „code écrit“ als auch im „code oral“, relativ stark präsent sind. Der letztgenannte Aspekt kann von der Annahme abgeleitet werden, dass „Le Monde“ als die auflagenstärkste französische Tageszeitung mit einer breiten Zielgruppe ein Vokabular aufgreift, dass zumindest teilweise auch in der mündlichen Kommunikation Anwendung findet.

Ziel dieser Arbeit ist es also, IK als aktuelles und in der französischen Sprache weitverbreitetes Phänomen kenntlich zu machen, indem es zunächst - unter Zuhilfenahme wissenschaftlicher Quellen, welche vorwiegend aus dem frankophonen Sprachraum stammen - aus morphologischer, lexikalischer, phonologischer und semantischer Perspektive näher beleuchtet wird. Im Anschluss daran sollen variätetenlinguistische Aspekte von IK in den Blickpunkt gerückt werden, zu denen neben dem bereits angesprochenen Verhältnis von mündlicher und schriftlicher Verwendung (Diamesik) auch diastratische und diaphasische Verwendungsweisen zählen. Die dort getroffenen Aussagen sollen daraufhin in einem weiteren Schritt mit den in der wissenschaftlichen Beobachtung gesammelten Daten verknüpft und im Anschluss daran interpretiert werden, bevor schließlich die Eckpunkte der Arbeit noch einmal rekapituliert und weitere mögliche Forschungsfelder aufgezeigt werden.

HAUPTTEIL

2.1 SIGELWÖRTER, AKRONYME UND INITIALKÜRZUNGEN - BEGRIFFLICHE

ABGRENZUNG UND EINORDNUNG INNERHALB DER LINGUISTIK

Siglen und Akronyme sind dem linguistischen Bereich der Wortbildungslehre bzw. Lexematik zuzuordnen, welche wiederum innerhalb der Sprachwissenschaft in der Lexikologie angesiedelt ist. Es folgt eine graphische Übersicht, welche sich bezüglich der Klassifizierung stark an Sokol (2001, S. 97), bezüglich der Terminologie jedoch vorrangig an Paulikat4 (2017, S. 168), Germain/Lapierre5 (1988, 60f.) und Géhénot (1973, S. 170) orientiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Demnach gehören Initialkürzungen also zu den Wortbildungsverfahren und werden folglich „zur Verkürzung umfangreicher und stark frequenter syntaktischer Einheiten verwendet. [...] Es handelt sich hierbei um nicht nur geschriebene, sondern auch gesprochene Siglenbildung, bei der die Anfangsbuchstaben der Konstituenten in der Regel nominale Wortgruppen zusammengefügt und wie eine lexikalische Einheit verwendet werden.“ (Paulikat 2017, S. 168). Die Verwendung der Begriffe „Akronym“ bzw.

„Sigelwort“ ist in diesem Zusammenhang daran gekoppelt, ob die aus den Einzelbuchstaben neu gebildete Lexie als Lautfolge phonetisch als Ganzes realisiert werden kann oder ob sie alphabetisch, d.h. Einzelbuchstabe für Einzelbuchstabe, ausgesprochen werden muss bzw. soll “ (Paulikat 2017, S. 168). „Initialkürzung“ ist für beide Phänomene dementsprechend der Überbegriff, wobei zu beachten ist, dass diese Einteilung nicht durchgängig in der Fachliteratur - v.a. bei französischsprachigen Quellen, wo „Sigel(-wort)“ bzw. „sigle“ oft Synonym für „Initialkürzung“ gebraucht wird - Anwendung findet.

2.2 INITIALKÜRZUNGEN ALS MODERNES, GESELLSCHAFTLICHES PHÄNOMEN

Die Verwendung von IK ist bereits seit dem Altertum bekannt (Calvet 1973, S. 31), hatte jedoch aufgrund der begrenzten Verbreitung von Schriftstücken keinen wesentlichen Einfluss auf die Sprachentwicklung. Dies änderte sich jedoch mit Beginn der Neuzeit und der Erfindung des Buchdrucks. Bereits im 17. Jh. entstand unter einigen französischen Intellektuellen die Ansicht, dass „die Klarheit des Textes unter einem hohen Maß an Siglen und Abkürzungen leide“ (Schmitt 2008, S. 201). Seit dem 20. Jh. und im Besonderen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist eine exponentielle Nutzung von Siglen und Akronymen zu beobachten, was v.a. in Bezug auf den französischsprachigen Raum mit einem zunehmenden angloamerikanischen Einfluss in Zusammenhang gebracht wird (Rey- Debove 1998, S. 191). Nach Géhénot (1973, S. 171) sind die Hauptgründe für die schnell wachsende Verbreitung darin zu suchen, das die Verwendung Initialkürzungen eng an die Bedürfnisse moderner Gesellschaften geknüpft ist. Hierzu gehören eine effiziente Nutzung von Zeit und Raum in Bezug auf Sprache, die zunehmende Entstehung von (neu zu benennenden) Unternehmen, Organisationen, Behörden etc. sowie stetig wachsender wissenschaftlich-technologischer Fortschritt, dessen Inhalte mittels elektronischer Medien eine besonders schnelle Verbreitung und Kommunikation in der Gesellschaft erfahren.

Reaktionen auf diese Entwicklungen lassen sich bereits anhand der Titel einiger wissenschaftlicher Abhandlungen zum Thema ableiten: Albert Soulillou spricht von „Siglomanie“ (1968), während ein Aufsatz von Michel Gessners „Maladie du siècle? Les S.I.G.L.E.S.“ (1974) lautet. Ohne inhaltlich näher auf diese kritischen Beiträge einzugehen spielt hier sicherlich eine gewisse puristische Auffassung Sprache eine tragende Rolle, die für das Französische aus verschiedenen Gründen typisch ist (Mayer 2013, S. 89). Auch Albert Doppagne konstatiert, dass „l'abréviation n'est pas souhaitée en francais“ (1998, S.

[...]


1 In der Folge werden diese beiden Begriffe regelmäßig unter dem Terminus „Initialkürzung/en“ (abgekürzt: IK) zusammengefasst. Dieses Vorgehen wird in Kapitel 2.1 näher erläutert.

2 Gemeint ist das 1999 veröffentliche Lied „MfG - Mit freundlichen Grüßen“ der Musikgruppe „Die Fantastischen Vier“.

3 Beobachtung auf Basis der am 03.08.2021 auf www.lemonde.fr angezeigten Inhalte (d.h. Überschriften der Artikel, ggf. mit kurzen Anreißern), siehe auch Kapitel 2.5. Es handelt sich dabei um keine wissenschaftlich­repräsentative Datenerhebung.

4 v.a. in Bezug auf die deutsche Namensgebung: Initialkürzungen, Initialwörter/Sigelwörter, Akronyme.

5 v.a. in Bezug auf die Unterscheidung zwischen abrègement, abréviation und siglaison.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Sigelwörter und Akronyme. Varietätenlinguistische Betrachtung
Untertitel
Systemlinguistik des Französischen
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Romanistik)
Veranstaltung
Systemlinguistik des Französischen: Morphologie, Lexikologie und Semantik
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
18
Katalognummer
V1190015
ISBN (eBook)
9783346631916
ISBN (Buch)
9783346631923
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sigelwörter, Akronyme, Abkürzungen, Initialkürzungen, Variäteten, Varietätenlinguistik, Systemlinguistik
Arbeit zitieren
Fabian Hoppe (Autor:in), 2021, Sigelwörter und Akronyme. Varietätenlinguistische Betrachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1190015

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