Unter der Terraferma versteht man die Festlandsbesitzungen Venedigs in Oberitalien, die seit Ende des 14. Jahrhunderts zu einem geschlossenen Territorium zwischen Adria, Alpen und den Flüssen Po und Adda ausgebaut wurden.
Ursprünglich versuchten die Venezianer auf ihr Hinterland politischen Einfluss auszuüben, ohne es militärisch erobern zu müssen. Das gelang durch den Aufbau eines Handelsmonopols. Der Transport lebenswichtiger Güter erfolgte zu jener Zeit hauptsächlich über das Meer und dann über das Flusssystem der Poebene, das im venezianischen Doganatsgebiet in die Adria mündete. Der Serenissima gelang es diese oberitalienischen Flüsse unter ihre Kontrolle zu bringen. Die freie Schifffahrt wurde nur noch denen gestattet, die ihre Waren aus Venedig bezogen. Die Belieferung der oberitalienischen Kommunen mit Gütern erfolgte fortan weitgehend über die Lagunenstadt, was zwangsläufig zu einem Abhängigkeitsverhältnis führte und die wirtschaftspolitische Herrschaft der Serenissima über die Terraferma lange vor den venezianischen Eroberungszügen sicherte.
Im Gegensatz zu dieser Politik des „Herrschens ohne zu herrschen“ setzte sich im 14. Jahrhundert, stark begünstigt durch den zunehmenden Reichtum der Stadt, die Idee durch, die Terraferma mit kriegerischen Mitteln zu unterwerfen.
Die vorliegende Studie stellt nun im einzelnen die Gründe für diesen Sinneswandel in der venezianischen Außenpolitik dar.
Das Hauptaugenmerk der Arbeit liegt aber auf der Verwaltung der Terraferma durch die venezianische Obrigkeit und auf den Folgen der Eroberung, also insbesondere auf den Vor- und Nachteilen, für die Stadt Venedig.
Daneben wird auch darauf eingegangen, wie sich der Lebensstil der patrizischen Oberschicht durch das neu hinzugewonnene Land verändert hat.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung
- II. Die Festlandspolitik Venedigs auf der Terraferma vor den Eroberungszügen im 15. Jahrhundert
- 1. Die Politik des „Herrschens ohne zu herrschen”
- 2. Die Gründe für eine militärisch geprägte Festlandspolitik
- III. Die Eroberung der Terraferma
- 1. Der Krieg gegen Padua
- 2. Die Eroberung des Friaul
- 3. Der Krieg gegen Mailand
- 4. Das Schicksal des Dogen Francesco Foscari
- 5. Der Herrschaftsbereich Venedigs am Ende des 15. Jahrhunderts
- IV. Die Folgen der Eroberung der Terraferma
- 1. Nachteile
- 2. Vorteile
- V. Aus Seefahrern werden Landwirte
- VI. Die Verwaltung der Terraferma
- 1. Die venezianischen Verwaltungsposten auf der Terraferma
- 2. Das Zugestehen einer weitgehenden Autonomie
- 3. Die Entwertung der Selbstverwaltung durch die venezianische Zentralgewalt
- 4. Behördliche Reformen zur Verwaltung der Terraferma
- VII. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die venezianische Festlandspolitik (Terraferma) vom späten 14. Jahrhundert bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Sie analysiert die Entwicklung von einer Politik des „Herrschens ohne zu herrschen“ hin zu militärischen Eroberungen und deren Folgen für Venedig und die eroberten Gebiete. Der Fokus liegt auf der Verwaltung der Terraferma und den langfristigen Auswirkungen der venezianischen Expansion.
- Die Entwicklung der venezianischen Festlandspolitik
- Die Eroberung der Terraferma und deren militärische Strategien
- Die Auswirkungen der Eroberung auf die Wirtschaft und die Verwaltung
- Die Verwaltung der Terraferma unter venezianischer Herrschaft
- Der Wandel von einer Seemacht zu einer auch landwirtschaftlich geprägten Macht
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einführung: Die Einführung definiert die Terraferma als die venezianischen Festlandsbesitzungen in Oberitalien und beschreibt ihren Aufbau als geschlossenes Territorium. Sie skizziert die historische Einordnung dieser Gebiete im Kontext des römisch-deutschen Reiches und beleuchtet die Entwicklung der dortigen Kommunen im 11. und 12. Jahrhundert, ihren Aufstieg zu einer gewissen Unabhängigkeit und die spätere Entwicklung von Stadttyranneien in anderen oberitalienischen Städten im Gegensatz zu Venedigs Entwicklung zu einer Adelsoligarchie.
II. Die Festlandspolitik Venedigs auf der Terraferma vor den Eroberungszügen im 15. Jahrhundert: Dieses Kapitel analysiert die widersprüchlichen Ansätze der venezianischen Festlandspolitik vor den Eroberungen des 15. Jahrhunderts. Zum einen die Politik des „Herrschens ohne zu herrschen“, basierend auf wirtschaftlicher Kontrolle durch Handelsmonopole, insbesondere das Salzmonopol, und geschickter Bündnispolitik. Zum anderen die Entwicklung hin zu einer militärisch geprägten Politik als Reaktion auf das Aufkommen mächtiger Stadttyranneien, die die venezianischen Handelswege bedrohten. Die einzigartige geographische Lage Venedigs, mit ihrer Lagune als Schutz, wird als wichtiger Faktor für die jeweilige politische Strategie dargestellt.
III. Die Eroberung der Terraferma: Dieses Kapitel beschreibt die militärischen Eroberungen Venedigs im 15. Jahrhundert, mit den Kriegen gegen Padua, Friaul und Mailand als zentrale Ereignisse. Es beleuchtet das Schicksal von Dogen Francesco Foscari im Kontext dieser Eroberungen und zeigt den Umfang des venezianischen Herrschaftsbereichs am Ende des 15. Jahrhunderts. Die Kapitelteile fokussieren auf die einzelnen Kriegshandlungen, ihre strategischen Aspekte und die sich daraus ergebenden territorialen Veränderungen.
IV. Die Folgen der Eroberung der Terraferma: Hier werden die positiven und negativen Auswirkungen der venezianischen Eroberungen der Terraferma diskutiert. Negative Folgen waren die Verwicklung in die Politik europäischer Großmächte und der Verlust von Byzanz. Positive Aspekte waren die Erschließung neuer Steuerquellen und weitere, nicht näher spezifizierte Vorteile. Es findet ein Abwägen von Vor- und Nachteilen statt.
V. Aus Seefahrern werden Landwirte: Dieses Kapitel dürfte sich mit dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel Venedigs nach der Eroberung befassen, der Transformation von einer vorwiegend seefahrenden zu einer auch landwirtschaftlich geprägten Macht. Der Schwerpunkt liegt wahrscheinlich auf der Anpassung der venezianischen Wirtschaft an die neue landwirtschaftliche Produktion der Terraferma.
VI. Die Verwaltung der Terraferma: Dieses Kapitel befasst sich mit der Organisation und der Umsetzung der venezianischen Verwaltung in den eroberten Gebieten der Terraferma. Es analysiert die verschiedenen venezianischen Verwaltungsposten, die teilweise Autonomie der eroberten Gebiete, die zunehmende Zentralisierung und die verschiedenen behördlichen Reformen (Senat, Gerichtsbarkeit, Steuern, Militär, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Bergbau) die durchgeführt wurden, um die Kontrolle und Ausbeutung der Terraferma zu sichern.
Schlüsselwörter
Venedig, Terraferma, Festlandspolitik, Eroberung, Verwaltung, Handelsmonopol, Stadttyranneien, Adelsoligarchie, Militärstrategie, Wirtschaft, Politik des „Herrschens ohne zu herrschen“, Oberitalien, Francesco Foscari.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Venezianische Festlandspolitik (Terraferma)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die venezianische Festlandspolitik (Terraferma) vom späten 14. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Sie analysiert die Entwicklung von einer Politik des „Herrschens ohne zu herrschen“ hin zu militärischen Eroberungen und deren Folgen für Venedig und die eroberten Gebiete. Der Fokus liegt auf der Verwaltung der Terraferma und den langfristigen Auswirkungen der venezianischen Expansion.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der venezianischen Festlandspolitik, die Eroberung der Terraferma und deren militärische Strategien, die Auswirkungen der Eroberung auf Wirtschaft und Verwaltung, die Verwaltung der Terraferma unter venezianischer Herrschaft und den Wandel Venedigs von einer Seemacht zu einer auch landwirtschaftlich geprägten Macht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, die Festlandspolitik vor den Eroberungen des 15. Jahrhunderts, die Eroberung der Terraferma, die Folgen der Eroberung, der Wandel von einer Seemacht zu einer landwirtschaftlich geprägten Macht, die Verwaltung der Terraferma und eine Schlussbemerkung. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung detailliert beschrieben.
Welche politischen Strategien Venedigs werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Politik des „Herrschens ohne zu herrschen“, die auf wirtschaftlicher Kontrolle und geschickter Bündnispolitik basierte, sowie die Entwicklung hin zu einer militärisch geprägten Politik als Reaktion auf die Bedrohung durch mächtige Stadttyranneien. Die einzigartige geographische Lage Venedigs wird als wichtiger Faktor für die jeweilige politische Strategie betrachtet.
Welche militärischen Ereignisse werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt die militärischen Eroberungen Venedigs im 15. Jahrhundert, insbesondere die Kriege gegen Padua, Friaul und Mailand. Sie beleuchtet das Schicksal Dogen Francesco Foscaris im Kontext dieser Eroberungen und zeigt den Umfang des venezianischen Herrschaftsbereichs am Ende des 15. Jahrhunderts.
Welche Auswirkungen hatten die Eroberungen?
Die Arbeit diskutiert sowohl positive als auch negative Auswirkungen der venezianischen Eroberungen. Negative Folgen waren die Verwicklung in die Politik europäischer Großmächte und der Verlust von Byzanz. Positive Aspekte waren die Erschließung neuer Steuerquellen und weitere Vorteile. Die Arbeit wägt Vor- und Nachteile ab.
Wie wurde die Terraferma verwaltet?
Die Arbeit befasst sich mit der Organisation und Umsetzung der venezianischen Verwaltung in den eroberten Gebieten. Sie analysiert die verschiedenen venezianischen Verwaltungsposten, die teilweise Autonomie der eroberten Gebiete, die zunehmende Zentralisierung und die behördlichen Reformen zur Sicherung der Kontrolle und Ausbeutung der Terraferma.
Welche Schlüsselbegriffe sind wichtig für das Verständnis?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Venedig, Terraferma, Festlandspolitik, Eroberung, Verwaltung, Handelsmonopol, Stadttyranneien, Adelsoligarchie, Militärstrategie, Wirtschaft, Politik des „Herrschens ohne zu herrschen“, Oberitalien und Francesco Foscari.
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- Dr. jur. Gerhard Schober (Author), 2003, Republik Venedig - Die Terraferma und ihre Verwaltung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11900