„Memory does not make films, it makes photographs.“ (Kundera M., 1991, S. 314). Diese Feststellung ist eine sehr treffende Metapher für die menschliche Erinnerung an erlebtes Glück und Unglück.
In dieser Arbeit soll der Zusammenhang zwischen der Erinnerung und dem Erleben von Glück und Unglück (Emotionen) untersucht werden. Ansatzpunkt für diese Untersuchungen sind dabei drei Aspekte.
Zunächst ergibt sich die Frage, wie sich die Dauer einer Emotion auf die retrospektive Erinnerung auswirkt. Grundlage hierfür sind die Studien von Fredrickson und Kahneman (1993) sowie Redelmeier und Kahneman (1996). Mit Hilfe dieser Forschungsergebnisse wird der Zusammenhang zwischen dem Extrem- und Endwert, sowie der Dauer eines emotionalen Erlebnisses untersucht.
Zu prüfen ist dann, wie sich – abhängig vom Zeitablauf – die Erinnerung an positive und negative emotionale Erlebnisse verändert und welche Verzerrungen eintreten. So hat wohl jeder schon einmal den mahnenden Satz der Eltern gehört: „Die Schule ist die schönste Zeit des Lebens!“. Aber ist das wirklich so oder sind die Erinnerungen der Eltern an die eigene Schulzeit nur verzerrt?
Gegenstand der weiteren Analyse ist dann das Problem des Bedauern verpasster Chancen, das John Greenleaf Whittier (1898) so ausgedrückt hat: „For all sad words of tongue or pen, the sadest are these: ‚It might have been!’“(John Greenleaf Whittier, 1898, S.153)
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- AUSWIRKUNGEN DER DAUER DES ERLEBENS AUF DIE ERINNERUNG
- Temporal Monotonicity und Temporal Integration
- Weighted Averaging, Peak and End-Rule und Duration Neglect
- Verschiedene Modelle im theoretischen Vergleich
- Wie sensibel wird die Intensität von Schmerzen wahrgenommen?
- Studie 1: Einfluss der Dauer auf den Real-Time-Affect und die globale Bewertung
- Studie 2: Die retrospektive Beurteilung über einen längeren Zeitraum
- Zusammenfassung der beiden Experimente
- UNTERSCHIEDE IN DER ERINNERUNG VON POSITIVEN UND NEGATIVEN EMOTIONEN
- Experiment 1
- Experiment 2
- Experiment 3
- Zusammenfassung der drei Experimente
- BEDAUERN VON AKTIVITÄT UND INAKTIVITÄT IM ZEITABLAUF
- Bedauern von Handlung und Untätigkeit
- Der zeitliche Aspekt des Bedauerns
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen dem Erinnern und dem Erleben von Glück und Unglück, genauer gesagt mit der Frage, wie die Dauer, die Intensität und die Art von Emotionen die retrospektive Bewertung von Erlebnissen beeinflussen.
- Die Auswirkungen der Dauer von Emotionen auf die Erinnerung.
- Die Unterschiede in der Erinnerung an positive und negative Emotionen.
- Das Problem des Bedauerns verpasster Chancen.
- Theoretische Modelle der Speicherung von Erfahrungen im Gedächtnis.
- Der Einfluss von Salienz und Intensität von Emotionen auf die retrospektive Bewertung.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die drei zentralen Forschungsfragen dar: den Einfluss der Dauer von Emotionen auf die Erinnerung, die Unterschiede in der Erinnerung an positive und negative Emotionen sowie das Problem des Bedauerns verpasster Chancen.
- Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Frage, wie sich die Dauer von affektiven Ereignissen auf die retrospektive Bewertung auswirkt. Es werden die Modelle der Temporal Monotonicity und Temporal Integration sowie die Theorie des Weighted Averaging mit der Peak-and-End-Rule vorgestellt und verglichen. Dabei wird insbesondere die Rolle des Duration Neglects und die Sensitivität der Wahrnehmung von Schmerzen beleuchtet.
- Kapitel 3 untersucht die Unterschiede in der Erinnerung an positive und negative emotionale Erlebnisse im Zeitablauf. Dazu werden drei Experimente vorgestellt, die verschiedene Aspekte der Verzerrung der Erinnerung beleuchten.
- Kapitel 4 analysiert das Problem des Bedauerns verpasster Chancen und stellt verschiedene Aspekte des Bedauerns von Handlung und Untätigkeit im Zeitablauf dar.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf Themen wie die menschliche Erinnerung, Emotionen, Glück, Unglück, Temporal Monotonicity, Temporal Integration, Weighted Averaging, Peak-and-End-Rule, Duration Neglect, retrospektive Bewertung, Bedauern, verpasste Chancen, Handlung und Untätigkeit.
- Quote paper
- Dominik Otto (Author), 2007, Der Unterschied zwischen dem Erleben und dem Erinnern von Glück (und Unglück), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119070