„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ - Gennadi Gerassimow
Dieser berühmte Satz wird Mihail Gorbatschow zugeschrieben, den er angeblich auf seinem Staatsbesuch in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik anlässlich zu deren 40. Geburtstag gesagt haben soll. Ursprünglich wurde dieser Satz aber von Gennadi Gerassimow, persönlicher Sprecher des sowjetischen Staatschefs, formuliert und zwar „auf englisch und wahrscheinlich auf russisch“ . Gesagt hat er ihn nachdem er vor die zufällig auf Nachrichten wartenden internationalen Presseleute getreten war. Die deutsche Übersetzung entstand dann – wie zu solchen Anlässen wohl üblich – im „sprachlichen Pingpong unter Journalisten“. Die Problematik, die sich hier ergibt, ist der teilweise gravierende Unterschied zwischen Geschichtsschreibung und – wie ich sie nenne – Geschichtenzuschreibung. Während die Geschichtsschreibung sich mit der Entwicklung der Menschheit beschäftigt, wird dem Menschen in der Geschichtszuschreibung eine Geschichte zugeschrieben, die so nicht passiert ist, aber gut in seine Biographie einzufügen ist.
Der Schmale Grat zwischen Geschichtsschreibung und Geschichtenzuschreibung wird deutlich, wenn man sich die so genannte Dracula-Korrektur von Dieter Schlesak betrachtet. Diese musste von Michael Kroner seinerseits wiederum korrigiert werden. Interessant in diesem Punkt ist eine Zuschreibung Schlesaks an Vlad Ţepeş Dracula, dass sich unter den Büchern in seiner Bibliothek auch Werke von Machiavelli befunden hätten. Schlesak stört sich dabei nicht an der Tatsache, dass Machiavelli zum Zeitpunkt des Todes von Ţepeş erst acht Jahre alt war. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Werke Machiavellis wiederum erst kurz vor oder kurz nach dessen Tod im Jahre 1527 und somit über ein halbes Jahrhundert nach dem Tod Vlad Ţepeş’ veröffentlicht wurden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Forschungsfrage
- 1.2. Quellenlage und Quellenkritik
- 1.3. Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit
- 2. Vlad Ţepeş „Dracula“
- 2.1. Auf Draculas Spuren
- 2.2. Zeitgenössische Darstellungen
- 3. Niccolò Machiavelli „Der Fürst“
- 3.1. Eine kleine politische Theorie des Niccolò Machiavelli in „Der Fürst“
- 3.2. Mögliche Vorbilder für Machiavellis Fürst vs. der Fürst existiert nicht
- 3.2.1. Cesare Borgia
- 3.2.2. Castruccio Castracani
- 3.2.3. Moses
- 3.2.4. Vlad Ţepeş
- 4. Versuch einer Zusammenführung: Hat Machiavelli Kenntnisse von Vlad Ţepeş haben können?
- 4.1. Personen
- 4.2. Quellen
- 5. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob Vlad Ţepeş, der historische Vorbild für die Dracula-Figur, als Vorbild für Machiavellis „Der Fürst“ diente. Die Analyse vergleicht die Herrschaftspraktiken Vlad Ţepeş' mit Machiavellis politischer Theorie und beleuchtet die Quellenlage und -kritik beider Themenbereiche. Die Arbeit prüft die Möglichkeit eines direkten Einflusses, unter Berücksichtigung der zeitlichen und geographischen Gegebenheiten.
- Die Quellenlage und -kritik zu Vlad Ţepeş und Machiavelli.
- Ein Vergleich der Herrschaftsmethoden Vlad Ţepeş' mit Machiavellis Ideal des Fürsten.
- Die Untersuchung der Möglichkeit eines direkten oder indirekten Einflusses von Vlad Ţepeş auf Machiavellis Werk.
- Analyse der zeitlichen und geographischen Faktoren, die einen Einfluss beeinflussen könnten.
- Die Problematik von Geschichtsschreibung und Geschichtenzuschreibung im Kontext der Dracula-Figur.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Forschungsfrage ein: Konnte Vlad Ţepeş als Vorbild für Machiavellis „Der Fürst“ dienen? Sie thematisiert die Problematik von Geschichtsschreibung und Geschichtenzuschreibung, insbesondere im Bezug auf die Dracula-Legende und die fehlerhaften Zuschreibungen in Schlesaks Werk. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage klar und erläutert die Vorgehensweise der Arbeit, unter Berücksichtigung der komplexen Quellenlage und der Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit den vorhandenen Informationen.
2. Vlad Ţepeş „Dracula“: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Figur Vlad Ţepeş, basierend auf zeitgenössischen Darstellungen und modernen Forschungsarbeiten. Es beschreibt sein Leben und Wirken als Herrscher der Walachei, fokussiert auf seine Herrschaftspraktiken und politischen Strategien. Das Kapitel differenziert zwischen der historischen Figur und der mythologisierten Dracula-Gestalt, die durch Bram Stokers Roman und weitere Adaptionen geprägt wurde. Es wird auf die Bedeutung und das Gewicht der verschiedenen Quellen für die Rekonstruktion von Vlad Ţepeş' Leben eingegangen.
3. Niccolò Machiavelli „Der Fürst“: Dieses Kapitel analysiert Machiavellis „Der Fürst“ als politisches Traktat. Es beleuchtet die zentrale politische Theorie Machiavellis und untersucht die von ihm beschriebenen Idealvorstellungen eines Fürsten. Der Fokus liegt auf den Strategien, Taktiken und Eigenschaften, die Machiavelli für einen erfolgreichen Herrscher postuliert. Das Kapitel untersucht die von Machiavelli als mögliche Vorbilder genannten Persönlichkeiten und diskutiert deren Bedeutung im Kontext seines Traktats.
4. Versuch einer Zusammenführung: Hat Machiavelli Kenntnisse von Vlad Ţepeş haben können?: Dieses Kapitel stellt die Kernfrage der Arbeit. Es untersucht die Möglichkeit eines Zusammenhangs zwischen Vlad Ţepeş und Machiavellis Werk unter Berücksichtigung der zeitlichen und geographischen Aspekte sowie der Quellenlage. Die Analyse der politischen Strategien beider Akteure, sowie die kritische Auseinandersetzung mit existierenden Theorien, steht im Mittelpunkt dieses Kapitels. Die Schlussfolgerung, ob ein direkter Einfluss bestanden haben kann, wird sorgfältig abgewogen.
Schlüsselwörter
Vlad Ţepeş, Dracula, Niccolò Machiavelli, Der Fürst, politische Theorie, Herrschaftsstrategien, Quellenkritik, Geschichtsschreibung, Geschichtenzuschreibung, historische Figur, Mythos, politisches Vorbild.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Möglichkeit eines Einflusses von Vlad Ţepeş auf Machiavellis „Der Fürst“
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit untersucht die Forschungsfrage, ob Vlad Ţepeş, der historische Vorbild für die Dracula-Figur, als Vorbild für Machiavellis „Der Fürst“ diente. Die Analyse vergleicht die Herrschaftspraktiken Vlad Ţepeş' mit Machiavellis politischer Theorie und beleuchtet die Quellenlage und -kritik beider Themenbereiche.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung (mit Forschungsfrage, Quellenlage und Vorgehensweise), ein Kapitel über Vlad Ţepeş und seine zeitgenössischen Darstellungen, ein Kapitel zur politischen Theorie Machiavellis in „Der Fürst“ mit Analyse möglicher Vorbilder (Cesare Borgia, Castruccio Castracani, Moses), ein Kapitel, das einen direkten Einfluss von Vlad Ţepeş auf Machiavelli untersucht, und abschließend ein Kapitel mit Schlussfolgerungen.
Welche Quellen werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die Quellenlage und -kritik sowohl zu Vlad Ţepeş als auch zu Machiavelli kritisch. Es wird zwischen historischen Quellen und mythologisierten Darstellungen (z.B. die Dracula-Legende) differenziert. Die Arbeit berücksichtigt die Komplexität der Quellen und deren jeweilige Aussagekraft.
Wie wird die Frage nach einem möglichen Einfluss von Vlad Ţepeş auf Machiavelli untersucht?
Die Arbeit untersucht die Möglichkeit eines direkten oder indirekten Einflusses von Vlad Ţepeş auf Machiavellis Werk, indem sie die Herrschaftsmethoden beider Personen vergleicht und zeitliche sowie geographische Faktoren berücksichtigt. Die Problematik von Geschichtsschreibung und Geschichtenzuschreibung, insbesondere im Kontext der Dracula-Figur, wird ebenfalls thematisiert.
Welche Schlüsselthemen werden behandelt?
Schlüsselthemen sind die Quellenkritik, die historische Figur Vlad Ţepeş im Vergleich zur mythologisierten Dracula-Figur, Machiavellis politische Theorie im „Fürsten“, die Analyse möglicher Vorbilder für Machiavellis Werk, der Vergleich der Herrschaftsmethoden von Vlad Ţepeş und Machiavellis Ideal des Fürsten, und die Untersuchung der zeitlichen und geographischen Faktoren, die einen Einfluss beeinflussen könnten. Die Problematik von Geschichtsschreibung und Geschichtenzuschreibung spielt eine zentrale Rolle.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit kommt zu einer sorgfältig abgewogenen Schlussfolgerung, ob ein direkter Einfluss von Vlad Ţepeş auf Machiavellis „Der Fürst“ bestanden haben kann. Diese Schlussfolgerung basiert auf der kritischen Analyse der Quellenlage und dem Vergleich der politischen Strategien beider Akteure.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Vlad Ţepeş, Dracula, Niccolò Machiavelli, Der Fürst, politische Theorie, Herrschaftsstrategien, Quellenkritik, Geschichtsschreibung, Geschichtenzuschreibung, historische Figur, Mythos, politisches Vorbild.
- Arbeit zitieren
- M.A. Sebastian Schäffer (Autor:in), 2008, Vlad Ţepeş „Dracula“ - Ein Vorbild für Machiavellis „Fürst“?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119073