Analyse des bürokratischen Systems im Hinblick auf die Figuren in Franz Kafkas "Das Schloß"


Term Paper, 2020

14 Pages, Grade: 2,7

Angelina Marx (Author)


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Begriffserklärung Bürokratie
2.2. Merkmale der Bürokratie nach Max Weber
2.3. K. im Leben der Dorf-Schloss-Gesellschaft
2.4. Klamm und das Beamtentum
2.5. Behördliche Verwaltung und bürokratischen Medien

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die analytische Arbeit beschäftigt sich mit dem Diskurs der Bürokratie in Franz Kafkas Roman „ Das Schloß“. Die Hauptfigur K. begibt sich als Landvermesser in den Kampf mit der dörflichen Schlossbehörde, um vor der Verwaltung sein Recht als Arbeiter einzufordern.

Die medienkulturwissenschaftliche Relevanz erstreckt sich auf Kafkas „Vergleichs- und Gegenüberstellungsverfahren von Literatur und Bürokratie“,1 welche ausdrücklich im Roman erarbeitet wird. Ziel ist es die Gesellschaft von Dorf und Schloss in ihrer Relation zur Bürokratie zu analysieren und welche Aspekte zu K.s scheiternden Kampfversuch führen.

Die Gliederung umfasst eine allgemeine Definition der Bürokratie nach dem Wirtschaftslexikon von Gabler und die Hauptmerkmale nach Max Weber. Des Weiteren wird K.s Dasein in der Dorf-Schloss-Gesellschaft analysiert, sowie das Beamtentum im Beispiel von Klamm; abschließend wird die Verwaltung mit ihren Medien beleuchtet.

2. Hauptteil

2.1. Begriffserklärung Bürokratie

Der Begriff der Bürokratie ist definiert als eine „legal-rationale Organisationsform“,2 die in den heutigen modernen Apparaten der Verwaltung im „öffentlich-staatlichen Bereich“3 und darüber hinaus auch in privaten, organisatorisch aufgebauten Betrieben, zu finden ist.4

Als vorteilhaft für die moderne Bürokratie zählt der technische Fortschritt im Gegensatz zu anderen „Organisations- und Herrschaftsformen in komplexen, hocharbeitsteiligen und differenzierten Gesellschaften“.5 Denn die Kontrolle ist einfacher gestaltet durch den leichten Zugang zu „Objektivität, Stetigkeit, Berechenbarkeit, Planbarkeit und Zuverlässigkeit“.6

Probleme werden in der Durchführung der Befehle gesehen, „da Zwecke und Ziele der Bürokratie aus individuell-subjektiver Perspektive oft schwer überschaubar und verständlich sind“,7 daraus ergibt sich eine Beklommenheit gegenüber der Bürokratie.8

Die Welt in der unsere Gesellschaft lebt, ist im ständigen Wandel, womit die Bürokratie in ihrer „ Anpassung der internen Strukturen9 einigen Komplikationen entgegentritt. Um von diesen Erschwernissen loszukommen und „zur Erhaltung ihrer Effizienz“,10 müssen die Gesetze und Strukturen des Systems reorganisiert werden.11

2.2. Merkmale der Bürokratie nach Max Weber

Nach der Definition von Max Weber gehört die Bürokratie zu der rationalen Herrschaft.12 Diese wird zusammengesetzt aus „de[m] Glauben an die Legalität gesatzter Ordnungen“13 und aus dem Recht des ausgewählten Beamten die Herrschaft auszuüben.14 Der Vorgesetze soll nach der „unpersönlichen Ordnung gehorch[en]“,15 an welcher er seine Anordnungen orientiert. Hierbei ist wichtig, dass die Angestellten nicht dem Vorgesetzen als Mensch Folgsamkeit schenken,16 sondern wiederum den „unpersönlichen Ordnungen gehorchen und daher zum Gehorsam nur innerhalb der ihm zugewiesenen rational abgegrenzten sachlichen Zuständigkeit verpflichtet sind“.17 Ein weiterer wichtiger Punkt ist „das Prinzip der Amtshierarchie, d.h. die Ordnung fester Kontroll- und Aufsichtsbehörden“,18 durch diese sollen alle Behörden problemlos „Berufung oder Beschwerde“19 an die Kollegen oder Vorgesetzten einreichen können. Den Verwaltungsstab formen „erfolgreich Fachgeschulte“,20 welche als Beamte tätig sind und die ein festgelegtes Gehalt erlangen, damit eine willkürliche Korruption präventiv unterbunden wird.21 Durchzusetzen ist das „Prinzip der vollen Trennung des Verwaltungsstabs von den Verwaltungs- und Beschaffungsmitteln“,22 hierbei wird die Kontrolle aller Angestellten im Umgang des staatlichen Geldes weiterhin stark durchgeführt.23 Alle Entscheidungen, Anträge etc. werden durch das „Prinzip der Aktenmäßigkeit der Verwaltung“24 schriftlich festgehalten. Die bürokratische Organisation ist im Hinblick auf „Präzision, Stetigkeit, Disziplin, Straffheit und Verläßlichkeit“25 und in Verbindung mit der Technik, die „formal rationalste Form der Herrschaftsausübung“.26

2.3. K. im Leben der Dorf-Schloss-Gesellschaft

Die Hauptfigur K., im Roman Das Schloß von Franz Kafka, kommt als Landvermesser in ein Dorf mit den Erfahrungen einer leicht zugänglichen und simplen Behörde (34).27 Diese Erwartungen werden jedoch nicht erfüllt. K. realisiert wie sehr die Gemeinde mit dem Schloss in Verbindung steht, so dass er zeitweise den Eindruck hat „Amt und Leben hätten ihre Plätze gewechselt“ (34). Durch das nächtliche und unangemeldete Eintreffen K.s (3) wird das Gefüge der Dorf-Schloss-Gesellschaft aus dem Gleichgewicht gerückt. Denn von Beginn an wird durch die Überforderung des Wirtes mit dem Aufkommen eines fremden Gastes (3), eine außergewöhnliche Hierarchie angedeutet. Mit dem Auftreten eines „junge[n] Mann[es], städtisch angezogen“ (3) wird eröffnet: „Dieses Dorf ist im Besitz des Schlosses, wer hier wohnt oder übernachtet, wohnt oder übernachtet gewissermaßen im Schloß“ (3). Es wird deutlich, dass das Schloss jedes Vorgehen im Dorf überwacht und kontrolliert,28 wodurch die Autorität der Schloss-Behörde verdeutlicht wird. Das kleine Dorf und das Schloss stehen im engen Austausch, so dass „jegliche Veränderung der eigenen Lebensperspektiven […] auch eine Veränderung der Machtkonstellation zwischen Dorf und Schloss mit sich bringen“29 würde. Diese Vorstellung allein wird von den Dorfbewohnern verdrängt und gar nicht erst zur Sprache gebracht.30 K. ist als Fremder ein Außenseiter, ohne Unterstützung anderer; das Unwissen über seine Vergangenheit wird kritisch von den Bewohnern konstatiert (28).

[...]


1 Stüssel, Kerstin (2004): „In Vertretung“, S. 95.

2 Schöbel, Enrico (2014): [Art.] „Bürokratie“, in:
https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/buerokratie-29945/version-253540

3 Ebd.

4 Vgl. ebd.

5 Ebd.

6 Ebd.

7 Schöbel, Enrico: Wirtschaftslexikon. herv. i. Orig.

8 Vgl. ebd.

9 Ebd. herv. i. Orig.

10 Ebd.

11 Vgl. ebd.

12 Vgl. Weber, Max (1922): „Wirtschaft und Gesellschaft“. S. 124.

13 Ebd.

14 Vgl. ebd.

15 Ebd. S. 125.

16 Vgl. ebd.

17 Ebd.

18 Ebd.

19 Ebd.

20 Ebd. S. 126.

21 Ebd. S. 127.

22 Weber, Max: „Wirtschaft und Gesellschaft“. S. 126.

23 Vgl. ebd.

24 Ebd.

25 Ebd. S. 128.

26 Ebd.

27 Kafka, Franz (2011): Das Schloß. Digbib.org. Die freie digitale Bibliothek. Im Folgenden werde ich die Seitenzahlen der Primärliteratur direkt in Klammern hinter das Zitat setzen.

28 Leich, Karin (2003): „Herrschaft und Sexualität“, S. 255.

29 Ebd. S. 161.

30 Vgl. ebd.

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Details

Title
Analyse des bürokratischen Systems im Hinblick auf die Figuren in Franz Kafkas "Das Schloß"
College
Johannes Gutenberg University Mainz
Course
Theaterwissenschaft, Medienkulturen der Bürokratie
Grade
2,7
Author
Year
2020
Pages
14
Catalog Number
V1190903
ISBN (eBook)
9783346630315
ISBN (Book)
9783346630322
Language
German
Keywords
analyse, systems, hinblick, figuren, franz, kafkas, schloß
Quote paper
Angelina Marx (Author), 2020, Analyse des bürokratischen Systems im Hinblick auf die Figuren in Franz Kafkas "Das Schloß", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1190903

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