Leseprobe
1. Einleitung
2. Empowerment
2.1 Ein geschichtlicher Rückblick
2.2 Empowerment - eine Arbeitsdefinition
2.3 Empowerment als Leitidee
2.4. Empowerment im Handlungskonzept
2.5. Psychologisches Empowerment
2.6. Empowerment auf der Gruppenebene durch primäre Netzwerkarbeit...
3. Übungsbeispiel:Empowerment im Handlungskonzept zur Verringerungen von Sprechangst durch Arbeitsgemeinschaften in Schulen (Relevanz in Schule, § 13 SGB VIII )
3.1. Was ist Sprechangst?
3.2. Wie sehen Arbeitsgemeinschaften an Schulen aus? …
3.3. Rolle der Schulsozialarbeit und „Soziales Kompetenztraining“ um „Empowerment“ als Methode zu realisieren
3.4. Übungsbeispiel: Sicher Reden
4. Fazit: Möglichkeiten und Grenzen der Schulsozialarbeit im Kontext Sprechangst 13
Literatur- und Quellenverzeichnis…...…
1. Einleitung
„Immer wieder fallen Kinder in der Schule oder im Kindergarten durch unsicheres Verhalten (…) auf, (…) 10-15% der Grundschüler und 5-10% der älteren Schüler weisen bereits soziale Unsicherheiten auf“ (Beuhausen 2009, S.53). Sprechangst ist eine dieser Unsicherheiten und besitzt viele Facetten in Ausprägung und Entstehungshintergrund. Vor Allem ist sie jedoch eines: weit verbreitet. Sie ist mit einem 41-51% Vorkommen, die am Häufigsten entwickelte Angst in der Bevölkerung (vgl. ebd., S.9). Für diese Arbeit stellt sich die Frage nach einer Möglichkeit zur frühzeitigen Prävention dieser Angst und findet die institutionelle Einrichtung Schule als Beispielort von leistungsorientiertem wie druckausübendem Lebensraum von Kindern und Jugendlichen, für die Entstehung von Sprechangst. Unter Heranziehung der Methode des „Empowerments“ und der sich ergebenden Handlungsspielräume der Schulsozialarbeit wird untersucht, inwiefern Schulsozialarbeit durch Empowerment in Arbeitsgemeinschaften, Sprechangst an Schulen entgegenwirken kann. Es wird zunächst die Begrifflichkeit des Empowerments näher beleuchtet, woraufhin weitere Ausführungen zur Rolle der Schulsozialarbeit folgen, um an einem aufgeführten Übungsbeispiel Empowerment als Methode in der Schulsozialarbeit Anwendung finden lassen zu können. Zuletzt werden die Möglichkeiten und Grenzen der Schulsozialarbeit im Kontext Sprechangst und Empowerment besprochen.
2. Empowerment
Anfangs wird die Geschichte wie die Bedeutung des Empowerments vorgestellt und wie sich anhand dieser die grundlegende Haltung des Begriffs für die Soziale Arbeit und eine daraus resultierende Arbeitsdefinition ergibt. Als Empowerment wird Vieles betitelt und anerkannt, jedoch stellt sich im sozialarbeiterischen Kontext oftmals die Frage nach ihrer methodischen Anwendbarkeit. Um den Rahmen dieser Arbeit klar zu definieren, wird im Folgenden den Fokus auf die begriffliche Relevanz des Empowerments für das Selbstverständnis der Sozialen Arbeit und ihren daraus Form findenden Handlungsansätzen behandelt.
2.1. Ein geschichtlicher Rückblick
Im Anschluss werden zwei für diese Arbeit relevant erscheinenden Bewegungen, die der „ Selbsthilfe “ und die der „ Bildung und politisches Bewusstsein“, vor dem Hintergrund der Begriffsdeutung des Empowerments, ausführlicher dargestellt. Jedoch ist zu bemerken, dass die ersten Schritte in der geschichtlichen Entwicklung hin zum Begriff Empowerment vor dem Beginn des „ civil-rights-movement “ in der afrikanischen Unabhängigkeitsbewegung und ihrer Begründungsstruktur, wie in dem ersten „Marsch nach Wahsington“ (1941), als Teil der schwarzen, sich organisierenden und verlautenden Widerstandsbewegung zu verorten sind. Erstmals benannte Barbara B. Solomon (1976) den Begriff in ihrem Buch „Black Empowerment: social work in oppressed communities“, und beschrieb somit eine neue Form des Helfens (vgl. Herriger 2014, S.23).
1. Selbsthilfe
Die organisierte Selbsthilfe hat nach vielerorts geteilter Meinung ihr Geburtsjahr 1935, als sich die „Anonymen Alkoholiker“ formierten, jedoch gibt es auch weitere in diese Zeit reichende Erscheinungsformen, welche als Gemeinsamkeit immer einen impulsgebenden Notstand aufweisen (vgl. Wohlfahrt 2009, S.183-184). Die „Selbsthilfe-Bewegung“ wurde von der Einsicht geleitet, dass Leidtragende durch ihre Situationen auch immer ein gewisses Expertenwissen über ihr getragenes Leid mit sich bringen müssen und sich dieses in Selbsthilfegruppen zu Nutze machen können. Dieser Gedanke sollte den 1970er Jahren bereits existierenden Selbsthilfegruppen auch gesellschaftlich eine neue Position zusprechen und diese über ein als schlicht zeitvertreibendes, hin zu einem als gesundheitsfördernd angesehenem Zusammentreffen erheben (vgl. Hill 2008, S. 10). Charakteristisches Merkmal der Selbsthilfeorganisationen sind die sich auch staatsunabhängig entwickelnden Bildungspotenziale, welche als Antwort auf ein vorherrschendes Dienstleistungsmonopol des Staates im Sozialen Sektor zu verstehen sind und die Eigenbemächtigung Betroffener, Hilfe und Räume für diese in Eigeninitiative zu finden versuchen (vgl. Herriger 2014, S.29).
Nach Herriger können fünf Gemeinsamkeiten von Selbsthilfegruppen festgestellt werden:
„(…) die Betroffenheit der Mitglieder durch ein gemeinsames Problem; ein (partieller) Verzicht auf Mitwirkung professioneller Helfer; die Betonung immaterieller Hilfen und der Verzicht auf eine Gewinnorientierung; die Zielsetzung der Selbst- und/oder der Sozialveränderung; und eine Arbeitsweise gleichberechtigter Kooperation und gegenseitiger Hilfe.“ (Herriger 2014, S.29)
2. Bildung und politisches Bewusstsein
Zu Beginn der 1960er Jahre wurde Paulo Freire theoretischer wie praktischer Wegbegleiter der Empowerment-Ansätze in Brasilien. Aufklärungskampagnen die tiefer angelegt waren als Menschen bei der Alphabetisierung und politischer Aufbietung zu unterstützen, und schließlich auch auf die Aufmerksamkeitsmachung politischer Unterdrückungsstrukturen fußte, brachten Freire zu seiner Theorie, dem „ Konzept der Bewußtseinsbildung“ (vgl. Herriger 2014, S. 34). In diesem Konzept zeichnet er das Bild eines notwendigen Wandels der Wissensvermittlung, da diese als statisches Gut der Weitergabe für ihn eine Unterdrückungsfunktion einnimmt. Für Freire muss die Pädagogik neue Wege der kritischen Wissensvermittlung gehen, die einen Dialog auf Augenhöhe als Grundlage voraussetzt, um mit den Lernenden interagieren zu können und Sie „Werkzeuge“ entwickeln zu lassen und somit eine schrittweise Ermächtigung zu erreichen, die befähigen soll, unterdrückerische Muster aufzudecken und persönliche Bezugnahme zu Wissen herstellen zu können (vgl. ebd., S.35-36).
2.2. Empowerment - eine Arbeitsdefinition
Der Begriff des Empowerments aus dem Englischen, lässt sich im Deutschen als „Selsbtbefähigung“, „Selsbtbemächtigung“, oder „Stärkung von Eigenmacht und Autonomie“ verstehen. Dies ist zunächst die geringste Basis aus der sich weitere Lesearten des Empowerments ergeben, wie im Weiteren beschrieben wird (vgl. Herriger 2014, S.13).
Empowerment tritt im politischen wie alltäglichen Kontext zum Vorschein und lässt auf eine vielseitige Anwendbarkeit vermuten, wie am Beispiel des „civil-rights-movement“ und der „Selbsthilfe - Bewegung“ zu beobachten ist. Herriger spricht von einem Empowerment welches „politisch buchstabiert“ oder „lebensweltlich buchstabiert“ aufzufassen ist. Erstgenanntes müsse immer mit einem Vorstoß der Unterdrückten zur Verlautbarung ihrer Ohnmacht und einer bestrittenen Umverteilung strukturell angewandter Macht einhergehen. Empowerment in der Lebenswelt liest sich ebenfalls politisch, jedoch auf einer kleineren, individuelleren Ebene des Alltags. In dieser Definition geht es mehr um die „Macht“ oder „Stärke“ als sich erweiternder Kompetenzpool zur gelingenden Bewältigung des Alltags (vgl. ebd., S. 14f).
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- Arbeit zitieren
- Emma Hosse-Hartmann (Autor:in), 2021, Empowerment und Sprechangst. Wie die Schulsozialarbeit der Sprechangst entgegenwirken kann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1191951
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