Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist der Agrarsektor in den
Industrieländern durch eine Vielzahl spezifischer Regelungen geprägt.
Obwohl die Landwirtschaft in diesen Ländern im Vergleich zu anderen
Wirtschaftssektoren eine unbedeutende Rolle spielt, wird sie gerade hier mit
viel Aufwand gegen Konkurrenz aus dem Ausland abgeschirmt und
subventioniert. Die Landwirtschaft wird deshalb immer noch als „the most
distorted sector in the world economy“ bezeichnet. Da die Europäische Union
(EU) hinsichtlich der Produktpalette, des Protektionsniveaus und der Art der
staatlichen Stützung mit an der Spitze der Protektionisten steht, kann der
Agraraußenhandel der EU als paradigmatisch für den Agrarprotektionismus
der Industrieländer bezeichnet werden. Aus diesem Grunde sieht sich die
Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die auf die Lösung interner Probleme
gerichtet ist, seit ihrer Gründung heftiger Kritik seitens ihrer Handelspartner
ausgesetzt. So waren und sind gerade die meisten Entwicklungsländer
aufgrund fehlender Mittel nicht in der Lage, ihre Landwirtschaft in
entsprechendem Ausmaß zu unterstützen. Aufgrund der wichtigen Rolle,
welche die EU-Landwirtschaft auf dem Weltagrarmarkt spielt, hat die
Gemeinsame Agrarpolitik der EU erhebliche Auswirkungen auf die
Entwicklungsländer – vor allem, weil für diese die Landwirtschaft von
besonders großer Bedeutung ist. So erwirtschaftet die Landwirtschaft in den
Entwicklungsländern einen Großteil des Volkseinkommens und beschäftigt
einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung, weswegen sie insbesondere für
die ärmsten Entwicklungsländer das „Rückgrat der Wirtschaft“ ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Methodische Vorbemerkungen
- 2.1 Theoretische Einordnung
- 2.2 Operationalisierung
- 2.3 Stand der Forschung
- 2.4 Definition eines Entwicklungslandes
- 2.5 Einteilung von Entwicklungsländern
- 3 Die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (EU)
- 3.1 Legitimation für eine Agrarpolitik
- 3.2 Entwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)
- 3.3 Ziele der GAP
- 3.4 Die Markt- und Preispolitik der GAP
- 3.5 Reformen der GAP
- 3.5.1 Die MacSharry-Reform 1992
- 3.5.2 Die Agenda 2000
- 3.5.3 Die GAP-Reform 2003
- 4 Die Entwicklungspolitik der Europäischen Union
- 4.1 Ziele und Leitbilder
- 4.2 Instrumente
- 4.2.1 Handelspräferenzen
- 4.2.1.1 Allgemeines Präferenzsystem
- 4.2.1.2 AKP-Staaten
- 4.2.1.3 Die „Everything But Arms“-Initiative
- 4.2.2 Finanzielle Hilfe
- 4.2.1 Handelspräferenzen
- 5 Der internationale Agrarhandel
- 5.1 Freihandel und Protektionismus
- 5.2 Der Agrarhandel zwischen der EU und den Entwicklungsländern
- 5.3 Theoretische Analyse der Wirkungen der GAP-Instrumente
- 5.3.1 Preis- und Mengeneffekte eines Importzolls
- 5.3.2 Preis- und Mengeneffekte einer Exportsubvention
- 5.3.3 Weitere Effekte
- 6 Auswirkungen der GAP auf die Entwicklungsländer
- 6.1 Komparativ-statische Analyse
- 6.1.1 Nettoagrarimporteure
- 6.1.2 Nettoagrarexporteure
- 6.2 Dynamische Analyse
- 6.2.1 Nettoagrarimporteure
- 6.2.2 Nettoagrarexporteure
- 6.1 Komparativ-statische Analyse
- 7 Kohärenz von europäischer Agrar- und Entwicklungspolitik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die entwicklungspolitische Dimension der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Ziel ist es, die Auswirkungen der GAP auf Entwicklungsländer zu analysieren und die Kohärenz zwischen europäischer Agrar- und Entwicklungspolitik zu bewerten.
- Auswirkungen der GAP auf den internationalen Agrarhandel
- Analyse der Preis- und Mengeneffekte von GAP-Instrumenten
- Untersuchung der Auswirkungen auf Nettoagrarimporteure und -exporteure
- Bewertung der Kohärenz zwischen GAP und der Entwicklungspolitik der EU
- Theoretische Einordnung und methodische Vorgehensweise
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 dient als Einleitung. Kapitel 2 beschreibt die methodischen Vorbemerkungen, einschließlich der theoretischen Einordnung, Operationalisierung, des Forschungsstandes und der Definition von Entwicklungsländern. Kapitel 3 behandelt die Gemeinsame Agrarpolitik der EU, ihre Entwicklung, Ziele und Reformen. Kapitel 4 fokussiert auf die Entwicklungspolitik der EU, ihre Ziele, Leitbilder und Instrumente. Kapitel 5 analysiert den internationalen Agrarhandel und die theoretischen Wirkungen der GAP-Instrumente. Kapitel 6 untersucht die Auswirkungen der GAP auf Entwicklungsländer, sowohl komparativ-statisch als auch dynamisch, differenziert nach Nettoagrarimporteuren und -exporteuren. Kapitel 7 widmet sich der Kohärenz von europäischer Agrar- und Entwicklungspolitik.
Schlüsselwörter
Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), Entwicklungspolitik, Europäische Union, Internationale Agrarhandel, Entwicklungsländer, Nettoagrarimporteure, Nettoagrarexporteure, Handelspräferenzen, Subventionen, Zölle, Kohärenz, Marktpolitik.
- Citation du texte
- M.A. Carsten Bobe (Auteur), 2007, Die entwicklungspolitische Dimension der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119233