Geschlechterverhältnis und Generationenbeziehungen im Wandel und Auswirkungen auf die Familie


Hausarbeit, 2018

12 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historische Entwicklung der Familie
2.1 Familie damals
2.2 Familie heute

3. Heutige Generationenbeziehungen zwischen Eltern und Kind

4. Generationenbeziehungen in Migrantenfamilien

5. Familie im sozialen Wandel
5.1 Individualisierung und Pluralisierung
5.2 Wandel des Geschlechterverhältnisses in der Familie

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der Fernsehwerbung heißt es zurzeit: „Familie ist alles und alles kann Familie sein“. Dies spiegelt die heutige Denkweise der Gesellschaft über die Vorstellung von Familie wider. Es zeigt auf einfache Art und Weise, dass sich in den Köpfen vieler Menschen die traditionellen Familienstrukturen aufgelöst oder zumindest gelockert haben. Tatsächlich erleben wir jedoch gerade seit der großen Migrationswelle in Deutschland ein Erstarken der traditionellen und konservativen Denkweisen, auch in Bezug auf die Familie und die Rolle der Frau.

Diese Arbeit beschäftigt sich zunächst mit der historischen Entwicklung der Familie und wirft zunächst einen kurzen Blick auf die Familie von heute. Im Anschluss werden die heutigen Generationenbeziehungen auch in Bezug auf Menschen mit Migrationshintergrund, als wichtigen Teil unserer heutigen Gesellschaft, behandelt. Im Folgenden werden die Auswirkungen auf die Familie durch den sozialen Wandel näher betrachtet. Dabei wird auch der Aspekt des Wandels der Geschlechterverhältnisse beleuchtet.

Am Ende diskutiere ich die Frage, ob für Jugendliche mit Migrationshintergrund die zahlreichen Familienformen in der deutschen Gesellschaft eine gleichwertige Alternative zur traditionellen Familienform darstellen können.

2. Historische Entwicklung der Familie

Die Gesellschaft und somit auch die Familie durchlief von Beginn an Veränderungsprozesse und ist stetigem Wandel ausgesetzt. Der Begriff „Familie“ bezeichnet heutzutage keinen homogenen Begriff, weswegen es keine einheitliche Definition dafür gibt (vgl. Marx, 2011: 5). Auch in der Vergangenheit besaß der Begriff der Familie verschiedene Bedeutungen. Konsens bestand jedoch darin, dass zu einer Familie eine Mutter, ein Vater und ein Kind gehören, die sogenannte „Kernfamilie“ (Marx, 2011: 7).

2.1 Familie damals

Der Vorläufer der Familie war die Sippe, deren Mitglieder auch über mehrere Orte verteilt lebten. Sie war durch die Blutsverwandtschaft der Sippenmitglieder charakterisiert (vgl. Marx, 2011: 8).

Die ursprüngliche Form der Familie war die große Haushaltsfamilie, deren Mitglieder an einem Ort lebten und die nicht zwingendermaßen blutsverwandt waren. In der vorindustriellen Zeit lebten viele Menschen in Dorfgemeinschaften von der Landwirtschaft. Die damalige Lebensform der Familie wurde mit dem Begriff „ganzes Haus“ bezeichnet und umfasste mehr als die Kernfamilie. Zur Gemeinschaft des „ganzen Hauses“ zählten auch Knechte, Mägde, Gesellen oder Handwerker. Besonders bei dieser Form des familiären Zusammenlebens war die Vereinigung von Produktion bzw. Bewirtschaftung und Familienleben. In der Haushaltsfamilie war der Hausvater in der Rolle des Patriarchen und gab die Regeln und Strukturen aller Familienmitglieder vor. Es standen vor allem ökonomische Gesichtspunkte im Zentrum des Handelns. So wurden Ehen aufgrund von materiellen Gründen geschlossen und Kinder als spätere Arbeitskräfte und Altersvorsorge betrachtet (vgl. ebd.).

Im Zuge der Industrialisierung zogen viele Menschen vom Land in die Stadt um dort in den Fabriken und Produktionsstätten zu arbeiten. Arbeit und Wohnstätte befanden sich nun, anders als in den Haushaltsfamilien, an getrennten Orten. Es entstanden neue Formen der Familie, die sich von Beruf, Bildung und Stand in der Gesellschaft unterschieden. Allen gemein war die Trennung der Familie von Produktion und Familienleben. Der ökonomische Gesichtspunkt, der in der Haushaltsfamilie von ausschlaggebender Bedeutung war, trat zurück und eine gefühlsbetontere Bindung zu den nun ausschließlich blutsverwandten Familienmitgliedern trat mehr und mehr in den Vordergrund. Durch diese neuen Bedingungen und die aufkommende Epoche der Romantik im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Liebesheirat (vgl. Marx, 2011: 9).

Nach dem 2. Weltkrieg kam es durch das Wirtschaftswunder zu Lohnsteigerungen. Der Mann, der sich noch immer in der Rolle des Versorgers befand, verdiente genug, so dass die Frau zu Hause blieb, um die Rolle der Hausfrau und Mutter zu übernehmen. Das familiäre Zusammenleben war geprägt von der privilegierten Geschlechterbeziehung zwischen Mann und Frau, dem Vorrecht des Ehemanns gegenüber seiner Ehefrau, der Eltern gegenüber den Kindern und der älteren gegenüber der jüngeren Generation (vgl. Hobsbawm, 1994: 402).

2.2 Familie heute

Die „Normalfamilie“, also die Vater-Mutter-Kind-Familie, ist auch heute trotz einer Vielzahl an unterschiedlichen Lebensformen noch das vorherrschende Bild in der Gesellschaft. Wenn man von einer Familie spricht, wird in der Regel von der klassischen Kernfamilie ausgegangen, die aus zwei Generationen besteht und in der beide Elternteile mit den Kindern blutsverwandt sind. Andere Arten des familiären Zusammenlebens, wie z.B. Patchworkfamilien oder Alleinerziehende, werden als von der Familie abweichend charakterisiert, da sie nicht dem gesellschaftlichen Ideal entsprechen (vgl. Marx, 2011: 4f).

Auf der Grundlage dieser Sichtweise werden den einzelnen Mitgliedern einer Familie noch immer festgelegte, geschlechtsspezifische Rollen zugeordnet. So wird dem Vater vor allem die Rolle des ökonomischen Versorgers zugesprochen, während die Frau vor allem in der Rolle der Mutter gesehen wird, die für die Pflege und emotionalen Bedürfnisse der Kinder verantwortlich ist. Die Rolle des Kindes orientiert sich entsprechend seines Geschlechts an der Mutter oder dem Vater und ist durch Gehorsamkeit und Lernbereitschaft charakterisiert (vgl. ebd.).

Jedoch ist die Reduzierung des Begriffs der Familie auf die Kernfamilie in Anbetracht einer entstandenen Vielzahl neuer Lebensformen so nicht mehr möglich. Durch den gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahrzehnte wurden viele neue, von der Normalfamilie abweichende Lebensmuster, hervorgebracht. Die Anzahl der Menschen, die nicht mehr nach diesem traditionellen Familienbild leben, ist rasant gestiegen. Anzeichen hierfür sind zum Beispiel die Anzahl der Ehescheidungen oder die Anzahl von alleinstehenden Menschen, die nicht mit einem Partner in der Familie zusammenleben. Nach einer Datenerhebung des Familienreports gab es 2008 in Deutschland 694.000 nicht-eheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern, wovon 4000 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit Kindern waren (vgl. Familienreport, 2010: 21). Aus diesem Grund darf man, wenn man von Familie spricht, nicht nur die Ehepartner und leiblichen Kinder meinen. Man muss nun auch Alleinerziehende, nicht miteinander verheiratete Eltern und Stiefeltern mit in den Familienbegriff mit einbeziehen. Neben die Normalfamilie sind also andere Formen des Zusammenlebens getreten (vgl. Marx, 2011: 6).

3. Heutige Generationenbeziehungen zwischen Eltern und Kind

Die gesellschaftlichen Bedingungen, wie z.B. die verbesserten Lebensverhältnisse und die dadurch gestiegene Lebenserwartung, haben sich seit den 1950er Jahren sehr verändert, was sich in den heutigen Generationenbeziehungen widerspiegelt. Die Geburtenzahlen sind deutlich zurückgegangen, was jedoch nicht mit einem Bedeutungsverlust der Elternschaft gleichzusetzen ist. Vielmehr messen die Eltern der Elternschaft heute eine besondere Bedeutung zu. Sie entscheiden sich in der Regel bewusst für ein Kind und knüpfen daran die Hoffnung auf Glück und Sinnstiftung. Ein Kind wird nicht mehr als selbstverständlich in einer Ehe oder Paarbeziehung gesehen und rückt somit ins Zentrum der Beziehung von Mann und Frau (vgl. Maihofer, Böhnisch, Wolf, 2001: 32). In die Beziehung zum Kind werden zudem, so Rita Marx, Hoffnungen und Erwartungen nach „Emotionalität, Nähe und Sicherheit [gesetzt], die sich in den Lebenszusammenhängen der Herkunftsfamilien und Partnerbeziehungen immer weniger finden“ (Marx, 2011: 13).

Indem die Eltern sich vor allem auf das Kind konzentrieren und in ihm eine Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Sinnerfüllung sehen, gerät die Paarbeziehung aus dem Blickfeld und verliert an Wert. Die gemeinsam erlebte Elternschaft kann sich durch die intensiven Erlebnisse mit dem Kind und den Erfahrungsaustausch darüber stabilisierend auf die Paarbeziehung auswirken. Sie kann jedoch auch einen Konkurrenzkampf beider Eltern auslösen, die um die Nähe und Intimität zu ihrem Kind konkurrieren (vgl. Maihofer, Böhnisch, Wolf, 2001: 33).

Da viele Familien nur wenige Kinder haben, wachsen Kinder zunehmend ohne Geschwister und hauptsächlich in enger Beziehung mit ihren Eltern auf. Dadurch erhalten die Kinder viel Aufmerksamkeit von ihren Eltern und es entsteht ein Verwöhnungseffekt, der sich in der kindlichen Entwicklung, z.B. bezüglich der Frustrationstoleranz, negativ auswirken kann. Zudem fehlt den Kindern der Kontakt zu anderen Kindern, was die Eltern versuchen durch die Teilnahme an spezifischen Gruppenangeboten, wie z.B. Mutter-Kind-Gruppen, Malkurse o. Ä. auszugleichen. Der Nachteil an diesen Gruppen ist jedoch, dass die Kinder ständig unter pädagogischer Aufsicht durch Erwachsene stehen und sich ihre Kindheit zunehmend in Institutionen abspielt. Eigenständiger Kontakt zu Gleichaltrigen, wie es für Kinder z.B. in größeren Kindergruppen in Kindergärten möglich ist, ist in diesen Gruppen kaum bis gar nicht realisierbar (vgl. ebd).

Anders als früher läuft die Ablösungsphase von Jugendlichen aus Elternhäusern heutzutage weniger problematisch und dramatisch ab, wie empirische Studien zeigen. Nach wie vor gibt es Meinungsunterschiede, wie z.B. in den Bereichen von Politik und Moral, jedoch wirkt sich dies nicht nachteilig auf die Eltern-Kind-Beziehung aus. In vielen Lebensbereichen messen die Jugendlichen ihren Eltern eine größere Bedeutung zu als der Gruppe der Gleichaltrigen. Die Mehrheit der Jugendlichen gibt an ein gutes Verhältnis zu den Eltern zu haben. Anstelle eines konfliktreichen Ablösungsprozesses sind Vermeidungsstrategien getreten. Als Ursache hierfür wird die Angleichung der Erwachsenen- und Jugendphase gesehen: Lebensbereiche, Perspektiven und Wertvorstellungen von Jung und Alt gleichen sich mehr und mehr an, wodurch weniger Konflikte entstehen. Die Konflikte, so wird davon ausgegangen, werden in den außerfamiliären Bereich z.B. von Politik ausgelagert. In ihnen geht es z.B. in heftigen Debatten über Verteilerfragen (vgl. Maihofer, Böhnisch, Wolf, 2001: 33f).

4. Generationenbeziehungen in Migrantenfamilien

Generationenbeziehungen haben in Familien mit Migrationshintergrund eine besondere Bedeutung. Zum einen kommen sie meist aus Ländern ohne staatliches System der sozialen Absicherung und bringen die Erfahrung mit, dass alle sozialen Absicherungen zwischen den Generationen erbracht werden müssen. „Diese Funktion der unmittelbaren materiellen Absicherung durch Generationenbeziehungen haben weitreichende Auswirkungen […] darauf, was Eltern und Kinder füreinander bedeuten, was sie gegenseitig voneinander erwarten und welchen „Wert“ sie füreinander haben“ (Nauck, 2002: 334). Zum anderen ist die Bedeutung der Generationenbeziehungen durch die Migrationssituation selbst hervorgehoben. So sind Menschen, die aufgrund eines ungesicherten Aufenthaltsstatus ggf. in ihr Herkunftsland zurückkehren müssen, wieder auf soziale Absicherungssysteme der Generationen angewiesen. Aus diesen Gründen spielt das Überbringen von Werten zwischen den Generationen, die intergenerative Transmission, in Migrationsfamilien eine größere Rolle als in Familien ohne Migrationshintergrund (vgl. ebd.).

Treten nur wenige neue Mitglieder in ein neues gesellschaftliches Umfeld ein, dann kann die Weitergabe der Kultur langsam erfolgen. Treten jedoch viele neue Mitglieder ein, dann muss die Kultur, um aufrechterhalten zu werden, akzentuiert und intensiv zwischen den Generationen weitergegeben werden. D.h. findet ein schneller und großer Wandel der Gesellschaft durch starke Migration statt, dann führt dies auf beiden Seiten zu einer Betonung der jeweils eigenen Kultur. Das Überliefern der kulturellen Werte zwischen den Generationen ist dann für die eingetretene Minderheit die einzige Chance das kulturelle Erbe zu erhalten (vgl. ebd.). „Das Paradoxe an der Migrationssituation ist […], dass die Elterngenerationen zu gleicher Zeit eine größere Schwierigkeit und eine größere Notwendigkeit intergenerativer Transmission von Kultur gegenüberstehen“ (Nauck, 2002: 334 f). Aus diesem Grund sind Generationenbeziehungen in Migrantenfamilien besonders hoch motiviert und die intergenerative Transmission stärker ausgeprägt (vgl. Nauck, 2002: 335).

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Geschlechterverhältnis und Generationenbeziehungen im Wandel und Auswirkungen auf die Familie
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin
Note
1,3
Jahr
2018
Seiten
12
Katalognummer
V1193150
ISBN (eBook)
9783346634641
Sprache
Deutsch
Schlagworte
geschlechterverhältnis, generationenbeziehungen, wandel, auswirkungen, familie
Arbeit zitieren
Anonym, 2018, Geschlechterverhältnis und Generationenbeziehungen im Wandel und Auswirkungen auf die Familie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1193150

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