Die Lokalisten - Eine Ethnographie der Identitätskonstruktion auf Internetplattformen und deren sozialpsychologische Analyse unter dem Aspekt des Motivationsfaktors Anerkennung


Trabajo de Seminario, 2007

20 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhalt

Einleitung

I. Vorstellung der Theorien
1. Goffman/ „Self-Presentation in everyday-life
2. Mead/ “Symbolische Interaktion”
3. Keupp/ „Patchwork Identity“

II. Abhandlung über den Begriff der Anerkennung

III. Das Lokalisten-Prinzip
1. Exklusivität
2. Integration/Vernetzung
3. Selbstpräsentation
4. Motivation

IV. Anwendung
1. Symbolischer I.A. und Anwendung auf Lokalisten bzw. Differenzen
1.1 Präsentation
1.2 Interaktion
1.3 Identität
2. Selbstpräsentation in Bezug zu Goffman
3. Erschaffung der virtuellen Identität in Bezug zu Keupp

Schluss

Literaturnachweis

Einleitung

„Web 2.0“ wohl bis dato einer der medial präsentesten Begriffe dieses Jahres. Längst schon dient das Internet nicht mehr allein der Informationsbeschaffung und ist die aktive Mitgestaltung kein ausschließlich für Informatiker verständliches Mysterium. Der Nutzer und dessen aktive Beteiligung rücken immer mehr in den Vordergrund. Noch vor ein paar Jahren diente eine Internetpräsenz hauptsächlich dazu, aus geschäftlichen Gründen auch digital auf die reale Existenz zu verweisen. Nun scheint es immer häufiger darum zu gehen, im Alltag auf virtuelle Profile zu verweisen, um dort Zuwachs zu verzeichnen.

Die Internet-Parallelwelt „Second Life“[1] zählt jetzt schon über drei Millionen „Bürger“[2] und bei dem Netz-Portal „Lokalisten“[3] sind tagsüber permanent über fünfzehntausend Mitglieder online.

Nicht nach den gesellschaftlichen Veränderungen, die eine derartige Bewegung auslösen und dirigieren, soll in dieser Arbeit geforscht werden, sondern vielmehr nach den Konstanten. Es sollen jene treibenden Kräfte der menschlichen Persönlichkeit in den Vordergrund rücken, welche uns zu Selbstdarstellern machen und uns schon immer dazu „zwingen“ Bilder unserer Selbst nach Außen zu tragen.

Wir alle brauchen den Spiegel der Gesellschaft, um uns selbst zu erkennen und deren „Anerkennung“, um unseren Platz zu finden. Wie genau dieser Prozess in Form der virtuellen Identitätsrepräsentation bzw. Konstruktion auf Internetplattformen abläuft, und welche Rolle in diesem Zusammenhang die Anerkennung spielt, soll im Folgenden untersucht werden.

Abschließend möchte ich einleitend noch erwähnen, dass ich eigens für diese Arbeit, um das Lokalisten –Prinzip besser verstehen und sich selbst ein Bild davon machen zu können einen zugänglichen Account eingerichtet habe. Die Zugangsdaten lauten:

Spitzname: Malinowski

Passwort: Ethnologie

I. Vorstellung der Theorien

Bei der Präsentation der drei Theorien, die das Objektiv meiner Analyse der Lokalisten darstellen, habe ich die nachfolgende Reihenfolge bewusst gewählt. Es scheint mir sinnvoll, mit Goffman und dem sozialen Rollenverhalten zu beginnen. Aufbauend darauf lässt sich mit Mead die soziale Interaktion der Charaktere darstellen. Abschließend soll sich mit Keupp dem aktuellen Verständnis von Identität und der Bedeutung von sozialen Netzwerken und Anerkennung im Prozess der Identitätsschaffung angenähert werden.

Letzter Punkt soll auch gleichzeitig dazu überleiten, die Internet-Plattform Lokalisten als ein Netzwerk der Selbstdarstellung und Interaktion zu präsentieren und in einem weiteren Schritt theoriebezogen, bezüglich seiner Funktion für die Identitätsarbeit der Mitglieder zu untersuchen.

1. Goffman/ „Self-Presentation in everyday-life”

Ausgangspunkt von Goffman’s Argumentation ist das Rollenverhalten, das wir bei unserem gesellschaftlichen (Inter-)Agieren einnehmen. Bei seiner Beschreibung bedient er sich zahlreicher Begriffe aus der Film- und Theaterwelt und schafft somit ein metaphorisches Grundgerüst kultureller Determiniertheit.[4] Der Leser, welcher mit den Illusionen der Bühnenwelt und deren Konsumierung vertraut ist, kann ohne weiteres die Brücke der Assoziation beschreiten und den realen Bezug zum Verhalten im Alltag herstellen. Dieses Verhalten wird von Goffman vielmehr als „Darstellung“ oder auch „performance“ bezeichnet und beschreibt „[.] das Gesamtverhalten, das jemand vor anderen zeigt und das diese andere[n] beeinflusst.“[5] Dieses wiederum setzt sich aus vielen, situationsbedingten Einzelvorstellungen, den sogenannten „Fassaden“ zusammen. Ich möchte diese im Folgenden auch mit dem Begriff „Rolle“ belegen. Wir alle sind gezwungen, im Ausleben unseres Alltags in verschiedene „Rollen“ zu schlüpfen, die uns mit unterschiedlichen Anforderungen und wechselndem Publikum konfrontieren. So sind wir beispielsweise einerseits Tochter oder Sohn, andererseits aber auch Arbeitnehmer/-geber und irgendwann selbst Vater oder Mutter. Um darin zu überzeugen, gilt es eine kleine Menge „Rollen“ gut zu beherrschen, statt möglichst viele oberflächliche „Darstellungen“ abzuliefern. Hilfsmittel, die unsere Selbstinszenierung untermalen, im Sinne von Kulissen und Requisiten, bezeichnet Goffman als „Fassaden“.[6] Damit sind zunächst Räume des persönlichen Agierens, wie Wohnung, Fahrzeug oder favorisierte, externe Räumlichkeiten gemeint. Die dazugehörigen Accessoires oder Requisiten, wie „[.] Kleidung, Geschlecht, Körperhaltung oder die Art zu Sprechen“ spezifiziert er mit der Zuordnung zur „persönlichen Fassade“.[7] Da wir sowohl Publikum, als auch Akteure sind, sind wir bereits mit vielen Erwartungen vertraut, die an bestimmte „Rollen“ geknüpft sind und wissen diesen in unserer „Performance“ zu entsprechen. Durch die gegenseitige Beeinflussung von Erwartung und Entsprechung bleiben wir flexibel und können sowohl spontan auf unser Publikum reagieren, als auch die Handlungsintention unbekannter „Rollen“ erkennen und deuten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unser Verhalten im Alltag bewusst „inszeniert“ wird. Dabei bedienen wir uns, um zu überzeugen zusätzlicher Ausdrucksmittel die körperlicher, aber auch materieller Art sein können. Die Anwesenheit von Publikum und gleichzeitige Repräsentierung dessen Publikums sind Bedingung für einen Perspektivenwechsel, der nötig ist, um zur eigenen Überzeugung von einer gelungenen „Darstellung“ zu gelangen.

2. Mead/ „Symbolisch vermittelte Interaktion“

Während es Goffman in seiner Darstellung hauptsächlich um das Verhalten des Einzelnen und den Ausdruck der Persönlichkeit geht, beschreibt Mead den Reiz-Reaktions-Kreislauf in der Interaktion von Individuen. In unserem Handeln senden wir ständig Reize an unser Gegenüber aus, die bewusst gewählt („symbolisch vermittelte Interaktion“) oder reflexartig („gebärden- und gestenvermittelte Interaktion“) auftreten können.[8] Diese Signale werden vom In: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hg.): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit, Band 1, Reinbek 1973, S.87 ff.

Empfänger analysiert bzw. interpretiert und lösen wiederum eine Folgehandlung aus, die es zu verarbeiten gilt. Da wir ständig Sender von Informationen sind, auch ohne uns dessen bewusst zu sein, ist Begegnung ohne „Kommunikation“ nicht möglich. Soll die Kommunikation ohne Konfusion ablaufen, und möglichst wenig Spielraum zur Fehlinterpretation liefern, so sind Symbole zu wählen, über die bei allen Beteiligten ein Konsens vorherrscht. Solche sogenannten „signifikanten Symbole“ sind kulturell determinierte Gesten, wie zum Beispiel das Winken oder Erheben des Daumens.[9] Erst die Fähigkeit, sich bei der Interaktion in das Gegenüber hineinzuversetzen und über das eigene Tun bewusst zu reflektieren, schafft Identität. Nur über den Abgleich mit den Attributen unseres sozialen Umfeldes können wir Aussagen über uns selbst treffen. Dabei unterscheidet Mead zwischen drei Formen der Selbstwahrnehmung: dem „me“ welches die von uns vermutete Wirkung auf andere bezeichnet; dem „self“, die zusammengesetzte Collage aller „me’s“ und dem „I“ ,den spontan und unkontrolliert hervorbrechenden Facetten unseres Wesens. Auch hier ist Identität das Resultat des Wechselspiels von Selbst- und präsumiertem Fremdbild und ein ständiger Prozess. Dabei ist es vor allem das „I“, welches Progressivität schafft: spontane Handlungen werden bei positiver Auswirkung auf das „self“ habitualisiert und verändern das „me“.[10]

So lässt sich abschließend zu Mead sagen, dass es vor allem jenes Rollenspiel des Perspektivenwechsels ist, das unserer selbst bewusst werden lässt und dass wir in ständiger Reaktionsbereitschaft auf die Reize unseres Umfeldes stehen. Kommunikation ist dabei der reizbezogene Informationsaustausch welcher uns eine Idee unserer Wirkung auf andere vermittelt.

[...]


[1] Vgl. : http://secondlife.com

[2] ebd., Statistik auf der Hauptseite, [aufgerufen am 23.07.2007]

[3] Vgl.: http://www.lokalisten.de, die genannte Zahl stammt aus eigener Erfahrung als Mitglied

[4] Vgl. Goffman, Erving: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, München 2004 5 Abels, Heinz: Interaktion, Identität, Präsentation. Kleine Einführung in interpretative Theorien der Soziologie, Wiesbaden 2004, S. 162

[6] Vgl. Goffman 2004, S. 25

[7] Vgl. ebd.

[8] Vgl. Blumer, Herbert: Der methodologische Standort des Symbolischen Interaktionismus.

[9] Vgl. Joas, Hans: George Herbert Mead. In: Käsler, Dirk (Hg.): Klassiker des soziologischen Denkens, Band 2, München ]1978, S. 22 ff.

[10] Vgl. ebd.

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Die Lokalisten - Eine Ethnographie der Identitätskonstruktion auf Internetplattformen und deren sozialpsychologische Analyse unter dem Aspekt des Motivationsfaktors Anerkennung
Universidad
LMU Munich  (Institut für Ethnologie und Afrikanistik)
Curso
Life-histories
Calificación
1,0
Autor
Año
2007
Páginas
20
No. de catálogo
V119462
ISBN (Ebook)
9783640229031
Tamaño de fichero
411 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Lokalisten, Eine, Ethnographie, Identitätskonstruktion, Internetplattformen, Analyse, Aspekt, Motivationsfaktors, Anerkennung, Life-histories
Citar trabajo
Jennifer Brei (Autor), 2007, Die Lokalisten - Eine Ethnographie der Identitätskonstruktion auf Internetplattformen und deren sozialpsychologische Analyse unter dem Aspekt des Motivationsfaktors Anerkennung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119462

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