(Recht-)Schreiben lernen. Schriftspracherwerb in medialen Kontexten


Dossier / Travail, 2021

16 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Theoretische Grundlagen und Theorien zum Schriftspracherwerb
1.1 Phasen des Schriftspracherwerbs
1.2 Das Zwei-Wege-Modell des Wortlesens und der Sichtwort-Ansatz

II. Didaktische Dimensionen des (Recht-)Schreibens
2.1 Konkretisierung der Rahmenmodelle für den Rechtschreiberwerb
2.2 Grundsätzliche Ausgangspositionen in der Rechtschreibdidaktik

III. Der Reichen-Ansatz: Lesen durch Schreiben
3.1 Kritische Auseinandersetzung mit Lesen durch Schreiben vor dem Hintergrund der aktuellen Forschungslage
3.2 Überlegungen zur Anlauttabelle vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen 11 Resümee

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Nun patrouilliert er im ganzen Haus auf der Suche nach den Buchstaben

H, U und M. Auf dem Küchenroboter steht z. B. ein so kleines M, dass ich es nicht bemerkt hätte, aber Antonin entgeht es nicht.“ (Stern 2019: 43).

Faszinierend sind die Spontanäußerungen und -handlungen von Kindern in Bezug auf Sprache und Schrift, zeigen sie doch wie genau sie ihre Umwelt wahrnehmen und wie selbstverständlich ihr Interesse an diesen Kulturgütern ist. Das Kind ent­deckt nicht nur die Töne und Klänge seiner Erstsprache, sondern zugleich die ihr zugrundeliegenden Muster und Regularitäten, die sich tief in seinen neuronalen Netzwerken verankern (vgl. Grießhaber 2010: 55) und grundlegend für den Spracherwerb sind:

M: Hanna Helm klappt zu!

N: Ja, Hanna hat ein VISIER an ihrem Helm.

M: Papa SIER Bart ab! (Merlin 2;10 Jahre)1

Auf den entwickelten lautsprachlichen Fähigkeiten baut der Schriftspracherwerb auf, setzt das ernsthafte Spiel mit der Schrift sprache fort und befruchtet umge­kehrt den Spracherwerb. Doch wenn uns der Zugang zu Sprache so natürlich, so automatisch, so angeboren (in der nativistischen Theorie) erscheint, wieso zeigen dann so viele Schülerinnen und Schüler Probleme beim Erschließen von Texten oder im Bereich der Orthografie (vgl. Scheerer-Neumann 2018: 7)? „Auch im 21. Jahrhundert sind Lesen und Rechtschreiben Schlüsselkompetenzen für die Teil­habe am kulturellen und beruflichen Leben.“ (ebd.: 11). Wer über sie verfügt, kann seine Schul- und Berufslaufbahn erfolgreicher gestalten und seine Fähigkeiten darüber hinaus verwenden, um das Tor zu anderen (Lebens-)Welten weit aufzusperren und so die eigene Persönlichkeit zu entwickeln (vgl. ebd.). Wer (vor- )lesen kann, kann diesen Reichtum teilen, irgendwann vielleicht mit den eigenen Kindern. Wer schreiben kann, kann Bleibendes hinterlassen.

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in drei große Bereiche: zuerst werden die theoretischen Grundlagen und Theorien zum Schriftspracherwerb erläutert, daran anschließend wird der Fokus auf die didaktischen Dimensionen des (Recht- )Schreibens gelegt und zuletzt wendet sie sich einem Thema aus den Seminarinhalten zu, hier dem Ansatz Lesen durch Schreiben nach Jürgen Reichen, mit dem eine kritische Auseinandersetzung stattfinden soll. Im Resümee werden die zentralen Inhalte der Ausarbeitung zusammengefasst.

I. Theoretische Grundlagen und Theorien zum Schriftspracherwerb

Als Schriftspracherwerb wird der Erwerb der Schriftsprache, mithin die Ausbildung von Lese- und Schreibfähigkeiten, bezeichnet. Diese beginnen sich bei vielen Kindern bereits vor dem ersten Schuljahr zu entwickeln, somit kann von einem wirklichen Erwerb gesprochen werden (vgl. Bredel et al. 2017: 77), der stark intrinsisch motiviert ist. Die Kinder erleben ein lesendes und schreibendes Umfeld und eignen sich erste basale Kenntnisse der Schrift an: Buchstaben werden erkannt, der eigene Name oder bereits einfache Wörter werden geschrieben, beziehungsweise erlesen. Beeindruckende - weil meist unerwartete - Spontan­äußerungen von Kindern in diesem Alter beweisen, wie stark es bereits vor Schulantritt zu einer „inneren Regelbildung“ (ebd.: 72) kommen kann: „Mama, ein <M>!“ (Merlin 3;4 Jahre über eine zickzackförmige Straßenmarkierung)2. Anderer­seits verläuft der Schriftspracherwerb spätestens mit Eintritt in die Schule - und dann immer mehr - als Lernprozess. Was gelernt wird, rückt nun viel stärker ins Bewusstsein der Lernenden, was gelernt werden soll, wird von außen gesteuert und ist unter anderem in den Curricula der Schulen festgelegt (vgl. ebd.). Beides, Erwerb wie auch Lern prozess sind für einen zügigen, erfolgreichen Schriftsprach­erwerb notwendig. Es ist wahrscheinlich, dass allein die Anleitung durch die Schule nicht ausreichen würde, damit sich Kinder zu kompetenten Schreiber:innen und Leser:innen entwickeln könnten (vgl. ebd.: 71). Es muss in jedem Fall auch ein Erwerb stattfinden. Damit wird deutlich, dass der Schriftspracherwerb als Teil des allgemeinen Spracherwerbs betrachtet werden kann und auf bereits vorhandener lautsprachlicher und kognitiver Entwicklung aufbaut.

Eine der wichtigsten Bezugsgrößen in diesem Zusammenhang ist, neben vielfältigen literalen Erfahrungen, die sogenannte Phonologische Bewusstheit. Im weitesten Sinne wird darunter die Fähigkeit verstanden Wörter in Silben aufzugliedern (vgl. ebd.: 91), welche als wichtige Voraussetzung und Vorläufer­Fähigkeit für das Lesen und Schreiben angesehen wird (vgl. Günther/Jung 2016: 137). Im engeren Sinn versteht man unter Phonologischer Bewusstheit die Segmentierung von Sprache in einzelne Laute (Phoneme). Damit sind allerdings hohe kognitive Anforderungen verbunden, so stellen Bredel et al. (2017: 91) fest, dass bisher nicht geklärt werden konnte, „ob die Phonologische Bewusstheit im engeren Sinn eine Voraussetzung, oder eher eine Folge des Schriftspracherwerbs darstellt.“.

Dass dabei von Schrift sprach erwerb gesprochen wird, und nicht etwa nur von Schrifterwerb, wird verständlich, wenn man sich die erheblichen Unterschiede zwischen gesprochener Sprache und Schrift, beziehungsweise Texten, vor Augen führt: wir schreiben nicht wie wir sprechen. Zum Beispiel kommunizieren wir in realen Sprechsituationen selten in kompletten, grammatisch wohlgeformten Sätzen (vgl. Grießhaber 2010: 96). Schrift und Texte zeichnen sich durch besondere Strukturmerkmale aus, wie Graphik, Satz-/Textstruktur und stilistische Besonderheiten (vgl. Bredel et al. 2017: 73). Der Begriff Schrifterwerb bezieht sich eher auf die technische Seite der Schrift: das Erlernen des Alphabets, das Schönschreiben oder das Erlesen von sinnlosen Silben, wie es in der Praxis alter Lese- bzw. Schreiblehrgänge präferiert wurde (vgl. ebd.).

[...]


1 Aufzeichnung einer Sprechsituation eines Kindes in Kommunikation mit seiner Mutter durch die Autorin, Alter des Kindes: 2 Jahre und 10 Monate

2 Aufzeichnung zur sprachlichen Entwicklung eines Kindes (3 Jahre und 4 Monate) durch die Autorin

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
(Recht-)Schreiben lernen. Schriftspracherwerb in medialen Kontexten
Université
University of Flensburg  (Institut für Sprache, Literatur und Medien)
Cours
Seminar
Note
1,0
Auteur
Année
2021
Pages
16
N° de catalogue
V1194987
ISBN (ebook)
9783346638298
ISBN (Livre)
9783346638304
Langue
allemand
Mots clés
Schriftspracherwerb, Rechtschreibung, Lesen lernen
Citation du texte
Nele Trauer (Auteur), 2021, (Recht-)Schreiben lernen. Schriftspracherwerb in medialen Kontexten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1194987

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