An dem Beispiel dieser Frau sehen wir sehr deutlich, in welcher Form wir Jesus begegnen sollen, wie wir uns ihm nähern sollen. Erst als die Frau sich in einer angemessen Haltung der Anbetung nähert geht Jesus überhaupt auf sie ein. Das sollte auch für uns gelten, dass wir in einer anbetenden Haltung vor Gott kommen und anschließend unsere Bitten vorbringen. Wie auch bei der Frau ist die Grundvoraussetzung, dass wir Glauben haben. Der Text fordert uns dazu auf, unseren Glauben zu überprüfen und zu hinterfragen. Zum einen, ob wir die richtige, nämlich eine demütige und nicht egozentrische Haltung einnehmen und zum anderen, ob wir überhaupt an die Vollmacht Jesu glauben, ob wir fest davon ausgehen, dass er in unserem Leben handeln kann und wird. Der Glaube an Jesus wird sichtbar, wenn wir ihn von ganzem Herzen lieben und ihm unser Leben anvertrauen. Dazu gehört auch, dass wir Gottes Willen erkennen, auch den für unser Leben, denn nur wenn unser Wille mit dem unseres Schöpfer im Einklang ist, wird er unsere Gebete und Bitten erfüllen können.
Inhaltsverzeichnis
A.) Überblick über die Perikope
1.) Paraphrase
2.) Textthema
3.) Gliederung
4.) Historischer Kontext
Tyrus
Sidon
Syrophönizierin
5.) Literarischer Kontext
6.) Literarische Form
7.) Gedankengang
B.) Kommentar
C.) Ergebnisse der Exegese der Perikope
1.) Zusammenfassung der Exegese
2.) Theologische Bedeutung
3.) Anwendung des Textes
4.) Predigtabriss:
Predigtziel
Predigtthema
Predigtgliederung
D.) Bibliographie
A.) Überblick über die Perikope
1.) Paraphrase
Jesus ging nun weg von dort, wo er war, und zog sich in die Umgebung von den Städten Tyrus und Sidon zurück, denn er wollte mal ein wenig Ruhe haben und dort kannte man ihn noch nicht so gut.
Es kam aber eine Frau, die dort wohnte, zu ihm, sie war demnach keine Jüdin. Diese Frau schrie furchtbar laut und unverständlich und sagte:
„Habe doch Mitleid mit mir, ich weiß, dass du der Nachkomme Davids bist und zugleich Gottes Sohn! In dem Körper meiner Tochter wohnt ein Dämon, er ist der Grund dafür, dass es ihr sehr schlecht geht.“
Jesus reagierte nicht auf diese Frau, er sagte kein einziges Wort zu ihr.
Die Jünger Jesu, die auch bei ihm waren, fühlten sich von der Frau sehr gestört aber sie tat ihnen auch etwas leid. Sie gingen deshalb auf Jesus zu und baten ihn: „Erfüll doch der Frau ihre Bitte, damit sie aufhört uns zu belästigen.“
Jesus sagte aber nur: „Ich bin von meinem Vater nur für das Volk Israel hergeschickt worden für das Volk, das er sich auserwählt hat und zwar für diejenigen unter ihnen, die sich von ihm abgewandt haben und somit nicht für immer in seiner Nähe leben dürfen.“
Aber die Frau kam wieder auf Jesus zu, warf sich vor ihm nieder um ihre Ergebenheit und Verzweiflung auszudrücken und sprach:
„Sohn Gottes, hilf mir und mache meine Tochter wieder gesund.“
Aber Jesus antwortete der Frau wieder nur folgendes:
„Es wäre nicht richtig von mir, der ich für das Volk Israel gekommen bin, um sie zu meinem Vater zu führen, dir einer Nichtjüdin, die also nicht zum Volk Israel gehört, zu helfen, bevor ich nicht dem Volk Israel geholfen habe.“
Die Frau entgegnete ihm aber darauf hin:
„Du hast Recht! Aber eine Frau wie ich, freut sich darüber, wenn du ihr aus dem Überfluss des Volkes Israels, wenigstens einen kleinen Teil abgibst und meine Tochter gesund machst, denn ich weiß, dass du das kannst.“
Das stimmte Jesus um und er sagte zu ihr:
„Gute Frau, ich habe an deiner Äußerung gemerkt, dass dein Zutrauen mir gegenüber sehr groß ist und du wirklich darauf vertraust, dass ich deine Tochter von dem Dämon befreien kann. Und weil du so stark davon aus gehst, dass ich das tun kann, soll jetzt das geschehen, was du möchtest!“
Und sofort, in diesem Augenblick wurde die Tochter der Frau von dem Dämon befreit.
2.) Textthema
Jesus macht deutlich, dass er zu aller erst für das Volk Israel gekommen ist, aber dass es letztlich darum geht, dass wir glauben sollen und aus Gnade gerettet werden.
3.) Gliederung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.) Historischer Kontext
Tyrus:
Tyrus ist der wichtigste Hafen an der phönizischen Küste etwa 40 km südl. von Sidon und 45 km nördl. von Akko. Diese große Handelsstadt besaß zwei Häfen und bezog ihr Frischwasser vom Litani-Fluss, daher beherrschte sie die umgebende Ebene bis Sarepta im Norden.[1]
Herodes I baute dort den Haupttempel wieder auf, der noch gestanden haben muss, als Jesus in dieser Gegend war. Es haben auch Menschen aus Tyrus von Jesus gehört und sind zu ihm gekommen. Jesus selbst bezeichnete diese Stadt als heidnisch.[2]
Auch im Alten Testament taucht Tyrus auf, Hesekiel weissagt gegen die Hafenstadt (Hes. 26,2) und schreibt ein Klagelied (Hes. 27,1-36) über die in ihr herrschende Verdorbenheit.[3]
Sidon:
Die Hafenstadt Sidon liegt auf einer Landzunge an der Mittelmeerküste in einer kleinen fruchtbaren Ebene und etwa 35 km von Tyrus entfernt. In dieser Gegend dominierte der Eschmun –Tempel (ägyptische Stadt) und damit der Eschmunkult, dieser wurde wahrscheinlich im Asklepios-/Äskulap-Kult (Gott der Heilkunde) fortgeführt, da der griech. Gott der Heilkunst mit dem sidonischen Eschmun identifiziert wurde. Daher ist es sehr bedeutend, dass Jesus die syrophönizische Frau geheilt hat.[4]
Syrophönizierin:
Eine Frau, die aus Phönizien stammt, das zur Zeit des Neuen Testamentes Teil der römischen Provinzen und Syrien war. Der Ausdruck Syrophönizierin verbindet das Gebiet Phönizien, zu dem Tyrus und Sidon gehörten und die größte römische Provinz Syrien. Sie ist demnach eine Griechin. Kanaaniterin ist die alte Bezeichnung für dieses Volk .[5]
Israel grenzte sich politisch und religiös bewusst von dem Kanaanitertum ab.[6]
Deren Religion ist im Grunde genommen einheitlich gewesen, hat aber in jeder Stadt eine abweichende Ausprägung erfahren, die sich besonders in den spezifischen Stadtgottheiten und ihren Funktionen auswirkte. Es gab so etwas wie eine Göttertrias: Der Stadtgott als Beschützer der Stadt, neben ihm seine Gattin oder Gefährtin, die den Kult der fruchtbaren Erde widerspiegelt, sowie einen jungen Gott, der in enger Beziehung zur Muttergottheit steht und mit dem Jahreszyklus der Vegetation verbunden ist.[7]
5.) Literarischer Kontext
Die Kapitel 14-17 des Matthäusevangeliums beschreiben das Wirken Jesu in Galiläa und Nachbargebieten. Das zentrale Thema ist der Glaube. Es taucht bei der Speisung der Fünftausend auf, beim sinkenden Petrus, der wegen seines Kleinglaubens beginnt unterzugehen und ebenso bei der Krankheilung in Genezareth, wo Menschen den Saum von Jesu Gewand berühren, um geheilt zu werden.
Zu dem befasst sich das Kapitel 15 zuvor mit Reinheit und Unreinheit, es kommen Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus. Es wird die Frage gestellt, warum sich die Jünger nicht die Hände waschen. Jesus kritisiert den Umgang der Pharisäer mit dem Gesetz Gottes und ihren Satzungen. Jesus stellt fest, dass sie nicht mit ihrem Herzen dabei sind und er ruft das gesamte Volk zusammen und erklärt ihnen was unrein ist und was nicht. Die Pharisäer nehmen Anstoß an Jesu Worten und Jesus erklärt seinen Jüngern, ihre Rolle mit dem Bezug auf das Gleichnis vom Unkraut und dem Weizen. Jesus hält fest: die bösen Gedanken, die aus dem Herzen kommen, machen den Menschen unrein und nichts anderes. Daraufhin zieht sich Jesus mit seinen Jüngern zurück. Der folgende Abschnitt befasst sich nun so zusagen mit beiden Themen, denn die Handlung spielt auf heidnischem (unreinem) Gebiet und es ist der starke Glaube der Frau, der ihre Tochter gesund macht.
Ab Vers 29 folgen weitere Heilungen, die ebenfalls den Glauben voraussetzen und genauso die Speisung der Viertausend. Womit um das Thema Glaube praktisch ein Rahmen gezogen wird
6.) Literarische Form
Es handelt sich hier um einen erzählenden Evangelientext. Ein Wunderbericht, dessen Geschehen auf einer Reise erfolgt. Matthäus, der die jüdischen Gemeinden als Adressaten hat, nutzt hier das belehrende Element.
Die gesamte Erzählung ist klar und sorgfältig aufgebaut und auf das letzte Wort hin gesteigert: „ Dir geschehe, wie du willst!“[8]
7.) Gedankengang
Jesus zieht sich zurück und trifft auf eine kanaanäische Frau, die ihn flehend bittet ihre Tochter zu heilen. Die Jünger versuchen das Geschehen zu beschleunigen, indem sie auf Jesus einreden, denn Jesus reagierte nicht auf die Frau und die jünger fühlten sich von ihr sehr belästigt. Nach einem längeren Disput, heilt Jesus schließlich die Tochter der Frau, da sie einen großen Glauben gezeigt hat.
[...]
[1] Paul Lawrence, „Die Handelsstadt Tyrus“. Der grosse Atlas zur Welt der Bibel. Hrsg. von Alan Millard, Heinrich von Siebenthal und Johan Walton. (Giessen und Basel: Brunnen Verlag und Innsbruck: Tyrolia Verlag, 2007), S. 106-107
[2] D. J. Wiseman, „Tyrus“. Das große Bibellexikon, Bd. 3. Hrsg. von Helmut Burkhardt, Fritz Grünzweig, Fritz Laubach, Gerhard Maier. (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag und Gießen: Brunnen Verlag, 1989), S. 1606-1608
[3] Lawrence, „Die Handelsstadt Tyrus“. Der grosse Atlas zur Welt der Bibel. S. 106-107
[4] K. Günther, „Sidon“. Das große Bibellexikon, Bd. 3. Hrsg. von Helmut Burkhardt, Fritz Grünzweig, Fritz Laubach, Gerhard Maier. (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag und Gießen: Brunnen Verlag, 1989), S. 1437-1438
[5] J. A. Thompson, „Syrophönizierin“. Das große Bibellexikon, Bd. 3. Hrsg. von Helmut Burkhardt, Fritz Grünzweig, Fritz Laubach, Gerhard Maier. (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag und Gießen: Brunnen Verlag, 1989), S. 1516
[6] H. P. Rüger, „Kanaan, Kanaanäer/Kanaaniter“. Das große Bibellexikon, Bd. 2. Hrsg. von Helmut Burkhardt, Fritz Grünzweig, Fritz Laubach, Gerhard Maier. (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag und Gießen: Brunnen Verlag, 1988), S. 753-756
[7] G. Lehner, „Phönizien“. Das große Bibellexikon, Bd. 3. Hrsg. von Helmut Burkhardt, Fritz Grünzweig, Fritz Laubach, Gerhard Maier. (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag und Gießen: Brunnen Verlag, 1989), S. 1208-1212
[8] H. A. W. Meyer und Ernst Lohmeyer, Das Evangelium des Matthäus, 3. Aufl. Hrsg. von Werner Schmauch. (Göttingen: Vandehoeck und Ruprecht, 1962). S. 252
- Arbeit zitieren
- Cornelia Schönfeld (Autor:in), 2007, Exegetische Facharbeit zu Matthäus 15,21-28, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119562
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