Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe


Hausarbeit, 2021

18 Seiten, Note: 1,2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Partizipation
2.1 Partizipationsbegriff
2.2 Wofür ist Partizipation sinnvoll?
2.3 Warum Partizipation für Kinder und Jugendliche?

3 Kinder- und Jugendhilfe
3.1 Was ist die stationäre Kinder- und Jugendhilfe?
3.2 Rechtliche Grundlagen in der Kinder- und Jugendhilfe

4 Partizipation in der stationären Kinder- und Jugendhilfe
4.1 Rolle der Kinder und Jugendlichen
4.2 Rolle der Pädagoginnen

5 Problematik

6 Fazit

Literatur

1 Einleitung

Es ist allgegenwärtig, dass es Kindern und Jugendlichen häufig schwer fällt eigene Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen selbstständig zu treffen. Dabei ist fraglich, welche Ressourcen benötigt werden, um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit auf ein selbstbestimmtes Leben zu liefern oder wie sie unterstützt werden müssen. Jedoch ist nachgewiesen, dass wenn J...] die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ernst genommen, geht man in den Dialog und Beteiligung wird gelebt, wächst Beziehung und Gemeinschaft" (Hartwig; Mennen; Schrapper 2016, S. 128). So konnte immer wieder festgestellt werden, dass die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen nur dann voranschreitet, beziehungsweise beginnen kann, wenn sie in ihren eigenen Entscheidungen begleitet und unterstützt werden (vgl. Hansen; Knauer; Sturzenhecker 2011, S. 20f ).

Abgesehen von den wissenschaftlichen Aspekten ist m §11 SGB VIII deutlich verankert, dass jungen Menschen zur Förderung ihrer Entwicklung Angebote gestellt werden müssen, welche an ihre Interessen anknüpfen und sie durch Beteiligung und Mitgestaltung zur Selbstbestimmung befähigen sollen (vgl. §11 Absatz 1 SGB VIII). „Das Recht auf Partizipation ist ein Menschenrecht. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben ein Recht auf Beteiligung und Mitgestaltung. Dies ist unter anderem in der UN-Kinderrechtskonvention, der EU-Grundrechtecharta, im Bürgerlichen Gesetzbuch, im Baugesetz, im Kinder- und Jugendhilfegesetz sowie in einzelnen Ländergesetzen verbindlich verbrieft. Die Gesetze verdeutlichen, dass Kinder und Jugendliche Expertinnen und Experten in eigener Sache sind, sowie an allen sie betreffenden Entscheidungen zu beteiligen sind. Kinder und Jugendliche sind Subjekte, die ihre Rechte eigenständig ausüben können" (vgl. AGJ 2018, S. 1). Und trotz diesen klar formulierten Vorgaben scheitert es nach wie vor an der Umsetzung. Dies hat diverse Gründe, wie beispielsweise fehlende Ernsthaftigkeit dem Thema gegenüber, seitens der Erwachsenen, zu wenig Aufklärung der Wichtigkeit von Partizipation oder auch aufgrund der vorgeschriebenen Machtgefälle.

Das Thema Partizipation von Kindern und Jugendlichen wird in dieser Hausarbeit genauer untersucht. Es wird im Hinblick auf die Kinder- und Jugendhilfe beleuchtet, da in diesem Bereich verschiedenste Altersgruppen, sowie unterschiedliche Charaktere mit verschiedenen Hintergründen betreut und unterstützt werden. Dazu kommt, dass in Schulen und Kitas nur tagsüber, hauptsächlich vormittags, sowie im frühen Nachmittag eine Betreuung der Kinder und Jugendlichen erfolgt. In der stationären Kinder- und Jugendhilfe werden die Kinder und Jugendlichen rund um die Uhr betreut und von den Pädagoginnen begleitet, ohne die Alternative anderorts zu leben.

Außerdem wird der Zusammenhang zwischen Partizipation und (Selbst-)Bildung der Kinder und Jugendlichen aufgezeigt und analysiert. Dazu kommt, dass Partizipation von Kindern und

Jugendlichen mit Demokratiebildung eng einher geht, sowie dem Grundverständnis von Gerechtigkeit. Häufig fehlt es den Kindern und Jugendlichen an Möglichkeiten und Gegebenheiten wie zum Beispiel in Form von Räumen, in denen sie die Gelegenheit bekommen, sich selbst einzubringen und ihre Ressourcen auszuschöpfen. Die Leitfrage, die in dieser Arbeit also beantwortet wird, ist Folgende: Wie können die Interessen und Ressourcen der Kinder und Jugendlichen in der Kinder- und Jugendhilfe erkundet und genutzt werden, um diese für ihre persönliche Entwicklung und für die Eröffnung diesbezüglicher Angebote und Maßnahmen zu nutzen? Diese Frage ist beantwortet, wenn zusammengebracht wurde, mit welchen Mitteln und Handlungsmöglichkeiten die KlientinnenI sich in die Prozesse, sowie den Alltag in der Kinder- und Jugendhilfe einbringen können, damit maximale, für sie selbst relevante Ergebnisse erzielen können, aber auch wie die Pädagoginnen diesen Vorgang begleiten, unterstützen und fördern können.

Um ein Ergebnis auf die Fragestellung finden zu können, werden zunächst die Begrifflichkeiten und Verwendungen der Partizipation und der stationären Kinder- und Jugendhilfe jeweils erläutert. Dazu gehören zum Beispiel auch die rechtlichen Grundlagen, in denen die Handlungsmöglichkeiten festgelegt sind. Zwischen den gegebenen Informationen wird dann ein Zusammenhang geknüpft, sodass näher auf die Partizipation in der stationären Kinder- und Jugendhilfe eingegangen werden kann. Dies ist unterteilt in die Rollen der Kinder und Jugendlichen, sowie die der Pädagoginnen. Zusätzlich werden die Problematiken und Herausforderungen beleuchtet und in den Kontext eingebunden. Anschließend folgt eine Zusammenführung bereits gefundener und neuer Erkenntnisse. Zum Abschluss wird die Fragestellung gezielt beantwortet und alle Inhalte mit einer kritischen Betrachtung zusammengefasst, worauf der Ausblick und die Einordnung in den Seminarkontext folgt.

2 Partizipation

In den kommenden Anschnitten wird der Begriff Partizipation genauer betrachtet und die Umsetzung sowie die Sinnhaftigkeit davon sowohl im Gesamtkontext, als auch auf die Zielgruppe Kinder und Jugendliche beleuchtet.

2.1 Partizipationsbegriff

Der Begriff der Partizipation lässt sich vom lateinischen Wort „participatio" ableiten, was so viel bedeutet wie Teilhabe und Mitwirkung. Die Partizipation ist ein Gestaltungsprinzip, welches es Menschen ermöglicht in verschiedenen Formen Entscheidungen zu treffen und ihre eigenen Interessen zu vertreten. Dadurch wird die Gelegenheit geboten, dass Menschen sich einbringen können und die Verantwortung für ihren eigenen Erfolg tragen (vgl. BMZ 2020). Das betrifft Menschen jeden Alters: sowohl Kinder, als auch Jugendliche oder Erwachsene. Diese haben verschiedenste Optionen, ihre eigene Position zu vertreten, sowie Anliegen zu äußern, damit diese wahrgenommen und aufgegriffen werden.

In den meisten Fällen ist es so. dass der Wunsch nach Partizipation dem eigenen Interesse dient und .[...] Engagierte oder Betroffene aus eigenem Antrieb oder Leidensdruck ihre Situation verbessern wollen" (Straßburger; Rieger 2019, S. 14).

Jedoch ist nicht jede Möglichkeit, in der Menschen sich zu einem bestimmten Thema äußern können Partizipation. So gibt es Vorstufen und Stufen der Partizipation. Der Unterschied liegt darin, dass bei Vorstufen der Partizipation der Eindruck vermittelt wird, dass mitentschieden werden darf, bei Stufen der Partizipation ist jedoch ein viel größerer Spielraum und eine höhere Transparenz der Rahmenbedingungen (vgl. Straßburger: Rieger 2019, S. 18f.).

Die verschiedenen Ebenen der Partizipation, manchmal auch durch eine Partizipationspyramide dargestellt, bestehen aus dem informieren über ein mögliches Vorhaben oder ein Thema, an dem derjenige interessiert ist und reichen bis zur Umsetzung und Darlegung der eigenen Interessen, beispielsweise in Zivilgesellschaftlichen Eigenaktivitäten. Dazwischen liegen unter anderem die Einbringung von Ideen oder auch die Entscheidungsfreiheit nutzen zu dürfen, das sind beispielsweise organisatorische oder inhaltliche Entscheidungen, in beispielsweise institutionellen Verfahren (vgl. Straßburger; Rieger 2019, S. 28ff.). In welcher Ebene der Partizipation gehandelt wird lässt sich durch verschiedene Qualitätskriterien prüfen. Kontrolliert wird beispielsweise die Freiwilligkeit, die Ernsthaftigkeit und die Wirksamkeit. Dafür müssen die Strukturen aufgebrochen und Transparenz geschaffen werden, um von Beginn an die Rollen, Rechte und Entscheidungsspielräume klar zu kommunizieren (vgl. AGJ 2018, S. 5).

2.2 Wofür ist Partizipation sinnvoll?

„Die UN-Kinderrechtskonvention hat in vielen Ländern eine breite Auseinandersetzung mit den Rechten von Kindern ausgelöst. In Deutschland besteht nach wie vor eine Tendenz. Kinderrechte ausschließlich als Schutzrechte (Schutz vor körperlicher und seelischer Gewalt) oder Versorgungsrechte" (Hansen et al. 2011, S.40). Somit geht es beim Thema Partizipation um wichtige Entscheidungen, aber größtenteils darum wer diese trifft oder bei diesen mitwirken darf.

Der Sinn von Partizipation ist die Entwicklung der jungen Menschen im Hinblick auf gesellschaftliche und politische Aspekte, aber auch die eigene Verantwortung. Dabei kann die Partizipation in jeglichen Formen gegen Ungleichheiten und Ausschlüsse vorgehen. Es entsteht dadurch eine Art Gemeinschaft, die es schwerer werden lässt, dass Personen sich gegen Entscheidungen und Beschlüsse auflehnen können, weil sie selbst beteiligt waren (vgl. AGJ 2018, S. 2). „Partizipation ist eine zentrale Voraussetzung für die gelingende Identitätsentwicklung junger Menschen in einer spätmodernen Gesellschaft" (AGJ 2018, S. 4).

Als Schwierigkeit wird jedoch immer die Einbindung und Umsetzung angesehen, weil viele es als einfacher empfinden, wenn die Regeln vorgeschrieben sind und sich jede/-r danach richten muss, als wenn gemeinsam über das Zusammenleben und andere relevante Themen entschieden wird und dadurch immer wieder neue Strukturen entstehen (vgl. Hartwig et al. 2016. S. 127). ..Beschäftigte glauben oft. ihre pädagogischen Handlungsmöglichkeiten würden durch die Mitwirkung und Partizipation eingeschränkt. Die Erfahrungen zeigen, die Möglichkeiten vergrößern sich. Angenommene Schwäche wird zu Stärke" (Hartwig et al. 2016, S. 128).

Dabei spielt Bildung und die Art der Vermittlung eine wichtige Rolle, denn zur Bildung gehören nicht nur Kompetenzen und Wissensbestände. Vielmehr finden beim Entwicklungsprozess eine Persönlichkeitsbildung, politische Bildung und Medienbildung statt (vgl. Thomas; Calmbach 2013, S. 4). Dazu gehört auch die dauerhaft abspielende gegenseitige Anerkennung. So ist die Anerkennung untereinander ein entscheidendes Element zur Bildung der Persönlichkeit und der eigenen Handlungsfähigkeit (vgl. Thomas; Calmbach 2013, S. 271 f.).

2.3 Warum Partizipation für Kinder und Jugendliche?

Die Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen sind dabei differenziert zu betrachten. Grundsätzlich ist es, wie in Abschnitt 2.2 erläutert wurde, gesetzlich festgelegt, dass Kinder und Jugendliche ein Recht aus Versorgung, Schutz und Beteiligung haben.

[...]


1 im Folgenden wird zur Vereinfachung der Begriff Klientinnen als Ersatz für Kinder und Jugendliche, die in der Kinder- und Jugendhilfe leben, verwendet

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe
Hochschule
Fliedner Fachhochschule Düsseldorf
Note
1,2
Autor
Jahr
2021
Seiten
18
Katalognummer
V1196287
ISBN (eBook)
9783346646699
ISBN (Buch)
9783346646705
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Partizipation, Kinder- und Jugendhilfe, Mitbestimmung, Entwicklung, Angebote, Maßnahme, stationär, Partizipationsbegriff, Rechtliche Grundlagen, Rolle, Problematik
Arbeit zitieren
Joline Königs (Autor:in), 2021, Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1196287

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