Die heutige Gesellschaft scheint zweigespalten im Umgang mit den Tieren und der
Umwelt. Früher waren sie Nutztiere, die der Lebenserhaltung und Ernährung der
Menschen dienten. Heute gelten einige Tiere als „Helfer und Heiler“, sind manchmal gar Partnerersatz und werden aufwendig umsorgt und gepflegt. Es gibt (Wellness-) Hotels für den geliebten Vierbeiner, homöopathische Therapien, kostspielige medizinische Versorgungen und Operationsmöglichkeiten und Tierfriedhöfe. Tiere fungieren als Servicetiere, zum Beispiel als Begleithund für Körperbehinderte oder für Blinde, aber auch Katzen, Schafe, Lamas und andere Nutztiere werden in Besuchsdiensten oder Therapien eingesetzt. Mit der Entdeckung positiver Wirkfaktoren durch die Tiere wird von der Entwicklung eines neuen Wissenschaftszweiges, der „Mensch-Tier-Beziehung“, gesprochen,1 dessen Konturen noch nicht ganz klar sind. Strenggenommen hätte diese Wissenschaft noch nicht einmal einen Namen.2 „Im Spiel sind folgende Wissenschaften: menschliche und tierische Verhaltensforschung,
allgemeine und spezielle Psychologien, Psychoanalyse und Psychiatrie, Soziologie, Pädagogik, Gerontologie, Sozialisationsforschung, Human- und Veterinärmedizin.“3 Andererseits nimmt die Umweltzerstörung (siehe den oft genannten „Klimawandel“) und damit auch die Ausrottung von Tierarten zu. In Tierversuchen, Massentierhaltungen und „modernen“ Züchtungen werden Tiere gequält und dienen der menschlichen Gesellschaft ohne Rücksicht auf ihre Empfindungen. Der Alltag des Menschen wird vielfach technisiert und dabei scheint die Sehnsucht nach der Natur zu wachsen. Slogans wie „Zurück zur Natur“ oder „Urlaub auf dem Bauernhof“ hört man vielfach. Es sei daher die Herausforderung des 21. Jahrhunderts, der zunehmenden Umweltzerstörung entgegen zu wirken und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Umwelt und Mensch anzustreben.4 Der Mensch scheint zu merken, dass er ohne die Natur und den Bezug dazu (in Form von Tieren) nicht leben kann und ihm etwas fehlt.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Mythologie und Geschichte der Mensch-Tier-Beziehung
- Mythologie
- Geschichte
- Christliche Religion und der Wandel der Mensch-Tier-Beziehung
- Ambivalente Beziehung in der modernen Gesellschaft
- Aspekte der Interaktion zwischen Mensch und Tier
- Verbundenheit der Menschen und Tiere und Erklärungsversuche der therapeutischen Wirkung
- Gemeinsame Evolutionsgeschichte
- Biophilie- Hypothese
- Du- Evidenz
- Weitere theoretische Ansätze
- Kommunikation von Menschen, Tieren und miteinander
- Verbundenheit der Menschen und Tiere und Erklärungsversuche der therapeutischen Wirkung
- Wirkungen und Lerneffekte der Mensch-Tier-Beziehung
- Tiere als Therapeuten?
- Wirkungen auf Körper und Geist
- Wirkungen auf die Physis des Menschen
- Auswirkung auf seelischer und geistiger Ebene
- Tiere als Rückbesinnung auf die Natur (des Menschen)
- Tiere in der Resozialisierung
- Kinder und Tiere
- Autistische Kinder
- Tiergestützte Kinderpsychotherapie
- Entwicklung und Geschichte der tiergestützten Pädagogik und Therapie zum heutigen Handlungsfeld
- Begriffserklärungen und Definitionen
- AAA-Animal Assisted Activity
- AAT- Animal Assisted Therapy
- TIPS
- Begriffserklärungen und Definitionen
- Kontraindikationen für die Haltung von Tieren und deren Einsatz in der Therapie und Pädagogik
- Gesundheitliche Risiken
- Einwände gegen Tierbeziehungen
- Kontraindikationen zum Therapeutischen Reiten
- Geschichte der Beziehung von Menschen und Pferden und dessen Bedeutung in Mythologie und Religion
- Eine gemeinsame Geschichte
- Das Pferd in Mythologie und Religion
- Besonderheiten der Beziehung zwischen Mensch und Pferd
- Wesen der Pferde und Interaktion mit dem Menschen
- Wesen und Kommunikation
- Heilende Interaktionen und Stimuli durch das Pferd
- Emotionale Ebene
- Körperliche Nähe- taktile Stimulation
- Bewegung auf und mit dem Pferd- vestibuläre Stimulation
- Selbsterfahrung im Umgang mit dem Pferd
- Pferde spiegeln den Menschen
- Mädchen und Pferde
- Pferde für Senioren
- Wesen der Pferde und Interaktion mit dem Menschen
- Tiergestützte Therapie und Pädagogik mit dem Pferd
- Internationale Geschichte des Therapeutischen Reitens
- Reiten in der Medizin
- Hippotherapie (Medizin, Physiotherapie)
- Das Pferd in der Psychotherapie
- Arbeiten in der Gruppe und anschließendes Verbalisieren des Erlebten
- Behindertenreitsport
- Integration und Rehabilitation für den Behinderten
- Besonderheiten in der Ausbildung
- Reiten mit verschiedenen Einschränkungen
- Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren (Pädagogik, Psychologie, Psychotherapie)
- Darstellung der Begriffe
- Therapeutisches Setting
- (Lern-) Erfahrungen im Umgang mit dem Pferd
- Beziehung und Dialog
- Emotionale und kognitive Lernerfahrungen
- Soziales Lernen in der Reitgruppe
- Das Pferd als Unterstützung für Kinder und Heranwachsende
- (Lern-) Erfahrungen im Umgang mit dem Pferd
- Verschiedene Durchführungsformen im Heilpädagogischen Reiten und Voltigieren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Geschichte und den Nutzen tiergestützter Therapien, insbesondere die Mensch-Pferd-Beziehung. Ziel ist es, die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten des Pferdes in Pädagogik, Psychologie, Medizin und Sport aufzuzeigen und die therapeutischen Wirkmechanismen zu beleuchten.
- Geschichte der Mensch-Tier-Beziehung und deren Wandel
- Theoretische Erklärungsansätze für die therapeutische Wirkung von Tierkontakten
- Wirkungen tiergestützter Interventionen auf Körper, Geist und Seele
- Besonderheiten der Mensch-Pferd-Beziehung
- Anwendung tiergestützter Therapie und Pädagogik mit dem Pferd in verschiedenen Bereichen
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Ein kurzes Vorwort, welches den Rahmen der Arbeit und die Motivation der Autorin beschreibt.
Einleitung: Die Einleitung liefert einen Überblick über das Thema tiergestützte Therapien, führt in die Thematik ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie benennt die Bedeutung der Mensch-Tier-Beziehung, insbesondere der Mensch-Pferd-Beziehung, und ihre vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten.
Mythologie und Geschichte der Mensch-Tier-Beziehung: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Mensch-Tier-Beziehung, von mythischen Darstellungen bis zur modernen Gesellschaft. Es analysiert den Wandel der Beziehung im Kontext der christlichen Religion und die ambivalente Haltung gegenüber Tieren in der heutigen Zeit. Der Fokus liegt auf der Veränderung der Wahrnehmung und des Umgangs mit Tieren im Laufe der Geschichte.
Aspekte der Interaktion zwischen Mensch und Tier: Das Kapitel untersucht die verschiedenen theoretischen Ansätze zur Erklärung der therapeutischen Wirkung von Mensch-Tier-Interaktionen. Es werden Konzepte wie die gemeinsame Evolutionsgeschichte, die Biophilie-Hypothese und die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation beleuchtet, um die enge Verbindung und den positiven Einfluss dieser Interaktionen zu verstehen.
Wirkungen und Lerneffekte der Mensch-Tier-Beziehung: Dieser Abschnitt analysiert die vielfältigen positiven Effekte von Mensch-Tier-Beziehungen auf die körperliche und geistige Gesundheit. Er erörtert die Rolle von Tieren als Therapeuten, deren Auswirkungen auf die emotionale Stabilität und das Selbstwertgefühl sowie deren Nutzen in der Resozialisierung. Beispiele aus der Praxis illustrieren die beschriebenen Effekte.
Kinder und Tiere: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die besondere Bedeutung von Tierkontakten für Kinder, insbesondere für autistische Kinder. Es wird die Rolle tiergestützter Therapien in der Kinderpsychotherapie näher beleuchtet und die positiven Auswirkungen auf die Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern beschrieben.
Entwicklung und Geschichte der tiergestützten Pädagogik und Therapie zum heutigen Handlungsfeld: Hier werden die Begriffe und Definitionen der tiergestützten Interventionen, wie AAA, AAT und TIPS, genau erläutert und in ihren historischen Kontext eingeordnet. Die Entwicklung des Feldes von den Anfängen bis zum heutigen Stand wird nachvollziehbar dargestellt.
Kontraindikationen für die Haltung von Tieren und deren Einsatz in der Therapie und Pädagogik: Dieser Teil behandelt die möglichen Risiken und Einschränkungen im Umgang mit Tieren in therapeutischen und pädagogischen Kontexten. Gesundheitliche Aspekte und ethische Bedenken werden ebenso berücksichtigt wie spezifische Kontraindikationen für das therapeutische Reiten.
Geschichte der Beziehung von Menschen und Pferden und dessen Bedeutung in Mythologie und Religion: Dieses Kapitel widmet sich der langjährigen Beziehung zwischen Mensch und Pferd, von ihren mythischen Ursprüngen bis zur heutigen Zeit. Die Bedeutung des Pferdes in verschiedenen Religionen und Kulturen wird hervorgehoben und in den historischen Kontext eingeordnet.
Besonderheiten der Beziehung zwischen Mensch und Pferd: Hier werden die einzigartigen Aspekte der Mensch-Pferd-Beziehung detailliert untersucht. Es wird auf das Wesen des Pferdes, seine Kommunikationsweisen und die spezifischen therapeutischen Stimuli eingegangen, die es bietet. Die Spiegelungsfunktion des Pferdes und seine Bedeutung für verschiedene Zielgruppen (Mädchen, Senioren) werden ebenfalls beleuchtet.
Tiergestützte Therapie und Pädagogik mit dem Pferd: Dieses umfangreiche Kapitel befasst sich mit der Anwendung des Pferdes in verschiedenen therapeutischen und pädagogischen Bereichen. Es werden die internationale Geschichte des therapeutischen Reitens, die Hippotherapie, das therapeutische Reiten in der Psychotherapie, der Behindertenreitsport und das heilpädagogische Reiten und Voltigieren umfassend beschrieben. Es wird auf die jeweiligen Methoden, Zielgruppen und therapeutischen Wirkfaktoren eingegangen.
Schlüsselwörter
Tiergestützte Therapien, Mensch-Tier-Beziehung, Mensch-Pferd-Beziehung, Therapeutisches Reiten, Hippotherapie, Heilpädagogisches Reiten, Tiergestützte Pädagogik, Psychotherapie, Pädagogik, Medizin, Kommunikation, therapeutische Wirkung, Wirkfaktoren, Kontraindikationen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Mensch-Tier-Beziehung und Therapeutisches Reiten
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Geschichte und den Nutzen tiergestützter Therapien, insbesondere die Mensch-Pferd-Beziehung. Sie beleuchtet die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten des Pferdes in Pädagogik, Psychologie, Medizin und Sport und analysiert die therapeutischen Wirkmechanismen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst ein breites Spektrum an Themen, darunter die historische Entwicklung der Mensch-Tier-Beziehung, theoretische Erklärungsansätze für die therapeutische Wirkung von Tierkontakten, die Auswirkungen tiergestützter Interventionen auf Körper, Geist und Seele, Besonderheiten der Mensch-Pferd-Beziehung und die Anwendung tiergestützter Therapie und Pädagogik mit dem Pferd in verschiedenen Bereichen (z.B. Hippotherapie, Heilpädagogisches Reiten, Behindertenreitsport).
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Vorwort, Einleitung, Mythologie und Geschichte der Mensch-Tier-Beziehung, Aspekte der Interaktion zwischen Mensch und Tier, Wirkungen und Lerneffekte der Mensch-Tier-Beziehung, Kinder und Tiere, Entwicklung und Geschichte der tiergestützten Pädagogik und Therapie, Kontraindikationen für den Einsatz von Tieren in Therapie und Pädagogik, Geschichte der Beziehung von Menschen und Pferden, Besonderheiten der Beziehung zwischen Mensch und Pferd und Tiergestützte Therapie und Pädagogik mit dem Pferd.
Welche theoretischen Ansätze zur therapeutischen Wirkung von Tierkontakten werden diskutiert?
Die Arbeit behandelt verschiedene theoretische Ansätze, darunter die gemeinsame Evolutionsgeschichte von Mensch und Tier, die Biophilie-Hypothese und die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation. Diese Ansätze sollen die enge Verbindung und den positiven Einfluss von Mensch-Tier-Interaktionen erklären.
Welche positiven Auswirkungen tiergestützter Interventionen werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt vielfältige positive Effekte auf die körperliche und geistige Gesundheit, einschließlich emotionaler Stabilität, Selbstwertgefühl und Verbesserung der sozialen Integration. Der Nutzen in der Resozialisierung und bei der Behandlung von autistischen Kindern wird ebenfalls beleuchtet.
Welche Besonderheiten der Mensch-Pferd-Beziehung werden hervorgehoben?
Die Arbeit untersucht das Wesen des Pferdes, seine Kommunikationsweisen und die spezifischen therapeutischen Stimuli, die es bietet (emotionale Ebene, taktile Stimulation, vestibuläre Stimulation). Die Spiegelungsfunktion des Pferdes und seine Bedeutung für verschiedene Zielgruppen (Mädchen, Senioren) werden ebenfalls thematisiert.
Welche Arten tiergestützter Therapie und Pädagogik mit dem Pferd werden behandelt?
Die Arbeit beschreibt umfassend die Hippotherapie, therapeutisches Reiten in der Psychotherapie, Behindertenreitsport und heilpädagogisches Reiten und Voltigieren. Sie geht auf die jeweiligen Methoden, Zielgruppen und therapeutischen Wirkfaktoren ein.
Welche Kontraindikationen für den Einsatz von Tieren in Therapie und Pädagogik werden genannt?
Die Arbeit behandelt mögliche Risiken und Einschränkungen, einschließlich gesundheitlicher Aspekte und ethischer Bedenken. Spezifische Kontraindikationen für das therapeutische Reiten werden ebenfalls berücksichtigt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Tiergestützte Therapien, Mensch-Tier-Beziehung, Mensch-Pferd-Beziehung, Therapeutisches Reiten, Hippotherapie, Heilpädagogisches Reiten, Tiergestützte Pädagogik, Psychotherapie, Pädagogik, Medizin, Kommunikation, therapeutische Wirkung, Wirkfaktoren, Kontraindikationen.
- Citation du texte
- Diplom-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin Stefanie Nicole Waurig (Auteur), 2008, Tiergestützte Therapien. Geschichte und Nutzen der heilenden Beziehung zwischen Menschen und Tieren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119643