In den letzten Jahren kam es im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik zu einer Perspektivverschiebung:
in einem sich vereinigenden Europa ging man dazu über, nicht mehr nur die
Nationalstaaten als Akteure zu betrachten, sondern den Regionen als neue politische Brennpunkte
mehr Aufmerksamkeit zu schenken. In einem Europa, in dem nationale Grenzen zunehmend
an Bedeutung verlieren, bekommen Regionen als Identitätsstifterinnen eine neue
Rolle.
In der Arktis, weitab von den Gebieten, die jeden Tag in den Nachrichten Erwähnung finden,
treffen eine Vielzahl von Interessen- und Konfliktzonen aufeinander. Tatsächlich war die
Arktis ein „hot spot of the Cold War“1, da hier, fern und unbeschwert von aller Zivilisation
die Machtinteressen der UdSSR und der USA ungeschützt aufeinander trafen. Tatsächlich gab
es nicht wenige Beobachter, die davon ausgingen, dass ein Atomkrieg in der Arktis beginnen
könnte.2 Nach dem Ende des Kalten Krieges realisierte man in Europa, dass die EU nun eine
direkte Grenze zu Russland hatte und begann nach neuen Formen der nachbarschaftlichen
Zusammenarbeit zu suchen. Eines dieser Projekte ist die euro-arktische Region Barents (Barents
Euro-Arctic Region – BEAR).
Die Zusammenarbeit der nordischen Länder mit der EU und Russland in der BEAR, die zumindest
in der deutschen Tagespresse bisher wenig Beachtung findet, gibt der EU eine Chance,
sich als global player zu profilieren. Das geschieht allerdings bisher eher zurückhaltend,
was andererseits die Möglichkeit bietet, völlig unspektakulär eine Zusammenarbeit mit Russland
in praktischen Politikfeldern wie etwa der Umweltpolitik zu realisieren und so Russland
an die EU bzw. den Westen zu binden und zu integrieren. Wie diese Zusammenarbeit aussieht
und welche Chancen und Probleme sich für die einzelnen Akteure ergeben, soll im Folgenden
untersucht werden.
Da für diese Arbeit nur die neuere und neuste Literatur nach der formalen Konstituierung der
BEAR durch die Kirkenes Deklaration im Januar 1993 interessant war, gestaltete sich die Literatursuche schwierig; Bücher waren meist nur von Anfang der 90er Jahre zu finden und
daher durch die historischen Entwicklungen überholt. Hinzu kommt, dass das Thema selbst in
der Fachpresse wenig rezipiert wird. Die verwendete Literatur besteht daher aus einigen wenigen
Sammelbänden und Aufsätzen sowie Internetseiten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Barents-Kooperation und ihre Politikinstrumente
- 3. Umweltpolitik als „test case“ der euroarktischen Region Barents
- 4. Welche Bedeutung hat die BEAR für die Region und die einzelnen Akteure?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die euro-arktische Region Barents (BEAR) und ihre Bedeutung als Kooperationsprojekt zwischen der Europäischen Union und Russland. Die Analyse betrachtet die Region als ein Beispiel für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit in einem Gebiet, das durch die Geschichte des Kalten Krieges geprägt ist. Die Arbeit zielt darauf ab, die Herausforderungen und Chancen der BEAR zu beleuchten, insbesondere im Bereich der Umweltpolitik.
- Die Rolle der BEAR als Instrument zur Zusammenarbeit zwischen der EU und Russland
- Die Bedeutung der Umweltpolitik in der BEAR
- Die Herausforderungen und Chancen der Zusammenarbeit in der Region
- Die Perspektiven der einzelnen Akteure in der BEAR
- Die Relevanz der BEAR für die Region und für die internationalen Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die euro-arktische Region Barents (BEAR) vor und erläutert die Bedeutung von Regionen in einem vereinigenden Europa. Die Arktis wird als ein Gebiet mit vielen Interessens- und Konfliktzonen dargestellt, das während des Kalten Krieges eine bedeutende Rolle spielte. Die Arbeit beleuchtet die Möglichkeiten der EU, sich als globaler Akteur zu profilieren, insbesondere durch die Zusammenarbeit mit Russland in der BEAR.
2. Die Barents-Kooperation und ihre Politikinstrumente
Dieses Kapitel beschreibt die Gründung der BEAR im Januar 1993 durch die Kirkenes-Deklaration. Es erläutert die beteiligten Länder und die wichtigsten Institutionen, darunter der Barents Euro-Arctic Council (BEAC) und der Barents Regional Council. Das Kapitel beleuchtet die administrative Struktur und die verschiedenen Arbeitsgruppen, die sich mit Themen wie ökonomische Kooperation und Umweltpolitik befassen.
3. Umweltpolitik als „test case“ der euroarktischen Region Barents
Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Umweltpolitik als ein wichtiger Bereich der Zusammenarbeit in der BEAR. Es analysiert die Herausforderungen und Chancen der Umweltpolitik in der Region und diskutiert die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Ländern.
- Citation du texte
- Verena Werthmueller (Auteur), 2002, Die euroarktische Region Barents - Nach dem Kalten Krieg eine vergessene Region?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11978