Ursachen der aktuellen Finanzmarktkrise


Seminar Paper, 2008

18 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Verlauf der Krise

3. Ursachenanalyse
3.1. Zinspolitik der Fed
3.2. Die Subprime-Kredite
3.3. Kreditverbriefung und Strukturierung
3.3.1. Die Zweckgesellschaften
3.3.2. Die Finanzprodukte ABS und CDO
3.3.3. Die Rolle der Ratingagenturen
3.4. Die Hedgefonds
3.5. Die Regulierungsbehörden
3.6. Der asiatische Wirtschaftsboom

4. Schlussbemerkungen:

Quellenverzeichnis:

1. Einleitung

Seit Mitte 2007 beherrscht die Finanzmarktkrise die Medien rund um den Globus. Dabei haben die Ursachen ihren Ursprung schon zur Jahrtausendwende.[1] Als Auslöser werden die variablen Zinsen der Hypothekenkredite und die fallenden Häuserpreise anfang 2007 gesehen.[2] Die Folgen der Krise gehen mittlerweile soweit, dass ein Übergriff auf die reale Wirtschaft zu befürchten ist.

Das Ziel dieser Arbeit ist es die Ursachen der Krise verständlich zu machen. Zu beachten ist, dass es nicht einen direkten Verursacher gibt, denn erst die Konstellation und Verstrickung einzelner Akteure und Finanzinstrumente trugen zur Krise bei. Beginnend mit dem Verlauf der Krise, der die Entwicklung nachzeichnen soll, werden die einzelnen Ursachen innerhalb der darauffolgenden Kapitel ausgearbeitet.

2. Verlauf der Krise

Im Zuge der Aktienkrise[3] im Jahre 2000 und den Anschlägen vom 11. September 2001 veranlasste die amerikanische Notenbank FED[4] eine Senkung des Leitzinses auf einen Prozent.[5] Trotz vieler Kritiker hielt die FED bis zum Juni 2004 an diesem niedrigen Leitzins fest.[6] Während dieser Jahre war die Inflationsrate höher als die Zinsen auf Kredite, so dass sich jeder rational denkende Bürger eher Geld lieh, als es anzulegen. Dies beeinflusste die Konjunktur positiv und verhalf der Wirtschaft aus der Rezession hinein in einen ungeahnten Boom der Finanz- und Immobilienmärkte.[7] Ursache hierfür waren die seit den 90er Jahren steigenden Immobilienpreise und günstigen Kredite.[8] Da die Banken und Makler der Ansicht waren, dass die Immobilienpreise ewig ansteigen würden, vergaben sie auch Kredite, beziehungsweise Hypotheken[9], an Kunden mit sehr fragwürdiger Bonität. Falls es zu einem Zahlungsausfall der Hypothek kommen sollte, konnte diese mit dem Verkauf des Hauses getilgt werden. Bei den Wertsteigerungen der Immobilien war sogar ein Gewinn möglich.[10]

Kredite jeglicher Art wurden bislang in den Bilanzen der Banken aufgeführt und verhinderten somit eine Überschuldung der Bank. Maßgeblich dafür verantwortlich waren die Eigenkapitalregeln namens Basel I[11]. Um weitere Kredite vergeben zu können wurden die Kredite nun verbrieft und somit in den Kapitalmarkt gegeben um sie aus der Bilanz zu tilgen. Über eine Zweckgesellschaft der Bank wurden sogenannte Asset-Backed Securities oder kurz ABS[12] verkauft. Später gab es noch weitaus komplexer strukturierte Varianten wie dem CDO[13] (Collateralized Debt Obligation). CDOs bestehen meist aus vielen verschiedenen ABS und sind in verschiedene Risikostufen unterteilt. Solche Wertpapiere sind mit Bundesanleihen zu vergleichen. Durch die AAA-Wertung der Ratingagenturen[14] waren diese Wertpapiere nun sehr beliebt und wurden an Investoren rund um den Globus verkauft.[15]

Im Subprime-Segment war es üblich, dass zu Beginn des Kredits ein geringer Zinssatz gezahlt wurde, der nach zwei bis drei Jahren stark anstieg.[16] Als im Jahre 2006 der Preis von Immobilien stagnierte, in manchen Regionen sogar rückläufig war, und die Zinsen stiegen, stieg auch die Ausfallquote von Subprime- Hypotheken.[17] Dies hatte zur Folge, dass es zu hohen Raten von Zwangsversteigerungen kam, und so bildete sich eine Art Abwärtspirale der Immobilienpreise.[18] Aufgrund der hohen Ausfälle im Subprime-Segment während 2006 und 2007 meldete der zweitgrößte Subprime-Kreditgeber der USA, die New Century Financial Corporation, im Februar 2007 unerwartet große Verluste und ging im April insolvent. Mitte 2007 mussten zwei Hedgefonds der großen US- Bank Bear Stearns geschlossen werden.[19] Diese Fakten führten dazu, dass die CDOs und ähnliche Finanzprodukte ihre AAA-Wertung verloren und seitdem als „non-investment“ deklariert wurden.[20] Es gab folglich keine Käufer für die verbrieften Kredite, aber jeder wollte sie veräußern. Deshalb mussten hohe Wertberichtigungen getätigt und damit einhergehend, hohe Verluste hingenommen werden. Die Banken vertrauten sich untereinander nicht mehr, denn es war nicht in Erfahrung zu bringen, welche Bank noch welche Lasten in ihren Zweckgesellschaften hatte. Die Folge war, dass sich die Kreditinstitute gegenseitig keine Kredite mehr gewährten, und es dadurch zu einer Liquiditätskrise kam. Banken gingen insolvent und mussten gerettet werden. Dies wird weitreichende Konsequenzen auf unsere Realwirtschaft haben.[21]

3. Ursachenanalyse

Die aktuelle Finanzmarktkrise hat viele Ursachen.[22] Angefangen bei hoher Liquidität und einem extrem niedrigen Zinsniveau über Intransparenz bei der Kreditvergabe und der gestiegenen Komplexität der Finanzprodukte, bis hin zu Fehleinschätzungen der Ratingagenturen und Gier der Anleger am Kreditmarkt.[23]

Um die Ursachen und Hintergründe genau zu verstehen wird nun auf die einzelnen Aspekte genauer eingegangen.

3.1. Zinspolitik der Fed

Eine der Ursachen der aktuellen Krise ist die Zinspolitik der US-Notenbank Fed und ihres damaligen Chairmans Alan Greenspan. Ihm wird vorgeworfen die Leitzinsen nach dem 11. September 2001 zu stark gesenkt und dieses Zinsniveau zu lange beibehalten zu haben. Seine Kritiker sind der Auffassung, dass erst der extrem niedrige Zins von einem Prozent während der Jahre 2001 und 2004 den Kreditboom und damit die Krise ausgelöst hat. Gegner dieser Kritik wiederum sagen, dass andere Zentralbanken nicht anders gehandelt hätten, da die Fed lediglich auf eine Deflationsgefahr reagierte.[24] Denn eine Leitzinssenkung beeinflusst die Konjunktur positiv stark. Sie verringert die kurzfristigen Finanzierungskosten und erhöht somit die Gewinne der Unternehmen. Zudem werden die Kreditvergaben erleichtert.[25] Seit 1990 baute die US-Geldpolitik auf einer Regel auf, die der Ökonomen John Taylor 2005 so formulierte: „Am wichtigsten sei das Ziel einer niedrigen Inflationsrate (...).“[26] Dies gelang der Fed mit ihrer Politik. Die Inflation lag fast bei null Prozent, so dass auch sehr niedrige Nominalzinsen möglich waren. Die Nachfrage nach Vermögenswerten stieg stark an.[27] Mit dem Hintergrund der steigenden Immobilienpreise und dem New- Economy-Crash[28] verlagerte sich die Nachfrage stark auf den Immobilienmarkt. Neue Häuser wurden mittels Hypothekenkredite gekauft und gebaut. Dadurch erlebte die Bauwirtschaft einen ungeahnten Boom. Sogar laufende Hypotheken konnten mit der Folge, dass die Kreditnehmer mehr Geld für den Konsum zur Verfügung hatten, refinanziert werden.[29] Ökonomen sind der Meinung, dass durch die erhöhte Geldmenge das Wachstum der Vermögenswerte beschleunigt wurde. Die Fed-Zinspolitik hat der US-Wirtschaft also aus einer Depression hinein in einen unerwarteten Boom verholfen. Diese Zinspolitik, welche Greenspan schon 1998 nach dem Kollaps des LTCM Hedge-Fonds betrieb, warf die Kritik auf, Investoren bekämen im Notfall von der Notenbank Hilfe. Auf Grund dieser Tatsache wuchs die Risikobereitschaft der Investoren. Es gab aber nicht nur kritische Stimmen. Zum Beispiel gab Alan Ahearne von Think Tank Bruegel, der Fed nicht die Schuld. Insgesamt jedoch wird geschrieben, dass Greenspans laxe Geldpolitik die Märkte über lange Sicht beeinflusst und die Risikobereitschaft erhöht hat.[30] Dies belegt auch folgendes Zitat aus einer Zeitung: „,Greenspans Politik des leichten Geldes hat die Spekulationsblase ausgelöst, seine Reden haben den Leuten das Gefühl gegeben, dass nichts passieren kann’, behauptet der Hedgefond-Manager William Fleckenstein.“[31]

[...]


[1] Vgl. Stroisch, Jelmke-Karge, Brück (2008).

[2] Vgl. Bischoff (2008), S. 8.

[3] Bis zum Jahr 2000 stiegen die Aktien im New-Economy-Segment stark an und es bildete sich eine sogenannte Vermögensblase, die im Frühjahr 2000 platzte und dadurch eine Börsenkrise auslöste. Vgl. Bischoff (2008), S.61.

[4] Die FED (Federal Reserve System), auch das US-amerikanische Zentralbanksystem genannt, besteht aus einem zweistufigen Geld- und Kreditsystem und untergliedert sich in zwölf Federal Reserve Banks (FRB), dem Board of Governors und einigen Mitgliedsbanken anderer Instutionen. Vgl. Bord of Governors of the Federal Reserve System, S. 2ff.

[5] Vgl. Fehr (2008).

[6] Vgl. Bischoff (2008), S.29.

[7] Vgl. Münchau (2008), S. 8.

[8] Vgl. Bischoff (2008), S. 63.

[9] Eine Hypothek ist ein durch eine oder mehrere Immobilien besicherter Kredit. Vgl. Münchau (2008), S. 64.

[10] Vgl. Münchau (2008), S. 9f.

[11] Die Pleite der Kölner Herstatt-Bank (1974) bewegte den Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, gegründet von den G10-Staaten, zu einer Obergrenze für die Kreditvergabe der Banken. Diese unverbindlichen Regelungen für die Bankenaufsicht nannte man Basel I. Trotz der Unverbindlichkeit wurde Basel I von vielen Staaten übernommen. Vgl. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2008).

[12] Ein durch Aktiva abgesichertes Wertpapier. Vgl. Münchau (2008), S. 213.

[13] Ein forderungsbesichertes Wertpapier, das aus einem Pool von festverzinslichen Wertpapieren, wie dem ABS, verschiedene Güteklassen erzeugt. Vgl. Münchau (2008), S. 214f.

[14] Ratingagenturen bewerten verzinsliche Wertpapiere, sogenannte Bonds. Da diese privat und nicht staatlich sind, verlangen sie ein Honor für ihre Dienstleistung. Vgl. Münchau (2008), S. 116.

[15] Vgl. Münchau (2008), S. 12ff

[16] Vgl. Sommer (2008), S. 9.

[17] Vgl. Kiff/Mills (2007), S.7ff.

[18] Vgl. Foote/Gerardi/Goette/Willen (2008), S. 3f.

[19] Vgl. Münchau (2008), S. 17ff.

[20] Vgl. Crouhy/Jarrow/Turnbull (2008), S. 5.

[21] Vgl. Franke/Krahnen (2007).

[22] Vgl. Vöpel (2008).

[23] Vgl. Syring/Thelen-Pischke (2008), S. 906ff und Klein (2008), S. 81ff.

[24] Vgl. Münchau (2008), S. 118ff.

[25] Vgl. Sommer (2008), S. 74.

[26] Sommer (2008), S. 77.

[27] Vgl. Münchau (2008), S. 120f.

[28] Bis zur Jahrtausendwende erreichte der Informations- und Kommunikationstechnologiemarkt an den Börsen sehr hohe Aktienkurse ehe es zum platzen dieser Blase kam und die Börse zusammenbrach. Vgl. Bischoff (2008), S. 61.

[29] Vgl. Fehr (2008).

[30] Vgl. Münchau (2008), S. 119ff.

[31] Piper (2008).

Excerpt out of 18 pages

Details

Title
Ursachen der aktuellen Finanzmarktkrise
College
Pforzheim University
Course
Wirtschaftspolitisches Seminar
Grade
1,3
Author
Year
2008
Pages
18
Catalog Number
V119821
ISBN (eBook)
9783640234141
ISBN (Book)
9783640234455
File size
499 KB
Language
German
Keywords
Ursachen, Finanzmarktkrise, Wirtschaftspolitisches, Seminar, Subprime-Crisis, Subprime, Immobilienkrise, Finanzkrise
Quote paper
Marcus Findeisen (Author), 2008, Ursachen der aktuellen Finanzmarktkrise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119821

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