Spätestens seit den 1970er Jahren, in denen eine Reihe so genannter Schwedenfilme die Kinokassen Europas zum klingeln brachten, ist die filmische Darstellung von Sex nicht nur leinwandfähig geworden, sondern aus dem Film gar nicht mehr wegzudenken. Längst gehören Skandale um Nacktheit und Lust der Vergangenheit an. Ein Film ist nicht gleich ein Porno, nur weil die Protagonisten des Öfteren mehr oder weniger verhüllt Geschlechtsverkehr haben, wie zum Beispiel in „Basic Instinct“ (R: Paul Verhoeven, USA 1991) oder „9 ½ Weeks“ (R: Adrian Lyne, USA 1986). Und doch: der Bann, mit dem Sex als Darstellungstabu belegt wurde, ist noch nicht gebrochen. Nicht ganz.
Welche Kriterien führen dazu, dass ein Film einen Skandal auslöst, Hass schürt oder Ekel erregt? Auf Grund welcher Kriterien wird ein Film von Kritikern in den höchsten Tönen gelobt und welche Filme erhalten eine gute Resonanz vom Publikum? Alles eine Frage des Geschmacks? Um diesen und verwandten Fragen auf den Grund zu gehen, werde ich mich auf Texte von Pierre Bourdieu stützen; dabei insbesondere auf „die feinen Unterschiede“. Ziel ist es zu zeigen, warum Detailaufnahmen von sexuellen Handlungen in einem Arthouse-Film für wenig Glückliche manchmal gar keine Pornographie sind und warum solche Darstellungen für viele Unzufriedene es eben doch sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pornographie
- Geschichte der erotischen Kunst und die Entstehung der Pornographie
- Das Verhältnis von Pornographie und Kunst
- Der pornographische Film
- Eine Frage des Geschmacks I
- Der reine und der naive Blick
- Was gibt es zu sehen wenn man einen reinen Blick auf „Shortbus“ riskiert?
- Der Bruch mit der Gesellschaft
- kalkulierter Skandal
- Distanz und Sublimierung
- Eine Frage des Geschmacks II
- Ekel und Schauer
- Die „neue“ und die „alte“ Kunst
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, warum die Darstellung sexueller Handlungen in Filmen unterschiedlich wahrgenommen und bewertet wird. Anhand der Filme „Baise Moi“ und „Shortbus“ werden die Kriterien analysiert, die zu Skandalen, Ablehnung oder Lob führen. Die Arbeit stützt sich dabei auf die Theorien Pierre Bourdieus, insbesondere auf sein Werk „Die feinen Unterschiede“, um die Rolle von Geschmack und sozialer Einordnung zu beleuchten.
- Die unterschiedliche Rezeption von expliziten Sexszenen in Arthouse-Filmen im Vergleich zu Pornographie.
- Der Einfluss sozialer und kultureller Faktoren auf die Bewertung von Filmen.
- Die Rolle von Geschmack und ästhetischem Verständnis bei der Beurteilung von Kunst und Pornographie.
- Der Vergleich der Rezeption von „Baise Moi“ und „Shortbus“ als Fallbeispiele.
- Die Bedeutung von Skandal und Tabubruch in der Filmgeschichte.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach den Kriterien für die Bewertung von Sexszenen in Filmen. Das Kapitel über Pornographie beleuchtet die Geschichte erotischer Darstellungen und die Entwicklung des modernen Pornographiebegriffs. Die Kapitel „Eine Frage des Geschmacks I & II“ untersuchen die Rolle des „reinen“ und „naiven“ Blicks sowie die Reaktionen von Ekel und Schauer auf explizite Inhalte. Das Kapitel „Der Bruch mit der Gesellschaft“ analysiert die Strategie des kalkulierten Skandals und die Bedeutung von Distanz und Sublimierung.
Schlüsselwörter
Pierre Bourdieu, Pornographie, Arthouse-Film, „Baise Moi“, „Shortbus“, Geschmack, ästhetisches Verständnis, soziale Einordnung, Skandal, Tabu, Sexuelle Darstellung, Ekel, Scham.
- Citation du texte
- Edda Laux (Auteur), 2007, Pornographie oder Ästhetik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120043