In dieser Diplomarbeit wird der Unternehmenswert des Flughafens Zürich aus Sicht eines fiktiven deutschen Erwerbers ermittelt. Im Verlauf des Bewertungsprozesses wird zunächst die Frage diskutiert, ob sog. Einzelbewertungsverfahren, die den Wert des Unternehmens aus den Zeit- bzw. Liquidationswerten der Vermögensgegenstände und Schulden ermitteln, oder zukunftserfolgsorientierte Gesamtbewertungsverfahren (Ertragswertverfahren und Discounted-Cashflow-Verfahren), die den Wert des Unternehmens durch einen Alternativenvergleich ermitteln und dem Kapitalwertkalkül des Shareholder Value Prinzips Rechnung tragen, maßgebend sind. Diesbezüglich werden die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren beurteilt sowie grundlegende Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufgezeigt. Bei den zukunftsorientierten Verfahren werden erwartete Zahlungsströme auf einen Bewertungsstichtag abdiskontiert. Diese Erwartungen basieren auf Analysen der Unternehmensvergangenheit und individuellen Prognosen über die künftige Entwicklung. Dies erfordert die Identifizierung von Werttreibern und das Treffen von Annahmen über das künftige Wachstumspotential des Akquisitionsobjekts sowie externen Einflussgrößen. Um die erwarteten Zahlungsströme abzudiskontieren, benötigt man einen adäquaten Diskontierungszinssatz. Die Fragestellung lautet demnach, wie sich ein äquivalenter Diskontierungszinssatz bzw. eine vergleichbare Alternativanlage bestimmen lässt. Daran anknüpfend werden die praktischen Schwierigkeiten bei der Ableitung eines risikolosen Basiszinssatzes, der Berücksichtigung von unternehmensspezifischen und unspezifischen Risiken zur Ermittlung des Unternehmenswertes aus einem kapitalmarkt-theoretischen Modell verdeutlicht. Im Zuge der Ermittlung von gewogenen Kapitalkosten wird die Berechnung von Fremdkapitalkosten erläutert. Weiterhin wird diskutiert, inwieweit persönliche Steuern in die Unternehmensbewertung einzubeziehen sind und ob die Bewertungsverfahren entsprechend angepasst werden müssen. Hierfür werden die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform 2008 untersucht und damit einhergehend die Änderungen der gewerbe- und körperschaftssteuerlichen Vorschriften sowie der Einfluss der Einführung der Abgeltungssteuer auf die Unternehmens-Bewertung berücksichtigt. Nach der Ermittlung des Grenzpreises wird erörtert, ob Börsenkurse oder Vergleichwerte aus den Multiplikatorverfahren bewertungsrelevant sind oder lediglich zur Plausibilisierung dienen können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Problemstellung
- 2 Beschreibung des Akquisitionsszenarios
- 3 Einordnung der Unternehmensbewertung in den Akquisitionsprozess des Beteiligungserwerbs
- 3.1 Die Prozessbetrachtung einer Transaktion
- 3.2 Vorfeld
- 3.3 Transaktion
- 3.4 Integration
- 4 Überblick über relevante Bewertungsverfahren
- 4.1 IDW Standard zur Unternehmensbewertung
- 4.1.1 Der IDW ES 1 i.d.F. 2007 als Grundlage der Unternehmensbewertung
- 4.1.2 Inhalt des Standards und Erläuterungen zum objektivierten Unternehmenswert
- 4.2 Überblick über Bewertungsverfahren
- 4.2.1 Systematisierung
- 4.2.2 Einzelbewertungsverfahren
- 4.2.2.1 Konzept der Einzelbewertungsverfahren
- 4.2.2.2 Substanzwertverfahren auf Basis von Reproduktionswerten
- 4.2.2.3 Liquidationswertverfahren als Ausprägung des Substanzwert-Verfahrens
- 4.2.2.4 Beurteilung der Einzelbewertungsverfahren
- 4.2.3 Gesamtbewertungsverfahren
- 4.2.3.1 Shareholder Value Ansatz
- 4.2.3.2 Ertragswertverfahren
- 4.2.3.2.1 Konzeption
- 4.2.3.2.2 Äquivalenzprinzipien der Unternehmensbewertung
- 4.2.3.3 Ermittlung der Eigenkapitalkosten mit Hilfe des Capital Asset Pricing Model
- 4.2.3.4 Discounted Cashflow-Verfahren
- 4.2.3.4.1 Zusammenhänge einzelner Cashflow-Begriffe
- 4.2.3.4.2 Netto-Methode - Flow-to-Equity-Ansatz (FTE)
- 4.2.3.4.3 Brutto-Methode - Entity-Ansatz
- 4.2.3.4.3.1 Variante 1 - WACC-Verfahren auf Basis von Free Cashflows (FCF)
- 4.2.3.4.3.2 Variante 2 – Adjusted-Present-Value-Verfahren (APV)
- 4.2.3.4.3.3 Variante 3 - WACC-Verfahren auf Basis von Total Cashflows (TCF)
- 4.2.3.5 Beurteilung der Gesamtbewertungsverfahren
- 4.2.4 Bewertung mit Multiplikatoren
- 4.2.4.1 Konzeption
- 4.2.4.2 Beurteilung der Multiplikatorverfahren
- 4.1 IDW Standard zur Unternehmensbewertung
- 5 Ermittlung des Unternehmenswertes der Unique anhand maßgebender Bewertungsverfahren
- 5.1 Selektion der Bewertungsmethoden
- 5.2 Bewertung des Flughafens Zürich mittels des Discounted Cashflow Verfahrens nach dem Brutto-Ansatz („Entity Approach“)
- 5.2.1 Aufstellung der Planungsrechnung
- 5.2.1.1 Annahmen und Werttreiber
- 5.2.1.2 Plan-GuV
- 5.2.1.3 Plan-Bilanz
- 5.2.1.4 Integrierte Kapitalflussrechnung
- 5.2.2 Ermittlung der Eigenkapitalkosten im Standard-CAPM
- 5.2.2.1 Ermittlung des risikolosen Zinses (Basiszinses)
- 5.2.2.1.1 Grundgedanke
- 5.2.2.1.2 Bestimmung des risikolosen Zinses anhand von langfristigen Staatsanleihen (bisheriges Verfahren)
- 5.2.2.1.3 Ableitung des Basiszinssatzes aus der Zinsstrukturkurve (Empfehlung des IDW)
- 5.2.2.1.4 Kritische Würdigung der Verfahren und Basiszinsbestimmung
- 5.2.2.2 Berücksichtigung von Risiken
- 5.2.2.2.1 Zweck des Risikozuschlags
- 5.2.2.2.2 Systematisches Risiko
- 5.2.2.2.3 Unsystematisches Risiko
- 5.2.2.2.4 Ermittlung der Marktrisikoprämie
- 5.2.2.2.5 Bestimmung des spezifischen Unternehmensrisikos mit Hilfe des Betafaktors
- 5.2.2.2.6 Zuschläge für das unsystematische Risiko
- 5.2.2.1 Ermittlung des risikolosen Zinses (Basiszinses)
- 5.2.3 Ermittlung der Fremdkapitalkosten und Behandlung von Pensionsrückstellungen
- 5.2.4 Berechnung des WACC unter Berücksichtigung der Unternehmenssteuerreform 2008 und Einsatz eines Tax-CAPM
- 5.2.4.1 Einfluss der Unternehmenssteuerreform 2008 auf den Kapitalisierungszins
- 5.2.4.1.1 Berücksichtigung von Ertragssteuern bei der Unternehmungsbewertung im Zuge der Steuerreform 2008
- 5.2.4.1.2 Mittelbare Typisierung beim objektivierten Unternehmenswert - Irrelevanz von Ertragssteuern
- 5.2.4.1.3 Unmittelbare Typisierung - Berücksichtigung von persönlichen Steuern
- 5.2.4.2 Ermittlung des WACC anhand des Tax-CAPM
- 5.2.4.1 Einfluss der Unternehmenssteuerreform 2008 auf den Kapitalisierungszins
- 5.2.5 Ermittlung des Grenzpreises und die Bedeutung von Börsenkursen
- 5.2.6 Bewertung mit Multiplikatoren als Kaufpreisindikation und zur Plausibilisierung
- 5.2.1 Aufstellung der Planungsrechnung
- 6 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Bewertung von Infrastrukturunternehmen am Beispiel des Flughafens Zürich. Ziel ist es, verschiedene Bewertungsmethoden zu analysieren und auf ihre Anwendbarkeit im Kontext des gegebenen Fallbeispiels zu prüfen. Die Arbeit zeigt auf, wie ein Unternehmenswert unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren, wie z.B. Marktbedingungen und Risikofaktoren, ermittelt werden kann.
- Unternehmensbewertung im Akquisitionsprozess
- Anwendbarkeit verschiedener Bewertungsverfahren (z.B. Discounted Cashflow-Methode)
- Risikobetrachtung und Kapitalkosten
- Einfluss der Unternehmenssteuerreform 2008
- Bewertung mittels Multiplikatoren
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beschreibt die Problemstellung der Unternehmensbewertung im Kontext von Akquisitionen. Kapitel 2 gibt einen Überblick über das Akquisitionsszenario. Kapitel 3 ordnet die Unternehmensbewertung in den Akquisitionsprozess ein und erläutert die Prozessphasen. Kapitel 4 bietet einen detaillierten Überblick über relevante Bewertungsverfahren, einschließlich Einzel- und Gesamtbewertungsverfahren sowie die Bewertung mit Multiplikatoren. Es werden verschiedene Ansätze und deren Vor- und Nachteile diskutiert. Die Kapitel 5 befasst sich mit der konkreten Bewertung des Flughafens Zürich unter Anwendung verschiedener ausgewählter Methoden. Es werden detaillierte Berechnungen und deren Grundlage dargestellt, inklusive der Berücksichtigung von Risiken und Kapitalkosten.
Schlüsselwörter
Unternehmensbewertung, Akquisition, Flughafen Zürich, Discounted Cashflow Verfahren, Kapitalkosten, Risikoanalyse, IDW Standard, Multiplikatoren, Unternehmenssteuerreform 2008, Capital Asset Pricing Model (CAPM), Entity Approach, WACC.
- Arbeit zitieren
- Michael Reusch (Autor:in), 2008, Bewertung von Infrastrukturunternehmen am Fallbeispiel des Flughafens Zürich (Unique), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120096