Die Dekabristen – das waren mehrere Hunderte Aristokraten und Gutsherren, die Zehntausende leibeigene Bauern besaßen, darunter junge Offiziere und Generale. Im Dezember 1825 erhoben sie sich gegen ihren Zaren, gegen ihren eigenen Stand, gegen die Leibeigenschaft, der sie eigentlich ihr Wohlergehen und ihre hohe Bildung zu verdanken hatten. In der Geschichte Russlands hatte es schon früher Bauernaufstände und Palastrevolten gegeben, die aber zum Ziel hatten, den einen Herrscher durch einen anderen zu ersetzen. Dass aber 600 Adlige, also ein gewichtiger Teil einer herrschenden Klasse, eine völlig neue Staatsordnung einführen und Russland von Grund auf verändern wollten und dabei ihre eigene Existenz aufs Spiel setzten, das hatte es in der Geschichte Russlands noch nie zuvor gegeben. Als der betagte Würdenträger Graf Rostoptschin von den Dekabristen erfuhr, rief er aus: „In Frankreich kann ich die Revolution zumindest begreifen: Dort wollten die Schuster Fürsten werden. In Russland kann ich sie nicht verstehen: Hier wollten die Fürsten offenbar Schuster werden…!“ Damit brachte er das eigentliche Problem zur Sprache. Wer waren die ersten russischen Revolutionäre und was wollten sie genau erreichen? Und wieso musste ihr Vorhaben scheitern? Eben um die Beantwortung dieser Fragen geht es in meiner Arbeit.
Im ersten Kapitel gebe ich eine kurze Beschreibung des Tagesablaufs des 14. Dezember 1825. Im zweiten Kapitel möchte ich einige Hintergründe nennen, wie es zu dem Dezemberaufstand und zu der Dezembertragödie kommen konnte. Der zweite Teil meiner Arbeit ist zwei Dekabristen gewidmet, die eine besondere Rolle bei dem Dekabristenaufstand spielten: Nikita M. Murawjow und Pawel I. Pestel. Diese beiden Männer waren die anerkannten Führer von zwei Geheimgesellschaften und sollten eine neue Verfassung für das neue Russland nach dem Umsturz entwickeln. Sie konnten keine Einigung erzielen, da Murawjow eine konstitutionelle Monarchie etwa nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika bevorzugte, Pestel aber sehr extreme, radikale Maßnahmen zum Sieg der Revolution vorschlug und die Monarchie durch eine Republik und eine starke Diktatur ersetzen wollte. Im weiteren Verlauf meiner Arbeit werde ich das Wesen der beiden unterschiedlichen Verfassungsentwürfe erläutern und diese miteinander vergleichen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Der 14. Dezember 1825
- 2. Hintergründe der Dezembertragödie
- 3. Der Theoretiker des „Nordbundes“
- 3.1 Vita und Laufbahn N. M. Murawjows
- 3.2 Murawjows „Projekt einer Verfassung“
- 4. Der Theoretiker des „Südbundes“
- 4.1 Vita und Laufbahn P. I. Pestels
- 4.2 Pestels „Russkaja Prawda“
- 5. Murawjows „Projekt einer Verfassung“ und Pestels „Russkaja Prawda“ im Vergleich
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Dekabristenaufstand von 1825 und vergleicht die staatspolitischen Konzepte von N.M. Murawjow und P.I. Pestel. Ziel ist es, die Hintergründe des Aufstands zu beleuchten und die unterschiedlichen Visionen für die zukünftige Entwicklung Russlands zu analysieren.
- Der Dekabristenaufstand und seine Ursachen
- Vergleich der Verfassungsentwürfe von Murawjow und Pestel
- Die Rolle der Geheimgesellschaften
- Der Einfluss des europäischen Liberalismus auf die Dekabristen
- Das Scheitern der Revolution
Zusammenfassung der Kapitel
1. Der 14. Dezember 1825: Dieses Kapitel beschreibt den Ablauf des Dekabristenaufstands am 14. Dezember 1825 auf dem Senatsplatz in Sankt Petersburg. Es schildert die Uneinigkeit unter den Aufständischen bezüglich ihrer Ziele – von der Aufzwingung einer Verfassung bis zum Sturz und der Ermordung des Zaren – und die Unwissenheit der meisten Soldaten über die wahren Absichten ihrer Offiziere. Die Ereignisse des Tages, einschließlich der gescheiterten Verhandlungen und des letztendlich blutigen Niederschlagens des Aufstands durch die Truppen des Zaren Nikolaus I., werden detailliert dargestellt. Die Kapitel verdeutlicht, wie ein vermeintlich organisierter Aufstand durch mangelnde Koordination und uneinheitliche Ziele scheiterte und in ein Blutbad mündete.
2. Hintergründe der Dezembertragödie: Dieses Kapitel beleuchtet die tieferen Ursachen des Dekabristenaufstands. Es werden die unerfüllten Hoffnungen auf Reformen unter Zar Alexander I. angesprochen und die Enttäuschung der jungen Offiziere nach ihren Erfahrungen in den napoleonischen Befreiungskriegen, wo sie mit liberaleren europäischen Ideen in Kontakt kamen. Die Kluft zwischen den idealistischen Vorstellungen der Dekabristen und der Realität des russischen absolutistischen Systems wird herausgestellt, was den Aufstand als Ausdruck der gesellschaftlichen Spannungen in Russland zu jener Zeit erweist.
Schlüsselwörter
Dekabristenaufstand, Russland, 1825, Nikolaus I., Alexander I., N.M. Murawjow, P.I. Pestel, Verfassung, Konstitutionelle Monarchie, Republik, Absolutismus, Geheimgesellschaften, Revolution, Leibeigenschaft.
Häufig gestellte Fragen zum Dekabristenaufstand
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über den Dekabristenaufstand von 1825 in Russland. Sie beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf dem Vergleich der staatspolitischen Konzepte der Dekabristenführer N.M. Murawjow und P.I. Pestel und der Analyse der Hintergründe des Aufstands.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Ablauf des Dekabristenaufstands am 14. Dezember 1825, die Ursachen des Aufstands (einschließlich der unerfüllten Reformerwartungen unter Zar Alexander I. und der Erfahrungen der Offiziere in den napoleonischen Kriegen), einen detaillierten Vergleich der Verfassungsentwürfe von Murawjow und Pestel, die Rolle der Geheimgesellschaften, den Einfluss des europäischen Liberalismus und das letztendliche Scheitern der Revolution.
Wer waren Murawjow und Pestel?
N.M. Murawjow und P.I. Pestel waren führende Dekabristen und entwickelten unterschiedliche Konzepte für die zukünftige politische Ordnung Russlands. Die Arbeit vergleicht detailliert ihre Biografien, ihre politischen Ideen ("Projekt einer Verfassung" von Murawjow und "Russkaja Prawda" von Pestel) und analysiert die Unterschiede ihrer Visionen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel über den Ablauf des Aufstands am 14. Dezember 1825, die Hintergründe der "Dezembertragödie", die Biografien und politischen Konzepte von Murawjow und Pestel (inkl. detaillierter Betrachtung ihrer Verfassungsentwürfe), einen Vergleich dieser Konzepte und abschließende Schlussfolgerungen.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, den Dekabristenaufstand von 1825 eingehend zu untersuchen und die unterschiedlichen Visionen für die zukünftige Entwicklung Russlands, wie sie von Murawjow und Pestel repräsentiert werden, zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet die Hintergründe des Aufstands und zeigt die gesellschaftlichen Spannungen in Russland zu dieser Zeit auf.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Dekabristenaufstand, Russland, 1825, Nikolaus I., Alexander I., N.M. Murawjow, P.I. Pestel, Verfassung, Konstitutionelle Monarchie, Republik, Absolutismus, Geheimgesellschaften, Revolution, Leibeigenschaft.
- Citation du texte
- Julia-Maria Warkentin (Auteur), 2005, Staatspolitische Konzepte für die Entwicklung Russlands nach dem Umsturz. Murawjows „Projekt einer Verfassung“ und Pestels „Russkaja Prawda“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120116