Um eine theoretische Grundlage für die Analyse der Funktion der Weltkonferenzen in Bezug auf das Entstehen einer Global Governance Architektur zu haben, werde ich das Regieren im Mehrebenensystem als Rahmen für meine Überlegungen nutzen.
Dabei gehe ich von der These aus, dass Global Governance nur auf der Basis einer Mehrebenenstruktur effektiv ist. Denn Probleme, die durch Globalisierungstendenzen entstanden sind, können nicht im Alleingang von Nationalstaaten oder einer (nicht vorhandenen) Weltinstitution gelöst werden.1 Dies wäre auch nicht das Ziel von Global Governance, da sich das Leitbild von Global Governance gegen eine zentrale Weltregierung wendet und stattdessen eine multilaterale Kooperationskultur schaffen will.2 Diese Einsicht schlägt sich auch in den Ergebnissen der Weltkonferenzen nieder, wie z.B. die auf dem Erdgipfel (UNCED) 1992 verabschiedete Agenda 21, die sich explizit auf die lokale Ebene bezieht.3
Zuerst will ich noch mal die Frage aufwerfen, warum und in welchen Bereichen eine neue Form des Regierens nötig ist:
Dass die zunehmende Globalisierung grenzübergreifendes Regieren notwendig macht setze ich hier voraus. Das heißt es gibt funktionale Gründe für das Herausbilden neuer Steuerungsformen. Einerseits um bestehende Chancen nutzen zu können, andererseits auch um Risiken der Globalisierung zu minimieren.5
Durch die Themen, die auf den Weltkonferenzen der 90er Jahre behandelt wurden, ist deutlich geworden, dass sich Weltpolitik verursacht durch die Herausforderungen der Globalisierung nicht mehr nur um die Themenfelder Sicherheit und Verteidigung dreht. Neue Themen sind auf den Agenden der Weltkonferenzen aufgetaucht: Umweltfragen, Armut, Menschenrechte und damit verbunden Frauenrechte, Bevölkerungsentwicklung, Migration etc.
Auf den ersten Blick scheinen diese Themen nur ‚soft issues′ darzustellen, aber auf längere Sicht könnten sich diese Problemfelder zu den wichtigsten Problemen von morgen entwickeln, für die effektive Lösungsansätze bisher ausgeblieben sind.
Auf den Weltkonferenzen soll es allerdings nicht ausschließlich um Ansätze zu einer effektiven Problemlösung gehen, sondern auch um prozedurale Herausforderungen an eine Global Governance. Hierbei geht es um die Frage nach den Organisationsformen, Prozessen und der Institutionalisierung von Verfahren, die notwendig sind, um Global Governance zu ermöglichen. Es sollen Strukturen erarbeitet werden ,die durch Kooperation und Partizipation neue Steuerungsformen eröffnen.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Weltkonferenzen und Globalisierungsherausforderungen
- Weltkonferenzen als Element der internationalen Mehrebenenpolitik
- Einflussfaktoren des Übergangs vom Nationalstaatensystem zur Global Governance
- Die Weltkonferenzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rolle von Weltkonferenzen im Kontext der entstehenden Global Governance-Architektur. Sie argumentiert, dass effektive Global Governance nur auf einer Mehrebenenstruktur möglich ist, da globale Herausforderungen von Nationalstaaten und einer nicht existenten Weltregierung alleine nicht gelöst werden können. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Verfahren und Strukturen, die durch Kooperation und Partizipation neue Steuerungsformen im globalen Kontext ermöglichen.
- Weltkonferenzen als Plattform für multilaterale Kooperation und Partizipation
- Die Herausforderungen der Globalisierung und die Notwendigkeit neuer Steuerungsformen
- Das Konzept der Global Governance und seine Implikationen für die Weltpolitik
- Die Rolle von Weltkonferenzen in der Gestaltung globaler Prozesse
- Die Herausforderungen und Chancen der Globalisierung in verschiedenen Themenbereichen (z. B. Umwelt, Armut, Menschenrechte).
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Weltkonferenzen und Globalisierungsherausforderungen: Dieses Kapitel stellt den theoretischen Rahmen für die Analyse der Weltkonferenzen im Kontext von Global Governance dar. Es argumentiert, dass Global Governance nur auf einer Mehrebenenstruktur effektiv ist und dass die Weltkonferenzen eine Plattform für die Bewältigung globaler Herausforderungen bieten.
- Weltkonferenzen als Element der internationalen Mehrebenenpolitik: Dieses Kapitel untersucht die Weltkonferenzen als Element der internationalen Mehrebenenpolitik. Es analysiert die Rolle von Weltkonferenzen bei der Koordinierung und Gestaltung globaler Prozesse sowie die Herausforderungen, die mit der Koordination verschiedener Akteure und Interessen verbunden sind.
- Einflussfaktoren des Übergangs vom Nationalstaatensystem zur Global Governance: Dieses Kapitel befasst sich mit den Einflussfaktoren, die den Übergang vom Nationalstaatensystem zur Global Governance prägen. Es analysiert die Herausforderungen und Chancen der Globalisierung und deren Auswirkungen auf die Macht und Rolle von Nationalstaaten sowie die Notwendigkeit neuer Formen der internationalen Zusammenarbeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Kernthemen Global Governance, Weltkonferenzen, multilaterale Kooperation, Mehrebenenpolitik, Globalisierung, Herausforderungen der Globalisierung, internationale Zusammenarbeit und Politikgestaltung im globalen Kontext. Die Arbeit untersucht die Verfahren und Strukturen, die für die Gestaltung globaler Prozesse erforderlich sind.
- Citation du texte
- Ina Prokopf (Auteur), 2003, Die Weltkonferenzen der 90er Jahre und Global Governance, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12015