Die Asymmetrie der Macht in der Arbeitsbeziehung zwischen den Klienten und Fachkräften im Allgemeinen Sozialen Dienst


Hausarbeit, 2022

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definitionen von Macht
2.1 Grundprinzipien der Macht
2.1.1 Formen von sozialer Macht
2.1.2 Das Macht-Paradox
2.2 Jugendamt als Institution der Sozialen Arbeit
2.2.1 Der Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamtes
2.2.2 Aufgabenbereiche des Allgemeinen Sozialen Dienstes
2.3 Machtprozesse in der Sozialen Arbeit
2.3.1 Machtauswirkungen im Allgemeinen Sozialen Dienst
2.3.2 Konstruktive Nutzung von Zwang in der Zusammenarbeit mit unmotivierten Klient*innen
2.3.3 Machtasymmetrie zwischen den Klient*innen und Fachkräften
2.3.4 Gelingende Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst

3 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Grundlagen sozialer Macht (vgl. Fischer & Wiswede, 2009, S. 552).

Abbildung 2: Funktionen des ASD (vgl. Schone, 2019, S. 149).

1 Einleitung

Die Soziale Arbeit kann als ein gesellschaftliches Handeln beschrieben werden. Sie hat den Grund und Zweck Hilfe dort zu ermöglichen, wo sie notwendig ist. Der Hilfeansatz ist heutzutage in den verschiedenen menschlichen Alltagswelten und in vielen gesellschaftlichen Risikobereichen zu finden. Das berufliche Hilfehandeln ist zu einem Teil des sozialen Sicherungssystems geworden, welches die Ansprüche der Menschen und Pflichten des Staates sieht. Somit ist ein Mensch, der Hilfe benötigt, auch dazu berechtigt, diese Hilfe zu erfahren (vgl. Schumacher, 2018, S. 57).

Innerhalb der Sozialen Arbeit entfaltet Macht ihre Wirkung auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Macht findet sich beispielsweise in den Interaktionsverhältnissen der Hilfebeziehung, in Einrichtungen und Organisationen oder im Verhältnis zwischen Gruppen wieder. Die Soziale Arbeit ist ein Teil der Sozialpolitik und dadurch abhängig von politischen Machtbalancen und sozialen Kräften. Die Profession verfügt über verschiedene Machtquellen. Beispielsweise hat sie eine Ressourcenmacht, wodurch sie über die Gewährung, Ablehnung und Auswahl von Hilfen entscheiden kann (vgl. Amthor, Goldberg, Hansbauer, Landes & Wintergerst, 2021, S. 549). Auch die Institution Jugendamt ist davon geprägt, dass sie einen Einfluss auf die Klient*innen nehmen möchte. Daher ist es notwendig, sich damit auseinanderzusetzen, wie die Fachkräfte ihre Machtposition im Jugendamt ausüben, um die Einhaltung von Regeln, Normen und Werten der Klient*innen einzufordern (vgl. Conen, 2019, S. 291).

In der vorliegenden Hausarbeit soll sich besonders mit der Machtbeziehung zwischen den Klient*innen und den Fachkräften im Allgemeinen Sozialen Dienst des Jugendamts beschäftigt werden. Dabei wird aus einer psychologischen Perspektive die Wirkungsweise der Macht in dieser Institution der Sozialen Arbeit näher erläutert. Folgenden Fragen sollen in der Hausarbeit nachgegangen werden: „Inwiefern üben Fachkräfte des Jugendamtes Macht auf die Klient*innen aus und welche Auswirkungen hat dies auf die Zusammenarbeit?“ Hierfür wird zunächst das psychologische Phänomen der Macht erläutert. Dabei werden unter anderem die Grundprinzipen und Formen von Macht dargestellt. Im zweiten Schritt wird näher auf den Allgemeinen Sozialen Dienst eingegangen und die Zusammenarbeit von Fachkräften und Klient*in dargestellt. In einem dritten Schritt soll eine Verbindung geschaffen werden und somit die vorhandenen Machtstrukturen in der Zusammenarbeit der Klient*innen mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst ergründet werden. Mögliche Auswirkungen auf die Fachkräfte und Klient*innen sollen herausgestellt werden.

2 Definitionen von Macht

Der Begriff der Macht ruft im Allgemeinen negative Assoziationen hervor, wie beispielsweise Willkür, Rücksichtslosigkeit oder Egoismus. In den klassischen Machttheorien bestehen nur geringe Unterschiede in der Unterscheidung von der sozialen Einflussnahme und der Ausübung von Macht. Macht ließe sich allgemein so definieren, dass dies eine Fähigkeit ist, mit welcher eine Person eine andere Person zu etwas bringen kann, was sie von sich aus nicht tun würde. Hierbei gilt es einen Widerstand der zu beeinflussenden Person zu überwinden, wobei unterschiedliche Mittel eingesetzt werden sollen (vgl. Piontkowski, 2011, S. 53). Die bekannteste soziologische Definition von Macht stammt von Max Weber aus dem Jahr 1972. Dieser beschreibt Macht, als eine Chance innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen, auch gegen Widerstand, durchzusetzen. Der Widerstand muss hierbei aber nicht zwangsläufig gegeben sein. Eine psychologische Definition von Macht bietet Schneider aus dem Jahre 1978. Seiner Ansicht zufolge sind nicht objektiv verfügbare Machtmittel entscheidend zur Machtausübung. Vielmehr sind zugeschriebene Fähigkeiten von anderen Personen maßgebend hierfür. Die Ressourcen der Machtausübung werden somit von anderen Personen oder Gruppen zugesprochen und mithilfe derer auf kognitive oder Verhaltensaspekte anderer eingewirkt (vgl. Fischer & Wiswede, 2009, S. 547f.).

2.1 Grundprinzipien der Macht

Keltner ist der Meinung, dass es durch die Macht möglich ist, etwas in der Welt zu verändern. Aus dieser Aussage leitet Keltner die vier folgenden Grundprinzipien ab:

1. Macht bedeutet, den Status anderer zu ändern.
2. Macht steckt in jeder Beziehung und Interaktion.
3. Macht steckt in all unseren Alltagshandlungen.
4. Macht gewinnen wir, indem wir die anderen in den sozialen Netzwerken stärken und ihnen Macht verleihen. (Keltner, 2016, S. 28)

Diese vier Grundprinzipien hängen unmittelbar miteinander zusammen und werden im Folgenden nochmals kurz erläutert. Keltner ist der Meinung, dass Menschen auch ohne den Einsatz von Geld, militärischen Mitteln oder Politik Macht ausüben können und die Welt verändern können. Er definiert Macht, als die Fähigkeit, den Status anderer Menschen zu verändern. Mit dem Status einer Person können viele verschiedene Bereiche gemeint sein, wie zum Beispiel der Glauben, die Gesundheit oder das Bankkonto. Beispielsweise kann der finanzielle Status einer Person von einer mächtigen Person verändert werden, indem diese mehr oder weniger Lohn bezahlt (vgl. Keltner, 2016, S. 28f.). Des Weiteren findet sich auch in allen privaten und sozialen Beziehungen sowie Interaktionen Macht vor. In manchen Beziehungen ist die Macht auffälliger und deutlicher als in anderen Beziehungen. Jedoch findet sie stets wechselseitig statt (vgl. Keltner, 2016, S. 33). Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Macht in ganz simplen Handlungen vorhanden ist. Sie dient dazu, Menschen zusammenzuführen und der Gruppe den größeren Vorteil zu bringen. Laut Keltner ist es in den alltäglichen Handlungen sehr leicht, Macht zu gewinnen. Ob die Macht bleibend ist, hängt davon ab, ob einfache Dinge getan werden, die gut für die anderen Menschen sind. Die Fähigkeit, Dinge beeinflussen zu können, kann sich jedoch je nach Handlung und Kontext verändern. Beispielsweise kann es sein, dass eine Person auf der Arbeit viel Macht verspüren kann, sich aber zu Hause in einigen Situationen des Miteinanders machtlos fühlen kann (vgl. Keltner, 2016, S. 38). Das vierte Prinzip der Macht verdeutlicht, wie wichtig die Zusammenarbeit im Kontext der Macht ist. Sie basiert darauf, wie gut anderen Menschen in sozialen Netzwerken geholfen wird, selbst an Macht zu kommen. Dies kann durch kleine Aktionen im Alltag entstehen, beispielsweise durch das Anerkennen von guter Arbeit, das Übertragen von Verantwortung oder durch das zur Verfügung stellen von Ressourcen und Möglichkeiten (vgl. Keltner, 2016, S. 42).

2.1.1 Formen von sozialer Macht

In einer Studie von French und Raven aus dem Jahr 1959 sind die folgenden Formen von sozialer Macht herausgestellt wurden: Belohnungsmacht, Zwangsmacht, Expertenmacht, Legitimierte Macht, Bezugsmacht und Informationsmacht. In weiteren Untersuchungen wurden diese Formen differenziert und erweitert (vgl. Piontkowski, 2011, S. 56).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Grundlagen sozialer Macht (vgl. Fischer & Wiswede, 2009, S. 552).

Die beigefügte Abbildung wird im Folgenden nochmals kurz durch die verschiedenen Formen der Macht erklärt. Die Belohnungsmacht kennzeichnet, dass die machtausübende Person in der Lage dazu ist, die andere Person für ihre Leistung zu belohnen. Belohnungen können beispielsweise in Form von finanziellen Mitteln, Lob, Anerkennung, Wertschätzung, Eröffnung von Aufstiegschancen stattfinden oder wenn Strafreize erfolgreich abgewendet werden. Bestrafungsmacht hingegen kennzeichnet, dass bestimmte Zielvorstellung durch die Ausübung oder Androhung von Strafen/Zwang durchgesetzt werden können. Legitime Macht gründet sich häufig auf Positionsmacht (vgl. Fischer & Weswede, 2009, S. 552f.) und wird durch bestehende Machtstrukturen legitimiert. Bezugsmacht basiert auf der Identifikation mit der machtausübenden Person. Die beeinflusste Person fühlt sich ähnlich wie die machtausübende Person und will sich auch so verhalten wie sie. Die Informationsmacht begründet sich aus der größeren Verfügung von Informationen oder Informationsquellen der machtausübenden Person (vgl. Piontkowski, 2011, S. 56).

Die verschiedenen Formen von sozialer Macht lassen sich mit verschiedenen Formen von sozialen Beziehungen in Verbindung bringen. Belohnungs- und Zwangsmacht finden sich in Abhängigkeitsverhältnissen, wie beispielsweise pädagogischen Kontexten, wieder. Die legitimierte Macht findet sich häufig in Geschäftsbeziehungen oder in Organisationen wieder.

[...]

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Details

Titel
Die Asymmetrie der Macht in der Arbeitsbeziehung zwischen den Klienten und Fachkräften im Allgemeinen Sozialen Dienst
Hochschule
Universität Siegen
Note
2,0
Autor
Jahr
2022
Seiten
21
Katalognummer
V1202265
ISBN (eBook)
9783346648785
ISBN (Buch)
9783346648792
Sprache
Deutsch
Schlagworte
asymmetrie, macht, arbeitsbeziehung, klienten, fachkräften, allgemeinen, sozialen, dienst
Arbeit zitieren
Soffi Werner (Autor:in), 2022, Die Asymmetrie der Macht in der Arbeitsbeziehung zwischen den Klienten und Fachkräften im Allgemeinen Sozialen Dienst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1202265

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