Unterrichtsstunde: Platons Ideenlehre und Erkenntnistheorie


Plan de Clases, 2007

25 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sachanalyse

3. Didaktisch-Methodische Vorüberlegungen

4. Didaktische Umsetzung

5. Fazit

6. Anhang
6.1. Höhlenbildnis
6.2. Höhlengleichnis
6.3. Sonnengleichnis
6.4. Liniengleichnis

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Unterrichtssequenz, die in etwa vier Doppelstunden umfassen sollte, wird der griechische Philosoph Platon im Zentrum stehen. Die Unterrichtsreihe ist auf die Klassenstufe 11 zugeschnitten, wie es auch der Thüringer Lehrplan für Gymnasien vorsieht.[1] Die Unterrichtseinheit soll sich vorwiegend, allerdings nicht unbedingt ausschließlich mit der Ideenlehre und damit verbunden mit der Erkenntnistheorie Platons beschäftigen.

Im Vorfeld wird die Auseinandersetzung mit Platons Lehrer Sokrates vorausgesetzt. Auch sollten einige Worte zur Person und Biographie des Platons einführend angebracht werden, was an dieser Stelle allerdings vernachlässigt, weil Voraussetzung, werden soll. Der hier vorgestellte Stundenentwurf knüpft ebenso an Platons Leib-Seele-Dualismus[2] an, der in einer Unterrichtssequenz vorher eventuell besprochen werden sollte. Genau von diesem Dualismus kann ausgegangen werden, um zum Dualismus der beiden Welten bei Platon überzuleiten.

Im Anschluss an folgende Unterrichtsinhalte könnte gegebenenfalls Platons Tugendlehre sein, die dann wiederum die Grundlage zur Überleitung der gleichen bei Aristoteles bilden.

2. Sachanalyse

Die platonische Ideenlehre enthält inhaltlich „ein angenommenes Reich immaterieller, ewiger und unveränderlicher Wesenheiten[3]. Diese so genannten Wesenheiten nennt Platon die Ideen oder auch Urbilder. Diese Urbilder sind wie übergeordnete „Musterbilder“[4], unter die die verschiedenen Dinge der greifbaren Welt wie Unterkategorien eingeordnet werden können. Diese Formen sind „ewig und unveränderlich“[5]. Jeder Mensch könne zu den Ideen hinter den Dingen, die in allen bestehen, allerdings nur mit Hilfe der Vernunft, gelangen. Dann haben wir sicheres Wissen darüber.

Laut Platon erinnere sich die Seele des Menschen[6] dann wieder an diese Ideen, weil er sie schon „aus einem früheren, jenseitigen Dasein“[7] kenne. Das nennt er Anamnesis – Wiedererinnerung[8]. Dieses Reich der Ideen sei ein Teil der beiden aus der „Welt des nur dem Geiste zugänglichen“[9]. Den zweiten dazugehörigen Teil stellen die Wissenschaften dar, die über ihre Erkenntnisse zu allgemeinen Lehrsätzen gelangen können.[10]

Die für alle sichtbare Welt bestehe, laut Platon, nur aus Abbildern dieser Urbilder. Sie seien nur die Nachahmung der wahren Ideen. Platon überschreibt diese Nachahmung mit dem aus dem Griechischen stammenden Begriff der Mimesis. Dies wird in Platons Liniengleichnis aus dem seinem Werk Politeia, was der Staat bedeutet, versinnbildlicht. Die Welt des Sichtbaren sei wiederum unterteilt in direkte Wahrnehmungen und indirekte Wahrnehmungen. Zu Erstgenannten zählen die Dinge und Lebewesen an sich, wohingegen Schatten und Spiegelbilder dieser die Gruppe indirekter Wahrnehmungen ausmachen. Über alle diese Dinge kann der Mensch niemals sicheres Wissen haben, wie über die Ideen selbst, sondern nur Meinungen oder Gefühle; und die können uns täuschen und sind niemals sicher. Alles in der Sinnenwelt[11] ist demnach veränderlich oder vergänglich, da wir es mit den Sinnen aufnehmen und dieses vor allem bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind.

Platon unterteilt die möglichen Erkenntnisformen der Seele also mit den griechischen Begriffen nach Eikasia, dem sinnlichen Schein[12], der nur durch Vermutungen aufkommen kann. Zweitens gibt es die Pistis, was das Glauben im Sinne von „Führ-wahr-Halten“[13] meint. Die Dianoia, zu der man durch „vernünftiges Nachdenken“[14] gelangt stellt den zweiten Abschnitt dar. An oberster Stelle nun gäbe es die Noesis, die den Menschen durch eine „philosophische Schau der Ideen“[15], also nur durch wahre Einsicht, zur Erkenntnis bringen kann.

Platon sagt, dass die sichtbare Welt das Reich des Körperlichen darstelle, das dem Reich der unveränderlichen Ideen untergeordnet ist.[16] Diese Dialektik nennen wir heute Platons Zwei-Welten-Lehre.

Der Zentrale Punkt in Platons Philosophie, anknüpfend an seinen Lehrer Sokrates, „ist die Idee des Guten“[17] – der Agathon. Platon betrachtet das Gute als Ursprung aller Ideen, verkörpert durch das Symbol der Sonne, wie zum Beispiel im Sonnengleichnis. Der Mensch könne nur das als Seiendes erkennen, was „im Lichte des Guten“[18] steht. „Das Sonnengleichnis ... sondert die beiden Bereiche des Sichtbaren und des Denkbaren“[19] voneinander ab.

Jedoch das bekannteste Gleichnis Platons, welches durch die anderen beiden vorbereitet wird, ist das Höhlengleichnis, in dem er darstellt, wie der Mensch zu den wahren Ideen gelangen könne. Der einzelne Mensch in dem Gleichnis, dem dies gelingt symbolisiert die Arbeit des Philosophen und deutet dessen Schicksal an. Es „ist der Weg des Philosophen von den unklaren Vorstellungen zu den wirklichen Ideen hinter den Phänomenen in der Natur.“[20]

Der Inhalt des Höhlengleichnisses ist etwa folgender: Eine Gruppe von Menschen haust ihr Leben lang in einer unterirdischen Höhle, angekettet mit dem Gesicht ins Höhleninnere blickend. Hinter ihnen brennt ein Feuer, das die Schatten von Gegenständen an die Wand wirft. Dies ist das Einzige, was die Höhlenmenschen je gesehen haben und sie halten es für die Wirklichkeit. Eines Tages bricht einer aus ihren Reihen die Ketten, gelangt an die Oberfläche und erkennt, nachdem er vorerst von der Sonne geblendet wird, die wahre Welt, also die Urbilder. Nach seiner Entdeckung kehrt er in die Höhle zurück, um seinen Mitmenschen von seiner Entdeckung zu unterrichten. Er will sie überreden ihm diesen Aufstieg nachzutun. Sie verschreien ihn als Ketzer und Lügner und bringen ihn um.

„Die Höhle steht für die sinnlich wahrnehmbare Welt, das künstliche Feuer für die natürliche Sonne, der Aufstieg und die Betrachtung der Oberwelt für die Erhebung der Seele in das Reich des nun dem reinen Denken zugänglichen Seins und die Sonne für die Idee des Guten.“[21]

Wenn man nun die Frage stellt, warum dieser Mensch gerade den Drang hatte sich zu befreien und an die Oberfläche zu gelangen, beantwortet Platon sie mit dem Wort Eros. Das sei der natürliche „Antrieb [oder die Sehnsucht], der [/die] den Menschen immer wieder in die Region des wahren Seins und des Guten führt“[22]. „Im >Symposium< wird er als das philosoph[ische] Streben nach der Schönheit der Erkenntnisse beschrieben“[23], während Gaarder dies als „eine Sehnsucht nach der eigentlichen Wohnung der Seele“[24] betitelt.

3. Didaktisch-methodische Vorüberlegungen

Vor allem Platons Höhlengleichnis stellt einen entscheidenden Teil der athenischen Philosophie der Antike dar. Im Thüringer Lehrplan für das Gymnasium im Fach Ethik ist Platon in Klassenstufe 10 schon indirekt vorgesehen, indem sein Lehrer Sokrates ausführlichst im Unterricht behandelt werden sollte. Da dieser nichts Schriftliches hinterlassen hat, muss Platon als Schreiber der mehr oder minder fiktiven Dialoge, in denen Sokrates immer die Hauptrolle spielt, zumindest angesprochen werden. Ebenso ist in diversen Ethik-Lehrbüchern Platons Kugelmensch beim Thema Liebe und Sexualität aufgeführt.[25]

Platons Höhlengleichnis als der wohl bekannteste Ausschnitt aus seiner Politeia nimmt einen festen Platz im Thüringer Lehrplan für Gymnasien ein. Als erstes Beispiel unter dem Ziel „Erkennbarkeit von Wirklichkeit“ sollen die Schüler mit Hilfe der Behandlung des Höhlengleichnisses „[d]ie Frage nach der Erkennbarkeit von Wirklichkeit diskutieren“[26]. Aufgabe der Unterrichtseinheit soll es laut Lehrplan dann sein, „[d]ie Grundzüge der Ideenlehre Platons und das Höhlengleichnis kennen[zu]lernen und vor aktuellem Kontext [zu] diskutieren.“[27] Einzuordnen ist das vorliegende Stundenkonzept in den Lernbereich II, der sich mit dem Mensch als erkennendem Wesen[28] auseinander setzt. Dabei ist es die Aufgabe der Lehrperson, die Schüler/innen mit Platons Deutung der Wirklichkeit zu konfrontieren und mit ihnen Möglichkeiten und Grenzen dieser Deutung zu erschließen. Ebenso schließt sich an Platons Beschäftigung mit der Wirklichkeit, die Frage an, ob die Schüler/innen nun laut Platon denn nun wissen können, dass sie wissen und was sie wissen. Der Ethik-/Philosophieunterricht soll so den Schülerinnen/Schülern erlauben, eine „Perspektive[...] für ihr Selbst- und Weltverständnis“[29] zu bekommen und eventuell sogar philosophische Gedanken zu übernehmen, um ihr eigenes Weltbild zu ergänzen.

[...]


[1] Gegebenenfalls wäre es sicherlich auch möglich die Behandlung Platons in Zusammenhang mit den Grundpositionen philosophischer Ethik in Klasse 10 einzuflechten.

[2] Dies sollte vor allem die scharfe Abgrenzung Platons von Leib und Seele, Prä- und Postexistenz der unsterblichen Seele beinhalten.

[3] Kunzmann: dtv-Atlas Philosophie. S. 39.

[4] zit. nach Gaarder: Sofies Welt. S. 105.

[5] Ebd. S. 108.

[6] Voraussetzung hierfür ist, wie schon gesagt, die vorherige Beschäftigung mit Platons Leib-Seele-Dualismus.

[7] Kunzmann: dtv-Atlas Philosophie. S. 40.

[8] Vgl. dazu weiter unten: Liniengleichnis

[9] Kunzmann: dtv-Atlas Philosophie. S. 39.

[10] Vgl. Kunzmann: dtv-Atlas Philosophie. S. 39.

[11] Gaarder: Sofies Welt. S. 105.

[12] Vgl. Diesenberg: Unterrichtsideen. Textarbeit im Philosophieunterricht der Sekundarstufe II. Didaktische Kommentare und methodische Anregungen zu ausgewählten Texten. S. 65.

[13] Kunzmann: dtv-Atlas Philosophie. S. 41.

[14] Ebd.

[15] Diesenberg: Unterrichtsideen. Textarbeit im Philosophieunterricht der Sekundarstufe II. Didaktische Kommentare und methodische Anregungen zu ausgewählten Texten. S. 65.

[16] Kunzmann: dtv-Atlas Philosophie. S. 39.

[17] Ebd.

[18] Ebd.

[19] Diesenberg: Unterrichtsideen. Textarbeit im Philosophieunterricht der Sekundarstufe II. Didaktische Kommentare und methodische Anregungen zu ausgewählten Texten. S. 65.

[20] Gaarder: Sofies Welt. S. 111.

[21] Diesenberg: Unterrichtsideen. Textarbeit im Philosophieunterricht der Sekundarstufe II. Didaktische Kommentare und methodische Anregungen zu ausgewählten Texten. S. 69.

[22] Kunzmann: dtv-Atlas Philosophie. S. 39.

[23] Ebd. S. 40.

[24] Gaarder: Sofies Welt. S. 109.

[25] Brüning: Fragen an den Menschen. 2006.

[26] Thüringer Lehrplan für Gymnasien. Fach Ethik. S. 58.

[27] Ebd.

[28] Vgl. Thüringer Lehrplan für Gymnasien. Fach Ethik. S. 13.

[29] Ebd. S. 14.

Final del extracto de 25 páginas

Detalles

Título
Unterrichtsstunde: Platons Ideenlehre und Erkenntnistheorie
Universidad
http://www.uni-jena.de/  (Institut für Philosophie (Fachdidaktik))
Curso
Proseminar: Aristoteles „Nikomachische Ethik“
Calificación
2,3
Autor
Año
2007
Páginas
25
No. de catálogo
V120410
ISBN (Ebook)
9783640237401
ISBN (Libro)
9783640239177
Tamaño de fichero
1925 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Unterrichtsstunde, Platons, Ideenlehre, Erkenntnistheorie, Proseminar, Aristoteles, Ethik“
Citar trabajo
Josephine Ernst (Autor), 2007, Unterrichtsstunde: Platons Ideenlehre und Erkenntnistheorie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120410

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