„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“ (Grundgesetz 2006: Art. 1 I).
Aber ist die Würde des Menschen auch wirklich unantastbar? Ein Blick hinter die Kulissen von stationären Altenpflegeeinrichtungen zeigt, dass man diese Frage in vielen Fällen eindeutig mit „nein“ beantworten muss.
Durch Medien, aber auch durch eigene Beobachtungen wird man immer wieder mit
vielfältigen Formen existierender „Gewalt“ in unserer Gesellschaft konfrontiert. Weniger in der Öffentlichkeit thematisiert und diskutiert wird dabei das brisante Thema der Gewalt an alten Menschen in stationären Einrichtungen. An dieser Stelle kann man sich berechtigter Weise fragen, welchen Stellenwert ältere Menschen in unserer Gesellschaft haben. Berechtigt ist diese Frage deshalb, weil die Lebensbedingungen in unserer
Gesellschaft erst die beträchtliche Alterssteigerung ermöglicht hat und zugleich die Unsicherheit darüber, welchen Platz dieses Alter einnehmen soll (vgl. Gerd Göckenjahn, in: Dill/ Kobinger 2000: 15). Auf Grund dessen obliegt es auch ein Stück weit der Gesellschaft, die seit Langem bestehende „Gewalt“ in stationären Einrichtungen der Altenpflege nicht weiter zu ignorieren bzw. zu tabuisieren. Aus ethischer Sicht scheinen die vielfältigen Formen der Gewalt, gerade in der professionellen Pflege absolut verwerflich zu sein. Tabuisierungen, nach Meinung des englischen Sozialarbeiters Eastman, drücken sich in dem Verzicht auf Benennung von Tatbeständen aus, die als sozial nicht akzeptabel gelten1; Gewalt in der Pflege gehört zu den sozial nicht akzeptablen Tatbeständen (vgl. Meyer 1998: 9). An dieser Stelle könnte man schlussfolgern, „dass nicht sein kann, was nicht sein darf“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gesellschaftsbild alter Menschen
- Gewalt und Aggression im wissenschaftlichen Diskurs
- Grundformen der Gewalt
- Stationärer Pflegealltag: Alte Menschen in der Opferrolle
- Forschungsdesign: Das qualitative Interview
- Gewalt in der stationären Altenpflege: Erkenntnisse aus der Praxis
- Personalmanagement: Verantwortung für Gewaltfreiheit
- Personalmanagement: Ansätze aus der Theorie
- Personalmanagement: Erkenntnisse aus der Praxis
- Personalmanagement: Weitergehende Ansätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist die Aufdeckung von Gewalt in der stationären Altenpflege, die größtenteils unerkannt bleibt, sowie die Darstellung möglicher Lösungsansätze. Die Arbeit untersucht die Rahmenbedingungen und Ursachen für Gewalt in diesem Kontext.
- Das Gesellschaftsbild älterer Menschen und ihre gesellschaftliche Stellung
- Wissenschaftliche Definitionen und Perspektiven von Gewalt und Aggression
- Formen von Gewalt im stationären Pflegealltag
- Der Einfluss des Personalmanagements auf die Prävention von Gewalt
- Mögliche Strategien zur Gewaltprävention im Personalmanagement
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Problematik von Gewalt in der Altenpflege und die ethischen Implikationen. Es werden verschiedene Formen von Gewalt beschrieben, von körperlicher Gewalt bis hin zu subtileren Formen wie Vernachlässigung. Die Kapitel zu Gewalt und Aggression im wissenschaftlichen Diskurs und den Grundformen der Gewalt definieren und kategorisieren verschiedene Arten von Gewalt. Der stationäre Pflegealltag und die Opferrolle älterer Menschen werden im Detail beschrieben. Die Kapitel zum Personalmanagement beleuchten theoretische und praktische Ansätze zur Gewaltprävention.
Schlüsselwörter
Gewalt, Aggression, Altenpflege, Personalmanagement, Gewaltprävention, Altersbilder, Pflegekräfte, qualitative Forschung, qualitätsmangel, Zeitdruck, Personalauswahl
- Arbeit zitieren
- B.A. Petra Warneke (Autor:in), 2007, Gewalt in der stationären Altenpflege als Herausforderung für das Personalmanagement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120433