Der Titel Berlin Alexanderplatz lässt vermuten, dass es sich hierbei um einen Roman handelt, der die Großstadt zum Thema hat. Auch wenn das Buch gemeinhin als erster deutschsprachiger Großstadtroman gilt, trifft diese Klassifizierung jedoch nur unzureichend die ursprüngliche Intention des Autors und verfehlt auch das letztlich erreichte Ergebnis. Im Vordergrund steht nämlich die Entwicklungsgeschichte eines Einzelnen (Die Geschichte vom Franz Biberkopf, wie es im Untertitel heißt) und nicht ein Tableau des Berlins der 20er Jahre. Dass Döblin trotz allem eine weitschweifige Milieuskizze des Berliner „Lumpenproletariats“ jener Zeit zeichnet, wie es Ronald Links in seinem marxistischen Deutungsansatz formuliert, soll nicht über die zentrale Stellung Biberkopfs und die ihm vom Autor zugedachte Aufgabe als überzeitliche, exemplarische Figur hinwegtäuschen.
Auf der Frage nach der Bedeutung des großstädtischen Handlungsraumes für den Roman und damit für die Entwicklung Biberkopfs wird in dieser Arbeit der Schwerpunkt liegen. Uns wird dabei das geistig-emotionale Wechselspiel zwischen dem Protagonisten und seinem unmittelbaren Umfeld interessieren. Ausgehend von einem soziologischen Ansatz des zwanzig Jahre vor Döblin geborenen Georg Simmel werden wir uns dem Lebensraum Großstadt nähern. Anschließend wird die romantheoretische Konzeption Döblins erörtert, um Beweggründe seines literarisches Schaffens zu erkunden und die von ihm daraus abgeleiteten Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung zu verstehen. Die theoretisch gewonnenen Erkenntnisse sollen schließlich Grundlage für eine Analyse der Figur des Franz Biberkopf sein, wovon wir uns weitgehenden Aufschluss über den Aussagegehalt des Romans erhoffen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Mensch in der Großstadt
- Der Erzähler in Berlin Alexanderplatz
- Zum Prinzip der Collage
- Was für ein Mensch ist dieser Franz Biberkopf?
- Von den idyllischen Jahren im Gefängnis
- Die Furcht vor den rutschenden Dächern
- Ein vermeintlich starkes Ego
- Auf Biberkopfs Irrwegen, die Welt und sich selbst zu verstehen
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des großstädtischen Handlungsraums in Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz für die Entwicklung der Hauptfigur Franz Biberkopf. Dabei wird das geistig-emotionale Wechselspiel zwischen Biberkopf und seinem Umfeld analysiert, ausgehend von einem soziologischen Ansatz Georg Simmels. Die romantheoretische Konzeption Döblins wird erörtert, um seine literarischen Beweggründe und Umsetzungsmöglichkeiten zu verstehen. Die gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für eine Analyse der Figur Biberkopf, um den Aussagegehalt des Romans zu erhellen.
- Der Einfluss der Großstadt auf die Psyche des Individuums
- Die romantheoretische Konzeption Döblins und ihre Umsetzung in Berlin Alexanderplatz
- Die Entwicklung und Charakterisierung der Figur Franz Biberkopf
- Die soziologische Perspektive auf das "Lumpenproletariat" im Berlin der 20er Jahre
- Die Bedeutung von Simmels Großstadt-Theorie für das Verständnis des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Einführung in Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz und die zentrale Rolle der Figur Franz Biberkopf. Die Arbeit fokussiert auf die Untersuchung des Einflusses der Großstadt auf Biberkopfs Entwicklung.
Kapitel 2 (Der Mensch in der Großstadt): Diskussion von Georg Simmels Essay "Die Großstädte und das Geistesleben" als theoretische Grundlage. Analyse der Auswirkungen der Reizüberflutung und der daraus resultierenden Reserviertheit der Großstadtbewohner.
Kapitel 3 (Der Erzähler in Berlin Alexanderplatz): [Kapitelbeschreibung fehlt im Ausgangstext]
Kapitel 4 (Zum Prinzip der Collage): [Kapitelbeschreibung fehlt im Ausgangstext]
Kapitel 5 (Was für ein Mensch ist dieser Franz Biberkopf?): Beginn der Analyse der Hauptfigur Franz Biberkopf, unterteilt in Unterkapitel zu seinen Gefängnisjahren, seiner Angst vor der Großstadt und seinem vermeintlich starken Ego.
Schlüsselwörter
Berlin Alexanderplatz, Alfred Döblin, Franz Biberkopf, Großstadt, Soziologie, Georg Simmel, Reizüberflutung, Reserviertheit, Individualität, Romantheorie, Collage.
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- Volkmar Abel (Autor), 2001, Die Angst vor der Wahrheit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120435