In der vorgelegten Arbeit sollen die Theorien Michel Foucaults aus "Der Wille zum Wissen" und seiner späten Phase, aus Werken wie "Die Sorge um sich", den zugehörigen Vorlesungen und Interviews, ausführlich rekonstruiert und einander gegenübergestellt werden, um die Frage zu klären, welche Existenzmöglichkeiten sie für das Individuum zwischen Kontrolle und Selbstsorge bieten. Beide Werke stammen aus der Phase um die Untersuchung von Sexualität und Wahrheit. Dabei gilt es zu beachteten, dass zwischen 1976 und 1984 in Foucaults Werk eine Vielzahl entworfener und verworfener theoretischer Ansätze offenliegen, an die man in einer Untersuchung zur Rolle des Individuums anknüpfen könnte. Ob nun die Berichterstattung über die iranische Revolution, der verworfene Begriff der Hermeneutik des Subjekts oder die Überlegungen zur gouvernmentalité (Sarasin 2005 : 175ff, 182ff, 190f). Anstatt zu versuchen, die Gesamtheit dieser Ansätze zu referieren, möchte ich jenem Denkweg nachgehen, der Foucault von "Der Wille zum Wissen" zu "Die Sorge um sich" führte. Um diese Gedankengänge nachvollziehen zu können, werde ich die theoretischen Überlegungen Foucaults nicht nur dahingehend analysieren, in welche Richtung sie sich vorwagen, sondern auch, von welchen Denkrichtungen sie sich entfernen. Ich möchte aufzeigen, wie Foucault in Der Wille zum Wissen einige Fragestellungen zu beantworten sucht, die sich für ihn in der Auseinandersetzung mit den Machtvorstellungen der Psychoanalyse, des Marxismus und seinem früheren Werk ergeben und wie er seine gegebene Antwort im Verlaufe seines Gedankengangs weg vom diskursivierten Individuum und der modernen Sexualität erneut als Frage problematisiert, um sie schließlich in Form des ethischen Subjekts in Die Sorge um sich zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Enthält man uns etwas vor?
- Die Gesetzesmacht
- Wissen und Macht
- Was sie noch nie über Sex wissen wollten, aber gezwungen waren zu erfahren
- Die Rolle der Institutionen
- Das Dispositiv
- Wider die Gesetzesmacht
- Effekte
- Macht formte diese Körper
- Potenziale
- Die Technologien des Selbst
- Die Konversion des Subjekts
- Zenon: Die Ursprünge der Selbstsorge
- Ethik und Erfahrung
- Die Anderen
- Macht, Freiheit und Herrschaft
- Eine neue Wahrheitsmatrix
- Der Unterbau der Selbstsorge
- scientia sexualis/ars erotica
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit rekonstruiert und vergleicht Michel Foucaults Theorien aus "Der Wille zum Wissen" und seinen späteren Werken, um die Existenzmöglichkeiten des Individuums zwischen Kontrolle und Selbstsorge zu klären. Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Foucaults Denken, von der diskursiven Machtanalyse zur Konzeption der Selbsttechniken.
- Foucaults Kritik an repressiven Machtvorstellungen
- Die Rolle von Wissen und Diskursen in der Ausübung von Macht
- Das Konzept des Dispositivs und seine Auswirkungen auf das Individuum
- Die Technologien des Selbst und die Möglichkeit der Selbstsorge
- Die Entwicklung von Foucaults Machtanalyse
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Einführung in Foucaults Werk und die Fragestellung der Arbeit: die Existenzmöglichkeiten des Individuums zwischen Kontrolle und Selbstsorge.
Kapitel 2 (Enthält man uns etwas vor?): Analyse einer Szene aus "Casablanca" zur Veranschaulichung gängiger Vorstellungen von Repression und Zensur, gefolgt von Foucaults Kritik an diesem Modell.
Kapitel 3 (Wissen und Macht): Darlegung von Foucaults Argument, dass die Diskursivierung des Sexes in der Moderne wichtiger ist als seine Zensur. Analyse der Rolle von Macht und Wissen, der Institutionen und des Dispositivs.
Kapitel 4 (Die Technologien des Selbst): Rekonstruktion der Technologien des Selbst und Vergleich mit der Theorie aus "Der Wille zum Wissen". Untersuchung der Konversion des Subjekts durch Ethik und Erfahrung und der Rolle des "Anderen".
Kapitel 5 (Macht, Freiheit und Herrschaft): Einarbeitung der Erkenntnisse in Foucaults veränderte Machtanalyse und Betrachtung des Unterbaus der Selbsttechniken.
Schlüsselwörter
Michel Foucault, Macht, Wissen, Wahrheit, Dispositiv, Selbstsorge, Technologien des Selbst, Diskurse, Sexualität, Kontrolle, Individuum, Genealogie, Archäologie, Der Wille zum Wissen, Die Sorge um sich.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Weirauch (Autor:in), 2008, Das Individuum zwischen Kontrolle und Selbstsorge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120758