Schon einige Vorsokratiker erkannten, dass es ein objektives Wissen als „Spiegelung einer an und für sich unabhängigen ontologischen Wirklichkeit“ nicht geben konnte, da sich diese Wirklichkeit dem erlebenden Subjekt eben nur durch das Erlebtwerden erschließt. Im 18. Jh. griff Giambattista Vico die Idee wieder auf, dass „unser rationales Wissen von uns selbst konstruiert wird.“ „Objektive“ Wirklichkeit entsteht in der Regel dadurch, dass unser eigenes Erleben von anderen bestätigt wird. Wirklichkeit ist also keine objektive vom Menschen unabhängige Größe, sondern eben nur ein Konstrukt, wie auch Fiktion eines ist, eine menschliche Schöpfung aufgrund unseres angeborenen neurobiologisch bedingten Erkenntnisvermögens und der kulturell bedingten Interpretationen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Begriffsbestimmung
- 1.1. Das Gehirn und das Nervensystem
- 1.2. Kognition
- 1.3. Radikaler Konstruktivismus
- 1.4. Empirische Literaturwissenschaft
- 1.5. Text-Bedeutungen
- 2. Gestaltpsychologischer Ansatz der Textlinguistik
- 2.1. Die Rolle der Emotionen
- 2.2. Verstehensprozesse
- 2.3. Die innere Ordnungsbildung
- 2.3.1. „Bedürfnisse“ und „Gefordertheiten“
- 2.4. Analyse der Gefordertheiten
- 2.4.1. Schließungs-/Lückenfüllungsexperiment
- 2.4.2. Reproduktionsexperiment
- 3. Linguistischer Ansatz der Textlinguistik
- 3.1. Konzept der „story grammar“
- 3.2. Konzept nach funktionalen Aspekten
- 4. Empirische Forschungen
- 4.1. Kontinuität der Aktanten
- 4.2. Prozessuale Kontinuität
- 4.3. Fallbeispiele (Untersuchungen von Stadler und Wildgen)
- 4.4. Fragestellung und Planung eigener empirischer Forschungen
- 5. Zusammenfassung und Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die kognitiven Prozesse der Ordnungbildung beim Verstehen und Reproduzieren fiktionaler Texte. Sie beleuchtet den Einfluss von gestaltpsychologischen und linguistischen Ansätzen auf die Textinterpretation und befasst sich mit empirischen Forschungsergebnissen auf diesem Gebiet.
- Kognitive Prozesse beim Textverstehen
- Gestaltpsychologischer Ansatz der Textlinguistik
- Linguistische Ansätze (Story Grammar, funktionale Aspekte)
- Empirische Forschungsergebnisse zur Textrezeption
- Konstruktivistische Erkenntnistheorie und ihre Relevanz für die Literaturwissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und definiert zentrale Begriffe wie Kognition und radikaler Konstruktivismus. Kapitel 2 beschreibt den gestaltpsychologischen Ansatz, mit Fokus auf Emotionen und innere Ordnungsbildungsprozesse. Kapitel 3 beleuchtet linguistische Ansätze, einschließlich des Konzepts der "story grammar". Kapitel 4 präsentiert empirische Forschungsbefunde.
Schlüsselwörter
Kognition, Textverstehen, Textreproduktion, Gestaltpsychologie, Linguistik, Empirische Literaturwissenschaft, Radikaler Konstruktivismus, Ordnungsbildung, Fiktionale Texte, Story Grammar.
- Arbeit zitieren
- Dr. phil. Daria Hagemeister (Autor:in), 2008, Kognitive Ordnungsbildung beim Verstehen und bei der Reproduktion von fiktionalen Texten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/120829