Angesichts der sich immer weiter verstärkenden Internationalisierung1 und der damit verbundenen Sorge um umweltpolitische und ökonomische Interessen, rücken zunehmend Länder in den Mittelpunkt des Interesses, welchen in vergangenen Zeiten nicht immer die angemessene Aufmerksamkeit zuteil wurde.
Die so genannten Entwicklungsländer – diese und andere Begrifflichkeiten werden im Folgenden näher eingegrenzt und definiert werden müssen – sehen sich zunehmend dem Druck zur Neuorientierung ausgesetzt. Im Bewusstsein, dass ihre Außenhandelsstrukturen noch aus kolonialen Zusammenhängen heraus erklärt werden können, sind viele dieser Länder bemüht, eine einflussreichere Position im weltweiten Handel zu erwerben, so dass drängende Probleme in Zusammenhang mit Rohstoffabhängigkeiten und den sog. Terms of Trade zumindest abgemildert werden können.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden im Interesse einer möglichst präzisen Argumentation einige grundlegenden Begriffe näher erläutert. Um den Lesefluss nicht zu stören, wird dies jedoch vorwiegend im Fußnotenapparat geschehen. Zunächst werden zum besseren Vorverständnis die Abhängigkeiten der Entwicklungsländer und die Gliederung einiger wichtiger Rohstoffe untersucht. Danach sind verschiedenen Ausprägungen der Terms of Trade und ihre Aussagekraft Gegenstand der Untersuchung. Schlussendlich befassen wir uns folgerichtig mit der Einbindung der Entwicklungsländer in internationale Wirtschaftsbeziehungen und den Forderungen nach einer erneuerten Weltwirtschaftsordnung.
Wie wir noch sehen werden, dürfen die Terms in Bezug auf ihre Aussagekraft nicht überbewertet werden. Wer die Außenhandelsbeziehungen eines Entwicklungslandes mehr als nur oberflächlich „kennenlernen“ will, muss sich schon eingehender mit diesem beschäftigen.
Angesichts der Tatsache, dass jede der oben genannten Fragestellungen aus sich selbst heraus ausreichend Material für eine eigene umfassende Literaturarbeit bietet, ergibt sich, dass häufig nicht der Raum für tiefgehende Betrachtungen gegeben sein wird, den man sich als Autor wünschen würde. An geeigneter Stelle muss deshalb auf weiterführende Literatur verwiesen werden.
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1 Oder Globalisierung. Dieser Begriff ist jedoch weitaus stärker umstritten und weitaus nebulöser, als es der selbstverständliche Gebrauch im Alltagssprachgebrauch vermuten lassen. Vgl. zur eingehenderen Erläuterung: Greven / Scherrer, Globalisierung gestalten, Weltökonomie und soziale Standards, Bonn, 2005.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung und Themeneingrenzung
2 Die sog. Entwicklungsländer – Klassifizierungsversuche
3 Die Struktur der Güter und Exporte
3.1 Preisentwicklung bei den Ausfuhren
3.2 Einfuhrbezogene Unabhängigkeitsbestrebungen der sich entwickelnden Länder
3.3 Die Rohstoffproblematik im engeren Sinne
3.3.1 Pessimistische Prognosen
3.3.2 Nachhaltiges Wirtschaften
4 Die Terms of Trade
4.1 Wie ist ein ungünstiger Verlauf der Terms of Trade zu bewerten?
4.2 Raul Prebischs Auffassungen
5 Die Forderungen der Entwicklungsländer
6 Zusammenfassung und Resumée
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung und Themeneingrenzung
Angesichts der sich immer weiter verstärkenden Internationalisierung[1] und der damit verbundenen Sorge um umweltpolitische und ökonomische Interessen, rücken zunehmend Länder in den Mittelpunkt des Interesses, welchen in vergangenen Zeiten nicht immer die angemessene Aufmerksamkeit zuteil wurde.
Die so genannten Entwicklungsländer – diese und andere Begrifflichkeiten werden im Folgenden näher eingegrenzt und definiert werden müssen – sehen sich zunehmend dem Druck zur Neuorientierung ausgesetzt. Im Bewusstsein, dass ihre Außenhandelsstrukturen noch aus kolonialen Zusammenhängen heraus erklärt werden können, sind viele dieser Länder bemüht, eine einflussreichere Position im weltweiten Handel zu erwerben, so dass drängende Probleme in Zusammenhang mit Rohstoffabhängigkeiten und den sog. Terms of Trade zumindest abgemildert werden können.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden im Interesse einer möglichst präzisen Argumentation einige grundlegenden Begriffe näher erläutert. Um den Lesefluss nicht zu stören, wird dies jedoch vorwiegend im Fußnotenapparat geschehen. Zunächst werden zum besseren Vorverständnis die Abhängigkeiten der Entwicklungsländer und die Gliederung einiger wichtiger Rohstoffe untersucht. Danach sind verschiedenen Ausprägungen der Terms of Trade und ihre Aussagekraft Gegenstand der Untersuchung. Schlussendlich befassen wir uns folgerichtig mit der Einbindung der Entwicklungsländer in internationale Wirtschaftsbeziehungen und den Forderungen nach einer erneuerten Weltwirtschaftsordnung. Wie wir noch sehen werden, dürfen die Terms in Bezug auf ihre Aussagekraft nicht überbewertet werden. Wer die Außenhandelsbeziehungen eines Entwicklungslandes mehr als nur oberflächlich „kennenlernen“ will, muss sich schon eingehender mit diesem beschäftigen.
Angesichts der Tatsache, dass jede der oben genannten Fragestellungen aus sich selbst heraus ausreichend Material für eine eigene umfassende Literaturarbeit bietet, ergibt sich, dass häufig nicht der Raum für tiefgehende Betrachtungen gegeben sein wird, den man sich als Autor wünschen würde. An geeigneter Stelle muss deshalb auf weiterführende Literatur verwiesen werden.
2 Die sog. Entwicklungsländer – Klassifizierungsversuche
Entwicklungsländer[2] werden heute i.d.R. nach ökonomischen und sozialen Kriterien typisiert. Im folgenden sprechen wir vereinfacht von „den“ Entwicklungsländern, als ob es sich um eine homogene Gruppe handeln würde. Zwar ist auf Anhieb ersichtlich das z.B. Ghana und China – beides Länder die, wie wir noch herausarbeiten werden, gemäß der Weltbankdefinition Entwicklungsländer sind – wirtschaftlich und erst recht kulturell nicht besonders viele Gemeinsamkeiten haben. Dennoch muss eine Vereinfachung erfolgen, um den Rahmen einer 10-12seitigen Hausarbeit nicht zu sprengen.
Einer seriösen Klassifizierung müssen natürlich Merkmale zugrunde gelegt werden, welche quantifizierbar sind und / oder auf allgemeine Beobachtungen zurückzuführen sind.[3] In der Literatur finden sich dementsprechend Kriterienkataloge, in welchen der Versuch unternommen wurde, typische Merkmale nach ökonomischen und nichtökonomischen Metagesichtspunkten zusammenzufassen.[4] Bratzel und Müller legen sechs Kriterien zugrunde:
Bevölkerung Sozialwesen
Ernährung Wirtschaft
Kommunikation Transport
Daraus wiederum folgt eine Einteilung in fünf Gruppen. In Gruppe fünf finden wir demnach die ärmsten Länder der Erde, so z.B. Äthiopien oder Ruanda. Die Gruppe Vier enthält Länder mit günstigeren Auslandsbedingungen, etwa das Königreich Saudi Arabien. In der dritten Gruppe finden wir die sogenannten Schwellenländer, etwa die Türkei, während wir zu der zweiten Gruppe jene Länder zählen, welche den vergleichsweise höchsten Stand noch nicht erreichen konnten, Portugal und Spanien um nur zwei zu nennen. Zu den entwickeltsten Ländern der Gruppe Eins zählen die Autoren die reichsten Nationen; unser Land zählt dazu, auch die Schweiz, um wiederum zwei Beispiele anzugeben.[5]
Die Weltbank nimmt eine noch unpräzisere Einteilung vor, diese richtet sich nach dem Bruttosozialprodukt, umgerechnet auf den Wert pro Einwohner, und unterteilt so in drei Gruppen:
- Länder mit hohem Einkommen (8356 US$ und mehr)
- Länder mit mittlerem Einkommen ( 676 US$ bis 8355 US$)
- Länder mit geringem Einkommen (bis zu 675 US$)
Jene mit hohem Einkommen klassifiziert die Weltbank als Industrieländer, alle anderen werden schlicht als Entwicklungsländer betrachtet.[6] Hilfreich ist, wie sich im Folgenden noch zeigen wird, auch die Unterscheidung in erdölexportierende und erdölimportierende Nationen.
3 Die Struktur der Güter und Exporte
Weiterverarbeitete Produkte werden in geringerem Umfang von den Entwicklungsländern vertrieben als Rohstoffe. In der Literatur wird davon ausgegangen, dass diese komplementäre Arbeitsteilung – die Entwicklungsländer liefern die Rohstoffe, die Industrieländer die Halb- und Fertigprodukte - noch aus kolonialen Zeiten herrühren.[7] Eine solchermaßen auf geringe Industrialisierung zurückzuführende einseitige Außenhandelsstruktur[8] ist jedoch keineswegs unproblematisch. Die wirtschaftliche Entwicklung des Primärgütersektors verläuft z.T. erheblich ungünstiger als der Handel mit fertigen und teilfertigen Erzeugnissen,[9] was insbesondere in Verbindung mit einer weiteren Fehlentwicklung Sprengkraft entfaltet: Viele der ärmsten Länder der Erde sind in verheerendem Maße vom Export eines einzelnen Rohstoffs abhängig. Einem Preisverfall auf eben diesem Markt wäre die betroffene Nation dann korrespondierend ungebremst ausgesetzt.[10]
3.1 Preisentwicklung bei den Ausfuhren
Vor allem im Rohstoffhandel sehen wir veritable Transportkosten und Transportnebenkosten, was sich negativ im CIF-Preis niederschlägt.[11] Da die Entwicklungsländer in vielen Fällen nicht über die angemessenen Frachtkapazitäten verfügen, können sie aus diesem Bereich keine Deviseneinnahmen abschöpfen. Länder wie etwa Bahrein, die durch große Investitionen in eben diesem Sektor von sich Reden machen,[12] zeigen, dass das Problem durchaus erkannt wurde.
Durch die Handelsspannen des Groß- und Einzelhandels verlieren die Produzenten zudem weitere Einnahmen. Die Marktmacht der zwischengeschalteten Konzerne entfaltet sich dabei naturgemäß insbesondere auf Märkten, welche von wenigen Unternehmen beherrscht werden. Hier kommt es insbesondere vor, dass die entsprechenden Güter im Importland kaum weiterverarbeitet werden und dennoch eine erhebliche Spanne zwischen Exportpreisen und Endverbraucherpreisen anzutreffen ist.[13]
3.2 Einfuhrbezogene Unabhängigkeitsbestrebungen der sich entwickelnden Länder
Um aus den Außenhandelsbeziehungen mehr Nutzen zu ziehen und die genannten Einseitigkeiten zumindest zu verringern, streben die genannten Länder folgerichtig eine stärkere Unabhängigkeit an, wie im weiteren Verlauf dieser Untersuchung noch weiter ausgeführt wird. Vorweggenommen kann jedoch gesagt werden, dass eine strukturell bedingte Abhängigkeit als ungünstig empfunden wird: Die inländische Nachfrage wird durch die Produktion nur in geringem Umfang bedient. Vor allem die Investitionsgüter- und Produktionsgütersektoren sind zu gering entwickelt.[14] Maschinen finden sich neben Brennstoffen statt dessen hauptsächlich in den Importen wieder. Flankiert wird diese Situation von den ungenügenden technologischen Fähigkeiten, die wir bislang bei diesen Ländern noch beobachten müssen. 1973 wurden 3 % der weltweiten Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung in den Entwicklungsländern ausgegeben, diese besitzen ferner nur ungefähr jedes hundertste Patent.[15]
Zu den daraus resultierenden Notwendigkeiten, entsprechende Bedarfe aus dem Ausland einzuführen, gesellt sich der unproportional hohe finanzielle Bedarf, welcher in Form hoher Auslandsverschuldung weitere Abhängigkeit generiert. Ochel führt aus, dass sich die Schuldenquote der von der Weltbank registrierten Entwicklungsländer zwischen 1969 und 1978 verneunfacht hat.[16]
Eine schwache Verhandlungsmacht ergibt sich des Weiteren aus dem Umstand, dass die betreffenden Länder nur Rohöl bis zu einem gewissen Grad monopolisieren konnten. Die Problematik, technologische Systeme aus den o.g. Gründen aus dem Ausland importieren zu müssen, besteht zudem darin, dass diese nicht immer den spezifischen Anforderungen des eigenen Marktes entsprechen. Die Schuldendienstquoten[17] stellen einen guten Indikator für evtl. drohende Versorgungsnotlagen dar. Die hierzu verwendeten Mittel können ja nicht mehr für Investitionen verwendet werden.[18]
[...]
[1] Oder Globalisierung. Dieser Begriff ist jedoch weitaus stärker umstritten und weitaus nebulöser, als es der selbstverständliche Gebrauch im Alltagssprachgebrauch vermuten lassen. Vgl. zur eingehenderen Erläuterung: Greven / Scherrer, Globalisierung gestalten, Weltökonomie und soziale Standards, Bonn, 2005.
[2] Der Begriff Entwicklungsland ist in den alltäglichen Sprachgebrauch eingedrungen, wie auch der als Synonym verwendete Begriff dritte Welt. Selbstverständlich hinkt der Begriff, denn welches Land entwickelt sich wirklich, welches stagniert eher? Gibt es überhaupt Länder, die sich nicht mehr entwickeln? Das sind nur zwei von mehreren Fragen, die den Begriff in Frage stellen. Der allgemeinen Verbreitung wegen und in Ermangelung einer als gelungener empfundenen Begrifflichkeit wird im Text im Folgenden dennoch von „Entwicklungsländern“ die Rede sein.
[3] Bei einem einzelnen Merkmal wird von sog. Realdefinitionen gesprochen. Die Aussagekraft ist in diesem Falle natürlich besonders eingeschränkt.
[4] Vgl. Wagner / Kaiser: Ökonomie der Entwicklungsländer, 1995, S. 4f.
[5] Vgl. Boesler, Rohstoffwirtschaft, 1989, S. 48f.
[6] Vgl. Wagner / Kaiser, a.a.O. S. 17
[7] Ebenda, S. 105ff.
[8] Ca. 75 % Primärgüter, 25 % industrielle Halb- und Fertigprodukte. Vgl. Ochel, Die Entwicklungsländer in der Weltwirtschaft, 1982, S. 169 ff.
[9] Vgl. Vierbuchen, Die Entwicklungsländer im Welthandel – Dissoziation versus Integration, 1983, S.29.
[10] Zwischen 35 und 40 dieser Länder sind zu mehr als 50 % von einem einzigen Rohstoff abhängig, so eine allerdings nicht ganz neue Untersuchung: Vgl. Koch,Internationale Wirtschaftsbeziehungen. In: Band 1: Internationaler Handel, 1997, S. 59f.
[11] Die CIF-Preise des importierenden Landes stehen für cost, insurance, freight und stehen den FOB-Preisen des liefernden Landes gegenüber: free on board. Vereinfacht kann an eine Analogie zu den im Alltag gebräuchlichen Begriffen Brutto und Netto gedacht werden.
[12] Eine staatliche Reederei dieses Golfstaates hat unlängst von sich Reden gemacht, weil sie US-amerikanische Häfen und Hafenbetreiber erwerben wollte.
[13] Vgl. Wagner / Kaiser, a.a.O. S. 110ff.
[14] Verifiziert durch den unterprepräsentierten Anteil der der metallverarbeitenden Industrie; ältere Zahlen von 1970 belegen, dass dieser bei etwas über 12 % lag (bei den Entwicklungsländern. Im Vergleich die industrialisierten Länder: Über 35 %). Vgl. Ochel, a.a.O. S. 55ff.
[15] Ebenda, S. 55ff.
[16] Insg. handelt es sich in diesem Zeitraum um 84 Länder. Vgl. Ochel, a.a.O. S.59 f.
[17] Jährlicher Schuldendienst zu jährlichen Exporterlösen ins Verhältnis gesetzt.
[18] Vgl. Koch, a.a.O. S. 181.
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