Einer alten Redensart zufolge geht es in der Ökonomie um Entscheidungen zwischen Wahlmöglichkeiten, während es in der Soziologie darum geht, daß der Mensch gar keine Wahlmöglichkeiten hat. Dies ist eine nicht ganz korrekte Charakterisierung. Jedoch spiegelt sie zwei gegensätzlichen Positionen wider, die bis dato jeweils in einer der beiden Disziplinen der Sozialwissenschaften vorherrschen. Die Dichotomie der beiden Positionen deutet darauf hin, daß sich jede von beiden nur mit Teilwirklichkeiten beschäftigt . Wenn man davon ausgeht, daß man die sozialen Phänomene nur verstehen, erklären und vorhersagen kann, wenn ein Gesamtbild der Realität zur Verfügung steht, muß diese Dichotomie aufgehoben werden. Im Hinblick auf die vorherrschenden Paradigmen gibt es zwei Strategiearten der Wiedervereinigung der Sozialwissenschaften. Die eine entwirft ein ganz neues Paradigma, das die vorherrschenden kaum integriert werden läßt. Die andere Strategie versucht, eine umfassendere Synthese vorherrschender Theorien herzustellen.
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Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Die philosophischen und methodologischen Grundlagen
- 2.1 Philosophische Standpunkte
- 2.2 Methodologische Standpunkte
- 3 Das Bi-Nutzen-Konzept
- 3.1 Die Hauptbewertungskriterien
- 3.2 Unterschiede zwischen Moral und Vergnügen
- 3.3 Konflikt und Gleichgewicht
- 4 Das Entscheidungsmodell
- 4.1 Das N/A-L/E-Wahlkontinuum und die Rolle der N/A-Faktoren
- 4.2 Instrumentelle Rationalität
- 4.3 Der subrationaler Standpunkt
- 5 Die Einkapselungsthese
- 5.1 Die Entscheidungsträger und ihre (Makro)-Rationalität
- 5.2 Sozialer Kontext und Wettbewerb
- 6 Bilanz und Perspektiven
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Sozioökonomie, einer Theorie sozialen und wirtschaftlichen Verhaltens, die von Amitai Etzioni entwickelt wurde. Das Ziel ist es, die Entscheidungsfindung im Kontext der Sozioökonomie anhand von Etzionis Buch "Die faire Gesellschaft" zu beleuchten.
- Das Ich+Wir-Paradigma als Basis der Sozioökonomie
- Das Bi-Nutzen-Konzept und die Entstehung menschlicher Ziele
- Das Entscheidungsmodell und die Auswahl von Handlungsmitteln
- Die Einkapselungsthese und der Einfluss des sozialen Kontextes auf Entscheidungen
- Bewertung der Sozioökonomie und ihrer Potenziale
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Arbeit stellt das Problem der Dichotomie zwischen Ökonomie und Soziologie dar und führt den Leser in das Konzept der Sozioökonomie als Integrationsversuch ein.
- Kapitel 2: Die philosophischen und methodologischen Grundlagen: Es werden die gegensätzlichen Standpunkte der "Tories" und "Whigs" in Bezug auf die menschliche Natur und soziale Ordnung erläutert. Etzioni stellt sein eigenes Modell des hinreichend sozialisierten Wesens vor, das "Ich+Wir-Paradigma" bildet die Grundlage der Sozioökonomie.
- Kapitel 3: Das Bi-Nutzen-Konzept: Dieses Konzept beschreibt die Entstehung menschlicher Ziele (Wertsysteme) und erklärt, wie moralische und hedonistische Bedürfnisse miteinander interagieren.
- Kapitel 4: Das Entscheidungsmodell: Dieses Kapitel beleuchtet die Auswahl von Handlungsmitteln (Mittel zur Erreichung der Ziele) und die Rolle von Rationalität, Subrationalität und dem N/A-L/E-Wahlkontinuum.
- Kapitel 5: Die Einkapselungsthese: Dieser Abschnitt analysiert den Kontext des Entscheidungsprozesses und die Hauptakteure in sozialen Systemen.
Schlüsselwörter
Sozioökonomie, Ich+Wir-Paradigma, Bi-Nutzen-Konzept, Entscheidungsmodell, Einkapselungsthese, Moral, Vergnügen, Rationalität, Subrationalität, Soziales System, Entscheidungsträger, soziale Beziehungen, Amitai Etzioni.
- Citation du texte
- Alexander Hong Lam Vu (Auteur), 1998, Etzionis Konzept der doppelten Motivation: Das Ich+Wir-Paradigma und die Sozioökonomie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1209