Leseprobe
Inhalt
1 Einleitung
1.1 Forschungsfrage und Zielsetzung
1.2 Methodik und Aufbau
2 Mobbing im Uberblick
2.1 Definition und Abgrenzung zum Konflikt
2.2 Die Akteure
2.3 Psychische und physische Folgen
2.4 Mobbing in deutschen Schulen
3 Preventions- und InterventionsmaRnahmen
3.1 Die Farsta Methode
3.1.1 Ziele
3.1.2 Durchfuhrung
3.1.3 Vorteile und Nachteile
3.2 Das No-Blame-Approach
3.2.1 Ziele
3.2.2 Durchfuhrung
3.2.3 Vorteile und Nachteile
4 Analyse der Unterschiede der Preventions- und InterventionsmaRnahmen „ NoBlame-Approach“ und „Farsta Methode“
5 Kritische Betrachtung der Ergebnisse
6 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Forschungsfrage und Zielsetzung
Mobbing ist ein allgegenwartiges Thema in unserer Gesellschaft. Jeder Mensch hat eine ungefahre Vorstellung, wenn er mit dem Begriff „Mobbing“ konfrontiert wird. Eine Sonderauswertung der im Jahr 2017 von der Organisation fur wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung veroffentlichten PISA Studie, sagt aus, dass jede*r sechste Schuler*in im Alter von 15 Jahren regelmaBig Opfer von Mobbinghandlungen wird. Nach einer Studie der Bertelsmann- Stiftung haben doppelte so viele Schuler*innen Angst davor, ein Opfer von verbaler oder non-verbaler Gewalt zu werden (vgl. Mobbing in der Schule 2021). Eine weitere Auswertung der Bundeszentrale fur politische Bildung zeigte, dass Kinder und Jugendliche, die in ihrer Schulzeit gemobbten wurden, unter lebenslange psychischen wie auch physischen Folgen leiden (vgl. Hunt o.J.). Aus diesem Grund ist die zeitnahe Durchfuhrung von Praventions- und InterventionsmaBnahmen an Schulen wichtiger als je zuvor. Dem zu Folge beschaftigt sich diese Facharbeit mit den zwei Praventions- und InterventionsmaBnahmen ,No- Blame- Approach[4] und der ,Farsta Methode‘. Im Rahmen dieser Ausarbeitung soll die Forschungsfrage „Inwieweit ahneln und unterscheiden sich die Preventions- und InterventionsmaBnahmen ,No blame Approach[4] und die ,Farsta Methode[4] bei Mobbing in Schulen“ beantwortet werden.
1.2 Methodik und Aufbau
Die folgende Arbeit ist wie folgt aufgebaut: Das erste Kapitel umfasst die Einleitung der Forschungsfrage und der Zielsetzung sowie die Methodik und den Aufbau. Im zweiten Kapitel wird Grundlagewissen fur das Thema ,Mobbing‘ sowie ,Mobbing in deutschen Schulen4 hergestellt. Das dritte Kapitel beschaftigt sich mit den Preventions- und InterventionsmaBnahmen „ No- Blame- Approach[44] und der „Farsta Methode“. Darauf folgt das vierte Kapitel, welches sich mit der Analyse der Unterschiede der zuvor genannten Methoden befasst. AnschlieBend erfolgt im funften Kapitel eine kritische Stellungnahme zu den Ergebnissen der Analyse. Den Abschluss bildet das Fazit in Kapitel funf.
2 Mobbing im Uberblick
2.1 Definition und Abgrenzung zum Konflikt
Der Begriff „Mobbing“ leitet sich aus den englischen Wortem ,to Mob‘ ab, was ubersetzt, angreifen, anpobeln oder uber jemanden herfallen bedeutet. Darunter wird ein Prozess der systematischen Ausgrenzung und Erniedrigung einer Person bezeichnet, der von einer oder mehreren Personen regelmaBig uber einen langeren Zeitraum hinweg ausgeubt wird (vgl. Mobbing 2019). Das Ziel des Mobbings ist es den Betroffenen, in Form von verbalen und non verbalen Angriffen psychischen und physischen Schaden hinzuzufugen und sozial zu Isolieren. Haufig fallt es schwer, zwischen Mobbing und einem Konflikt zu differenzieren. Um Mobbing von einem Konflikt Abgrenzen zu konnen, gibt es vier zentrale Merkmale:
Krafteungleichgewicht: Der Betroffene ist dem Tater psychische oder physisch Unterlegen. Es herrscht ein Ungleichgewicht von Starken.
Haufigkeit: Die Mobbinghandlungen werden mindestens einmal die Woche ausgefuhrt.
Dauer: Die Mobbing Handlungen erstecken sich uber einen Zeitraum von mindestens einem Monat.
Hilflosigkeit: Der Betroffene ist nicht in der Lage, die Situation eigenstandig zu losen. Es werden externe Hilfen benotigt (vgl. Was ist Mobbing? o.J.)
Im Gegensatz zu Mobbing geht es in einem Konflikt nicht darum, dem gegenuber zu schadigen oder ihn auszugrenzen. Es geht darum, Schaden sowie Nachteile abzuwenden und gemeinschaftlich eine Losung zur Beendigung des Konflikts zu finden. Dabei begegnen sich beide Parteien auf Augenhohe und sind bereit, Kompromisse einzugehen. Des Weiteren gibt es keinen permanenten Machtmissbrauch zwischen den Beteiligten. Konflikt treten im Gegensatz zum Mobbing nicht ohne Vorwarnung auf, sondern resultieren aus einer Auseinandersetzung. Im Mittelpunkt eines Konflikts steht der Sachverhalt mit dem Ziel eines Interessenausgleichs (vgl. Esser & Wolmerath 2011, S. 55-56)
2.2 Die Akteure
Haufig wird davon ausgegangen, dass es Opfer- und Tatertrypologien gibt, die typische Personlichkeitsmerkmale oder Verhaltensweisen aufweisen. Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass die Tater- und Opferrolle miteinander im Zusammenhang stehen. So sind Tater nicht selten selber in der Rolle des ,Opfers‘ und Opfer nicht selten in der Rolle des ,Taters‘ (vgl. Jannan 2008, S.29, 30). In der Fachliteratur wird immer wieder darauf hingewiesen, dass jeder ein Opfer von Mobbing werden kann. Dennoch gibt es zentrale Merkmale, die das Risiko erhohen, in die Opferrolle zu gelangen. Oft wird davon ausgegangen, dass AuBerlichkeiten wie zum Beispiel Gewicht, KorpergroBe, Kleidung oder andere Auffalligkeiten die Ursache fur Mobbing sind (ebd., S.37). Wissenschaftliche Untersuchungen bestatigten jedoch, dass Grunde fur Mobbing willkurlich gesetzt werden. Jeder Mensch besitzt auBerliche Merkmale, die ihn von anderen unterscheidet, dementsprechend konnen AuBerlichkeiten kein ausschlaggebender Ausloser fur Mobbing sein. Mobber beziehen sich jedoch meist auf das auBere Erscheinungsbild und Rechtfertigen somit ihre negativen Handlungen gegenuber dem Opfer. Nach Dr. Mechthild Scharfer sind die vorzufinden Gruppenkonstellationen die Hauptausloser der Problematik (vgl. Blum & Beck 2012, S. 23, 24). „Ihrer Ansicht nach- und dies bestatigen auch andere Studien- ist es die Position, die ein Kind im sozialen Gefuge seiner Klasse hat, die es zum „Opfer“ werden lasst“ (Blum & Beck S.24). Somit sind Personen, die eine sozial schwache Position einnehmen oder keinen Anschluss zu der Gruppe finden, besonders gefahrdet die Opferrolle einzunehmen (ebd. S.24). Im Allgemeinen wird zwischen zwei Opfertypen unterschieden, das passive Opfer und das provozierende Opfer. Passive Opfer zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie physisch schwacher sind als der Durchschnitt und bei Mobbing Attacken emotional reagieren oder sich zuruckziehen. Sie sind angstlich und unsicher in ihrem Handeln, was sich auf ihr mangelndes Selbstwertgefuhl zuruckfuhren lasst. Des Weiteren haben sie eine negative Selbstwahrnehmung, weshalb sie dazu neigen, sich selbst die Schuld fur alles zu geben, insbesondere fur das Mobbing. Oft kommen solche Opfertypen aus uberbehutenden Familienstrukturen (vgl. Jannan 2008, S. 36). Das provozierende Opfer ist im Gegensatz zu dem passiven Opfer auffalliger und bietet somit potenziellen Tatern eine groBere Angriffsflache. Provozierende Opfer weisen sowohl angstliche wie auch aggressive Reaktionsmuster auf. Haufig leiden sie unter Konzentrationsstorungen, weshalb sie von einem GroBteil der Gruppe als hyperaktiv und storend wahrgenommen werden. Des Weiteren drangen sie sich in den Vordergrund und werden als leicht reizbar beschrieben (vgl. ebd., S. 36).
Die Tater, die zu meist mannlich sind, zeichnen sich durch aggressives und impulsives Verhalten aus. Bei der Austragung von Konflikten bevorzugen mannliche Tater psychische Losungsstrategien, wahrend weibliche Taterinnen ihre Handlungen auf der verbalen Ebene austragen. Allgemein haben die Tater*innen eine positive Einstellung gegenuber der Anwendung von Gewalt und der Ausubung von Macht. Ursache fur ein gewaltbelastendes Verhalten konnen eine machtbetonte Erziehung, ubertolerantes Verhalten, aggressive Vorbilder oder Gewalt zwischen den Eltern sein. Neben der geringen Fahigkeit Empathie zu empfinden und der geringen Selbstkontrolle, besitzen sie kein Repertoire an angemessen Konfliktlosungen. Obwohl die Tater*innen von ihrer Starke uberzeugt sind, besitzen sie ein geringes Selbstwertgefuhl. Jannan zufolge haben Tater*rinnen ihr Verhalten uber Jahre hinweg erlernt, in dem es von ihrem Umfeld toleriert wurde. Folglich kamen die Tater*innen zu dem Entschluss, dass sie mit ihren falschen Verhaltensweisen ihre Ziele erreichen konnen (vgl. ebd., S. 32- 36).
2.3 Psychische und physische Folgen
Opfer von Mobbing sind einer standigen Belastung ausgesetzt, die negative Auswirkungen auf ihre psychische wie auch physische Gesundheit hat. Panik, Angst, Stress und Unsicherheit sind, sobald sich das Mobbing manifestiert hat, allgegenwartige Gefuhlszustande des Opfers. Diese Zustande losen erste psychosomatische Reaktionen wie Kopfschmerzen, Magen- Darm- Beschwerden, Hautirritationen, Schlafstorungen oder Schwachezustande aus (vgl. Esser & Wolmerath 2011, S.45). Ebenfalls kann es zur einer auffalligen Ab- oder Zunahme des Korpergewichts kommen (vgl. Gumpert 2020). Nach spatesten einem halben Jahr zeigen alle Opfer von Mobbing psychische und physische Symptome. Kreisende Gedanken, innere Unruhe, Angstzustande und Minderwertigkeitsgefuhle sind typische Begleiterscheinungen.
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