Mit den Dramenfragmenten des „Woyzeck“ liegt der Nachwelt das letzte Werk Georg Büchners vor, das dieser mit Sicherheit zwischen Herbst 1836 und Januar 1837, seinem Todesjahr, verfasst hat. Ludwig, Georgs Bruder, gibt im Jahre 1850 die „Nachgelassenen Schriften“ heraus, jedoch ohne „Woyzeck“. 1879 wurde dieses Werk dennoch veröffentlicht. Karl Emil Franzos, der es in dessen erster kritischer Gesamtausgabe von Büchners Werken aufgenommen hat, musste sich jedoch mit der eher konservativ gesinnten Verwandtschaft Georg Büchners auseinandersetzen. Insbesondere sein Bruder Ludwig wollte das Andenken seines Bruders, welches er durch einige Passagen, die er als vulgär bezeichnete, gefährdet sah, schützen.1
Anhand des Briefes, den Georg Büchner am 28. Juli an seine Familie geschrieben hat, verdeutlicht er den Bruch in seinen Werken mit der Gesinnung eines großen Teiles des damaligen Besitzbürgertums und den zu dieser Zeit herrschenden Vorstellungen von einem Drama. In diesem Dokument definiert er sein Bild eines dramatischen Dichters als eine Art Geschichtsschreiber, der die Geschichte zum zweiten Mal lebendig werden lässt und den Zuschauer unmittelbar und ohne Exposition und Erklärung in das Geschehen hineinversetzt. Auch damals war der Schriftsteller wohl von gewissen Marktstrategien und Zielgruppen gelenkt. Büchner reagiert auf solche Tendenzen, indem er fordert, ein: „. Buch darf weder sittlicher noch unsittlicher sein als die Geschichte selbst; aber die Geschichte ist vom lieben Herrgott nicht zu einer Lektüre für junge Frauenzimmer geschaffen worden...“.2
Auch soll der Dichter kein Lehrer der Moral sein, vielmehr soll er den Leser fesseln und ihn in die Gefühlswelt einer selbst gewählten Gestalt hineinversetzen. Eine Idealisierung der Welt lehnt er in seinem Brief ebenfalls ab, da er nichts „...besser machen will als der liebe Gott, der die Welt gewiss gemacht hat, wie sie sein soll...“.3
Diese Kunstauffassung des Autors des Werkes „Woyzeck“ zu kennen ist unumgänglich, um den Text mit den Augen des Lesers wie auch mit denen des Urhebers sehen und verstehen zu können. Mit großer Wahrscheinlichkeit war es ein Anliegen Büchners, die mögliche Unzurechnungsfähigkeit eines Menschen in geeigneten Stoff zu packen. Als historische Quelle dienten ihm die Gutachten des Hofrats Dr. Johann Christian Clarus, der den Fall des Johann Christian Woyzeck untersucht hat. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Definition der Begriffe Gewalt und Nichtkommunikation - ihre Formen sowie allgemeine Darstellung der Gewalt in Woyzeck
- Analyse zweier Szenen in Büchners: „Woyzeck“ in bezug auf Gewalt und Nichtkommunikation:
- 1, Szene 5: Zimmer mit Hauptmann
- 2, Szene 8: Woyzeck und Doktor
- Schluss
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Gewalt und Nichtkommunikation in Georg Büchners Dramenfragment „Woyzeck“. Ziel ist es, die Ursachen für Woyzecks Gewalttat zu analysieren und die Rolle von Kommunikation und fehlender Kommunikation in diesem Prozess zu untersuchen.
- Gewalt als Ausdruck von Macht und Unterdrückung
- Die Rolle der Kommunikation und Nichtkommunikation in der Entstehung von Gewalt
- Woyzecks soziale und psychische Situation als Auslöser der Gewalttat
- Die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse des 19. Jahrhunderts als Hintergrund der Handlung
- Die Bedeutung von Sprache und Körpersprache im Drama
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Georg Büchners „Woyzeck“ als letztes Werk des Autors vor und gibt einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte des Dramas. Sie beleuchtet Büchners Bruch mit der Gesinnung des damaligen Besitzbürgertums und seine Vorstellungen von einem Drama, die er in einem Brief an seine Familie darlegt.
Hauptteil
Definition der Begriffe Gewalt und Nichtkommunikation - ihre Formen sowie allgemeine Darstellung der Gewalt in Woyzeck
Dieser Abschnitt definiert die Begriffe „Gewalt“ und „Nichtkommunikation“ und zeigt die verschiedenen Formen von Gewalt auf, die in Büchners „Woyzeck“ vorkommen. Die allgemeine Darstellung der Gewalt im Drama wird im Kontext der damaligen Zeit und des gesellschaftlichen Umfelds beleuchtet.
Analyse zweier Szenen in Büchners: „Woyzeck“ in bezug auf Gewalt und Nichtkommunikation
In diesem Kapitel werden zwei ausgewählte Szenen aus „Woyzeck“ analysiert. Die erste Szene, die sich im Zimmer des Hauptmanns abspielt, zeigt Woyzecks Unterdrückung und Demütigung durch den Hauptmann. Die zweite Szene, in der Woyzeck mit dem Doktor interagiert, verdeutlicht die manipulative und ausbeuterische Rolle des Doktors gegenüber Woyzeck.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen der Arbeit sind: Gewalt, Nichtkommunikation, soziale Ungleichheit, Machtstrukturen, Unterdrückung, Manipulation, psychische Belastung, Gesellschaftskritik, Dramenanalyse, Georg Büchner, „Woyzeck“, Historischer Kontext.
- Arbeit zitieren
- Michaela Grimm (Autor:in), 2003, Gewalt und Nichtkommunikation in Büchners WOYZECK, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12113