Sieben Köpfe Martin Luthers von acht hohen Sachen des christlichen Glaubens


Seminararbeit, 2007

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Johannes Cochläus

Sieben Köpfe Martin Luthers von acht hohen Sachen des christlichen Glaubens

Die Sieben Köpfe – „Martinus Luther Siebenkopff“

Die acht hohen Sachen des christlichen Glaubens

Die Strategie Cochläus’

Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Vorwort

Im Jahre 1528 erhalten die Oberhäupter der Stadt Lübeck ein Schreiben von einem gewissen Johannes Cochläus. Sein Inhalt: Ein Text, der zur Rekapitulation der Aussagen und Thesen des großen Kirchenreformators Martin Luther anregen soll. Der Titel dieses Textes lautet „Sieben Köpfe Martin Luthers von acht hohen Sachen des christlichen Glaubens“. Die „achparn, fursichtigen und weyßen herrn burgermeistern und radt der Stadt Lübeck“[1] wählt Cochläus als Adressaten, da sich zu dieser Zeit, unter anderem durch die offensichtlich starke Hand des Stadtrates, die Reformation in Lübeck noch nicht durchgesetzt hat. Zudem besitzt die Stadt eine erhebliche Wichtigkeit und als Hansehauptstadt eine „exemplarische Bedeutung“[2] im Norden. Cochläus will mit dem Text unterstützend gegen die reformatorische Bedrohung zur Hand gehen und beweist damit gleichzeitig seine unermesslich genaue und weitläufige Kenntnis von Luthers Lehren und Schriften, indem er durch exakte Zitate, die er geschickt in einem „siebenköfficht gesprech“[3] anordnet, seine Überzeugung aufzeigt, dass Martin Luther in seinen Entwicklungsstufen verschiedene Meinungen und Ansichten vertrat, die sich zum Teil widersprechen, was einer gewissen Konsequenz entbehrt und damit Luther und seine Botschaften in eine weniger ernstzunehmende Ecke drängt.

Gegenstand der vorliegenden Arbeit soll dabei sein, die Argumentation der sieben Persönlichkeiten, so wie sie Cochläus darstellt, nachzuvollziehen und wiederzugeben, sowie die darin enthaltene Strategie zur Diffamierung Luthers aufzuzeigen. Außerdem sollen weiterhin kurz das Leben und Wirken des Autors, Johannes Cochläus bis zur Entstehung des zu behandelnden Textes, umrissen werden, um seine biographischen Hintergründe und damit etwaige Motive besser verstehen zu können. Ziel wird unter anderem auch sein, die Wirkung, die das Werk auf seine Rezipienten wahrscheinlich hatte, kritisch zu betrachten und eine Meinung darüber zu entwickeln, inwieweit die verwendete Strategie des Cochläus sinnvoll war, beziehungsweise einen Ansatzpunkt für weitere Forschungsarbeiten aus dieser Perspektive zu schaffen.

Als Quellen habe ich hauptsächlich die in den „Flugschriften gegen die Reformation“ von Adolf Laube abgedruckte originalgetreue Version des Siebenköpfigen Luthers mit ihren zahlreichen Anmerkungen, die verschiedenen Werke über Cochläus von Adolf Herte, sowie die äußerst empfehlenswerte Cochläus- Biographie von Remigius Bäumler verwendet. Aber auch die Dissertation von Regine C. Hrosch über das Bild als historische Quelle hat vor allem bei der Charakterisierung der sieben Persönlichkeiten eine nicht zu vernachlässigende Rolle gespielt. Im Allgemeinen lässt sich die Literatursituation in der Cochläus- Forschung, sowie die der Reformationszeit an sich als sehr gut bezeichnen.

Johannes Cochläus

Die folgenden Informationen über das Leben und Wirken des Johannes Cochläus werde ich zum größten Teil aus der Cochläus-Biographie von Remigius Bäumler[4] entnehmen, einem Konglomerat der gesamten Cochläus-Forschung, da diese meiner Meinung nach das aktuellste Forschungsbild wiedergibt und dabei sehr wenige Aspekte vernachlässigt.

Johannes Cochläus wird im Jahre 1479 mit dem Namen Johannes Dobeneck in einem Ort namens Raubersried in der Pfarrei Wendelstein geboren. Seine ersten Unterrichtungen in der lateinischen Sprache bekommt er von seinem Onkel, einem Pfarrer. Mit 25 Jahren beginnt er dann sein Studium an der Universität Köln, 1507 wird er Magister und erhält im gleichen Jahr seinen Namen Cochläus, entsprechend der lateinischen Übersetzung von „Wendelsteiner“, von einem Poeten namens Remaclus. Anschließend studiert er Theologie und wird im Mai 1509 schließlich zum Professor ernannt. Ein Jahr später beruft man Cochläus zum Leiter der Schule St. Lorenz in Nürnberg, wo er erfolgreich humanistische Lehrmethoden entwickelt und auch anwendet. Er schreibt mehrere Schulbücher, unter anderem das erste Lehrbuch der Geographie mit dem Titel „Germania“. Alle seine Bücher haben großen Erfolg.

In seiner Nürnberger Zeit lernt er auch den berühmten Humanisten Willibald Pirckheimer kennen, der zu einem engen Freund Cochläus’ wird und relativ gro- ßen Einfluss auf ihn hat. Dies ist zum Beispiel daran erkennbar, dass Cochläus im Frühjahr 1515 Pirckheimers Neffen auf dessen Wunsch hin nach Italien begleitet, wo eine Auseinandersetzung zwischen Cochläus und dem katholischen Theologen Johannes Eck über die Frage des Zinsnehmens stattfindet. Pirckheimer vermittelt in dieser Beziehung und lässt es zu keiner weiterführenden Debatte kommen.

In Italien, genauer in Bologna, geht Cochläus auch seinen nicht-theologischen Interessen nach. So beendet er im März 1517 eine intensive Arbeit über Kaiser Justinian, in der er unter anderem seine „gesetzgeberische, administrative und kirchliche Tätigkeit“[5] kritisiert. Daraufhin widmet er sich wieder der Theologie und wird schließlich noch im selben Jahr zum theologischen Doktor ernannt. Im September zieht er weiter über Florenz und Viterbo nach Rom, wo er seine zahlreichen intensiven Studien fortsetzt und unter anderem Hebräisch lernt. Ein Jahr später wird er in Rom zum Dekan des Liebfrauenstiftes in Frankfurt ernannt. Auf seiner Reise nach Frankfurt 1519 kommt er bei einem Zwischenstopp in Nürnberg zum ersten Mal mit der Bewegung Luthers in Berührung.

Seine Zeit in Frankfurt ist für Cochläus scheinbar voller Reichtum und Genuss. Diese Zufriedenheit schildert er in mehreren Briefen an beispielsweise Pirckheimer. Doch der Zeitpunkt, an dem Johannes Cochläus damit beginnt, sich intensiver mit Martin Luther zu beschäftigen, folgt unmittelbar. Anfangs steht er Luthers Lehren noch äußerst positiv gegenüber, da er annimmt, dieser möchte nur etwaige Missbräuche in der Kirche bekämpfen. Erst Luthers Schrift von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche versetzt ihn in Aufruhr. 1520 entscheidet er sich dann aufgrund der Adelschrift Luthers endgültig gegen ihn, da er darin die Grundlagen seines Glaubens in Gefahr sieht und setzt damit den Startschuss für mehr als hundert Schriften, die er in den nächsten Jahrzehnten gegen die Lehren Luthers verfassen wird. Er will um jeden Preis die Grundsätze der katholischen Kirche verteidigen und ist davon überzeugt, diese Verantwortung tragen zu können.

Noch im selben Jahr verfasst Cochläus seine ersten beiden Verteidigungsschriften, die zum Teil auch Zustimmung in hohen Kreisen, wie beispielsweise beim Mainzer Erzbischof, finden. Das Jahr 1521 ist geprägt vom Wormser Reichstag. Dort versucht Cochläus in intensiven persönlichen Gesprächen Luther zur Umkehr seiner Initiative gegen die traditionelle katholische Kirche zu bewegen, was aber keinen Erfolg bringt. Bei dieser Gelegenheit fordert er Luther zwar zu einer öffentlichen Disputation auf, dem folgen aber (vorerst) keine konkreten Taten.

Zwei Jahre später lässt Cochläus seine ersten Schriften gegen Luther drucken, die sogleich zahlreiche Gegenveröffentlichungen auf protestantischer Seite nach sich ziehen. Eines der ersten Ereignisse, bei dem Cochläus ganz offensichtlich die Widersprüchlichkeit in manchen Aussagen Luthers erkennt, ist der Bauernkrieg, der 1524 ausbricht: Luther hätte zuerst die Bauern dazu aufgerufen, gegen ihre Unterdrückung zu kämpfen und ihren Fürsten den Tod zu bringen und als klar wurde, dass der Sieg nicht auf Seiten der Bauern liegen würde, die Fronten gewechselt und den Fürsten empfohlen, die Aufständigen mit aller Gewalt niederzuschlagen. Auch dass Luther eine Nonne heiratet, noch bevor der Bauernkrieg beendet ist, und nicht die geringste Trauer über die schrecklichen Ereignisse, die er – nach Cochläus’ Meinung – selbst ausgelöst hat, zeigt, bestürzt Cochläus sehr.

Im Jahre 1528 folgt er dem Aufruf, in Dresden der Nachfolger des Hofkaplans zu werden. Cochläus’ Werk vom siebenköpfigen Luther verfasst er während dieses ersten Jahres in Dresden und zeigt damit, dass die Entwicklung Luthers für ihn fast nur aus Widersprüchen besteht. Er personifiziert die einzelnen Entwicklungsstufen, und lässt sie miteinander disputieren.

[...]


[1] Cochläus, Johannes, Sieben Köpfe Martin Luthers von acht hohen Sachen des christlichen Glaubens, in: Laube, Adolf (Hg.), Flugschriften gegen die Reformation (1525-1530), Bd.2, S.1022.

[2] Sachkommentar des Hg. in: Laube, Adolf (Hg.), Flugschriften gegen die Reformation (1525- 1530), Bd.2, S.1046.

[3] Cochläus, Johannes, Sieben Köpfe Martin Luthers von acht hohen Sachen des christlichen Glaubens, in: Laube, Adolf (Hg.), Flugschriften gegen die Reformation (1525-1530), Bd.2, S.1022.

[4] Vgl. Bäumler, Remigius, Johannes Cochläus (1479-1552), Leben und Werk im Dienst der katholischen Reform.

[5] Bäumler, Remigius, Johannes Cochläus (1479-1552), Leben und Werk im Dienst der katholischen Reform, S18.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Sieben Köpfe Martin Luthers von acht hohen Sachen des christlichen Glaubens
Hochschule
Universität Bayreuth
Veranstaltung
Europäische Geschichte zur Zeit der Reformation
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
22
Katalognummer
V121291
ISBN (eBook)
9783640257898
ISBN (Buch)
9783640259557
Dateigröße
882 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sieben, Köpfe, Martin, Luthers, Sachen, Glaubens, Europäische, Geschichte, Zeit, Reformation
Arbeit zitieren
Josepha Mohr (Autor:in), 2007, Sieben Köpfe Martin Luthers von acht hohen Sachen des christlichen Glaubens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121291

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