Konfliktbearbeitungs-Case-Study: Südtirol


Trabajo de Seminario, 2001

16 Páginas, Calificación: 1


Extracto


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Die Entstehung des Konfliktes
2.1 Vom Londoner Geheimvertrag bis zur Annexion
2.2 Die faschistische Südtirolpolitik
2.3 Die Option

3. Die Eskalation der Südtirolfrage
3.1 Das Gruber-Degasperi-Abkommen
3.2 Die Scheinautonomie
3.3 Der Südtiroler Widerstand

4. Die Internationalisierung des Konfliktes
4.1 Vor der Uno
4.2 Von den Attentaten bis zur Neunzehner-Kommission
4.3 Das Paket
4.4 Die Umsetzung des neuen Autonomiestatutes und das „Ende“ des Konfliktes

5. Das Besondere der Südtirolfrage

6. Schlußbetrachtung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Lösung des Südtirolkonflikts wird im internationalen Kontext als vorbildlich angesehen und bei ähnlichen Minderheitenkonflikten immer wieder als Lehrbeispiel herangezogen. Die Minderheitenschutzregelungen und Autonomiebestimmungen, die sich Südtirol „erkämpft“ hat, garantieren dieser Minderheit ihre Existenz und lassen es zu einem unverzichtbaren Mitglied des italienischen Staates werden. Südtirol trägt nicht nur zur inneren Sicherheit Italiens bei, sondern erhöht den internationalen Status des italienischen Staates und machen es zu einem vollwertigen Mitglied der Europäischen Union.

In meiner Arbeit möchte ich mit der Darstellung des Verlaufes der Südtirolfrage zeigen, wie sich der Prozeß der Eskalation hin zur Deeskalation dieses Konfliktes vollzogen hat. Dabei möchte ich mich nicht auf genaue Details konzentrieren, sondern nur die wichtigsten Eckpfeiler des Themas betrachten. Die „Südtirolfrage“ ist für mich interessant, weil ich aus Südtirol stamme und dieser Konflikt seit jeher in meinem Alltag problematisiert und diskutiert wurde.

2. Die Entstehung des Konfliktes

2.1 Vom Londoner Geheimvertrag bis zur Annexion

Im „Londoner Geheimvertrag“ von 1915 bekam das neutrale Italien von den Entente-Mächten das Zugeständnis, ganz Südtirol bis zu seinen natürlichen Grenzen zu erhalten, wenn es auf der Seite der Entente in den Krieg gegen die Mittelmächte eintreten würde.Daraufhin erklärte Italien am 23. Mai 1915 Österreich-Ungarn den Krieg. Nach Ende des Krieges besetzte Italien Südtirol kampflos.

Im Friedensvertrag von St. Germain von 1919 wurde Italien die Kriegsbeute „Südtirol“ ausbezahlt. Ohne Autonomiebestimmungen und Minderheitenschutz wurde Südtirol Italien zugesprochen. Am 6. September des gleichen Jahres stimmte die Nationalversammlung in Wien dem Diktat mit 97 gegen 23 Stimmen zu. Die Tiroler Abgeordneten beteiligten sich zum Zeichen des Protestes nicht an der Abstimmung.

Schon während der Pariser Friedensverhandlungen entwickelten Südtiroler Politiker ihre Grundvorstellungen von Autonomie. Sie forderten

- eine autonome Verwaltung, die unabhängig von der italienischen Zentralregierung agieren konnte;
- keine Benachteiligung der deutschen Sprache
- und ein eigenes Vertretungsorgan mit eigenen Kompetenzen in den Bereichen Wirtschaft und Finanzen.

Diese Forderungen stellten auch die Streitpunkte des späteren Südtirol-Konfliktes dar. Am 10. Oktober 1920 wurde dann Südtirol per Gesetz von Italien offiziell annektiert.

2.2 Die faschistische Südtirolpolitik

Nach dem schon das demokratische Italien Südtirol keine Zugeständnisse machte, ließ die Machtübernahme der Faschisten Schlimmeres befürchten. 1923 veröffentlichte der Senator Ettore Tolomei das umfassendste und rücksichtloseste Programm zur Assimilierung einer Minderheit, das jemals veröffentlicht wurde: „Es reichte vom Verbot des Namens Südtirol, bis zum Verbot deutschsprachigen Schulunterrichts, von der Entlassung Südtiroler Beamter bis zur Italienisierung sämtlicher deutscher Orts-, Berg-, Straßen-, Fluß- und Familiennamen. Es ging soweit, daß deutsche Namen von Grabsteinen gemeißelt werden sollten.“[1]

Nach und nach bekamen die Faschisten auch die deutsche Presse unter Kontrolle: teilweise wurde diese vorzensiert oder gar verboten. Hinter diesen Aktionen steckte die Absicht, eine eigene Tageszeitung in deutscher Sprache zu publizieren, die regimefreundlich berichten sollte und einer strengen Zensur unterworfen war. Am 2. März 1926 erschien tatsächlich die erste Ausgabe der faschistischen „Alpenzeitung“.

Weitere Maßnahmen dieser „Italienisierung Südtirols“ waren die Auflösung südtiroler Parteien, der Gemeindeautonomie, Vereine und Verbände. Außerdem wurde die Zuwanderung italienischer Arbeitskräfte gefördert, mit derer Unterstützung sich die Regierung das Aufleben der Wirtschaft (Industrialisierung) erwartete. Den Südtirolern wurde Land enteignet, um öffentliche Bauten, Wohnhäuser und Kasernen zu errichten. Diese Bauaufträge wurden natürlich nur italienischen Firmen erteilt, die wiederum nur italienische Arbeiter einstellten.

Trotz all dieser Schikanen und der stete Anstieg der italienischsprachigen Bevölkerung in Südtirol wurde Mussolini klar, dass er es nicht schaffen würde, die „Südtiroler“ zu Italienern zu machen. Deshalb sah er eine radikalere Lösung des Problems ins Auge: die „ethnische Säuberung“.

2.3 Die Option

„Ettore Tolomei und sein Mitstreiter Colocci-Vespucci behaupteten schon 1914, dass das Recht der Nation Vorrang habe vor dem Heimatrecht und dass sich von diesem Prinzip das Recht Italiens ableite, die deutschen Verunreinigungen, welche heute im Gebiet des Alto Adige fast ausschließlich beherrschend sind, auszusiedeln und über den Brenner zurückzujagen (...). Die 200.000 Deutschen, die Südtirol verunreinigen, müssen die biblische Schuld für die Sünden ihrer Väter tragen.“[2]

Am 23. Juni 1939 vereinbarten Vertreter des nationalsozialistischen Deutschen Reiches und des faschistischen italienischen Staates in Berlin die Umsiedlung der SüdtirolerInnen in das Deutsche Reich für deren Abwicklung im Herbst entsprechende Verträge abgeschlossen wurden. Sie besagten, dass alle deutschsprachigen SüdtirolerInnen "optieren" könnten, ob sie die italienische Staatsbürgerschaft beibehalten oder die deutsche Reichsangehörigkeit annehmen und in das Deutsche Reich abwandern wollen. Gleichzeitig wurde den SüdtirolerInnen zugesichert, dass ihr Besitz von Italien abgelöst und durch das "Dritte Reich" ersetzt werden würde.

Optionsberechtigt waren knapp 235.000 deutschsprachige SüdtirolerInnen, von denen nach heftigen Propagandaschlachten für das Für und Wider der Option und nach zahllosen Konflikten zwischen Nachbarn und sogar in den Familien selbst, sich bis Ende 1939, dem Ende der Optionsfrist, etwa 86% für das "Dritte Reich" entschieden. Ein solches Ergebnis, das nur durch massiven Druck, aber auch mit großen Versprechungen erreicht wurde, war ein Erfolg für das Deutsche Reich und den „Völkischen Kampfring Südtirols“, der in seinem eigenen Interesse wie auch als verlängerter Arm des NS-Systems fungierte, und eine Blamage für die Politik des faschistischen Italiens, das die SüdtirolerInnen durch zwanzig Jahre hindurch als germanisierte ItalienerInnen betrachtet hatte.

[...]


[1] Matthies, Volker: Der gelungene Frieden. S. 178

[2] Steininger, Rolf: Südtirol 1918-1999. S. 44

Final del extracto de 16 páginas

Detalles

Título
Konfliktbearbeitungs-Case-Study: Südtirol
Universidad
University of Vienna  (Politikwissenschaft)
Curso
Proseminar PSIP: Friedenssicherung durch internationale Organisationen?
Calificación
1
Autor
Año
2001
Páginas
16
No. de catálogo
V1213
ISBN (Ebook)
9783638107662
Tamaño de fichero
434 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Konfliktbearbeitungs-Case-Study, Südtirol, Proseminar, PSIP, Friedenssicherung, Organisationen
Citar trabajo
Thomas Hanifle (Autor), 2001, Konfliktbearbeitungs-Case-Study: Südtirol, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1213

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Título: Konfliktbearbeitungs-Case-Study: Südtirol



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