Die Borg aus Star Trek als Repräsentation des Internets. Zeitliche und strukturelle Gemeinsamkeiten


Hausarbeit, 2021

19 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Wer oder was sind die Borg?

3. Netzaufbau - Die Borg und das Internet

4. Identitat und Identifizierbarkeit

5. Kommunikation. Wissensvermittlung und Spam

6. Fazit

7. Bibliogrpahie

8. Filmographie

1. Einleitung

Eine der erfolgreichsten und bekanntesten Science-Fiction-Franchises ist Star Trek. Seit ihrer Erstausstrahlung 1964 sind zahlreiche Filme und Serien und damit verbunden viele verschiedene Vorstellungen auBerirdischer Spezies hinzugekommen.

Eine der bemerkenswertesten dieser Spezies sind die kybernetisch integrierten Borg, wel- che 1989 ihre Premiere bei Star Trek hatten.1 Damit liegt ihre Entstehung in einer wich- tigen Entwicklungsphase der Computervernetzung, die wenige Jahre spater dann zur In- betriebnahme des Internet fuhrte.

Fiktionale Darstellungen in Star Trek in Analogie zu technischen und politischen Ent- wicklungen zu setzen ist keine neue Idee. Sehr popular ist es etwa Star Trek in Bezug auf den kalten Krieg zu betrachten.2 So wurde die Feindschaft zwischen Federation3 und Klingonischem Reich gerne als Reprasentation der Dichotomie zwischen USA und Sow­jetunion gedeutet. Nicht zuletzt basiert diese Deutung sicherlich auch auf der Gleichzei- tigkeit der Ausstrahlung der ersten Star Trek Serie und einer Hochphase des kalten Kriegs.4 In Bezug auf die Borg wurde, etwa von Dietmar Fricke, eine ahnliche Deutung vorgeschlagen. Gepragt durch den Diskurs um den Clash of Civilizations zeigten die Borg etwa eine Angst der Unterlegenheit individualistischer Gesellschaften vor kollektivisti- schen Modellen.5

Jedoch ergibt sich aus der zeitlichen Verbindung zwischen der Entstehung der Borg und des Internet ein gerade aus medienwissenschaftlicher Perspektive interessante Analogie.6 Basierend auf Netzwerktheorien und einem Abgleich mit der Beschaffenheit des Internet soll diese Arbeit zeigen, dass es nicht nur zeitliche sondern auch strukturelle Gemeinsam- keiten zwischen Borg und Internet gibt.

Die Arbeit ist daher so strukturiert, dass im ersten Schritt die Borg vorgestellt und einige wichtige Aspekte aufgezeigt werden. In den darauffolgenden Abschnitten werden diese Aspekte dann einzeln betrachtet und weiter vertieft. Dabei kann jedoch nicht auf alle Punkte, Themen und Aspekte eingegangen werden - die Borg bieten schlicht zu viel Ma­terial und zu viele spannende Detailfragen. Daher muss diese Arbeit zwangslaufig eine Auswahl an Vergleichspunkten darstellen.

2. Wer oder was sind die Borg?

„Erfolgs-Desaster, der Entwurf einer neuen Funktion, die in die Welt entweicht und sich ungeheuerlich vermehrt, bevor ihr Design noch ganz vorhanden ware.“7

So beschreibt Albert-Laszlo Barabasi nicht etwa die Borg, sondern das Internet. Nichts- destotrotz ware es eine treffende Beschreibung.

Ihre Premiere haben die Cyborgs aus einem fernen Winkel der Galaxie in der zweiten Staffel von ,Star Trek: The Next Generation'.8 Sowohl fur das Publikum als auch fur die Federation vereinigter Planeten ist es die erste Begegnung mit dieser fremden Spezies. Schnell macht die Crew einige interessante Beobachtungen uber die Borg. So stellt Com­mander Data, Teil der Bruckenbesatzung, fest, das wurfelfermige Schiff der Borg sei „strangely generalized“, es fehle also jegliche spezialisierte Auspragung wie Beispiels- weise eine Brucke, ein Maschinenraum, Schlafraume wie es sie an Bord jedes Federati- onsschiffs gibt.9 Spater bemerkt die Telepathin Counselour Troi, dass es sich bei den Borg nicht um individuelle Bewusstsein, sondern um ein einziges kollektives, handelt. Daher auch das Fehlen einer Anfuhrerfigur beziehungsweise klar erkennbarer Hierarchien, etwa einer KapitanIn, die ublicherweise auf Raumschiffen des Star Trek Universums zu finden ist. Hier treten bereits zwei Aspekte in den Vordergrund, auf die spater weiter eingegan- gen wird: zum einen das Kollektivbewusstsein der Borg und zum anderen ihre Redun- danzen in Kombination mit ihrem generischen Aufbau. Dieser Punkt wird Beispielsweise an 'Q's‘10 Hinweis, dass die Borg kein Geschlecht besitzen11 deutlich.12

In dieser ersten Begegnung zwischen Borg und Federation fallt ein weiterer Aspekt auf. Die Borg reagieren nicht auf die Kommunikationsversuche der Enterprise. Sie treten je- doch auch nicht offen aggressiv auf. Stattdessen scheinen sie zunachst nur daran interes- siert zu sein, meglichst viele technische Informationen uber die Enterprise und ihre Technologie zu erlangen. Dazu schicken sie unter anderem ein Mitglied ihres Kollektivs in den Maschinenraum der Enterprise. Erst nach Abschluss dieser Tatigkeiten Kommu- nizieren13 die Borg. Sie teilen der Enterprise das Ergebnis ihrer Untersuchung mit: Deren technische Unterlegenheit und die Sinnlosigkeit des Widerstands.

Im weiteren Verlauf der Situation versucht die Besatzung der Enterprise mit der Drohne zu kommunizieren, um sie von einer weiteren Manipulation der Systeme der Enterprise abzuhalten. Diese setzt jedoch unbeirrt ihre Tatigkeit fort. Als der Sicherheitsdienst ver- sucht diese zu entfernen wehrt sie sich. Erst ein Starker Energiestrahl aus einer Handfeu- erwaffe kann sie ausschalten. Daraufhin erscheint eine weitere Drohne, um die Arbeit der ersten abzuschlieBen. Als der Sicherheitschef Lieutenant Worf versucht, diese ebenfalls mit seinem Phaser auszuschalten, hat diese sich bereits angepasst und der Energiestrahl zeigt keine Wirkung. Anhand dieser Szene lasst sich zunachst die enorme Anpassungsfa- higkeit der Borg, sowie die scheinbar fehlende Kommunikationsfahigkeit der Drohnen erkennen. Jedoch kann diese Adaptionsfahigkeit nur durch effektive interne Kommuni- kation hergestellt werden. In dieser Arbeit steht die Kommunikation der Borg daher auch stark im Vordergrund und wird in den Abschnitten zu Netzaufbau und Kommunikation inklusive ihrer Folgen und Voraussetzungen naher betrachtet.

An dieser Stelle ist noch eine allgemeine Bemerkung notwendig, die vor allem Kenne- rInnen der betreffenden Star Trek Serien auffallen wird: die Abwesenheit der Borgkoni- gin. Die Nichtbetrachtung dieser Figur hat mehrere Grunde. Zum einen wird diese erst mit dem Kinofilm Star Trek: First Contact eingefuhrt, welcher in der Zeitlichkeit des Star Trek Universums zwischen den Serien ,The Next Generation[4] und ,Voyager‘ angesiedelt ist. Das heiBt, fur die Betrachtung der Borg in ,The Next Generation[4] spielt sie keine Rolle. Auch in ,Voyager‘ tritt sie nur ab und zu auf - nicht jede Begegnung mit den Borg ist eine Begegnung mit der Borgkonigin. Zweitens ist sie nicht konstitutiv fur das Wesen der Borg, sondern vielmehr eine bestimmte Auspragung. So nimmt das Kollektiv keinen groBeren Schaden durch den Tod der Konigin und ist auch nicht in der Funktion einge- schrankt.14 Zudem sagt die Borgkonigin von sich „I am the collective“.15

[...]


1 Memory Alpha:,Q Who (Episode)', https://memory-alpha.fandom.com/wiki/Q Who (episode) (abgeru- fen am 27.03.2021).

2 So auch bei Schreter spezifisch auf die Borg bezogen. (Schreter, Jens: Das Netz und die virtuelle Reali- tat. Zur Selbstprogrammierung der Gesellschaft durch die universelle Maschine, Bielefeld 2004, S. 115f.)

3 Die vereinigte Federation der Planeten ist bei Star Trek ein Zusammenschluss einiger planetarer Regie­rungen, der auch die Erde angehert. Die Raumschiffbesatzungen, die in den verschiedensten Auspragungen des Franchises die Hauptrolle spielen, geheren dieser Fraktion an.

4 1964 begann die Produktion der ,original series'. Im gleichen Jahr griffen die USA in den Vietnamkrieg ein. Zwei Jahre fruher, im Oktober 1962, hatte sich der Konflikt zwischen USA und Sowjetunion in der Kubakrise manifestiert. Vgl. Memory Alpha:,Star Trek: The Original Series, https://memory-alpha.fan- dom.com/wiki/Star Trek: The Original Series (abgerufen am 27.03.2021).

5 Fricke, Dietmar: Raumschiff Voyager. Das Verhaltnis zwischen Federation und Borg als interkultureller Diskurs?, in: Frank Hernlein und Herbert Heine>

6 Vgl. TNG: Q Who.

Hinweis: Star Trek Episoden werden in dieser Arbeit mit dem Kurzel der Serie und dem Titel der Folge abgekurzt. Detailliertere Angaben finden sich im entsprechenden Verzeichnis.

7 Barabasi, Albert-Laszlo: Linked, New York 2003, S. 149, zitiert nach Warnke, Martin: Theorien des In­ternet. Zur Einfuhrung, Hamburg 2011, S. 175.

8 TNG: Q Who.

9 Ebd.

10,Q‘ ist in Star Trek - The Next Generation ein auBerirdisches Wesen, dessen Fahigkeiten gottlich erschei- nen. Erst dadurch, dass Q die Enterprise viele Lichtjahre von ihrer ursprunglichen Position ,weggeschleu- dert‘ hat, kam der Kontakt zwischen Foderation und Borg in dieser Episode zustande. Er spielt dabei anna- herungsweise die Rolle eines Fremdenfuhrers.

11 Zumindest sind sie weder als mannlich noch weiblich zu lesen, Geschlecht scheint fur sie keine kulturelle Kategorie zu sein. In VOY: Drone wird bekannt, dass die Borg selbst keinen Nachwuchs zeugen, vermutlich sind sie also sowohl ageschlechtlich als auch asexuell.

12 TNG: Q Who.

13 Der Begriff ist an dieser Stelle unter Einschrankung zu verwenden, denn sie lauft hier nicht als bilaterale Interaktion ab, sondern ist einseitig informierend. Darauf wird jedoch in einem naheren Abschnitt naher eingegangen.

14,Borg Queen‘, Abschnitt ,Role and Personality', in: Memory Alpha [Borg Queen | Memory Alpha | Fan­dom], (abgerufen am 22.03.2021).

15 STAR TREK: FIRST CONTACT (USA 1996)

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Borg aus Star Trek als Repräsentation des Internets. Zeitliche und strukturelle Gemeinsamkeiten
Autor
Jahr
2021
Seiten
19
Katalognummer
V1214617
ISBN (eBook)
9783346657466
ISBN (Buch)
9783346657473
Sprache
Deutsch
Schlagworte
borg, star, trek, repräsentation, internets, zeitliche, gemeinsamkeiten
Arbeit zitieren
Hendrik Olschewski (Autor:in), 2021, Die Borg aus Star Trek als Repräsentation des Internets. Zeitliche und strukturelle Gemeinsamkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1214617

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