Didaktische Möglichkeiten für den Erwerb der türkischen Sprache für Deutschmuttersprachler

Wie kann Türkisch-Lernen didaktisch für Deutschmuttersprachler*innen vereinfacht werden?


Term Paper, 2022

18 Pages


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Inhaltsverzeichnis

Einführung

Sprach- und Lautensystem im Türkischen

Türkisch in seiner artikulatorischen Phonetik

Didaktisierung und Übungen zum türkischen Spracherwerb

Fehlerdiagnostik

Lernübungen

Fazit

Literaturverzeichnis

Phonetik und Phonologie im Vergleich der deutschen und türkischen Sprache

Einführung

Der Erwerb der türkischen Sprache ist für Lernende aus der deutschen Muttersprache mit vielen phonetischen und phonologischen Problemstellungen verbunden. Unter dieser Problematik sollen nun mit den folgenden Empfehlungen Übungsmöglichkeiten angeboten werden. Im Bereich der Didaktik hat sich herausgestellt, dass es eine große Auswahl an Lernmöglichkeiten und Angeboten gibt, diese hingegen nur temporärer Natur sind. Es sollen also nicht nur didaktische Möglichkeiten vorgeführt werden, die im Rahmen von einzelnen Veranstaltungen und Kursen zu vermitteln sind, sondern die man auch selbst als Lernender durchführen und an denen man sich im Alltag orientieren bzw. wiedererinnern kann.

Während sich die Phonetik mit der physischen (auditiven) Beschreibung von Klängen und Lauten beschäftigt, befasst sich die Phonologie intensiver mit deren Zusammenhängen und Kontexten (System). Einhergehend ist es somit außer Frage, dass zunächst einmal einige wichtige phonologische Aspekte der türkischen und deutschen Sprache unter Betracht gezogen werden müssen. Die mündliche Aussprache gewisser Sätze und Wörter scheint sich oftmals unter ihrer graphematischen Schreibweise herzuleiten, aber auch aus anderen Ursachen wie ein mangelndes Vorwissen über das Sprachsystem im Türkischen. So wundert es nicht, dass man sich an der geschriebenen Sprache festhält und sie auf die gesprochene Sprache überträgt. Aber auch umgekehrt kommt es zu vereinzelten Fehlern. Bei Texten, Sätzen oder Wörtern, die etwas anspruchsvoller sein können als dem alltäglichen Vokabular zu entsprechen, hat man mit vielfältigen Ursachen zurechtzukommen. Dazu zählt auch das psychische Empfinden in dem situativen Kontext. Zurückhaltung, Nervosität oder Unsicherheit sind so gesehen keine festzuhaltenden Ursachen, die für die Fehler verantwortlich sind, sie werden erst dann zu einem Fehler, wenn sie sich in das Bewusstsein hineinintegrieren, d. h. wenn sie auf längeren Zeit vorkommen und dazu auch bewusst artikuliert werden. Dann wäre es grundsätzlich erstmal angebracht zu fragen, weshalb die Person den Laut in dem jeweiligen Satz- oder Wortzusammenhang entsprechend artikuliert hat. Sobald man dann der Fehlerquelle auf die Spur gekommen ist, bietet sich die Möglichkeit an, diese durch effiziente und merkbare Übungen oder konstruktives Feedback zu beheben. Wie dies dann in der Praxis umgesetzt werden kann, wird im Folgenden näher erläutert.

Sprach- und Lautensystem im Türkischen

Bevor man beginnt Türkisch zu lernen, sollte man sich über grundlegende Eigenschaften der Türkischen Sprache bewusst sein. Im Türkischen gibt es keine Artikel sowie geschlechterspezifische Unterscheidungen. Es spielt also wie im Englischen keine Rolle, ob das Substantiv männlich, weiblich oder sächlich ist. Während im Deutschen der Satzbau nach dem Muster Subjekt – Verb – Objekt folgt, wird im Türkischen das Verb vor dem Objekt gestellt: Subjekt – Objekt – Verb. Als Beispiel kann der Satz Ich liebe dich gelten. Die türkische Übersetzung müsste danach Ben seni seviyorum (Ich dich liebe) heißen. Das Verb wird also immer hinter dem Objekt eines Satzes zu finden sein. Dazu kennt die türkische Sprache keine komplexen Konsonantenstrukturen yüzmek (schwimmen) und hat niemals zwei aufeinanderfolgende Vokale. Das heutige Alphabet des Türkischen umfasst 29 Buchstaben, jeder Buchstabe wird auch durch einen Laut realisiert: a b c ç d e f g ğ h ı i j k l m n o ö p r s ş t u ü v y z.

Die im Lateinischen vorkommenden Buchstaben /q/, /w/ und /x/ sowie die in der deutschen Sprache verwendeten Buchstaben /ä/ und /ß/ kommen im Türkischen nicht vor. J erscheint nur in einigen Ausnahmefällen wie jakuzi „Whirlpool“, d. h. sie sind eher Fremd- oder Lehnwörter.

Die türkische Sprache zählt zu den agglutinierenden Sprachen und trägt damit für die Näherbestimmung von Substantiven bei, ohne dass das Bezugswort dabei verändert wird, wie am Beispiel von Krankenhaus/Krankenhäuser zu hastane/hastane ler . Effizienter Weise lässt sich daraus festhalten, dass selbst bei komplexen Beispielen, wie bei in meinen Häusern, im Türkischen mit Nachsilben ev ler im de in mehrerlei Formen Suffixe angehängt werden können. Im deutschen Sprachbau wäre von der Flexion die Rede, d. h. das Wort selbst verändert sich und muss in unterschiedlichen Kontexten, wie in der Variation von Singular und Plural ( Haus/Häuser ), gebeugt werden (Gürsoy 2010, S. 8). Bei Komposita, die auf Konsonanten enden und muss stets die Stimmhaftigkeit des Endkonsonanten beachtet werden. Es wird unterschieden zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten (ç, f, h, k, p, s, ş und t). Wird nun ein Suffix an einen stimmlosen Konsonanten angehängt, so muss ein stimmhafter Konsonant im Suffixanlaut angepasst werden, z. B. bei ev (Haus) zu evim (mein Haus) oder çocuk (Kind) zu çocuğum (mein Kind). Bei einigen Ergänzungen der Stammsilbe (beim Kasus) kann es auch dazu kommen, dass bestimmte Wörter zuvor mit /k/ mittels einer Erweiterung durch das weiche /ğ/ stimmhaft werden. Umgekehrt verwandeln sich also die stimmlosen Konsonanten /p/, /t/, /k/ und /ç/ im Auslaut eines Wortes oft auch in ihr stimmhaftes Pendant (/b/, /d/, /g/ bzw. /ğ/ und /c/), wenn vokalisch anlautende Suffixe angeschlossen werden. Davon sind besonders mehrsilbige Substantive betroffen und von diesen wiederum sehr viele, die auf - k enden. Zudem muss beachtet werden, dass es im Kasus 6 Fälle gibt. Gleich bleiben wie im Deutschen die 4 Fälle, zu denen jedoch der Lokativ und Ablativ, vergleichbar mit dem Lateinischen, hinzukommen. Bei den 6 Fällen muss berücksichtigt werden, dass sie immer mit den Suffixen an den Enden gebildet werden, d. h. also die Grundform an sich bleibt wieder unverändert, wird aber mit einer Ergänzung verfeinert. In der folgenden Tabelle werden die Regelungen zu den einzelnen 6 Fällen aufgelistet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle: Udo Gollub (2020). Wie man Sprache in nur 7 Wochen lernt. hg. von Sprachenlernen24; 1. Edition, München.

Bei den Angleichungen muss nebenbei auch die phonologisch abweichende Vokalharmonie mitberücksichtigt werden (Gürsoy 2010, S. 9). Besonders beim Genitiv und Akkusativ wäre dies der Fall, denn bei diesen 2 Fällen tritt die lautliche Veränderung bei den Konsonanten ein. Der Konsonantenwandel tritt ein, sobald ein Suffix mit einem Vokal beginnt und an einen Auslaut eines Wortes ein stimmloser Konsonant angefügt wird, so verändert sich dieser stimmlose in einen stimmhaften Konsonanten, z. B.: p → b ( dola p , dola b ım auf Deutsch: Schrank, mein Schrank ). Ein Substantiv wird mit dem Possessivpronomen versehen. Im Türkischen ist dieses aber kein Pronomen, welches alleine steht, sondern eine Endung, die an das Substantiv angehängt wird: çiçek/çiçeğim (Blume/meine Blume). Auch bei weiteren Phänomenen, wie ç → c, t → d, k → ğ, nk → ng, kommt es zu Assimilationen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dass das Türkische keine aufeinanderfolgenden Vokale hat, wurde bereits aufgeführt, allerdings ist auf ein Diphthong ähnliches Phänomen hinzuweisen, bei dem durch das weiche /g/ (/ğ/) eine Verlängerung des Vokals auftritt. Auftauchen kann das /ğ/ nur am Silbenende, daher nicht am Anfang eines Wortes (vergleichbar mit dem deutschen Dehnungs -h ) und bewirkt einen fließenden Übergang von einem Vokal zum Nächsten. Nach Vorderzungenvokalen (/e/, /i/, /ö/, /ü/) oft als stimmhafter palataler Approximant, wie im Deutschen /j/ (in Seejungfrau), wird durch das weiche /ğ/ eine Verbindung zwischen dem Vorderzungen- und Hinterzungenvokal aufgebaut. Das weiche /ğ/ wird dabei aber stumm ausgesprochen und kommt auditiv nicht zum Vorschein. Dann wird im Türkischen von einer Vokalharmonie gesprochen, hier ist zwischen den kleinen und großen Vokalveränderungen zu unterscheiden. In Beachtung dessen, dass sogenannte helle → e und dunkle → a Vokale existieren, wird das Verständnis davon vereinfacht, weshalb Suffixe an den jeweiligen Endungen betont ausgesprochen werden oder nicht. In Rücksicht auf den vorangegangenen Vokal wird das Suffix am Ende und dadurch auch die Intensität des Vokals durch das e- (dann -ler ) oder a- (- lar ) bedingt. Von diesen Phänomenen der hellen- und dunklen Vokale sind die Suffixe betroffen, die entweder der Pluralbildung oder dem Dativ/Lokativ/Ablativ dienen. Die große Vokalharmonie greift immer dann ein, wenn ein Suffix an ein Wort angefügt wird. In diesem Fall muss der Vokal im Suffix an den Vokal in der Endsilbe des Wortes angepasst werden, z. B. ü → ü ( ü ç ü nc ü deutsch: dritter). Die Regeln der großen Vokalharmonie finden Anwendung bei: Personal- und Possessivendungen, Fragepartikel, Ordnungszahlen und beim Genitiv und Akkusativ. Eine weitere Leichtigkeit Türkisch zu lernen besteht in der Regelmäßigkeit der Adjektivsteigerung. Das Adjektiv in der Grundstufe (Positiv) wird vom stetigen Komparativ durch das daha begleitet und im Superlativ mit dem - en- in seiner höchsten Stufe gesteigert .

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Details

Title
Didaktische Möglichkeiten für den Erwerb der türkischen Sprache für Deutschmuttersprachler
Subtitle
Wie kann Türkisch-Lernen didaktisch für Deutschmuttersprachler*innen vereinfacht werden?
College
University of Potsdam  (Germanistisches Insitut)
Course
Phonetik und Phonologie
Author
Year
2022
Pages
18
Catalog Number
V1214845
ISBN (eBook)
9783346655363
ISBN (Book)
9783346655370
Language
German
Keywords
didaktische, möglichkeiten, erwerb, sprache, deutschmuttersprachler, türkisch-lernen, deutschmuttersprachler*innen
Quote paper
Kemal-Alp Sağkaya (Author), 2022, Didaktische Möglichkeiten für den Erwerb der türkischen Sprache für Deutschmuttersprachler, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1214845

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