In dieser Arbeit werden die folgenden drei Kurzerzählungen betrachtet werden: Die Rache des Ehemanns von Heinrich Kaufringer und Der kluge Knecht und Das heiße Eisen des Strickers. Obwohl die Texte zum Teil ähnliche strukturelle Schnittstellen aufweisen, wie selbstverständlich den Ehebruch und die Racheakte, sind die Inszenierungen dieser durchaus eigen und herausragend zugleich.
Näher untersucht wird dabei, wie die einzelnen Texte die Erkenntnis des Ehebruchs konzipieren und durch welche konkreten gewalttätigen Verfahren es zur Verurteilung der Schuldigen kommt. Außerdem wird der Frage nachgegangen, inwiefern die Figuren hierbei als richtende Instanzen gelten, die unabhängig von Justiz und der göttlichen Gewalt ihre eigene Vergeltung ausüben.
Entfernte Körperteile, brutale Prügel und die Verstümmelung einer Hand – all diesen Motiven ist gemeinsam, dass sie Zeugnisse von Gewaltakten sind. Dass solch kaltblütige Vorgehensweisen zudem innerhalb des ehelichen Kontextes vorkommen, ist für den neuzeitlichen Menschen kaum nachvollziehbar – und dennoch fasziniert das Groteske in den mittelhochdeutschen Mären ebenso wie die jeweils außergewöhnliche Erzähllogik in denselben.
Als Grundkonzept ist in den Mären des (Spät-)Mittelalters eine Ordnung der Welt vorausgesetzt, die durch eine gewisse Handlung gefährdet wird. Ein breiter Korpus an Texten umfasst die Thematik des Ehebruchs und der daraus resultierenden Gewalt. Mit einer simplen Trennung oder Scheidung geben sich die männlichen Protagonisten nie zufrieden, sie machen es sich zur Aufgabe, den Ehebruch zu rächen – und zwar mit rechtlich fragwürdigen Mitteln.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. DIE RACHE DES EHEMANNS
- 2.1 DER LIEBESBEWEIS UND DIE ERKENNTNIS DES EHEBRUCHS
- 2.2. INSZENIERUNG DER SELBSTJUSTIZ
- 2.2.1 DINGSYMBOLIK
- 2.2.2 BINNENERZÄHLUNG UND STRAFPROZESS
- 3. DER KLUGE KNECHT
- 3.1 DER EHEBRUCH
- 3.2 DER KNECHT ALS AUGENÖFFNENDE INSTANZ
- 3.2.1 MACHT- UND HIERARCHIEVERHÄLTNISSE
- 3.2.2 OFFENBARUNG DURCH BINNENERZÄHLUNG
- 3.2.3 NARRATIVE GESTALTUNG: VRIUNTLÎCHE KÜNDIKEIT
- 4. DAS HEIẞE EISEN
- 4.1 DIE GOTTESPROBE: TRAC MIR DAZ HEIZE ÎSEN
- 4.2 DEGRADIERUNG DER GOTTESPROBE ZUM RACHEINSTRUMENT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Thematik des Ehebruchs und der daraus resultierenden Gewalt in der Novellistik des Mittelalters. Sie untersucht, wie die Figuren in den ausgewählten Mären die Erkenntnis des Ehebruchs erfahren und ihre eigene Vergeltung ausüben, unabhängig von Justiz und göttlicher Gewalt.
- Die Inszenierung von Selbstjustiz als Reaktion auf Ehebruch
- Die Rolle der Figuren als richtende Instanzen
- Die narrative Gestaltung von Gewalt und Racheakten
- Die Bedeutung von Binnenerzählungen und Ding-Symbolik
- Die Kontexte von Macht und Hierarchie in den Mären
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel "Die Rache des Ehemanns" behandelt die Thematik der Störung der weltlichen Ordnung durch Ehebruch und die gewalttätige Wiederherstellung derselben. Hierbei wird der Prozess der Erkenntnis des Ehebruchs durch den Ehemann und seine Racheakte im Detail untersucht. Das zweite Kapitel "Der kluge Knecht" konzentriert sich auf die Rolle des Knechts als vermittelnde Instanz und analysiert die Macht- und Hierarchieverhältnisse im Zusammenhang mit dem Ehebruch und der anschließenden Racheinszenierung. Das dritte Kapitel "Das heiße Eisen" befasst sich mit der Gottesprobe als Mittel zur Vergeltung von Untreue.
Schlüsselwörter
Ehebruch, Gewalt, Selbstjustiz, Mittelhochdeutsche Mären, Figuren, richtende Instanzen, Binnenerzählung, Ding-Symbolik, Machtverhältnisse, Gottesprobe, Heinrich Kaufringer, Der Stricker, Die Rache des Ehemanns, Der kluge Knecht, Das heiße Eisen.
- Citation du texte
- Irem Kavuncu (Auteur), 2021, Ehebruch, Gewalt und Selbstjustiz in der Novellistik des Mittelalters. Figuren als richtende Instanzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215021