Die Bachelorarbeit befasst sich mit der Rechtsentwicklung beim Ausfall von Gesellschafterdarlehen. Sie stellt aktuelle und zukünftige steuerliche Konsequenzen dar. Die Finanzierung durch Gesellschafterdarlehen ist bei Kapitalgesellschaften seit jeher eine beliebte Form der Beschaffung von Finanzmitteln. Gerade in Zeiten, in denen es der Gesellschaft an ausreichenden oder geeigneten Sicherheiten für eine Bankfinanzierung mangelt, oder falls sich die Kapitalgesellschaft bereits in der Krise befindet, wird die Darlehensgewährung durch den i. S. d. § 17 Abs. 1 Satz 1 Einkommensteuergesetz (EStG) beteiligten Gesellschafter häufig als Mittel zur Liquiditätsstärkung bzw. Liquiditätsbeschaffung genutzt.
Nicht selten kommt es dann letztlich zum Ausfall der Darlehensforderung des Gesellschafters oder zu Aufwendungen aus der Inanspruchnahme der gewährten Bürgschaft. In diesem Fall stellt sich regelmäßig die Frage, inwiefern und in welcher Höhe die eingetretenen Verluste steuerliche Berücksichtigung finden. Die Beurteilung der Rechtslage ist komplex, hat durch zahlreiche Gesetzesänderungen mehrfach wesentliche Änderungen erfahren und wirft nach wie vor zahlreiche Zweifelsfragen auf.
Die Rechtsentwicklung der vergangenen 13 Jahre ist essenziell, da die steuerlichen Konsequenzen sowohl vom Zeitpunkt der Forderungsbegründung des Gesellschafters als auch vom Zeitpunkt der Verlustrealisation abhängen. Eine systematische Fallgruppenbetrachtung ist demzufolge unabdingbar. Mit § 17 Abs. 2a EStG wurde im Jahre 2019 eine neue Vorschrift kodifiziert, die auf den ursprünglichen Regelungen aufbaut. Zudem wurde die Verlustverrechnung durch einen neuen S. 6 im § 20 Abs. 6 EStG verschärft. Mit dem Jahressteuergesetz (JStG) 2020 sind nun wiederum Modifikationen in § 20 EStG sowie auch in § 32d EStG vorgenommen worden. Diese gesetzlichen Neuregelungen erweitern die bis dato unübersichtliche Rechtslage beim Ausfall von Gesellschafterdarlehen und der Inanspruchnahme aus Gesellschafterbürgschaften erneut.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung
- 1.2. Aufbau und Struktur der Arbeit
- 1.3. Fallunterscheidungen
- 2. Rechtsentwicklung und Grundlagen
- 2.1. Altregelungen
- 2.1.1. Darlehenshingabe bis Einführung des MoMiG
- 2.1.2. Darlehenshingabe nach Einführung des MoMiG
- 2.1.3. Rechtslage bis zur Änderung der Rechtsprechung 2017
- 2.1.3.1. Krisendarlehen
- 2.1.3.2. Stehengelassenes Darlehen
- 2.1.3.3. Krisenbestimmtes Darlehen
- 2.1.3.4. Finanzplandarlehen
- 2.1.3.5. Sanierungsprivileg
- 2.1.3.6. Kleinanlegerprivileg
- 2.1.3.7. Würdigung der Darlehensdifferenzierungen
- 2.1.4. Rechtsprechungsänderung
- 2.1.4.1. Anschaffungskostenbegriff gem. § 255 Abs. 1 S. 1 HGB
- 2.1.4.2. Vertrauensschutzregelung
- 2.1.4.3. Nachträgliche AK außerhalb der Vertrauensschutzregelung
- 2.1.4.4. Darlehenshingabe nach Inkrafttreten der Abgeltungsteuer
- 2.2. Neuregelungen
- 2.2.1. § 17 Abs. 2a EStG
- 2.2.1.1. Zeitlicher Anwendungsbereich
- 2.2.1.2. Konkurrenzverhältnis zwischen § 17 Abs. 2a EStG und § 20 EStG
- 2.2.2. § 20 Abs. 6 S. 6 EStG
- 2.2.2.1. Zeitlicher Anwendungsbereich
- 2.2.2.2. Kritische Würdigung
- 2.2.3. § 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG i. d. F. des JStG 2020
- 2.2.3.1. Zeitlicher Anwendungsbereich
- 2.2.3.2. Sachlicher Anwendungsbereich
- 2.2.3.3. Kritische Würdigung
- 3. Konsequenzen aus den Gesetzesänderungen
- 3.1. Fallgruppensystematisierung
- 3.1.1. Forderungsbegründung und Verlustrealisation nach dem 31.12.2020 (Gruppe I)
- 3.1.2. Forderungsbegründung im Zeitraum 01.01.09 bis 31.12.20 (Gruppe II - V)
- 3.1.2.1. Fallgruppe II
- 3.1.2.2. Fallgruppe III und IV
- 3.1.2.3. Fallgruppe V
- 3.1.3. Forderungsbegründung vor dem 01.01.2009 (Gruppe VI - VIII)
- 3.1.3.1. Fallgruppe VI
- 3.1.3.2. Fallgruppe VII-VIII
- 3.2. Fallunterscheidungen
- 3.2.1. Verkauf Beteiligung im BV mit Darlehensverzicht
- 3.2.1.1. Zinseinnahmen
- 3.2.1.2. Darlehensverzicht und Zinseinnahmen ab VZ 2024
- 3.2.2. Verkauf einer Beteiligung < 1% im PV mit Darlehensverzicht
- 3.2.2.1. Zinseinnahmen
- 3.2.2.2. Darlehensverzicht und Zinseinnahmen ab VZ 2024
- 3.2.3. Verkauf Beteiligung ≥ 10% im PV mit Darlehensverzicht
- 3.2.3.1. Bloßer Darlehensverzicht
- 3.2.3.2. Zinseinnahmen
- 3.2.3.3. Darlehensverzicht und Zinseinnahmen ab VZ 2024
- 3.2.4. Verkauf Beteiligung ≥ 1% bis unter 10% im PV mit Darlehensverzicht
- 3.2.4.1. Bloßer Darlehensverzicht
- 3.2.4.2. Zinseinnahmen
- 3.2.4.3. Darlehensverzicht und Zinseinnahmen ab VZ 2024
- 3.2.5. Holding-Modell
- 3.2.5.1. Zinseinnahmen
- 3.2.5.2. Darlehensverzicht und Zinseinnahmen ab VZ 2024
- 3.2.6. Zusammenfassung Fallunterscheidungen
- 4. Gestaltungsmöglichkeiten
- 4.1. Forderungsbegründung nach dem 31.12.2020
- 4.2. Forderungsbegründung im Zeitraum 01.01.2009 bis 31.12.2020
- 4.3. Forderungsbegründung vor dem 01.01.2009
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die steuerlichen Folgen des Ausfalls von Gesellschafterdarlehen nach den Neuregelungen in §§ 17 Abs. 2a EStG, 20 Abs. 6 S. 6 EStG und 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG. Sie analysiert die Rechtsentwicklung und die daraus resultierenden Konsequenzen für den darlehensgebenden Gesellschafter.
- Rechtsentwicklung des Eigenkapitalersatzrechts und dessen steuerliche Behandlung
- Auswirkungen des MoMiG und der Abgeltungsteuer auf die steuerliche Berücksichtigung von Darlehensverlusten
- Analyse der Neuregelungen in §§ 17 Abs. 2a, 20 Abs. 6 S. 6 und 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG
- Systematisierung der Fallgruppen anhand von Zeitpunkten der Forderungsbegründung und Verlustrealisierung
- Präsentation von Gestaltungsmöglichkeiten zur Optimierung der steuerlichen Behandlung von Darlehensverlusten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Arbeit befasst sich mit der komplexen steuerlichen Behandlung von Verlusten aus Gesellschafterdarlehen. Die Problemstellung liegt in den zahlreichen Gesetzesänderungen und der daraus resultierenden Unübersichtlichkeit. Die Arbeit systematisiert die verschiedenen Fallgruppen und zeigt die Auswirkungen der aktuellen Rechtslage auf.
2. Rechtsentwicklung und Grundlagen: Dieses Kapitel beschreibt die historische Entwicklung der steuerlichen Behandlung von Gesellschafterdarlehen, beginnend mit den Altregelungen und der eigenkapitalersetzenden Finanzierungshilfe bis hin zur Einführung des MoMiG und der Abgeltungsteuer. Es analysiert die verschiedenen Fallgruppen der Rechtsprechung des BFH und die Veränderungen durch das BMF-Schreiben von 2010. Die Rechtsprechungsänderung von 2017 und die damit verbundene Vertrauensschutzregelung werden detailliert erläutert. Schließlich werden die Neuregelungen von 2019 und 2020 in §§ 17 Abs. 2a, 20 Abs. 6 Satz 6 und 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG vorgestellt und kritisch gewürdigt.
3. Konsequenzen aus den Gesetzesänderungen: Basierend auf der Analyse der Rechtsentwicklung werden die Konsequenzen der Gesetzesänderungen systematisch dargestellt. Die Arbeit strukturiert die verschiedenen Fallgruppen nach dem Zeitpunkt der Forderungsbegründung und der Verlustrealisierung. Anhand von detaillierten Beispielen werden die Auswirkungen der Neuregelungen auf die steuerliche Behandlung von Darlehensverlusten in verschiedenen Szenarien (z.B. Verkauf von Beteiligungen im Betriebs- oder Privatvermögen, Holding-Modell) veranschaulicht.
4. Gestaltungsmöglichkeiten: Dieses Kapitel bietet praxisorientierte Gestaltungshinweise für den Umgang mit Gesellschafterdarlehen unter Berücksichtigung der aktuellen Rechtslage. Es werden Strategien vorgestellt, um die steuerliche Belastung bei Darlehensverlusten zu minimieren, je nach Zeitpunkt der Forderungsbegründung (vor und nach 2009) und der Verlustrealisierung.
Schlüsselwörter
Gesellschafterdarlehen, Abgeltungsteuer, Einkommensteuergesetz (EStG), MoMiG, nachträgliche Anschaffungskosten, Verlustverrechnung, § 17 Abs. 2a EStG, § 20 Abs. 6 S. 6 EStG, § 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG, Betriebsvermögen (BV), Privatvermögen (PV), Teileinkünfteverfahren (TEV), Holding-Modell, Vertrauensschutz, Finanzplandarlehen, Krisendarlehen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Steuerliche Folgen des Ausfalls von Gesellschafterdarlehen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich umfassend mit der steuerlichen Behandlung von Verlusten aus Gesellschafterdarlehen. Sie analysiert die komplexe Rechtsentwicklung, die zahlreichen Gesetzesänderungen und deren Auswirkungen auf den darlehensgebenden Gesellschafter. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Neuregelungen in §§ 17 Abs. 2a EStG, 20 Abs. 6 S. 6 EStG und 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG.
Welche Gesetzesänderungen werden behandelt?
Die Arbeit analysiert die Auswirkungen des Modernisierungsgesetzes (MoMiG), der Einführung der Abgeltungsteuer und der spezifischen Neuregelungen in §§ 17 Abs. 2a EStG, 20 Abs. 6 S. 6 EStG und 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG auf die steuerliche Behandlung von Verlusten aus Gesellschafterdarlehen. Die historische Entwicklung des Eigenkapitalersatzrechts wird ebenfalls betrachtet.
Wie werden die verschiedenen Fallgruppen systematisiert?
Die Arbeit systematisiert die Fallgruppen nach dem Zeitpunkt der Forderungsbegründung (vor 2009, 2009-2020, nach 2020) und der Verlustrealisierung. Detaillierte Fallunterscheidungen betrachten verschiedene Szenarien wie den Verkauf von Beteiligungen im Betriebs- oder Privatvermögen (unter 1%, 1-10%, über 10%) und das Holding-Modell. Diese Systematisierung erleichtert die Übersicht und die Anwendung der jeweiligen Rechtslage.
Welche Zeiträume werden in der Analyse berücksichtigt?
Die Analyse umfasst verschiedene Zeiträume: die Zeit vor der Einführung des MoMiG, den Zeitraum zwischen der Einführung des MoMiG und der Rechtsprechungsänderung 2017, die Zeit nach der Rechtsprechungsänderung 2017, sowie die Zeit nach Inkrafttreten der jeweiligen Neuregelungen (2019/2020). Die jeweiligen zeitlichen Anwendungsbereiche der §§ 17 Abs. 2a, 20 Abs. 6 S. 6 und 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG werden explizit behandelt.
Welche Gestaltungsmöglichkeiten werden aufgezeigt?
Die Arbeit bietet praxisorientierte Gestaltungshinweise, um die steuerliche Belastung bei Darlehensverlusten zu minimieren. Diese Gestaltungsmöglichkeiten sind nach dem Zeitpunkt der Forderungsbegründung differenziert und liefern Strategien zur Optimierung der steuerlichen Behandlung.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe umfassen Gesellschafterdarlehen, Abgeltungsteuer, Einkommensteuergesetz (EStG), MoMiG, nachträgliche Anschaffungskosten, Verlustverrechnung, § 17 Abs. 2a EStG, § 20 Abs. 6 S. 6 EStG, § 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG, Betriebsvermögen (BV), Privatvermögen (PV), Teileinkünfteverfahren (TEV), Holding-Modell, Vertrauensschutz, Finanzplandarlehen und Krisendarlehen.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Rechtsentwicklung und Grundlagen, Konsequenzen aus den Gesetzesänderungen, Gestaltungsmöglichkeiten und Fazit. Jedes Kapitel wird in Unterkapitel weiter unterteilt, die eine systematische und detaillierte Analyse ermöglichen. Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis bietet eine gute Übersicht.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit richtet sich an Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und alle anderen Personen, die sich mit der steuerlichen Behandlung von Gesellschafterdarlehen auseinandersetzen. Sie bietet eine fundierte und umfassende Analyse der komplexen Rechtslage und liefert praktische Gestaltungshinweise.
- Arbeit zitieren
- Lena Kühl (Autor:in), 2021, Ausfall von Gesellschafterdarlehen nach den Neuregelungen von 2019 und 2020. § 17 Abs. 2a EStG, § 20 Abs. 6 S. 6 EStG und § 32d Abs. 2 Nr. 1 lit. b EStG, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1215023