Mit dem Ende des Kalten Krieges setzte auch weltweit die Hoffnung auf ein friedlicheres Zeitalter ein. Friedens- und Konfliktforscher erwarteten, dass mit dem Wegfall der Blockkonfrontation die Möglichkeit bestünde, Kriege effektiver zu befrieden oder von vornherein zu verhindern. In der Realität fanden jedoch bereits bis Mitte der 1990er Jahre eine Reihe von Kriegen statt, die mit großer Gewaltintensität und weitreichenden Folgen waren, wie etwa die jugoslawischen Zerfallskriege und besonders der Bosnienkrieg. Zu schwache, zerfallende Staaten stellten neue Krisenherde dar. Als Beispiel für viele weitere sind etwa die Kriege in Somalia und Ruanda zu nennen. Die täglichen Nachrichten über Terroranschläge, Gräueltaten und Flüchtlingsströme beschildern veränderte Formen kriegerischer Gewalt. In der politikwissenschaftlichen Teildisziplin der Internationalen Beziehungen ist eine Debatte darüber entbrannt, ob der Krieg seit dem Ende des Ost-West-Konflikts in den 1990er Jahren eine „neue“ Gestalt angenommen hat. Für Friedensforscher wie Herfried Münkler und Mary Kaldor ist der klassische Staatenkrieg, der die Szenarien des Kalten Krieges noch weithin geprägt hat, zu einem „historischen Auslaufmodell“ geworden. Diese Arbeit skizziert den Wandel kriegerischer Gewalt in Bezug auf die Akteure, die Finanzierung, die Ziele und die Strategien der Akteure in diesen Kriegen.
Eine der führenden Erklärungsansätze des Kalten Krieges war Kenneth Waltz’ Neorealismus. Laut Waltz blieb der Ost-West-Konflikt – zumindest in Europa – friedlich, weil das bipolare Gleichgewicht der beiden Hegemonialmächte USA und Sowjetunion für Stabilität in der naturgemäß anarchischen Struktur des internationalen Systems sorgte. In dieser Arbeit soll die Theorie von Waltz vorgestellt werden und anschließend darauf untersucht werden, ob sie et-was zur Erklärung der neuen Kriege beitragen kann. Abschließend erfolgt eine Bewertung der Erkenntnisse und ein kurzes Fazit.
Inhaltsverzeichnis
- Fragestellung
- Einleitung
- Wandel des Krieges seit dem Kalten Krieg
- Der Neorealismus
- Anwendbarkeit des Neorealismus auf die neuen Kriege
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Wandel des Krieges seit dem Kalten Krieg und analysiert die Anwendbarkeit des neorealistischen Erklärungsansatzes von Kenneth Waltz auf die so genannten „neuen Kriege“. Die Arbeit skizziert zunächst den empirischen Wandel des Krieges und stellt anschließend die neorealistische Theorie vor.
- Wandel des Krieges seit dem Kalten Krieg (Akteure, Finanzierung, Ziele, Strategien)
- Vorstellung des Neorealismus nach Kenneth Waltz
- Anwendbarkeit des Neorealismus auf die neuen Kriege
- Charakteristika der „neuen Kriege“ (Privatisierung, Kriminalisierung, Ökonomisierung, Brutalisierung)
- Bewertung der Erkenntnisse
Zusammenfassung der Kapitel
Fragestellung: Die Arbeit stellt die Forschungsfrage nach dem Wandel des Krieges seit dem Kalten Krieg und der Anwendbarkeit des Neorealismus zur Erklärung dieser Veränderungen.
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Hoffnung auf ein friedlicheres Zeitalter nach dem Kalten Krieg und den unerwarteten Ausbruch zahlreicher gewalttätiger Konflikte. Sie führt in die Debatte um die „neuen Kriege“ ein und benennt die zentralen Forschungsfragen der Arbeit.
Wandel des Krieges seit dem Kalten Krieg: Dieses Kapitel skizziert den Rückgang innerstaatlicher Kriege nach 1992, betont aber gleichzeitig den Anstieg von Konflikten mittlerer Intensität. Es beschreibt die Charakteristika der „neuen Kriege“, wie die Entstaatlichung und Privatisierung von Gewaltakteuren, die veränderte Ökonomie des Krieges und die Verschiebung der Gewaltmotive.
Schlüsselwörter
Neorealismus, Kenneth Waltz, neue Kriege, Kalter Krieg, innerstaatliche Konflikte, Privatisierung von Gewalt, Gewaltökonomie, Kriegsfinanzierung, Gewaltakteure, Entstaatlichung.
- Arbeit zitieren
- BA Mara Drochner (Autor:in), 2008, Der Neorealismus nach Kenneth Waltz und Neue Kriege, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121514