Überbrückung von Distanzen

Zur Koordination ausländischer Tochtergesellschaften


Term Paper, 2009

25 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Abgrenzung der Themenstellung
1.1 Ausgangssituation und Zielsetzung
1.2 Gang der Untersuchung

2 Begriff liche Vorklärungen
2.1 Internationales Unternehmen und Tochtergesellschaft
2.2 Koordination

3 Einflussfaktoren der internationalen Koordination
3.1 Strategien als Bedarfsverursacher
3.2 Tochtergesellschaften als Koordinationspartner
3.2 Distanzen als Koordinationserschwernisse

4 Koordinationsinstrumente
4.1 Systematik der Koordinationsinstrumente
4.2 Wirkung der Unternehmenskultur
4.3 Empfehlungen für den Einsatz der Koordinationsinstrumente

5 Fallbeispiel
5.1 Die Dukorpus AG als ein internationales Unternehmen
5.1.1 Internationalisierungsprofil
5.1.2 Produkt- und Branchenmerkmale
5.1.3 Internationaler Strategietyp
5.2 Überbrückung von Distanzen
5.2.1 Strategische und kognitive Distanzen
5.2.2 Physische Distanzen
5.2.3 Institutionelle Distanzen
5.2.4 Kulturelle Distanzen

6 Fazit und Ausblick

7 Quellenverzeichnis

8 Anlagenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Strategietypen internationaler Unternehmen

Abb. 2: Rollentypologie von Tochtergesellschaften

Abb. 3: Systematik der Koordinationsinstrumente

Abb. 4: Empfohlener Einsatz der Koordinationsinstrumente

Abb. 5: Internationalisierungsprofil von Dukorpus

Abb. 6: Erweiterte integrierte Regionalorganisation von Dukorpus

Abb. 7: Internationale Zeitzonenproblematik

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Abgrenzung der Themenstellung

1.1 Ausgangssituation und Zielsetzung

Die Bedeutung internationaler Unternehmungen als engines of growth und An­trieb der globalen Verflechtung der Unternehmensaktivitäten ist ungebro­chen. Der World Investment Report 2008 der UNCTAD schätzt ihre weltweite Zahl auf annähernd 79.000, die im Verbund mit 790.000 ausländi­schen Tochterunterneh­men Umsätze in Höhe von 31 Billionen US-$ generieren, was einer Steigerung von 21% gegenüber 2006 gleichkommt (UNCTAD 2008: XVI). Die Internationali­sierungsstrategien dieser global players bilden weltumspan­nende Wertschöp­fungs-Netzwerke, in denen Auslandstöchter eine differenzierte und zunehmend wettbewerbskritische Rolle übernehmen. Infolgedessen hat sich ihre Zahl seit Mitte der 1990er Jahre annähernd verdrei­facht (Kutschker, Schmid 2008: 240).

Mit dieser weltweiten Zunahme der Arbeitsteilung geht ein erhöhter Koordinati­onsbedarf in den globalisierten Unternehmen einher. Als tendenziell „polyzentri­sche“ Netzwerke (vgl. Ringlstetter, Morner 1998) können sie kaum noch zentrali­siert ge­steuert wer­den. Die vielfältigen Formen von Distanzen zwi­schen Mutter­gesell­schaft und Tochterunternehmen tun ihr Übriges, die Koordina­tion zu er­schweren. Dabei stellt die Überwin­dung dieser Distanzen ein wesentliches Er­folgskri­terium für das gesamte Auslandsengagement dar.

Koordi­nati­onsinstru­mente dienen der Überbrückung von Distan­zen und der De­ckung des internationalen Koordinationsbedarfs. Ziel dieser Arbeit ist die Vor­stellung dieser Instrumente und der Bedingungen ihres Einsatzes. Wie sich zei­gen wird, ist Koordination eine mehrdimensionale Gestaltungsaufgabe ([1]).

1.2 Gang der Untersuchung

Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil ([2]). Zu­nächst werden die Einflussfakto­ren analysiert, die Koordination bestimmen - hier reduziert auf drei wesentliche Größen: Strategien als Verursacher des Koordinati­onsbedarfs, Auslandstöchter in der Rolle als Koordinationspartner und Distanzen als Koordinationserschwernisse. Mit den Koordinationsinstrumenten werden an­schließend die Mittel vor­gestellt, die den Koordinationsbedarf in spezifischer Weise decken. Der prakti­sche Teil befasst sich mit dem Fallbei­spiel einer konk­reten Koordinationsgestal­tung in einem internationa­len Un­ter­nehmen. Alle dabei verwendeten Eigennamen und Werte sind fiktiver Natur.

2 Begriff liche Vorklärungen

2.1 Internationales Unternehmen und Tochtergesellschaft

Die synonymen Begriffe „internationales“ und „multinationales“ Unter­nehmen ([3]) bez­eichnen einen Verbund von Muttergesellschaft und Aus­landstöchtern mit grenzü­berschreitenden Geschäftstätigkeiten (vgl. Fayerweather 1989: 927).

Tochtergesellschaften ([4]) sind im Gegen­satz zu Betriebsstätten und Re­prä­sen­tan­zen rechtlich selbstständig, unterliegen aber wirtschaftlich der Ver­fügungsge­walt der Muttergesellschaft (vgl. Welge, Holtbrügge 2006: 128). Ihre materielle Basis bilden kapitalmäßige Direktinvestitionen, die das Interesse an ei­ner dauer­haften wirtschaftlichen Integration im Gastland signalisieren ([5]). Auf dem Ent­wick­lungspfad des Internationalisierungspro­zesses repräsentieren sie den größ­ten An­teil an Kapital- und Ma­nage­mentleistungen im Gast­land (s. Anl. 1).

Den globalen Netzwerkcharakter multinationaler Unternehmen (vgl. Rall 2002) bestätigen Aussagen der UNCTAD: im Durch­schnitt verfügen die größten unter ihnen über Auslandseinheiten in 41 Län­dern (UNCTAD 2008: 28) ([6]). Mehr als 70% ihrer Niederlassungen liegen im Ausland (vgl. UNCTAD 2008: 29). Das Maß der wirtschaftlichen Verflechtung mit dem Ausland wird häufig durch die Angabe eines Internationalisierungsgrades oder –profils veranschaulicht ([7]). Rund ein Drit­tel des Welthandels besteht aus Intrafirmenhandel (intra-firm trade) ([8]).

2.2 Koordination

Als „Komple­ment zur Ar­beitsteilung“ meint Koordination die „zielgerichtete Ab­stimmung in­ter­de­pendenter Sys­teme“ eines Unternehmens (Bufka 1997: 41). Interdepen­denzen ent­stehen, wenn durch die „Aktivitäten einer Unterneh­mens­einheit die Handlungen einer an­deren beeinflusst werden“ (Ma­charzina 1993: 81). Als pla­nungsbe­zo­gene „Vor­auskoordi­nation“ wirkt Koordination im Vorfeld, während sie als „Feedbackkoordination“ auf eingetretene Ereig­nisse wie z. B. Störungen reagiert (vgl. Kieser und Walgen­bach 2007: 105 f). Die Koordination ist an die Verwendung von Instrumenten ge­bunden (vgl. Bufka 1997: 41), deren Funktion in der Deckung eines vorhandenen Koordi­nationsbe­darfs besteht. Von Steuerung unterscheidet Koordination die Wechselseitigkeit der Abstimmung.

3 Einflussfaktoren der internationalen Koordination

3.1 Strategien als Bedarfsverursacher

Strategien sind im Allgemeinen auf Wettbewerbsvorteilen aufbauende Maßnah­men­bündel oder Handlungsentwürfe zur Erreichung definierter Ziele ([9]). Internatio­nalisierungsstrategien sind entsprechende Konzeptionen zur Gestal­tung des Auslandsengagements ([10]). Sie können auf der Ebene des Gesamtunter­nehmens oder auf der Be­reichsebene mit durchaus eigenständigen Besonderheiten an­gesiedelt sein. Multina­tio­nale Unter­nehmen weisen in Teilbe­reichen durchaus unterschiedliche Sta­dien im Internationalisierungsprozess auf. Dann liegen multiple Internationalisierungsstrategien eines Unterneh­mens vor.

Für diese Arbeit ist der Zusammenhang von Strategie und Interdependenz ent­scheidend: Strategien bestimmen die geographische Vertei­lung der Wert­schöp­fungsaktivitäten und damit die Intensität der reziproken Leis­tungsverflech­tung und wechselseitigen Ab­hängigkeiten. Solche Interdependenzen erzeugen Koor­dina­tionsbedarfe (vgl. Macharzina 1993: 80). Coordination follows strategy.

Unterschiedliche geographische Verteilungsmuster der Wertschöpfung ergeben sich heutzutage aus dem strate­gi­schen Dilemma, Glo­ba­lisie­rungs- und Lokalisie­rungsanforderungen genügen zu müssen ([11]). Abb. 1 enthält idealtypische Lö­sungsvarianten dieses Problems:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Strategietypen internationaler Unternehmen (vgl. Bartlett, Ghoshal 2002) ([12])

- Die internationale Strategie zielt auf die reine Übertragung heimischer Pro­dukte auf andere Märkte. Die Wertschöpfung ist im Stammland konzentriert. Es bestehen kaum Interdependenzen mit den übrigen Teilen des Unternehmens. Der Koordinationsbedarf ist folglich gering.

- Die multinationale Strategie fokussiert auf die Erfüllung lokaler Mark­t­anforde­rungen. Die Wertschöpfung ist im Gastland konzentriert. Es bestehen kaum Interdependenzen mit den übrigen Teilen des Unternehmens. Der Koordina­tions­bedarf ist folglich gering.
- Die globale Strategie strebt nach globaler Effizienz und Standardisierung. Die Wertschöpfung ist weltweit verteilt. Es bestehen starke Interdependenzen mit den übrigen Teilen des Unternehmens. Der Koordina­tionsbedarf ist folglich hoch.
- Die transnationale Strategie verbindet die Vorteile der globalen Integration mit lokaler Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Die Wertschöpfung ist weltweit ver­teilt. Es bestehen starke Interdependenzen mit den übrigen Teilen des Unter­nehmens. Der Koordina­tionsbedarf ist folglich hoch.

3.2 Tochtergesellschaften als Koordinationspartner

Internationalisierungsstrategien beschreiben Koordinati­onsbedarfe überwiegend aus Sicht des Stammhauses oder Gesamtunter­nehmens. Tochtergesell­schaften als Koordinationspartner übernehmen in Abhängigkeit ihrer Rolle unter­schiedli­che Funktionen, die auch weit über die bloß ausführende oder strategie­umset­zende Aufgabe hinausreichen können. Die Rollenangemessenheit – der Fit von Strategie und Rolle - stellt eine elementare Bedingung erfolgreicher inter­na­tio­naler Koordination dar. Sowohl die Überforderung als auch die Unterforderung der Tochtergesellschaft hinsichtlich ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten wirkt sich koordinationsbelastend aus. Am Schnittpunkt zwischen lokalen Umgebun­gen und dem mitunter fernen Stammhaus übernehmen Auslandstöchter einzigartige Aufgaben. Ein solches flexibles Rollenverständnis setzt generell voraus, dass:

- das „Headquarter-Hierarchie-Syndrom“ (Bartlett, Ghoshal 2002: 114), das die Unterordnung aller Auslandseinheiten unter das Stammhaus fordert, zuguns­ten einer abgestuften und variablen Ver­­teilung der Ent­scheidungskom­petenzen (vgl. Macharzina 1992: 602) abgelöst wird;
- das „UNO-Modell“ (vgl. Bartlett, Ghoshal 2002: 115), das die Gleichbehand­lung aller Tochtergesellschaften postulierte, zuguns­ten dif­ferenzierter Rollen und Verantwort­lich­keiten (vgl. auch Ma­char­zina, Oes­terle 2002: 719 ff.) aufgegeben wird. Tatsächlich evolvieren Tochtergesellschaften, sie kön­nen Sonder­rol­len und Mandate jenseits ihres angestammten Marktes er­werben, ent­wickeln oder auch verlieren (vgl. Bir­kins­haw 1996) ([13]).

[...]


([1]) Der Fokus dieser Arbeit liegt auf Großunternehmen, wobei der Sog der Globalisierung und Inter­nationalisierung auch auf kleine und mittlere Unter­nehmen (KMU) nicht übersehen werden soll.

([2])Teile der verwende­ten Lite­ratur wurden in der Ori­ginalsprache belassen. Übersetzungen stammen, soweit nicht offensichtlich aus anderen Quellen, vom Verfasser.

([3]) Im englischsprachigen Raum entsprechen ihnen die Termini „Transnational Corporation“ (TNC) oder „Multinational Corporation“ (MNC). Da­von zu unterscheiden sind Organisationskonzepte wie etwa das „transnationale“ oder „multinationale“ Unter­nehmen von Bartlett und Ghoshal (2002).

([4]) Unter Tochtergesellschaften sind in dieser Arbeit immer ausländische zu verstehen. Die engli­schen Bezeichnungen sind “ foreign affiliates“ oder “foreign subsidiaries“.

([5]) Zu Motiven und Gründen von Direktinvestitionen vgl. u. a. Welge, Holtbrügge 2006: 23 ff.

([6]) Angeführt übrigens von der Deutschen Post AG mit Auslandseinheiten in 111 Ländern

([7]) Siehe Kutschker, Schmid 2008: 271 ff.; Transnationalitäts-Index der UNCTAD (2008: 28)

([8]) Siehe UNCTAD im Internet: „URL: http://www.unctad.org/Templates/
StartPage.asp?intItemID=2527&lang=1 [Stand: 07.12.2008]“

([9]) Zum hier verwendeten Strategiebegriff vgl. Perlitz 2004: 64; Kutschker, Schmid 2008: 824

([10]) Außerhalb des Blickfelds dieser Arbeit liegen strategische Komponenten wie die Markteintritts- und bearbeitungsstrategien, Timing- und Zielmarktstrategien. Vgl. dazu Welge, Holtbrügge 2006: 95 ff; Kutschker, Schmid 2008: 821 ff.

([11]) Vgl. etwa Bartlett und Ghoshal 2002: 9 ff.; Scherm, Süß 2001: 127 ff. Lokalisierungs­zwänge erscheinen oft in Form staatlicher „local-content“-Vorschriften und durchkreuzen so global aus­gerichtete Strategien.

([12]) Vgl. die Darstellung der Strategieinhalte bei Welge, Holtbrügge 2006: 138ff; Macharzina 1993

([13]) Beispiele für Sonderrollen sind das „ Lead-County“-Konzept, in dem eine Auslandsgesellschaft für ein Produkt die übergreifend Koordinationsfunktion übernimmt (vgl. Meffert 1990: 103), oder die Einrichtung von „Kompetenzzentren“ (vgl. Schmid et al. 1999).

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Details

Title
Überbrückung von Distanzen
Subtitle
Zur Koordination ausländischer Tochtergesellschaften
College
University of Applied Sciences Hamburg
Grade
1,0
Author
Year
2009
Pages
25
Catalog Number
V121564
ISBN (eBook)
9783640261277
ISBN (Book)
9783640261468
File size
574 KB
Language
German
Keywords
Betriebswirtschaft, Internationales Management, Tochtergesellschaft, Koordination, Kulturelle Distanz, Mutter-Tochter-Beziehung, Rollentypologien
Quote paper
Helfried Zimmermann (Author), 2009, Überbrückung von Distanzen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121564

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