Die Blechtrommel von Günter Grass und Extremely Loud & Incredibly Close von Jonathan Safran Foer sind Werke, die bei ihrem Erscheinen bedeutenden Eindruck in der zeitgenössischen Rezeption hinterlassen haben. Wer mit den Büchern vertraut ist, dem werden die offensichtlichen Parallelen aufgefallen sein, nicht zuletzt sagte Foer in einem Interview mit dem Deutschlandradio in Bezug auf Die Blechtrommel: „Für mich war das ein sehr wichtiges Buch, denn es hat auch dazu beigetragen, dass ich diese Entscheidung traf, Schriftsteller zu werden.“
Diese Abhandlung stellt beide Bücher in einen Vergleich um so die Gemeinsamkeiten in der Motiv- und Figurenwelt aufzuzeigen und diese im Anschluss eingehend zu erläutern. Ferner gibt sie zu jedem der beiden Romane eine Handlungsübersicht, legt, ohne den Anspruch der Vollständigkeit zu erheben, wichtige Motive und Symbole dar und analysiert das Erzählsystem, die formale Seite des Buches.
Das Ende der Hausarbeit bildet ein Fazit, welches die Fragen „Warum hat Jonathan Safran Foer in seinem zweiten Roman viele Motive und nicht zuletzt Namen und Charakteristika aus der Blechtrommel adaptiert?“ und „Welchen Nutzen zieht Foer daraus?“ beantwortet.
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Blechtrommel
2.1 Plot
2.2 Erzählsysteme
2.3 Aus der Froschperspektive
3. Extremely Loud & Incredibly Close
3.1 Plot
3.2 Erzählsysteme
3.3 Bilder im Text
3.4 Einflüsse
4. Vergleich
4.1 Hamlet
4.2 Schlaginstrumente
4.3 Die Großmutter
4.4 Wachstum
5. Fazit
6. Bibliografie
7. Antiplagiatserklärung
1. Einleitung
Die Blechtrommel von Günter Grass und Extremely Loud & Incredibly Close von Jonathan Safran Foer sind Werke, die bei ihrem Erscheinen bedeutenden Eindruck in der zeitgenössischen Rezeption hinterlassen haben. Wer mit den Büchern vertraut ist, dem werden die offensichtlichen Parallelen aufgefallen sein, nicht zuletzt sagte Foer in einem Interview mit dem Deutschlandradio in Bezug auf Die Blechtrommel: „Für mich war das ein sehr wichtiges Buch, denn es hat auch dazu beigetragen, dass ich diese Entscheidung traf, Schriftsteller zu werden.“[1]
Diese Abhandlung stellt beide Bücher in einen Vergleich um so die Gemeinsamkeiten in der Motiv- und Figurenwelt aufzuzeigen und diese im Anschluss eingehend zu erläutern. Ferner gibt sie zu jedem der beiden Romane eine Handlungsübersicht, legt, ohne den Anspruch der Vollständigkeit zu erheben, wichtige Motive und Symbole dar und analysiert das Erzählsystem, die formale Seite des Buches.
Das Ende der Hausarbeit bildet ein Fazit, welches die Fragen „Warum hat Jonathan Safran Foer in seinem zweiten Roman viele Motive und nicht zuletzt Namen und Charakteristika aus der Blechtrommel adaptiert?“ und „Welchen Nutzen zieht Foer daraus?“ beantwortet.
2. Die Blechtrommel
Mit 32 Jahren kam der bis dahin eher der Bildhauerei zugeneigte Günter Grass fast über Nacht zu nationalem Ruhm. Nachdem Die Blechtrommel schon den Förderpreis der Gruppe 47 gewonnen hatte, schlug sie gleich nach ihrem Erscheinen im Spätjahr 1959 in der Nachkriegsbelasteten, und nicht nur durch die Mauer gespaltenen, Literaturwelt Deutschlands ein wie eine Bombe.
2.1 Plot
In dem stark autobiografisch gefärbten Roman erzählt der fast 30jährige Oskar Matzerath von seinem Bett in einer Heil- und Pflegeanstalt aus die Geschichte seines Lebens. Er wächst im damals noch deutschen Danzig als Sohn des Kolonialwarenhändlers Matzerath bzw. Jan Bronskis, der Cousin seiner Mutter und sein wirklicher Erzeuger, auf. Von Geburt an mit völliger Einsicht in die ihn umgebende Welt der Erwachsenen ausgestattet, stellt er zu seinem dritten Lebensjahr das Wachstum ein und widmet sich ganz der ihm geschenkten Blechtrommel. Mit dieser trommelt er sich durch das Danzig der Vorkriegszeit, erlebt nebenbei den Tod seiner Mutter, führt den Tod seines Onkels und eigentlichen Vaters Jan Bronski bei der missglückten Verteidigung der polnischen Post selbst herbei und bekommt das Erstarken der Nazis in der Figur seines angeblichen Vaters mit. Dieser holt sich nach dem Tod seiner Frau eine weibliche Aushilfe ins Kolonialwarengeschäft, Maria Truczinski, welche nebenbei noch Oskar betreut und von diesem verführt und geschwängert wird. Nachdem Oskar herausfindet, dass sein angeblicher Vater ebenfalls eine Affäre mit Maria hat und diese sogar heiraten will, versucht er vergeblich das Kind abzutreiben und schließt sich nach dessen Geburt im Juni 1941 dem Zirkuskünstler Bebra und seiner Truppe an. In diesem ebenfalls kleinwüchsigen Mann, den er Jahre zuvor bei einer Zirkusvorstellung kennen gelernt hat, sieht er eine Art Vorbild und so sind die Beiden zusammen mit Roswitha während der nachfolgenden Jahre hauptsächlich im französischen Kriegsgebiet zur Unterhaltung der Soldaten unterwegs. Nach dem tragischen Tod Roswithas, zu der Oskar eine Zuneigung entwickelt hatte, kehrt er zurück nach Danzig – rechtzeitig zum dritten Geburtstag seines Sohnes / Halbbruders Kurt und dem Einmarsch der Russen. In der darauf folgenden Besetzung der Stadt stirbt Alfred Matzerath ebenfalls durch die Hand Oskars und dieser beschließt am Grab seines vermeintlichen Vaters das Wachstum wieder fortzuführen. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt findet er sich im Düsseldorf der Nachkriegszeit wieder, wo er anfängt bei einem Steinmetz zu arbeiten. Der nun ebenfalls dort ansässigen
Maria macht er einen Heiratsantrag und gibt, nachdem diese abgelehnt hat, seine Stelle bei Steinmetz Korneff auf um sich fortan mit Modellstehen und Musizieren sein Geld zu verdienen. Letzteres macht er im Rahmen einer Jazzband, die im Düsseldorfer
„Zwiebelkeller“ aufspielt und die dortigen Gäste mit Hilfe von Zwiebeln und Zurückgetrommelten Erinnerungen zum Weinen bringt. Nach der Auflösung dieses Engagements findet sich Oskar bei einer Konzertagentur wieder, die von seinem alten Freund Bebra geleitet wird und bei der er als Blechtrommler Platten verkauft und auf Tourneen geht. Im Jahre 1951 findet Oskars Hund bei einem Spaziergang einen weiblichen Ringfinger sowie in Gottfried von Vittlar einen neuen Freund, den er daraufhin bittet ihn bei der Polizei anzuzeigen. Da der Finger von einer ermordeten, Oskar flüchtig bekannten Krankenschwester stammt, wird er des Mordes angeklagt und wegen Unzurechnungsfähigkeit in eben jene Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen, von der aus er seine Geschichte erzählt.
2.2 Erzählsysteme
Die Erstausgabe der Blechtrommel hat 736 Seiten und ist in 46 Kapitel aufgeteilt, die sich auf drei Bücher verteilen – stellvertretend für Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit. Bei der Bestimmung der Erzählform stößt man gleich zu Beginn auf ein Problem, da diese „in der
Sektion anzusiedeln ist, in der die Ich-Erzählung sich dem auktorialen Erzählen nähert und zum Teil darin übergeht“[2]. Konkret heißt dies, dass Oskar zwar aus der Ich-Perspektive heraus sein Leben erzählt aber während dieses Berichtes immer wieder in die dritte Person verfällt und dann auch meist zum vermittelnden, zum auktorialen, Erzähler wird, der nicht nur Sachen kommentiert, die er damals erlebt zu haben meint, sondern auch solche, die er als Zeitzeuge gar nicht erlebt haben kann. Dies erleichtert zumindest die Bestimmung des
Standpunktes, denn der ist eindeutig der Olympische. Auch wenn er nicht ständig davon Gebrauch macht, so weiß Oskar doch von Vorgängen und Details, wie zum Beispiel der Zeugung seiner Mutter, die nur von diesem Standpunkt aus ersichtlich sind. Auch bei der Bestimmung der Sichtweise wird es recht eindeutig, denn Oskar offenbart dem Leser schon während der Schilderung seiner Geburt die Gedanken, die ihn ihm vorgehen; es handelt sich also um eine eingeschränkte Innensicht. Ähnlich problematisch wie die genaue Bestimmung der Erzählform ist die Bestimmung der Darstellungsart, denn schwankt Erstere oft zwischen Ich- und Er-Form, so gleicht ihr darin Letztere: der Erzählerbericht wechselt zwischen direkter und indirekter Rede und folgt dabei keinem auf den ersten Blick festzumachenden Schema, wenn von den Kapiteln abgesehen wird, welche die frühen Jahre des Erzählers behandeln und in denen er zur Wahrung seiner Maskerade noch keine Äußerungen tätigt. Eine genaue Analyse der formalen Seite dieses Romans würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen, lediglich der von Grass angewandten Perspektive werden noch ein paar Worte gewidmet.
2.3 Aus der Froschperspektive
Die Frage der Perspektive war eine, die sich Grass bereits während der ersten Planungsphase des Romans stellte. Im Verlauf einer Frankreichreise 1952 entstand ein Gedichtzyklus, aus welchem später Der Säulenheilige [3] hervorging. In diesem Gedicht werden wichtige Motive der Blechtrommel vorweggenommen, auch experimentiert Grass dort mit dem Standpunkt des Erzählers und fällt so die für sein Prosadebüt so maßgebende Entscheidung von Oskars Erzählperspektive: „Der überhöhte Standpunkt des Säulenheiligen war zu statisch. Erst die dreijährige Größe des Oskar Matzerath bot gleichzeitig Mobilität und Distanz“[4]. Mobilität insofern, da sein kleiner Wuchs es Oskar ermöglicht sich fast unbemerkt überall zu bewegen und aufzuhalten, wie zum Beispiel unter der Tribüne während der Kundgebung oder unter dem Tisch während des Skatspiels. Distanz, da die Welt der Erwachsenen ihn auf Grund seiner Größe nicht für voll nimmt, obwohl er über den gleichen, oft sogar über mehr, Intellekt verfügt als sie. „Oskars Blick von unten auf die Welt ist so zugleich der Blick von hinten, der Blick hinter die Masken und die Kulissen, der Blick auf die Rückseite, der das wahre Wesen zeigt“[5] und ermöglicht es so Grass eine Wahrheit zu vermitteln, die durch ihre unmittelbare und stets persönliche Darstellung nichts an ihrer Intensität einbüßt, wie das vielleicht bei anderen Erzählformen der Fall gewesen wäre.
3. Extremely Loud and Incredibly Close
Jonathan Safran Foer war 25 Jahre alt und noch mitten im Studium, als er 2002 mit Everything is Illuminated sein Debüt ablieferte, von welchem über eine Viertelmillion Exemplare verkauft wurden. Für seinen zweiten, drei Jahre später erschienenen Roman Extremely Loud and Incredibly Close bekam er einen Vorschuss von einer Million US-Dollar und festigte nach dessen Erscheinen seinen Ruf als einer der vielversprechendsten Nachwuchsautoren, ja sogar als literarisches Wunderkind.
3.1 Plot
Für Oskar Schell kommt der schlimmste Tag seines Lebens, wie für so viele andere Bürger New Yorks, am Morgen des 11. Septembers, an welchem sein Vater, normalerweise tätig im Diamantenladen des Großvaters, geschäftlich in die Innenstadt, in das World Trade Center muss. Nach dem Einschlag des ersten Flugzeuges wird Oskar von der Schule nach Hause entlassen, läuft, da seine Mutter am anderen Ende der Stadt arbeitet, die fünf Blocks zu der Wohnung und ist so also alleine, als er den Anrufbeantworter mit vier Nachrichten seines Vaters vorfindet. Als um 10:26 Uhr, Minuten vor dem Einsturz des Nordturms, das Telefon klingelt und die Rufnummer seines Vaters auf dem Display erscheint, nimmt er nicht ab, versteckt anschließend sogar den kompletten Telefonapparat und kauft einen identischen Neuen. Fortan versucht er verzweifelt mit dem Schicksalsschlag fertig zu werden, alleine in seinem Zimmer, während seine Mutter mit Ron, einer Bekanntschaft aus der Selbsthilfegruppe, mehr und mehr Zeit und Lebensfreude teilt. An einem dieser Tage der Verzweiflung findet er im Ankleideschrank seines Vaters auf der Suche nach Trost eine blaue Vase und darin einen Umschlag, der die Aufschrift „Black“ trägt und einen ungewöhnlich geformten Schlüssel beinhaltet. Getrieben von dem Verlangen, das letzte Geheimnis seines Vaters aufzudecken, macht er sich auf die Suche nach dem passenden Schloss, indem er systematisch alle Menschen in der Stadt mit Nachnamen Black aufsucht und diese befragt.
Seine Odyssey dauert über ein Jahr, während dessen letzter sechs Monate er von dem alten Mr. Black aus der Wohnung einen Stock höher begleitet wird, einem über hundertjährigen, verwitweten Kriegsberichterstatter. Als dieser Oskar eines Tages eröffnet, dass er ihm nicht mehr weiterhelfen kann, sucht Oskar völlig verzweifelt Trost in der Wohnung seiner Großmutter. Jedoch findet er dort nicht wie erwartet seine Großmutter vor, sondern einen alten Mann, den, laut seiner Mutter imaginären, Untermieter, der in Wahrheit sein lange verschollener Großvater Thomas Schell ist.
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[1] http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/598914/
[2] Neuhaus, Volker. Günter Grass. Stuttgart: Metzler, 1979. S. 31.
[3] Grass, Günter. Gedichte und Kurzprosa. Göttingen. Steidl, 1994. S. 431.
[4] Grass, Günter. Essays, Reden, Briefe, Kommentare. Neuwied: Luchterhand, 1987. S. 626.
[5] Neuhaus, S. 37.
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