Die spanischsprachigen Kreolsprachen

Entstehung und heutige Verwendung unter besonderer Berücksichtigung der Entstehung des Papiamento


Dossier / Travail, 2007

16 Pages, Note: 2,7


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Die spanisch­basierten Kreolsprachen
2.1.1. Entstehung des Palanquero
2.1.2. Heutige Verwendung des Palanquero
2.2.1. tstehung des Chabacano
2.2.2. Heutige Verwendung des Chabacano
2.3. Das Papiamento
2.3.1. istorische Hintergründe
2.3.2. Die Sprachgenese des Papiamento
2.3.3. Heutige Verwendung des Papiamento

3. Schlussteil

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den drei spanisch­basierten Kreolsprachen Palanquero, Chabacano und Papiamento.

Auf Grund des begrenzten Umfangs werden das Chabacano und das Palanquero nicht so ausführlich behandelt wie das Papiamento. Über diese wird es jeweils ein Kapitel zur Entstehung geben, sowie ein Kapitel über die heutige Verwendung der Sprachen. Das Kapitel über die Entstehung schließt sowohl eine Beschreibung der geschichtlichen Hintergründe als auch eine Beschreibung der die Sprachwerdung bestimmenden Faktoren mit ein.

Im darauf folgenden Teil wendet sich die Arbeit dem Papiamento zu. Dieser Teil ist ausführlicher und deshalb in drei Kapitel gegliedert. Das Kapitel über die Entstehung der Sprache ist hier aufgeteilt in eine Beschreibung der sozio­historischen Hintergründe und eine Beschreibung über die Sprachgenese, in dem verschiedene Theorien zur Entstehung des Papiamamento vorgestellt und überprüft werden. Daran schließt sich ebenfalls ein Kapitel über die aktuelle Verwendung an.

Im Schlussteil wird der aktuelle Stand der drei Kreolsprachen verglichen sowie die herausgearbeitete Theorie über die Entstehung des Papiamento zusammengefasst.

2. Die spanisch­basierten Kreolsprachen

Zu den spanisch­basierten Kreolsprachen zählen das Palanquero, welches in Kolumbien gesprochen wird, das philipinische Chabacano und das Papiamento der ABC­Inseln.

2.1.1. Entstehung des Palanquero

Bereits im 16. Jahrhundert bildeten sich Palenques, die einen Kampf gegen die weiße Autorität eröffneten, der die Sklaven tributpflichtig waren.

Anfang des 17. Jahrhunderts flohen einige Sklaven unter der Führung Domingo Biohos, der von sich behauptete ein afrikanischer König gewesen zu sein und sich „El Rey Benkos“ nannte. (Bartens, 1995) Die fliehenden Sklaven gründeten die Siedlung La Matuna südlich von Cartagena in Kolumbien, welche schnell wuchs, da sich ihr auch fliehende Sklaven aus anderen Palenques anschlossen. Die Skalven kämpften über hundert Jahre einen Guerillakrieg mit zahlreichen Überfällen um ihre Unhabhängigkeit, bis die Spanier das Recht des Palenques erkannten, unabhängig zu sein und sich selbst zu verwalten. (Holm, Volume 2, 1989) 1713 schloss der Bischof Casiani einen Friedensvertrag mit den Bewohnern des Palenques unter der Bedingung, dass diese keine weiteren Übefälle machten und keine Flüchtlinge mehr aufnahmen. So gewann das Palenque, welches durch die Namensgebung Casianis fortan als El Palenque de San Basilio bekannt war, seine Freiheit, geriet aber auch in Isolation. Diese Isolation war jedoch nicht vollständig, da wahrscheinlich Beziehungen zur Außenwelt bestanden (z.B. durch Handel).

Zu einem verstärkten Kontakt zur Außenwelt kam es erst, als die Menschen Anfang des 19. Jahrhunderts aufbrachen, um in der umliegenden Gegend Arbeit, zum Beispiel beim Bau des Panama­Kanals, zu finden.

In einem von 1772 überlieferten Dokument wird beschrieben, dass die Palanqueros eine spezielle Sprache benutzten, um sich untereinander zu verständigen, dass sie jedoch auch fließend Spanisch sprechen. So wird vermutet, dass die heutige Diglossie in El Palenque de San Basilio aus dieser Zeit stammt.(Holm, Volume 2, 1989) Die sich in der Isolation entwickelte Kreolsprache Palanquero ist möglicherweise ein Überbleibsel eines weitläufigen spanisch­basierten Kreols oder ein Proto­Kreol im großkaribischen Raum. (Bartens, 1995)

Es kann auf das westliche Bantu­Sprachgebiet in Afrika zurückgefehrt werden, wo ein Großteil der Sklaven herkam. So kann angenommen werden, dass mindestens eine genetische Relation mit dem Sãotomense und dem Annobonense besteht, wenn es nicht sogar daraus entstanden ist. (Bartens, 1995) Ende des 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts, wurde der Sklavenhandel von den Portugiesen dominiert und die dominanten Herkunftsregionen der Sklaven waren Angola und Kongo. Dadurch kann die „Konitnuität des Einflusses des afroportugiesischen Pidgins“ auf das entsehende Palanquero erklärt werden (Bartens, 1995)

Beim Palanquero hat es sich schon früh um eine homogene Varietät und die Relexifizierung zum Spanischen muss schon früh stattgefunden haben.

2.1.2. Heutige Verwendung des Palanquero

Das Palanquero ist eine der wenigen existierenden spanisch­basierten Kreolsprachen. Es wird von ca. 4000 Menschen gesprochen (Bartens, 1995), die isoliert in El Palenque de San Basilio, einem Dorf südlich von Cartagena in Kolumbien leben (s.o.).

Erst Anfang des 19. Jahrhunderts hatte das Palenque vermehrten Kontakt zur Außenwelt und bis 1967 konnte es nur zu Fuß oder mit dem Pferd erreicht werden. (Holm, Volume 2, 1989) Inzwischen beherrschen jedoch alle Palanqueros das „regionale Substandardspanische“ (Bartens, 1995) und die Schule unterrichtet in Spanisch.

Die jungen Leute sprechen untereinander und auch außerhalb der Gemeinschaft üblicherweise Spanisch, aber viele verstehen Palanquero und einige benutzen es sogar als eine Art Geheimsprache vor Fremden.(Holm, Volume 2, 1989)

Gerade unter den älteren Menschen, welche das Kreol auch noch untereinander sprechen, wird es als Symbol für Identität verstanden.(Bartens, 1995)

Wie oben erwähnt besteht schon seit dem 18. Jahrhundert eine Diglossie­Situation (Palanquero/Spanisch), welche oft zu Codeswitching führt.

Die Sprecher fühlen sich in ihrer kulturellen Identität bedroht und es deutet vieles darauf hin, dass das Palanquero bald ausstirbt. (Holm, Volume 2, 1989) Aus dieser Angst heraus ist jedoch wieder ein Bewusstsein zur Sprachpflege aufgekommen. (Bartens, 1995)

2.2.1. tstehung des Chabacano

Unter dem Sammelbegriff Chabacano werden alle auf den Philippinen gesprochenen Varietäten zusammengefasst. Dazu gehören die Varietäten der Manila­Bucht Ermiteño, das Caviteño und das Ternateño, das Zamboagueño, das Davaueño und das Cotabato Chabacano auf der Insel Mindanao. (Bartens, 1995, 185)

Das auf den Philippinen eine spanisch­basierte Kreolsprache gesprochen wird, kann natürlich nur dadurch geschehen sein, dass das Spanisch dorthin gebracht wurde.

1521 erhoben die Spanier Anspruch auf die in einer Expedition entdeckten Philippinen und die Molukken­Inseln (reich an Gewürzen), welche aber Portugal zugeteilt wurden. So konnten die Spanier die Inseln nur westlich vom spanischsprachigen Amerika erreichen, was zu Isolation und Vernachlässigung führte.

Als jedoch im 16. Jahrhundert großes Interesse an Gewürzhandel bestand, gewannen die Spanier die Kontrolle über die Philippinen, nachdem zuvor die Portugiesen Kontrolle über die meisten Gewürzquellen besessen hatten. Durch eine Intrige wurden sie jedoch vom Sultan von Ternate von den Molukken vertrieben. Nach der Vereinigung von Portugal und Spanien 1580 versuchten sie, Ternate zurückzugewinnen, welches von den Niederlanden Unterstützung bekam. So hielten die Spanier Ternate von 1606 bis 1663, aber die Niederländer zerstörten 1655 die Gewürz­Pflanzen in einem Überfall. Schließlich ging die spanische Garnison nach Manila um die Philippinen vor den angreifenden chinesischen Piraten zu schützen.

In Ternate hatte sich bereits eine christliche Gemeinschaft herausgebildet, die durch Mischehen aus portugiesischen und spanischen Soldaten und einheimischen Frauen[1] entstanden war. (Holm, Volume 2, 1989) Diese Familien wurden nun zur Verteidigung (siehe oben) nach Manila gebracht. Es ist zu vermuten, dass diese Gemeinschaft ein portugiesisch­basiertes Kreol[2] sprach, welches in Folge dieser Mischehen mit einem spanischen Element rekreolisiert wurde. (Bartens, 1995)

Die Menschen der kreolsprachigen Gemeinschaft, die später in Folge von Auseinandersetzung mit der Tagalog­Bevölkerung nach Tanza und Ternate[3] umsiedelte (Bartens, 1995), identifizierte sich mit den Spaniern unter ihnen. Dennoch kam es nie dazu, dass sich Spanisch in der Bevölkerung durchsetzte („[...] the Philippines never saw a shift to Spanish among the general population.“, Holm, Volume 2, 1989, 319).

Das oben bereits erwähnte Malayo­Portugiesisch und das philippinische Kreolspranisch haben verwandte Substrate, denn die ursprünglichen Sprachen von Malaya, Indonesien und den Philippinen gehören alle zu einer Sprachfamilie, und zwar zur Malayo­ Poylnesischen. Diese ursprünglichen Sprachen haben viele ähnliche Eigenschaften, so dass es schwierig wäre, die jeweilige Quelle für die Kreolsprachen genau zu bezeichnen. Die folgende Generation der kreolsprachigen Gemeinschaft sprach Tagalog als Zweitsprache, welches das Kreol beinflusste. Viele gingen zur spanischen Marine, die aus spanisch­sprachigen Amerikanern und Mexikanern bestand. So wird vermutet, dass dadurch ein „Militärpidgin“ entstand.

1719 ließ sich eine gemischte spanische Garnision in Zamboanga nieder und wahrscheinlich hat sich das Militärpidgin danach zu einem Kreol weiterentwickelt.

Die Einwohner dieser Siedlung (spanisch­sprachige Amerikaner oder Mestizen mit philippinischen Frauen) sprachen Spanisch.

Das Zamboangueño wurde auch, im Gegensatz zu den anderen Kreolvarietäten von der lokalen Sprache Bisayisch, von der 20% des Lexikons stammen, beeinflusst. Zamboangueño hat sich bis zu den Inseln Basilan und Jolo und Cotabato und Davao verbreitet. (Holm. Volume 2, 1989)

2.2.2. Heutige Verwendung des Chabacano

Die meisten Sprecher hat heute mit 155000 das Zamboangueño, gefolgt vom Caviteño mit 28000 Sprechern und vom Cotabato Chabacano mit 7000 Sprechern. Das Ternateño hat noch 3800 Sprecher. Über das Davaueño ist nur bekannt, dass es 1942 noch 3500

Sprecher hatte. Die Varietät der Manila­Bucht Ermiteño ist bereits ausgestorben. (Bartens, 1995, 185)

Die meisten Einwohner von Zamboanga sprechen heute Zamboangueño, die Varietäten Caviteño und Ternateño verlieren jedoch zunehmend an Sprechern. (Holm, Volume 2, 1989). Man kann also sagen, dass das Zamboangueño die vitalste Varietät der philippinischen spanisch­basierten Kreolsprache ist.

Über das Chabacano allgemein ist festzustellen, dass es instabil ist und sich schon in der Vergangenheit ständig im Wandel befand. So wäre es nicht möglich, eine einheitliche Grammatik aller Varietäten zu verfassen. Denn das Ermiteño scheint recht stark vom Spanischen geprägt, während beim Caviteño und Zamboangueño das Tagalog und das Englische mehr Einfluss hatte. (Bartens, 1995)

2.3. Das Papiamento

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, wir das Papiamento ausführlicher behandelt. Dieser Teil der Arbeit gliedert sich in eine Beschreibung der sozio­historischen Hintergründe der Entwicklung, sowie ein Kapitel über die Sprachgenese des Papiamento. Zum Schluss wird noch auf dessen aktuellen Status verwiesen.

2.3.1. storische Hintergründe

Das Papiamento wird auf den karibischen ABC­Inseln gesprochen, die der venezolanischen Küste in nur wenigen Kilometern Entfernung vorgelagert sind. Es handelt sich um drei Inseln, Aruba, Bonaire und Curaçao. Curaçao und Bonaire gehören zu den Niederländischen Antillen, während Aruba seit 1986 ein autonomer Staat des Königreichs der Niederlanden ist.

Die größte der drei Inseln, Curaçao, wurde 1499 von dem Spanier Alonso de Ojeda entdeckt, aber erst 1527 von ca. 30 Spaniern besiedelt. Auch Aruba und Bonaire wurde erst dann besiedelt. Alle drei Inseln versprachen nicht viel Profit, so dass nur eine kleine Garnison gegründet wurde. (Bartens, 1995) Die mehreren hundert Indianer auf Curaçao, die eine arawakische Sprache sprachen, lernten Spanisch von den Siedlern und von Missionaren vom Festland. (Holm, Volume 2, 1989)

Der Gebrauch der Sprache wurde unterbrochen, als 1634 die Niederländer Curaçao auf Grund seines Reichtums an Rohstoffen und vor allem wegen seiner strategischen Lage (Munteanu, 1991) eroberten und die Spanier sowie fast alle Indianer vertrieben. Lediglich ca. 70 von ihnen durften bleiben und beispielsweise als Diener für die Niederländer arbeiten. (Bartens,1995)

[...]


1 Bartens spricht an dieser Stelle von Mischehen aus mexikanischen Mestizen und Spaniern (Bartens, 1995, 185)

2 Holm spricht hier vom Malayo­Portuguese (Holm, Volume 2, 1989, 318)

3 Bei Ternate handelt es sich nicht um den vorher genannten Ort Ternate auf den Molukken, sondern um eine gleichnamige Neugründung auf den Philippinen.

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Die spanischsprachigen Kreolsprachen
Sous-titre
Entstehung und heutige Verwendung unter besonderer Berücksichtigung der Entstehung des Papiamento
Université
University of Cologne  (Romanisches Seminar)
Cours
Grundlagenseminar B Spanische Sprachwissenschaft, Spanisch im Sprachkontakt
Note
2,7
Auteur
Année
2007
Pages
16
N° de catalogue
V121675
ISBN (ebook)
9783640266845
Taille d'un fichier
796 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kreolsprachen, Grundlagenseminar, Spanische, Sprachwissenschaft, Spanisch, Sprachkontakt
Citation du texte
Judith Schnettler (Auteur), 2007, Die spanischsprachigen Kreolsprachen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121675

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