"Was ist so schlimm an den Bildern, dass Gott sie verbieten muss, und zwar ganz vorn, gleich hinter dem Fremdgötterverbot?", fragt Jan Assmann in einem lesenswerten Aufsatz und postuliert das Bilderverbot als "Gebot der Gebote", als "Kern des Kerns". Diesen Kern herauszuschälen, ist die Intention dieser Seminararbeit. Sie wagt sich dabei auf "vermintes Gelände" vor, denn Konsens besteht beim Bilderverbot zwar darin, dass dieses ein Alleinstellungsmerkmal Israels und ein "zentrales Theologumenon der israelitischen Religion" war; die meisten weiteren Fragen werden indes kontrovers diskutiert. Wie beim Häuten der Zwiebel trägt die Arbeit Schicht um Schicht ab, arbeitet sich von aussen nach innen vor – und versucht so, den Kern zu erfassen, ihn von allen Seiten zu beäugen – im Wissen darum, dass jede Darstellung des Göttlichen letztlich unzulänglich ist, ja: bleiben muss, dass der Blick auf die kā·ḇôḏ Gottes nur Umrisse preisgibt, An- und nicht Einblicke, wie sie auch Ezechiel in seinen Visionen beschreibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Aussenschicht: Götterbilder
- Die Aussensicht: Das Bilderverbot in nichtjüdischen Quellen
- Von aussen nach innen: Die Entstehung des Bilderverbotes
- Der Zwischenhalt: Das Angesicht Gottes und das Schauen Gottes
- Von Innen zum Inneren: Das Bilderverbot in der Bibel Israels
- Im Inneren: Das Aufscheinen des Verborgenen
- Von innen nach aussen: Das Bilderverbot als Konkretion des Seins
- Die Aussen-Innen-Schnittstelle: Der Tempel als Kompromiss
- Das Aussen im Innern: Das Bildverbot als Charakteristikum
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Bilderverbot im Judentum und untersucht, wie die Nicht-Darstellung des Heiligen zum charakteristischen Merkmal der jüdischen Religion wurde. Die Arbeit analysiert die Entstehung des Bilderverbots in seiner historischen und religiösen Umgebung und beleuchtet die Entwicklung dieses Verbots von seiner externen Wahrnehmung hin zur inneren Bedeutung.
- Das Bilderverbot als Alleinstellungsmerkmal Israels
- Die Entstehung des Bilderverbots im Kontext der umliegenden Kulturen
- Die Rolle des Monotheismus und der prophetischen Kritik
- Die Bedeutung des Bilderverbots für das Selbstverständnis des Judentums
- Der Tempel als Kompromiss zwischen Bilderlosigkeit und der Repräsentation des Göttlichen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Die Arbeit stellt die zentrale Fragestellung nach der Bedeutung des Bilderverbots für das Judentum und seine Einordnung in den religiösen Kontext der Zeit. Die Arbeit verfolgt eine schichtweise Analyse des Themas, wobei sie von der äußeren Wahrnehmung zur inneren Bedeutung des Bilderverbots schreitet.
- Kapitel 2: Die Aussenschicht: Götterbilder: Dieses Kapitel beleuchtet den weit verbreiteten Gebrauch von Götterbildern in den Kulturen des antiken Nahen Ostens. Die Bilder fungierten als Orte der Vergewisserung über die Präsenz der Gottheit und repräsentierten ihren Macht- und Wirkungsanspruch.
- Kapitel 3: Die Aussensicht: Das Bilderverbot in nichtjüdischen Quellen: In diesem Kapitel werden die Reaktionen nichtjüdischer Autoren auf das Bilderverbot Israels beleuchtet. Das Bilderverbot wurde oft als Merkmal der jüdischen Religion und als Ausdruck ihrer Distanz zu anderen Kulturen angesehen.
- Kapitel 4: Von aussen nach innen: Die Entstehung des Bilderverbotes: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung des Bilderverbots und seine Wurzeln in der nomadischen Vergangenheit Israels, der Entwicklung des Monotheismus und der prophetischen Kritik am Kult der Götterbilder.
- Kapitel 5: Der Zwischenhalt: Das Angesicht Gottes und das Schauen Gottes: Dieses Kapitel fokussiert auf die Frage der Gotteserfahrung und das Verhältnis zwischen dem unsichtbaren Gott und dem menschlichen Bemühen, ihn zu repräsentieren.
- Kapitel 6: Von Innen zum Inneren: Das Bilderverbot in der Bibel Israels: Hier werden die biblischen Texte, insbesondere Ex 20,4 und Dtn 5,8, analysiert, die das Bilderverbot formulieren.
- Kapitel 7: Im Inneren: Das Aufscheinen des Verborgenen: Dieses Kapitel untersucht die theologischen Implikationen des Bilderverbots und die Bedeutung der Unsichtbarkeit Gottes für das jüdische Gottesbild.
- Kapitel 8: Von innen nach aussen: Das Bilderverbot als Konkretion des Seins: Dieses Kapitel behandelt die Auswirkungen des Bilderverbots auf das Selbstverständnis des Judentums und seine Ausprägung als Religion, die sich nicht auf Bilder stützt.
- Kapitel 9: Die Aussen-Innen-Schnittstelle: Der Tempel als Kompromiss: Dieses Kapitel beleuchtet den Jerusalemer Tempel als Beispiel für einen möglichen Kompromiss zwischen der Bilderlosigkeit des Jahwe-Kultes und der Notwendigkeit einer Repräsentation des Göttlichen im Kult.
- Kapitel 10: Das Aussen im Innern: Das Bildverbot als Charakteristikum: Dieses Kapitel fasst die Analyse des Bilderverbots zusammen und verdeutlicht seine Bedeutung als zentrales Merkmal der jüdischen Religion.
Schlüsselwörter
Bilderverbot, Judentum, Monotheismus, Jahwe, Kultbild, Gottesbild, Tempel, Gotteserfahrung, Repräsentation, Theologie, Religion, Geschichte, Exegese, Prophetentum, Kult, Anthropologie, Umwelt, Differenz, Identität.
- Arbeit zitieren
- Thomas Wehrli (Autor:in), 2021, "Du sollst dir kein Kultbild machen". Wie die Nicht-Darstellung des Heiligen zum Proprium des Judentums wurde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1217452