In der frühen generativen Phonologie, als deren Begründer Noam Chomsky und
Morris Halle mit ihrem Werk „The Sound Pattern of English“ (1968) gelten, spielte
die Silbe lediglich eine marginale Rolle. Chomsky & Halle sahen Morpheme und
Wörter als die für die Phonologie zentralen Einheiten und verbanden phonologische
Regeln und phonotaktische Restriktionen somit ausschließlich mit Morphem- und
Wortgrenzen. Ab Anfang der 70er Jahre wurde dieser Aspekt hinterfragt; die Bedeutung
der Silbe für die Phonologie wurde zunehmend diskutiert und schließlich auch
überzeugend begründet. Autoren wie zum Beispiel Pike & Pike (1947) oder Hockett
(1955) operierten bereits vor der Begründung der generativen Phonologie mit der
Silbe, doch erst seit Linguisten wie Vennemann (1972), Kahn (1976) oder Selkirk
(1982) phonotakische Muster, phonologische Regeln und auch prosodische Aspekte
auf die Silbe bezogen, gilt diese auch in der generativen Phonologie als zentrale
Domäne.
Zwar besteht seit den 70er Jahren also überwiegend Einigkeit über die wichtige Rolle
der Silbe für die Phonologie, doch in Bezug auf die adäquate Darstellung der Struktur
der Silbe gehen die Meinungen auseinander. Chomsky & Halle, als Vertreter der
linearen Phonologie, betrachteten Äußerungen als Aneinanderreihung von Segmenten,
welche wiederum Merkmalsbündel verkörpern. Sogenannte Merkmalsmatrizen
dienten zur Darstellung aller Eigenschaften eines bestimmten Lautes; innerhalb dieser
Matrizen galten die einzelnen Merkmale als simultan und gleichwertig. Diese
Darstellungweise erwies sich jedoch beispielsweise in Bezug auf folgenden Aspekt
als defizitär: „Lautliche Eigenschaften, die sich über mehr als ein Segment erstrecken,
werden unter dieser Betrachtungsweise so behandelt, als seien sie Eigenschaften
von einzelnen Segmenten und nicht von größeren Einheiten wie z. B. Silben“
(Willi 21994: 434).
Im Zuge der Intensivierung der Ton- und Intonationsforschung wurde immer deutlicher,
dass die lineare Darstellung besonders für suprasegmentale Aspekte ungeeignet
ist. Der Ansatz der linearen Phonologie, prosodische Einheiten wie Akzent oder Ton
mit binären, auf einzelne Segmente bezogene Merkmale wie [+/-betont] oder [+/-
Hochton] darzustellen, erwies sich als unzureichend. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Beschreibung der Silbenmodelle
- 2.1 Das Konstituentenmodell
- 2.2 Das CV-Modell
- 2.3 Das Spiralmodell
- 2.4 Verbreitung der Modelle in Einführungswerken
- 3 Vergleich der Modelle
- 3.1 Phonotaktik und Quantitätsstrukturen
- 3.2 Die Auslautverhärtung
- 3.3 Die kompensatorische Längung
- 3.4 Der Wortakzent
- 3.5 Abbildung der Empirie
- 3.6 Didaktische Relevanz
- 3.7 Die Modelle auf anderen Ebenen der Sprache
- 4 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit vergleicht drei Modelle zur Darstellung der Silbenstruktur – das Konstituentenmodell, das CV-Modell und das Spiralmodell – und analysiert ihre jeweiligen Stärken und Schwächen. Der Fokus liegt auf der Frage nach der adäquaten Darstellung der Silbenstruktur und der Notwendigkeit einer hierarchischen Struktur innerhalb der Silbe.
- Vergleich verschiedener Silbenmodelle (Konstituenten-, CV- und Spiralmodell)
- Analyse phonotaktischer Beschränkungen und phonologischer Prozesse
- Bewertung der didaktischen Relevanz der Modelle
- Untersuchung der Eignung der Modelle für verschiedene sprachliche Ebenen
- Diskussion der Notwendigkeit einer hierarchischen Silbenstruktur
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 (Einleitung): Dieses Kapitel führt in die Thematik ein und beleuchtet die historische Entwicklung der Bedeutung der Silbe in der Phonologie. Es werden die Herausforderungen der linearen Phonologie und der Übergang zur nicht-linearen Phonologie dargestellt, um die Notwendigkeit unterschiedlicher Silbenmodelle zu begründen.
Kapitel 2 (Beschreibung der Silbenmodelle): Dieses Kapitel beschreibt die drei Modelle (Konstituenten-, CV- und Spiralmodell) im Detail, beginnend mit dem Konstituentenmodell und seinen Ursprüngen bei Pike & Pike (1947) und Hockett (1955). Es werden die grundlegenden Konzepte und Unterschiede der einzelnen Modelle erläutert.
Kapitel 3 (Vergleich der Modelle): Dieses Kapitel vergleicht die drei Modelle anhand verschiedener Aspekte wie Phonotaktik, Auslautverhärtung, kompensatorische Längung, Wortakzent, Abbildung von empirischen Daten und didaktischer Relevanz. Es wird analysiert, in welchen Bereichen jedes Modell Vorteile bietet und wo es an Grenzen stößt.
Schlüsselwörter
Silbenmodelle, Konstituentenmodell, CV-Modell, Spiralmodell, Phonologie, Phonotaktik, Auslautverhärtung, kompensatorische Längung, Wortakzent, hierarchische Silbenstruktur, generative Phonologie, lineare Phonologie, nicht-lineare Phonologie.
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- Dipl.-Bibl. Regina Männle (Autor), 2009, Silbenmodelle, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121792