Im Rahmen dieser Arbeit wird zunächst ein knapper Abriss der Kolonialzeit gegeben, um zu verdeutlichen, dass bereits die Selbstständigkeit des Kongos unter schlechten Vorzeichen stand und das Land schwer mit dem kolonialen Erbe Belgiens zu kämpfen hatte.
Anschließend erörtert die Verfasserin die gescheiterte Demokratisierung Anfang der 90er Jahre, da diese den Beginn des allmählichen Staatsverfalls darstellte. Schließlich richtet sich das Hauptaugenmerk auf das Phänomen des „failed state“, seinem Ursprung, seiner Entwicklung, seinen Merkmalen und seiner spezifischen Anwendung auf das Fallbeispiel DR Kongo. Dabei steht besonders das Handeln der beiden Nachbarländer Uganda und Ruanda im Vordergrund; auf eine explizite Beachtung der Staaten USA, Russland und Frankreich wird verzichtet, da diese seit Ende des Ost-West-Konflikts in diesem Zusammenhang nur mehr eine untergeordnete Rolle spielen.
Anhand der gewonnenen Erkenntnisse und der Theorie nach Ross/ Collier, welche besagt, dass ressourcenreiche Länder durchschnittlich öfter von Bürgerkriegen bedroht sind, soll der Konflikt, der seit etwa zehn Jahren die Politik im Kongo bestimmt, näher charakterisiert werden.
Im Zuge der Ausführungen beantwortet die Verfasserin die Frage, warum sich die Demokratische Republik Kongo seit ihrem Bestehen (1960) politisch nicht mehr erholen konnte, die staatlichen Strukturen zunehmend verschwanden und weshalb sich das zentralafrikanische Land zu den „Top Drei“ des „Failed States Index 2006“ zählen muss.
Der Kongo gilt in der Literatur als Paradebeispiel für einen „failed state“. Uneinig ist sich die Forschung nur darüber, wann der kongolesische Staat letztendlich gescheitert ist: William Reno sieht die Staatsstrukturen bereits mit der Ermordung Lumumbas 1961 gescheitert, Bernd Ludermann dagegen setzt den Staatszerfall mit der gescheiterten Demokratisierung zu Beginn der 90er Jahre an. Andere betrachten diesen als langsamen Prozess, der 1996 mit Kriegsbeginn kulminierte.
Ingesamt rückt die international auftretende Erscheinung der zerfallenden Staaten zunehmend mit dem Ende des Ost-West-Konflikts in den Fokus der politischen Diskussion, da wie im Falle des Kongos acht Staaten involviert waren und der Konflikt den gesamten afrikanischen Kontinent schwer erschütterte.
Zur Thematik der „failed state“ gibt es zahlreiche Theorien, die lediglich unterschiedliche Schwerpunkte auf einzelne Merkmale setzen, sich ansonsten sehr ähneln. Jedoch erschwert das Fehlen der Literatur, welche exakt die innenpolitische Vorgänge des Kongos wiedergibt, die Analyse der politischen, aber auch ethnischen Hintergründe.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Geschichte der Demokratischen Republik Kongo (DRK)
- 2.1 Die koloniale Ausbeutung des Kongos durch Belgien
- 2.2 Das koloniale Erbe des Kongos
- 2.3 Die Unabhängigkeit Belgisch-Kongos am 30. Juni 1960
- 3. Der „failed-state“ Kongo
- 3.1 Das Phänomen der „failed-states“ im postkolonialen Afrika
- 3.2 Die gescheiterte Demokratisierung Zaires 1990-1994
- 3.3 Staat und Souveränität - Die theoretischen Grundlagen
- 3.4 Die Theorie der collapsed states nach I. William Zartman
- 4. Eine Analyse der DR Kongo anhand des FSI und des Modells der collapsed states
- 4.1 "Intervention of other states or external political actors” und Verlust des staatlichen Gewaltmonopols
- 4.2 "Massive movement of refugees or internally displaced persons creating complex humanitarian emergencies"
- 4.3 „Uneven Economic Development along Group Lines“ und Verlust der ökonomischen Kontrolle durch den Staat
- 4.4 Die ethnische Fragmentierung der Bevölkerung als Barriere für die Entwicklung eines stabilen Staates
- 5. Charakterisierung des Konflikts
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ursachen des Staatsversagens in der Demokratischen Republik Kongo. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des Landes, beginnend mit der kolonialen Ausbeutung bis hin zur gescheiterten Demokratisierung der 1990er Jahre. Im Mittelpunkt steht die Analyse des Kongos als „failed state“, unter Berücksichtigung relevanter Theorien und Modelle.
- Das koloniale Erbe des Kongos und seine langfristigen Folgen
- Die gescheiterte Demokratisierung und der anschließende Staatsverfall
- Der Kongo als „failed state“: Merkmale und Ursachen
- Die Rolle der Nachbarstaaten (Uganda und Ruanda) im Konflikt
- Die ethnische Fragmentierung und ihre Auswirkungen auf die Staatsbildung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Kontext der deutschen militärischen Intervention im Kongo im Jahr 2006. Sie stellt die Hoffnung auf Frieden durch freie Wahlen dar und hebt die Bedeutung der kolonialen Vergangenheit und der gescheiterten Demokratisierung hervor. Die Arbeit fokussiert auf die Analyse des Kongos als „failed state“ und die Rolle der Nachbarstaaten.
2. Die Geschichte der Demokratischen Republik Kongo (DRK): Dieses Kapitel gibt einen knappen Abriss der Kolonialzeit, unterstreicht die Ausbeutung des Kongos durch Belgien und deren verheerende Folgen für die Bevölkerung. Es beschreibt die immense wirtschaftliche Ausbeutung und das Fehlen jeglicher Förderung der Bildung und des Gesundheitswesens. Die bewusste Unterdrückung der geistigen Elite wird als Teil des paternalistischen Herrschaftskonzepts Belgiens dargestellt.
3. Der „failed-state“ Kongo: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Phänomen der „failed states“ im postkolonialen Afrika, insbesondere im Kontext der gescheiterten Demokratisierung Zaires in den 1990er Jahren. Es analysiert theoretische Grundlagen von Staat und Souveränität sowie die Theorie der „collapsed states“ nach I. William Zartman. Der Fokus liegt auf dem Verständnis des Staatsverfalls und seiner spezifischen Ausprägung im Kongo.
4. Eine Analyse der DR Kongo anhand des FSI und des Modells der collapsed states: Anhand des Failed States Index und des Modells der „collapsed states“ analysiert dieses Kapitel den Kongo. Es untersucht den Verlust des staatlichen Gewaltmonopols, die humanitäre Notlage aufgrund von Flüchtlingsströmen und die ungleiche wirtschaftliche Entwicklung. Die ethnische Fragmentierung der Bevölkerung als Hindernis für einen stabilen Staat wird ebenfalls beleuchtet.
5. Charakterisierung des Konflikts: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Charakterisierung des Konflikts im Kongo, basierend auf den vorherigen Analysen. Es untersucht die komplexen Ursachen und Zusammenhänge des anhaltenden Konflikts.
Schlüsselwörter
Demokratische Republik Kongo, Failed State, Kolonialismus, Demokratisierung, Staatsverfall, Konflikt, Bürgerkrieg, Ethnische Fragmentierung, Ressourcenfluch, Nachbarstaaten, Internationale Intervention.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Analyse des Staatsversagens in der Demokratischen Republik Kongo
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Ursachen des Staatsversagens in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Sie untersucht die historische Entwicklung des Landes, von der kolonialen Ausbeutung bis zur gescheiterten Demokratisierung, und analysiert den Kongo als „failed state“ anhand relevanter Theorien und Modelle.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt folgende Themen: das koloniale Erbe des Kongos und seine langfristigen Folgen; die gescheiterte Demokratisierung und der anschließende Staatsverfall; der Kongo als „failed state“: Merkmale und Ursachen; die Rolle der Nachbarstaaten (Uganda und Ruanda) im Konflikt; die ethnische Fragmentierung und ihre Auswirkungen auf die Staatsbildung; die Anwendung des Failed States Index und des Modells der „collapsed states“ zur Analyse des Kongos; eine detaillierte Charakterisierung des Konflikts im Kongo.
Welche historischen Aspekte werden beleuchtet?
Die Arbeit beleuchtet die koloniale Ausbeutung des Kongos durch Belgien, ihre verheerenden Folgen für die Bevölkerung (wirtschaftliche Ausbeutung, fehlende Bildung und Gesundheitsversorgung, Unterdrückung der geistigen Elite) und den Einfluss dieser Kolonialzeit auf die spätere Entwicklung des Landes. Sie beschreibt auch die gescheiterte Demokratisierung Zaires in den 1990er Jahren.
Welche Theorien und Modelle werden verwendet?
Die Analyse des Staatsversagens stützt sich auf die Theorie der „collapsed states“ nach I. William Zartman und den Failed States Index (FSI). Das Dokument untersucht den Kongo anhand dieser Modelle, indem es Aspekte wie den Verlust des staatlichen Gewaltmonopols, humanitäre Notlagen durch Flüchtlingsströme und ungleiche wirtschaftliche Entwicklung analysiert.
Welche Rolle spielen die Nachbarstaaten?
Die Rolle der Nachbarstaaten, insbesondere Uganda und Ruanda, im Konflikt wird im Dokument untersucht, jedoch ohne konkrete Details in der bereitgestellten Inhaltsangabe. Die Bedeutung dieser Rolle wird jedoch als relevant für das Verständnis des Staatsversagens hervorgehoben.
Wie wird die ethnische Fragmentierung behandelt?
Die ethnische Fragmentierung der Bevölkerung wird als eine wichtige Barriere für die Entwicklung eines stabilen Staates im Kongo identifiziert und im Dokument analysiert.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument umfasst Kapitel zu Einleitung, der Geschichte der DRK (inkl. Kolonialzeit und Unabhängigkeit), dem „failed-state“ Kongo (inkl. theoretischer Grundlagen), einer Analyse des Kongos anhand von FSI und dem Modell der „collapsed states“, einer Charakterisierung des Konflikts und einem Fazit.
Welche Schlüsselwörter beschreiben das Dokument?
Schlüsselwörter sind: Demokratische Republik Kongo, Failed State, Kolonialismus, Demokratisierung, Staatsverfall, Konflikt, Bürgerkrieg, Ethnische Fragmentierung, Ressourcenfluch, Nachbarstaaten, Internationale Intervention.
Für wen ist dieses Dokument bestimmt?
Die Inhaltsangabe deutet darauf hin, dass das Dokument für ein akademisches Publikum bestimmt ist, das sich mit den Ursachen des Staatsversagens und den Konflikten in der Demokratischen Republik Kongo auseinandersetzt.
- Quote paper
- Veronika Seitz (Author), 2006, Die Demokratische Republik Kongo - Ein „failed state“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121844