Der Ring von Heinrich Wittenwiler, wahrscheinlich um 1400 in Konstanz entstanden, stellt, wie vom Dichter selbst im Prolog angekündigt, den Lauf der Welt dar. Das Lehrwerk soll dem Leser genau aufzeigen, Was man tuon und lassen schol (v. 12). Der Lauf der Welt und was ein Mann wissen und können muss, lässt sich Wittenwiler zufolge in drei Hauptgruppen unterteilen:
1.Das Werben des Mannes um eine Frau.
2.Fragen zur Gesundheitslehre und wie man sich in der Welt zu verhalten hat.
3.Wie man sich in Kriegszeiten zu verhalten hat (v. 17 – 28).
Ihre Umsetzung finden die Lehren Wittenwilers in der Geschichte von Bertschi Triefnas und Mätzli Rüerenzumph bzw. den Dörfern Lappenhausen und Nissingen.
Der erste Teil erzählt wie Bertschi um Mätzli wirbt und diese schließlich in die Hochzeit mit ihm einwilligt (die Motive für ihre letztendliche Entscheidung seien an dieser Stelle dahingestellt). Nach vielen Belehrungen des Bräutigams und der Braut über u.a. religiöse Angelegenheiten, die Körper- bzw. Gesundheitspflege, nützliche Tugenden und die Haushaltsführung kommt es im zweiten Teil anschließend zur Eheschließung zwischen Bertschi und Mätzli. Auf die Hochzeit folgt ein ausgelassenes, jeder Etikette trotzendes Hochzeitsmahl mit Tanz. Während des Tanzens kommt es zu einem blutigen Zwischenfall, aus dem der im dritten Teil folgende Krieg resultiert.
Um die Belehrungen des Ringes ansprechender und unterhaltender zu gestalten unterteilt Wittenwiler den Text in zwei Bereiche. Die ernsthaften und lehrreichen Passagen wechseln sich mit komischen, lächerlichen Handlungen einer Gruppe Bauern ab, beide Bereiche ergeben zusammengenommen das Gesamtwerk und existieren nicht, wie angenommen werden könnte, bloß nebeneinander. Damit der Sinn, den die Erzählung verfolgt, nicht verloren geht, sind die ernsthaften, lehrreichen und die unterhaltenden Bereiche farblich voneinander abgehoben. Auch einige Verhaltensweisen die auf den ersten Blick als scherzhaft erscheinen, werden zu den lehrreichen Passagen gezählt, da sie vorführen, „wie nicht gehandelt werden soll“ (siehe als Beispiel das Hochzeitsmahl). Auch die als unterhaltend, scherzhaft gekennzeichneten Inhalte enthalten vereinzelt diese Negativdidaxe.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Motivation des Krieges zwischen den Dörfern Lappenhausen und Nissingen
- Das Verhältnis zwischen dem Ausbruch und dem Ende der Streitigkeiten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Motive für den Krieg im dritten Teil von Heinrich Wittenwilers "Der Ring". Durch Analyse der treibenden Kräfte hinter dem aggressiven Verhalten der Bauern sollen die Beweggründe für den Konflikt zwischen Lappenhausen und Nissingen dargestellt werden. Zusätzlich wird der Zusammenhang zwischen der Ausgangssituation und dem Ergebnis der Schlacht beleuchtet.
- Motivation für den Krieg zwischen Lappenhausen und Nissingen
- Darstellung von Krieg und Kampf als alltäglicher Bestandteil des Lebens im Mittelalter
- Analyse des Übergangs vom Hochzeitsfest zum Krieg
- Aggressives und lustvolles Verhalten der Figuren
- Beziehung zwischen Ausgangssituation und Endergebnis der Schlacht
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den "Ring" von Heinrich Wittenwiler vor und beschreibt dessen didaktischen Aufbau, der Lehren über das Werben, die Gesundheit und das Verhalten im Krieg vermittelt. Die Geschichte von Bertschi und Mätzli dient als Rahmen für diese Lehren.
Zur Motivation des Krieges zwischen den Dörfern Lappenhausen und Nissingen
Dieses Kapitel untersucht den Krieg als akzeptierten Bestandteil des mittelalterlichen Lebens und beleuchtet die Rolle des Krieges als Mittel zur Konfliktlösung und zur Demonstration von Tugend und Ehre. Es wird der Übergang vom ausgelassenen Hochzeitsfest, geprägt von exzessivem Verhalten und zunehmendem aggressiven Verhalten der Festgäste, zum Krieg dargestellt.
Schlüsselwörter
Heinrich Wittenwiler, Der Ring, Mittelalter, Krieg, Konfliktlösung, Aggression, Hochzeitsfest, Didaktik, Ehre, Gewalt.
- Citation du texte
- Linda Kim Wegener (Auteur), 2006, Die Motivation für den Krieg in Heinrich Wittenwilers "Der Ring", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/121863