Wie lässt sich Frieden erreichen und nachhaltig konsolidieren? Die Antworten auf diese Frage sind vielfältig. Neben Ansätzen, die von einem grundsätzlichen Interesse aller Akteure am Frieden ausgehen, hat seit Mitte der 1990er Jahre das spoiler-Konzept an Bedeutung gewonnen.
Hier wird argumentiert, dass die erfolgreiche Etablierung und Umsetzung von Friedensabkommen zur Beendigung von Konflikten mit Beteiligung von (nicht-staatlichen) Gewaltakteuren von vielen Faktoren abhängt, die nicht alle genügend gewürdigt wurden. Neben Maßnahmen zur Schaffung von Sicherheit, power-sharing und Versöhnung der früheren Kriegsgegner ist ebenfalls die Identifizierung von „spoilern“, d.h. von Akteuren, die einen „Friedensprozess unterlaufen, blockieren oder sabotieren“ (Schneckener 2003: 4) und ein adäquater Umgang mit ihnen notwendig. Dies ist des Weiteren auch deswegen relevant, weil Friedensprozesse besondere Risiken erzeugen und in vielen Fällen die „casualties of failed peace […] infinitely higher than the casualties of war“ (Stedman 1997: 5) sind.
Die bisherige Forschung über spoiler ist durch die Perspektive der internationalen und westlichen Akteure geprägt. Dies führt auch dazu, dass beim Umgang mit spoilern der Schwerpunkt auf die Maßnahmen der internationalen Akteure gelegt wird. So sei etwa „[t]he crucial difference between the success and failure of spoilers“ die „role played by international actors“ (Stedman 1997: 6). Über die internen Prozesse, durch die Akteure sich zu spoilern entwickeln und ggf. auch wieder zu mehr Kooperation im Friedensprozess finden, ist noch wenig bekannt.
Als ein Beispiel für einen spoiler, der verschiedene Stadien durchlebte und trotz vieler Widersprüchlichkeiten und anzunehmender Hindernisse den Friedensprozess akzeptierte und die Umsetzung nicht unterminierte, lässt sich die libanesische Hizbullah aufführen. Die Faktoren und Prozesse dieser Wandlung sollen hier untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was sind spoiler?
- Typologie
- Strategien zum Umgang mit spoilern
- Hizbullah, ein spoiler?
- Spoiler‐Potenziale
- Die Hizbullah im Friedensprozess
- Warum hat die Hizbullah den Friedensprozess nicht unterminiert?
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Erklärungskraft und die Grenzen des Spoiler-Konzeptes anhand des Fallbeispiels der Hizbullah. Ziel ist es, die Faktoren und Prozesse zu analysieren, die zur Entwicklung der Hizbullah als Akteur im libanesischen Friedensprozess führten, insbesondere hinsichtlich ihres wechselnden Verhaltens zwischen Kooperation und Unterminierung des Friedens.
- Das Spoiler-Konzept und seine Typologien
- Die Hizbullah und ihre Spoiler-Potenziale in verschiedenen Politikfeldern
- Das Verhalten der Hizbullah im libanesischen Friedensprozess
- Faktoren, die das Verhalten der Hizbullah beeinflussten
- Ambivalenzen des Friedensprozesses und die Rolle externer Akteure
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung: Einführung in das Spoiler-Konzept und seine Bedeutung für die Friedenskonsolidierung. Die Arbeit fokussiert auf die Hizbullah als Fallbeispiel für einen Akteur, der verschiedene Stadien durchlief und den Friedensprozess letztendlich akzeptierte.
Kapitel 2: Was sind spoiler?: Definition und Typologie von Spoilern basierend auf Teilnahme an Verhandlungen und den Gründen für ihre Verweigerung gegenüber dem Friedensprozess. Es werden unterschiedliche Spoilertypen (Inside, Outside, Limited, Total, Greedy) vorgestellt.
Kapitel 2.1 Typologie: Detaillierte Beschreibung der verschiedenen Spoiler-Typologien anhand der Kriterien Teilnahme an Verhandlungen und der Gründe für die Verweigerung des Friedensprozesses.
Kapitel 2.2 Strategien zum Umgang mit Spoilern: Darstellung gängiger Strategien externer Akteure im Umgang mit Spoilern, wie Einbindung in den Friedensprozess, "carrots and sticks"-Ansatz und die Anwendung von Gewalt oder Sanktionen.
Kapitel 3: Hizbullah, ein spoiler?: Präsentation der Hizbullah und ihrer Spoiler-Potenziale in drei Politikfeldern: Feindschaft gegen Israel, Terrorismus gegen den Westen und der Kampf für eine islamische Ordnung.
Kapitel 3.1 Spoiler-Potenziale: Analyse der Hizbullah's Feindschaft gegen Israel, Terrorismus und der politischen Ordnungsvorstellung als potentielle Quellen für spoiler-artiges Verhalten.
Kapitel 3.2 Die Hizbullah im Friedensprozess: Beschreibung der Nicht-Beteiligung der Hizbullah an den Friedensverhandlungen von 1989 und die Analyse des Inhalts des Friedensabkommens im Bezug auf die Hizbullah.
Kapitel 3.3 Warum hat die Hizbullah den Friedensprozess nicht unterminiert?: Diskussion von Faktoren, die zur Akzeptanz des Friedensprozesses durch die Hizbullah beitrugen, wie der Einfluss Syriens, interne Debatten und die veränderte Lage im Iran.
Schlüsselwörter
Spoiler-Konzept, Friedensprozess, Hizbullah, Libanon, Konfliktlösung, Typologie von Spoilern, Gewalt, Terrorismus, islamische Ordnung, internationale Akteure, syrische Einflussnahme, iranische Einflussnahme, innerlibanesische Politik.
- Quote paper
- Ismail Küpeli (Author), 2008, Erklärungskraft und Grenzen des spoiler-Konzeptes am Fallbeispiel der Hizbullah, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122175