FIFA und Korruption

Eine Analyse aus institutionensoziologischer Sicht


Seminararbeit, 2021

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Theorie - Organisation, Metaorganisationen und der institutionensoziologische Ansatz
Organisation und Organisationstheorie
Metaorganisationen
Institutionensoziologischer Ansatz
Institutionalisierte Korruption

3. Federation Internationale de Football Association (FIFA) - Geschichte, Strukturen und der Korruptionsskandal
Die Geschichte
Strukturen und Aufbau der Organisation
Organe der FIFA
Korruptionsskandal FIFA - Was ist geschehen?

4. Analyse der Ereignisse aus institutionensoziologischer Sicht
FIFA als besondere Metaorganisation
Legitimation und umgekehrte Koppelung
Organisationelle Korruption

1. Einleitung

Der Begriff „Organisation“ ist uns allen geläufig, da er im Alltag oft verwendet wird. Obwohl man sich unter diesem Begriff etwas vorstellen kann, ist es für die meisten eine gewisse Herausforderung ihn genauer zu definieren. In dieser Arbeit will ich mich daher mit dem Thema Organisation bzw. Organisationstheorie genauer auseinander­setzen. Ich werde dabei einen praxisorientierten Weg einschlagen und mich auf einen Schwerpunkt aus der Organisationstheorie konzentrieren. Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Korruptionsskandal der FIFA aus institutionensoziologischer Sicht zu durchleuch­ten, um die Ereignisse rund um FIFA und das Handeln ihrer hohen Funktionäre mit Hilfe dieser Organisationstheorie besser zu verstehen. Die konkrete Frage, die mit die­ser Arbeit beantwortet werden soll, lautet:

Wie lässt sich das korrupte Handeln der FIFA bzw. ihrer Funktionäre aus insti-
tutionensoziologischer Sicht erklären?

Um diese Frage ausreichend beantworten zu können, werde ich diese Arbeit in drei Hauptteile gliedern. Der erste Teil umfasst ausschließlich eine Beschreibung der nöti­gen Theorie, um diesen praxisbezogenen Sachverhalt zu verstehen. Zu diesem Zweck werde ich in erster Linie auf die Begriffe Organisation bzw. Organisationstheorie ein­gehen. Weiters soll auch die Theorie von Metaorganisationen dargestellt werden, da die FIFA in der Organisationsforschung als solche angesehen wird. Danach wird sich die Arbeit auf die Organisationstheorie fokussieren, die für meine Fragestellung rele­vant ist, nämlich den institutionensoziologischen Ansatz.

Der zweite Teil wird sich mit dem empirischen Sachverhalt an sich beschäftigen. Hierzu werden Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen, um den Korruptionsskandal rund um die Organisation FIFA darzustellen. Dazu werden Zeitungsartikel, Presseaussendungen sowie wissenschaftliche Arbeiten verwendet, die sich intensiv mit diesen Ereignissen beschäftigt haben. Außerdem wird auf die Or­ganisation FIFA genauer eingegangen, samt ihrer Geschichte und Aufbaustrukturen, da auch diese Informationen für die Beantwortung der Forschungsfrage eine wichtige Rolle spielen.

Schließlich wird im dritten Abschnitt die im ersten Teil beschriebene Theorie auf den praxisbezogenen Sachverhalt angewandt. Dabei werden Expertenmeinungen darge­stellt und anschließend kritisch diskutiert.

2. Theorie - Organisation, Metaorganisationen und der institutionensozi­ologische Ansatz

Dieser Abschnitt setzt sich mit der nötigen Theorie auseinander, die für die Beantwor­tung der Forschungsfrage als notwendig erscheint. Hierzu werde ich in erster Linie eine kurze Einführung in das Thema Organisationstheorie, samt nötiger Begriffsdefini­tionen und -abgrenzungen geben. Dieses Thema ist so umfangreich, dass sie eine eigene Ausarbeitung verdient. Da der Fokus dieser Arbeit jedoch auf den institutionen­soziologischen Ansatz beruht, wird die Einführung in die Organisationstheorie ober­flächlich stattfinden. Weiters wird auch das Thema Metaorganisation behandelt, da es sich bei FIFA um eine handelt. Schließlich werde ich auf den institutionensoziologi­schen Ansatz genauer eingehen. Auch in diesem Teilbereich werden Begriffsdefinitio­nen eine wichtige Rolle spielen, wobei ich auch auf die Theorie der Korruption, insbe­sondere der institutionalisierten Korruption, Fokus legen werde.

Organisation und Organisationstheorie

Wie bereits in der Einleitung angedeutet, ist es nicht so einfach einen alltäglichen Be­griff wie „Organisation“ genau zu definieren. Obwohl unser Leben beträchtlich von Or­ganisationen beeinflusst ist, wird uns kaum bewusst beigebracht, was diese sind bzw. wie wir mit ihnen umzugehen haben. Jedoch sollte jede Person sich darüber im Klaren sein, dass sie bereits von der Geburt bis hin zum Tod von Organisationen maßgeblich beeinflusst wird. Auch wenn man die Begriffe „organisieren“ und „Organisation“ im All­tag regelmäßig verwendet, beispielsweise im Rahmen einer Geburtstagspartyorgani­sation, und sich jede Person darunter etwas vorstellen kann, muss wir für eine tiefere Analyse dieser Begriff enger definieren. (vgl. Kühl 2011: S. 10)

Weinert (1992) beispielsweise definiert Organisation folgendermaßen:

„Eine Organisation ist ein kollektives Ganzes mit relativ festgelegten und identifizier­baren Grenzen, einer normativen Ordnung, hierarchischem Autoritätssystem, Kom­munikationssystem und einem koordinativen Mitgliedssystem; dieses kollektive

Ganze besteht aus einer relativ kontinuierlichen Basis innerhalb einer sie umgeben-
den Umwelt und beschäftigt sich mit Handlungen und Aktivitäten, die sich gewöhnlich
auf ein Endziel oder Objektiv hin beziehen.“
(Weinert 1992: S. 41)

Auch Kieser (2006) beschreibt Organisationen auf eine ähnliche Art und Weise und hebt wie Weinert hervor, dass diese bestimmte Ziele verfolgen und die Rahmenbedin­gungen bzw. die Verhaltensregeln und -erwartungen bereits für jedes Mitglied (auch nicht-Mitglieder sind betroffen, wenn sie mit der Organisation in Verbindung treten) vorgeschrieben sind (vgl. Kieser 2006: S. 19). Diese Definitionen untermauern die Be­hauptung von Kühl (2011), wie sehr Organisationen sowohl unser Leben als auch un­ser Verhalten maßgeblich beeinflussen. (vgl. Kühl 2011: S. 10)

Vor diesem Hintergrund scheint es auch äußerst sinnvoll, dass sich die unterschiedli­chen Disziplinen der Wissenschaft mit der Organisationstheorie auseinandersetzen. Das Ziel dabei ist es Organisationen, durch die Erstellung von Modellen, besser zu verstehen, um sie voran zu treiben und effizienter zu gestalten. Denn ein Fehler bei der Organisation einer Geburtstagsfeier mag zwar keine großen Konsequenzen ha­ben, ein Fehler in der öffentlichen Verwaltung könnte jedoch eine große Ressour­cenverschwendung mit sich bringen. (vgl. Schilling 2012: S. 68f)

Metaorganisationen

Die stetig steigende Komplexität der Realität und die Herausforderungen, die damit einhergehen, fördern die Entstehung neuer Organisationsformen, um diese angemes­sen angehen zu können. Traditionelle Organisationsformen können bei komplexen An­forderungen schnell an ihre Grenzen stoßen und somit diesen nicht gerecht werden. Metaorganisationen stellen in diesem Zusammenhang eine eher junge und wenig er­forschte Organisationsform dar, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Eine Metaor­ganisation kann als „ein überlagerndes, organisationales Design definiert werden, das eine Zusammenarbeit rechtlich unabhängiger Akteure zur Realisierung von system­weiten Zielen beinhaltet“ (Lechner/Hettich 2014: S. 1). Mit anderen Worten bestehen Metaorganisationen aus einzelnen Organisationen, die sich zusammenschließen, um ein größeres Ziel zu erreichen, dessen Erreichung die Ressourcen und Kapazitäten des Einzelnen überschreiten würden. Deswegen entstehen Metaorganisation dort, wo äußerst komplexe Aufgaben zu überwältigen sind. (vgl. Lechner/Hettich 2014: S. 1)

Eine klassische Organisation verfügt grundsätzlich über stabile Ziele, die durch vorge­gebene Verhaltensweisen verfolgt werden, wie bereits im Abschnitt 2.1 beschrieben wurde. Da eine Metaorganisation aus einzelnen Organisationen, die jeweils ihr Ziele verfolgen besteht, sie aber diese den anderen nicht aufzwingen können, entstehen die gemeinsamen Ziele in Metaorganisationen durch intensive Verhandlungen, Abstim­mungen und Kompromisse. Aus diesem Grund sind die Ziele von Metaorganisationen meist flexibler als man es von normalen Organisationen kennt. Erst im Laufe der Zu­sammenarbeit verfestigen sich diese Ziele und nehmen stabilere Konturen an, den­noch bleiben sie für mögliche Anpassungen offen. (vgl. Lechner/Hettich 2014: S. 2)

Im Falle von FIFA wären die einzelnen nationalen Verbände als die einzelnen Akteure anzusehen, die sich unter dem Namen FIFA zu einer Metaorganisation zusammenge­schlossen haben, um größere Ziele zu erreichen, wie beispielsweise die Veranstaltung von Weltmeisterschaften. Dennoch weist Stefan Kühl in einigen seiner Arbeit darauf hin, dass die FIFA als eine Ausnahme-Metaorganisation zu betrachten ist, da sie struk­turell anders aufgebaut ist. Dieses Thema wird jedoch im dritten Kapitel ausführlicher behandelt.

Institutionensoziologischer Ansatz

Institutionalistisches Denken hat ihren Ursprung in der Soziologie und hat damit auch eine lange Tradition, die auf Emile Durkheim zurückzuführen ist. Dementsprechend wurde im Laufe der Zeit die Institutionentheorie in unterschiedliche Richtungen weiter­entwickelt und immer wieder vor verschiedenen Hintergründen diskutiert. Dennoch be­herbergen sie alle die geteilte Annahme, dass Handeln, ob individuell oder kollektiv, von bestimmten gesellschaftlichen Regeln bzw. Handlungsmustern - Institutionen - ab­hängt und durch diese auch erklärbar ist. Diese können sowohl formal vorhanden sein, beispielsweise in Form von niedergeschriebenen Gesetzen, als auch informal, wie etablierte Normen und Werte innerhalb einer Gesellschaft. Institutionen helfen uns, uns im Alltag zu orientieren, sie sorgen dafür, dass jede Person weiß, wie sie sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat. In anderen Worten sind sie „gesellschaftliche Erwartungsstrukturen“, die uns die „richtigen“ Handlungsweisen verraten. Diese Insti­tutionen entstehen im Laufe der Zeit und werden kaum vom Individuum hinterfragt. Doch im Gegensatz zur klassischen Institutionentheorien, wo das Individuum im Zent­rum steht, stellt die institutionalistische Organisationstheorie, die Organisation an sich in den Fokus der Überlegungen. Begründet wird diese Entscheidung damit, dass ge­sellschaftliches Verhalten - wie bereits im Abschnitt 2.1 angedeutet - massiv von Or­ganisationen beeinflusst und sogar in diesen erzeugt wird. Die Wirtschaft basiert nicht mehr auf den Oikos, sondern auf Unternehmen, Innovationen.

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Details

Titel
FIFA und Korruption
Untertitel
Eine Analyse aus institutionensoziologischer Sicht
Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien
Note
1
Autor
Jahr
2021
Seiten
19
Katalognummer
V1222905
ISBN (eBook)
9783346648211
ISBN (Buch)
9783346648228
Sprache
Deutsch
Schlagworte
fifa, korruption, eine, analyse, sicht
Arbeit zitieren
Engin Dudu (Autor:in), 2021, FIFA und Korruption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1222905

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