Infrastrukturanforderungen für Telemedizin


Hausarbeit, 2022

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Digitalisierung des Gesundheitswesens
2.1 E-Health-Gesetz
2.2 Telemedizin
2.3 Smartphones in der Telemedizin
2.4 Telemonitoring

3. Infrastrukturanforderungen für telemedizinische Anwendungen
3.1 Mobilfunknetz der 5 Generation (5G)
3.1.1 Ausbau in Deutschland
3.1.2 Chancen und Herausforderungen
3.2 Datenübertragung in Echtzeit
3.3 Hohe Netzwerkverfügbarkeit
3.4 IT-Sicherheit und Datenschutz

4. Analyse einer telemedizinischen Anwendung
4.1 Machbarkeitsanalyse
4.2 Technische Anforderungen
4.3 Ablauf der Videosprechstunde
4.4 Zusammenfassung der Analyse

5. Kritische Betrachtung

6. Fazit

7. Ausblick

8. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Telemedizin

Abbildung 2: Funkloch-Karte Deutschland

Abbildung 3: Funkloch-Karte Hessen

Abkürzungsverzeichnis

AR Augmented Reality

BSI Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik

DSGVO Datenschutz-Grundverordnung

EKG Elektrokardiogramm

ePA elektronische Patientenakte

GHz Gigahertz

GPS Global Positioning System

IoT Internet of Things

METIS Mobile and wireless communications Enablers for the Twenty-twenty Information Society

QR-Code Quick Response-Code

SMS Short Message Service

VR Virtual Reality

WLAN Wireless Local Area Network

1. Einleitung

Mit dem globalen Wachstum mobiler Endgeräte hat der Datenverkehr in vielen Lebensbereichen zugenommen. Der neue Mobilfunkstandard 5G bietet die nötigste Infrastruktur, damit eine reibungslose und verzögerungsfreie Vernetzung der smarten Dinge möglich wird. Die fünfte Mobilfunkgeneration hat das Potenzial, die mobile Datenübertragung zu revolutionieren und neue Anwendungsgebiete zu ermöglichen. Zukunftsthemen, wie autonomes Fahren, Industrie 4.0 oder Telemedizin sind auf eine bessere Netzwerkinfrastruktur als bei 4G angewiesen, da die Daten in Echtzeit übertragen werden müssen. Die Modernisierung der Mobilfunkinfrastruktur bietet die Grundlage für die Entstehung weiterer Technologien, wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR), die das Potenzial haben das Leben der Menschen im Alltag und Beruf zu vereinfachen.1 Mit der Einführung von 5G lassen sich viele Einsatzszenarien in der Telemedizin umsetzen. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens kann unter anderem durch Telemedizin vorangetrieben werden. Die ersten Bausteine für die Digitalisierung der medizinischen Versorgung wurden durch die neuen E-Health-Gesetze gelegt. So können bereits telemedizinische Leistungen von Krankenkassen übernommen werden und es gibt zahlreiche Telemedizin-Anbieter, die eine internetbasierte Arzt-Patienten-Kommunikation unterstützen. Die von den telemedizinischen Anbietern bereitgestellten Plattformen eignen sich hauptsächlich für die medizinische Beratung, die Unterstützung von E-Rezepten und digitalen Krankmeldungen. Die Möglichkeiten der Telemedizin befinden sich derzeit jedoch noch in der Anfangsphase.2 Durch den Ausbau von 5G kann Telemedizin mehr tun, um schneller auf Notfälle zu reagieren und mehr Leben zu retten. Derzeit wird an zukünftigen Infrastrukturanforderungen gearbeitet, denn 5G ist das Netz der Zukunft und wird mit seinen Eigenschaften alles und insbesondere die Medizin revolutionieren.3 Diese Arbeit wird sich mit den Infrastrukturanforderungen von Telemedizin beschäftigen und in einem Praxiskapitel analysieren, wie telemedizinische Dienste auf heutige Smartphones genutzt werden können.

2. Digitalisierung des Gesundheitswesens

In diesem Kapitel werden die digitalen Aspekte des Gesundheitswesens erläutert. Spätestens nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurde die Situation in Deutschland offensichtlich und Onlinesprechstunden mit Ärzten waren vor allem in ländlichen Gebieten aufgrund unzureichender Internetbandbreite schwierig. Zwar besitzt jeder ein Smartphone, das mit modernster Technik, Kameras und Sensoren ausgestattet ist, aber der Einsatz solcher Geräte lässt sich in der Telemedizin nur schwer umsetzen, da es in vielen Regionen noch an einer geeigneten IT-Infrastruktur mangelt. Um die Digitalisierung voranzutreiben, bauen Regierung und Telekommunikationsbetreiber den 5G-Mobilfunk kräftig aus. Führende Smartphone-Hersteller wie Samsung und Apple haben damit begonnen, ihre Geräte mit 5G-Technologie auszustatten. Daher wird der Bereich des E-Health in Zukunft an Bedeutung gewinnen und viele Innovationen mit sich bringen.4

2.1 E-Health-Gesetz

Um die Versorgung und Qualität des Gesundheitssystems zu verbessern, hat der Bundestag das am 1. Januar 2016 in Kraft getretene „E-Health-Gesetz“ beschlossen. Konkret geht es um den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in Form von telemedizinischen Dienstleistungen, Onlinesprechstunden und Entwicklung von Gesundheitsanwendungen.5 Ziel ist es, die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranzutreiben, die Patienten und die verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen besser zu vernetzen.6 Das Gesetz soll unter anderem Anreize für die Nutzung und Entwicklung medizinischer Anwendungen schaffen und die Telematikinfrastruktur sicherer machen.7

Mit der Einführung des E-Health-Gesetzes wird zeitgleich auch das Stammdatenmanagementsystem eingeführt, damit die in der Arztpraxis gespeicherten Daten online geprüft und aktualisiert werden können. Das Gesetz sieht vor, dass Ärzte, die an telemedizinischen Leistungen teilnehmen möchten, zusätzlich vergütet werden, während Ärzte, die die Erbringung von telemedizinischen Leistungen im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten verweigern, mit Vergütungskürzungen zu rechnen haben. Das Gesetz machte auch den Weg für die elektronische Patientenakte (ePA) frei, die jedem Patienten ab dem 1 Januar 2021 von der jeweiligen Krankenkasse zur Verfügung steht. In dieser elektronischen Patientenakte werden künftig alle notwendigen Patientendaten gespeichert, die bequem per Smartphone abgerufen werden können.8,9

2.2 Telemedizin

Die Digitalisierung des Gesundheitssystems ermöglicht insbesondere den Menschen in ländlichen Raum den Zugang zu einer besseren Medizin. Telemedizin ist die elektronische Form der medizinischen Versorgung, mit der die zeit- und ortsunabhängige Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie gewährleistet werden kann. Die Weiterentwicklung von Smartphones und die exzessive Nutzung des Internets haben dazu geführt, dass es bereits heute telemedizinische Lösungen existieren und immer mehr Menschen diese Dienste nutzen. Telemedizin hat das Potenzial, die Effizienz des Gesundheitssystems zu steigern und die Kommunikation zwischen allen Beteiligten des Gesundheitswesens erheblich zu vereinfachen, wie in Abbildung 1 dargestellt.10

Abbildung 1 : Telemedizin

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: https://www.telemedbw.de/digitalegesundheit/telemedizin-und-ihre-anwendungsgebiete, Zugriff am 10.10.2021

Nicht alle Aspekte der Telemedizin sind auf allen Gesundheitsfällen anwendbar, aber die Telemedizin leistet einen großen Beitrag zur medizinischen Beratung und Diagnostik. Die Nutzung von telemedizinischen Diensten hat viele Vorteile. So können beispielsweise Kontrolluntersuchungen per Videosprechstunde durchgeführt werden, was Patienten und Ärzten in der Regel Zeit spart und Doppeluntersuchungen vermeidet. Durch aktives Monitoring wird bei den Patienten ein erhöhtes Sicherheitsgefühl ausgelöst und Komplikationen können früher erkannt werden.11

2.3 Smartphones in der Telemedizin

Die eingesetzte Hardware spielt in der Telemedizin eine wichtige Rolle. Die neueren Smartphones werden mit geeigneten Chips ausgestattet, um komplexe Anwendungen im 5G-Bereich zu unterstützen. Neben gängigen Sensoren wie GPS oder Beschleunigungssensoren verfügen diese Geräte auch über Sensoren zur Messung von Puls, Blutdruck, Sauerstoffsättigung oder Körpertemperatur, die im medizinischen Bereich optimal eingesetzt werden können.12 Die in den Smartphones eingebauten Kameras sind in der Lage hochwertige, hochauflösende Bilder zur Diagnose von Hautkrankheiten zu erstellen. Die Weiterentwicklung von Smartphones hat eine Vielzahl von E-Health-Anwendungen hervorgebracht. Denn diese Geräte sind mit leistungsstarken Prozessoren und Sensoren ausgestattet. Obwohl der Einsatz von Telemedizin in Ländern wie den USA zum Alltag gehört, muss das deutsche Gesundheitswesen im Digitalisierungsprozess viele Hürden überwinden, um bestehende Systeme digitaler zu machen. Die Nutzung der Smartphones in der Medizin kann Kosten senken, die Gesundheitsversorgung beschleunigen, Prozesse und Wege transparenter machen. Dank moderner Hardware und smarter Software in Smartphones ist die Anschaffung teurer medizinischer Geräte nicht mehr notwendig.13

Smartphones haben das Potenzial, die Art und Weise, wie Patienten aus der Ferne behandelt werden, grundlegend zu verändern. Telemedizin bietet einen enormen Mehrwert für Patienten mit chronischen Erkrankungen. Sie erleichtert Patienten im ländlichen Raum die Suche nach Experten und Fachärzten. Mit einem Smartphone kann der Patient über das Internet ein Bild seines Gesundheitszustandes an den Arzt senden und vermeidet so wiederholte Arztbesuche, ohne einen weiteren Untersuchungstermin vereinbaren zu müssen. Um eine eindeutige Diagnose der Erkrankung stellen zu können, ist in der Regel ein Besuch beim Hausarzt notwendig, damit der Patient an den entsprechenden Facharzt überwiesen werden kann. Dieses Vorgehen ist sehr zeitaufwendig und kann zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Patienten führen. Mit der richtigen Hard- und Software kann die Telemedizin sicherstellen, dass eine Diagnose schnellstmöglich gestellt wird.14

2.4 Telemonitoring

Telemonitoring ist ein Teilbereich von Telemedizin. Bei Telemonitoring geht es um die kontinuierliche Überwachung der Vitalparameter eines Patienten. Grundsätzlich müssen die Patienten nicht stationär aufgenommen werden und können an ihrem Wohnort ein normales Leben führen. Telemonitoring wird hauptsächlich in der Kardiologie eingesetzt, um Notfallsituationen früher erkennen und unnötige Krankenhausaufenthalte vermeiden zu können. Dank Smartphones, Smartwatches und anderen mobilen Geräten kann die Fernüberwachung in vielen kritischen Situationen Leben retten. Diese Geräte lassen sich problemlos mit anderen Messgeräten zur permanenten Überwachung schwerkranker Patienten vernetzen. Das neue 5G-Mobilfunknetz wird bei Telemonitoring eine wichtige Rolle spielen, damit die Gesundheitsdaten von Patienten in Echtzeit an den richtigen Ort übermittelt werden. Obwohl die Technologie und die Grundideen etabliert sind, wird das Potenzial des Telemonitorings ausgebremst, da viele Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen bei der Digitalisierung noch aufholen müssen und nicht über die entsprechenden Ressourcen und Geräte verfügen, um z.B eine kontinuierliche Auswertung von Daten zu gewährleisten und bei einem Notfall so schnell wie möglich zu reagieren.15

3. Infrastrukturanforderungen für telemedizinische Anwendungen

3.1 Mobilfunknetz der 5 Generation (5G)

Der Mobilfunk der fünften Generation (5G) ist eine Weiterentwicklung des Mobilfunkstandards 4G. Obwohl 5G die bestehende 4G-Infrastruktur nutzt, bringt das neue Mobilfunknetz einige Verbesserungen im Bereich der mobilen Kommunikation. Das Netzwerk sollte größere Bandbreiten, kürzere Reaktionszeiten, eine höhere Netzwerkkapazität und -zuverlässigkeit sowie eine bessere Datensicherheit ermöglichen. Ausschlaggebend dafür sind die Mobilfunkfrequenzen, die bei 5G deutlich höher als bei 4G sind. In Deutschland wurden für die neuen 5G-Antennen Frequenzen von 3,6 GHz freigegeben.16

3.1.1 Ausbau in Deutschland

Der Ausbau des neuen Mobilfunkstandards hat im Jahr 2020 langsam an Fahrt genommen, aber der schnelle Ausbau kommt immer noch zu spät und es wird in den nächsten 2-3 Jahren nicht möglich, 5G-Netze flächendeckend zur Verfügung zu stellen. Der Grund dafür ist, dass das Glasfasernetz in den letzten Jahren nicht ausreichend ausgebaut wurde und die Datenübertragung über das bestehende Kupferkabelnetz keine hohen Geschwindigkeiten erreichen kann. Außerdem ist der 5G-Ausbau zu teuer, weil zusätzliche Antennen in einer dichten Nähe installiert werden müssen. Darüber hinaus werden mehr Mobilfunk stationen benötigt, um den Betrieb sicherzustellen. Das Land versteigert 5G-Frequenzen an die größten deutschen Mobilfunkanbieter (u.a. Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica) und will damit Mittel für den Netzausbau bereitstellen und die deutschlandweite Abdeckung mit 5G bereitstellen.17 Laut einer Statistik von speedtest.net lag Deutschlands mobile Internetgeschwindigkeit im August 2021 weltweit auf Platz 26 und liegt damit noch hinter Ländern wie Bulgarien und Zypern zurück, die weltweit die Plätze 8 und 10 belegen.18 Trotz allem ist der Ausbau von 5G im Jahre 2021 auf Hochtouren gestartet. Die oben erwähnten Anbieter investieren Millionen in den Netzausbau, allein die Deutsche Telekom hat im Jahr 2020 rund 45.000 Antennen mit 5G-Technik aufgerüstet. Vodafone konnte bisher mehr als 20 Millionen Menschen mit 5G versorgen und hat bis Ende 2020 mehr als 5.000 5G-fähige Antennen installiert. Zurzeit unternehmen der Staat und die Mobilfunkanbieter alles, um bis 2025 eine flächendeckende Versorgung mit 5G bereitzustellen.19

3.1.2 Chancen und Herausforderungen

5G ist mehr als ein Standard im Mobilfunkverkehr. Die Einführung von 4G kam zum Einsatz, um Menschen weltweit und mobil zu vernetzen. 5G wird Maschinen und Dinge miteinander vernetzen. Damit lassen sich Zukunftstechnologien wie Industrie 4.0, das Internet der Dinge und autonomes Fahren umsetzen, die das Leben der Menschen in Zukunft vereinfachen werden.20 Die 5G-Infrastruktur bietet mehr Bandbreite und kürzere Reaktionszeiten zwischen Endgeräten und ermöglicht so den Einsatz neuer Technologien und Anwendungen. Bei einer Bandbreite von 10 Gbit/s hat der Mobilfunk das Potenzial, sich zu einer sicheren Standleitung im Internet zu entwickeln. Mit 5G können Unternehmen ihr eigenes Campus-Netzwerk aufbauen und Verbindungen mit geringen Latenzzeiten zu ihren Maschinen, Robotern und Sensoren herstellen.21

Eine der größten Herausforderungen für 5G besteht darin, dass in der gesamten Bevölkerung noch Unsicherheit darüber besteht, ob die durch 5G erzeugte elektromagnetische Strahlung eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellt. Viele Meinungen behaupten, dass Strahlung aus einem höheren Frequenzbereich Schlafstörungen und die Entstehung von Krebs verursachen kann. Wissenschaftler auf der ganzen Welt sind sich einig, dass 5G bedenkenlos genutzt werden kann, solange die zulässigen Grenzwerte eingehalten werden.22 Eine weitere Herausforderung ist das Fehlen von Glasfaserleitungen in vielen Dörfern und Gemeinden in Deutschland. Es herrscht in vielen Teilen des Landes eine Unterversorgung mit Internet. Dies wird das Ausbautempo von 5G verlangsamen und die Kosten in die Höhe schnellen lassen. Laut einem Bericht der Bundesnetzagentur aus dem Jahr 2020 verfügen rund 14 % der deutschen Haushalte über Glasfaseranschlüsse. Das reicht nicht aus, um die Digitalisierung in Deutschland voranzutreiben. Daher ist es sehr wichtig, die künftigen 5G-Antennen mit Glasfaserkabeln auszustatten, um Daten schnell übertragen zu können.23

3.2 Datenübertragung in Echtzeit

Eine Datenübertragung in Echtzeit kann in der Telemedizin zu mehr Rettung von Leben führen. Die Verzögerung zwischen Endgeräten muss so gering sein, dass sie vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen werden kann. Ist diese Verzögerung nicht mehr spürbar, handelt es sich um eine Echtzeit-Datenübertragung. Mithilfe von 5G kann die Latenzzeit einer Verbindung auf ein Minimum reduziert werden, was eine Echtzeitübertragung ermöglicht. Daher lassen sich viele Anwendungsszenarien in der Telemedizin umsetzen. Es werden unter anderem hochqualitativere Videoübertragungen möglich, die Nutzung von Anwendungen mit Augmented Reality (AR) sorgt für bessere Aufklärung und Schulung des medizinischen Personals. Ärzte können an mehreren Orten aus der Ferne gleichzeitig ihre Unterstützung anbieten.24 All dies sind Möglichkeiten die medizinische Versorgung insgesamt zu verbessern und gegen den Ärztemangel insbesondere auf dem Land zu kämpfen.25

Der Ausbau der Mobilfunkinfrastruktur 5G allein reicht nicht aus, um Daten in Echtzeit zu senden und zu empfangen. Die verwendete Hardware wie Smartphones oder die Netzwerkkomponente müssen 5G-fähig sein. Bei der Datenübertragung muss die Fehlerrate des Netzes minimiert und die vorgegebene Bandbreite jederzeit garantiert werden. Handelt es sich um eine Echtzeitanwendung, muss in den Netzwerkkomponenten und physikalischen Verbindungen Bandbreite reserviert werden, damit die hohen Anforderungen erfüllt werden können. Neben Bandbreite müssen die Netzwerkkomponente auch andere Funktionen und Verfahren unterstützen. Verschiedene Algorithmen und Scheduling-Mechanismen können dafür sorgen, dass die Ressourcen im Netzwerk besser verwaltet werden und eine Überlastung verhindert wird.26

3.3 Hohe Netzwerkverfügbarkeit

In der Telemedizin kommen neben Videosprechstunden oder die Fernüberwachung von Patienten auch anspruchsvollere Anwendungsfälle zum Einsatz. Die Infrastruktur von 5G bietet die besten Voraussetzungen, um Operationen aus der Ferne durchzuführen. So können Chirurgen gleichzeitig an mehreren Orten sein und das medizinische Personal jederzeit unterstützen. Eine Datenübertragung in Echtzeit ermöglicht die sichere Ansteuerung von Robotern.27 Für solche Anwendungsfälle muss die Netzinfrastruktur hochverfügbar sein, da der Datenverkehr während einer Operation nicht unterbrochen oder verzögert werden darf. Um die hohe Netzwerkverfügbarkeit zu erreichen, sollte der Aufbau des Netzwerks auf einer mehrschichtigen Struktur basieren. Das bedeutet, dass alle Netzwerkschichten im Client- und Serverbereich redundant ausgelegt werden müssen. Außerdem muss eine zusätzliche Internetverbindung und mindestens zwei Router verwendet werden, um den Internetzugang redundant einzurichten. Das Virtual Router Redundancy Protocol (VRRP) sorgt dafür, dass die parallel geschalteten Router virtualisiert werden und sich wie ein einziger Router im Netzwerk verhalten. Das redundante System erhöht die Betriebssicherheit des Netzwerks und führt gleichzeitig zu einer hohen Netzwerkverfügbarkeit.28

Die Ausfallsicherheit des Internets muss durch die Einbindung mehrerer Internetprovider sichergestellt werden, damit bei Internetausfälle oder schlechtem Internetempfang die Netze des anderen Anbieters genutzt werden können. Zudem ist es sinnvoll, zusätzliche Funktionalitäten in telemedizinischen Anwendungen zu integrieren, die im Voraus vor bestehenden Funklöchern warnen können, um diese Bereiche zu umgehen. Denn nach Angaben des Verkehrsministeriums gibt es bundesweit rund 4.400 Funklöcher. Diese werden nach und nach durch die Verlegung neuer Mobilfunkmasten von den größten Internetanbietern geschlossen.29

3.4 IT-Sicherheit und Datenschutz

Aus heutiger Sicht sind die Aspekte IT-Sicherheit und Datenschutz nicht mehr wegzudenken. Telemedizin stellt sehr hohe Anforderungen an den Schutz personenbezogener Daten. Da das Gesundheitssystem neben Patienten und Ärzten viele weitere Beteiligte und Institutionen umfasst, muss der Datenschutz in allen Belangen gewährleistet sein. Datenschutz und IT-Sicherheit sind Bestandteile der Informationssicherheit. Um dem Datenschutz in der Telemedizin gerecht zu werden, muss einerseits die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) und andererseits die Gesetze und Verordnungen des deutschen Gesundheitssystems berücksichtigt werden. Telemedizinische Anwendungen müssen bestimmte Maßnahmen ergreifen, um den Schutz von Gesundheitsdaten der Patienten zu gewährleisten. Diese Maßnahmen umfassen: Vertraulichkeit, Authentizität, Integrität, Verfügbarkeit, Überprüfbarkeit und Validität.30 Der Zugang zu diesen Diensten muss verschlüsselt und mit einer 2-Faktor-Authentifizierung gesichert werden.31 Mit der flächendeckenden Einführung von 5G steht die IT-Sicherheit vor größeren Herausforderungen als bei 4G der Fall war. Eine aus der Ferne mit Robotern und Chirurgen durchgeführte Operation könnte bei einem Cyberangriff das Leben des Patienten gefährden und verheerende Schäden im Krankenhaus anrichten. Dies gilt auch für andere Anwendungsszenarien, bei denen Menschen und Maschinen involviert sind. Im Bereich Industrie 4.0 führen solche Angriffe zum Stillstand der Produktion. Der Einsatz autonomer Fahrzeuge führt im Falle eines Angriffs zur Gefährdung aller Insassen und Verkehrsteilnehmer.32

[...]


1 Vgl. telekom.com (o. J.)

2 Vgl. Jörg, J. (2018) S. 3-6

3 Vgl. Holma H., u. a. (2020) S. 2-3

4 Vgl. Behm M. (2021) S. 11

5 Vgl. aok-bv.de (o. J.)

6 Vgl. Wolff, D. u. a. (2018) S. 158

7 Vgl. bundesgesundheitsministerium.de (2021)

8 Vgl. bundesgesundheitsministerium.de (2021)

9 Vgl. Bauer, C. u. a. (2018) S. 49-50

10 Vgl. Marx, G. u. a. (2021) S. V

11 Vgl. Beckers, R. u. a. (2015) S. 1053

12 Vgl. Wolff, D. u. a. (2018) S. 172-173

13 Vgl. P.Andelfinger V. u. a. (2016) S. 5-7

14 Vgl. healee.com (o. J.)

15 Vgl. Marx, G. u. a. (2021) S. 7-8

16 Vgl. deutschland-spricht-ueber-5g.de (2020)

17 Vgl. Heinemann G. (2020), S. 17-18

18 Vgl. speedtest.net (2021)

19 Vgl. teltarif.de (2021)

20 Vgl. Luntovskyy A. (2020), S. 232-233

21 Vgl. Horn, C. (2020) S. 121-123

22 Vgl. parlament.gv.at (2020)

23 Vgl. Donath, D. u. a. (2021) o. S.

24 Vgl. Remmert, H. (2020) o. S.

25 Vgl. Ulrich, T. (2020) S. 114-115

26 Vgl. Holleczek, P. u. a. (2001) S. 29-30

27 Vgl. huawei.com (2021)

28 Vgl. Badach, A. u. a. (2013) S. 188-190

29 Vgl. Hoenig, A. (2020) o. S.

30 Vgl. Marx, G. u. a. (2021) S. 75-77

31 Vgl. Dugas, M. (2017) S. 156

32 Vgl. Selzer, A. u. a. (2020) S. 213-214

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Infrastrukturanforderungen für Telemedizin
Hochschule
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Frankfurt früher Fachhochschule  (FOM Frankfurt, die Hochschule für Berufstätige)
Veranstaltung
IT-Infrastruktur
Note
2,0
Autor
Jahr
2022
Seiten
26
Katalognummer
V1223102
ISBN (eBook)
9783346651013
Sprache
Deutsch
Schlagworte
IT-Infrastruktur, Telemedizin, 5G, Digitalisierung, Infrastrukturanforderungen
Arbeit zitieren
Octavian Zaiat (Autor:in), 2022, Infrastrukturanforderungen für Telemedizin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1223102

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Infrastrukturanforderungen für Telemedizin



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden