Hinter verschlossenen Türen – Die Corona-Pandemie und Pflegeheime


Hausarbeit, 2021

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Begriffsdefinitionen
1.1 Einsamkeit
1.2 Isolation

2 COVID-19
2.1 Risikogruppen
2.2 Todesfälle

3 Einschränkungen und positive Nebeneffekte

4 Hygienemaßnahmen in Pflegeheimen
4.1 Prävention vor Infektion
4.2 Besuchsverbot

5 Isoliert im Pflegeheim
5.1 Digitale Medien – eine Abhilfe?
5.2 Physische Auswirkungen
5.3 Psychische Auswirkungen

Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

Im Dezember 2019 sind die ersten Fälle des neuartigen Coronavirus in China bekannt geworden. Genauer gesagt, in der Millionenmetropole Wuhan, die in der Provinz Hubei liegt. Von dort aus verbreitete sich das das Virus rasant, mit globalen Auswirkrungen aus. In Deutschland kam es im Januar 2020 zu einer ersten nachweisbaren Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 (DGUV, 2020). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte das Virus am 11. März 2020 als „pandemisch“ ein (WHO, 2021). Rasch breitete sich das Virus auch in Deutschland aus, sodass es im Frühjahr den ersten Lockdown gab. Besonders besorgniserregend ist die Situation ab Februar 2020 in Italien. Es starben besonders viele ältere Menschen an oder mit dem Coronavirus. „Bis zum 19. März 2021 beläuft sich die kumulative Fallzahl in Italien auf über 3,3 Millionen, von denen 103.855 verstorben sind.“ (Johns Hopkins University, 2021).

Die besondere Schutzbedürftigkeit von älteren Menschen und von Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen rücken in den Mittelpunkt unserer Gesellschaft. Pflegeheimen kommt aufgrund von Cluster-Häufungen von COVID-19 Erkrankten eine große Aufmerksamkeit zu. Mediziner und Politiker sprechen sich für verschärfte Hygienemaßnahmen in Pflegeheimen, Krankenhäusern und verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens aus, um einer ähnlichen Situation wie in Italien nicht zu begegnen. Pflegeheime verbarrikadieren sich, um sich von dem Infektionsgeschehen abzugrenzen. Das Betreten eines Pflegeheims gleicht einer hoheitlichen Aufgabe, da das Coronavirus auch in deutschen Pflegeheimen für zum Teil schwere Infektionen sorgt. Pflegebedürftige werden zum eigenen Schutz isoliert untergebracht . Besuche von Angehörigen sind in der Anfangsphase der Corona-Pandemie nicht erlaubt gewesen. Aktuell ist es Besuchern nur unter bestimmten Voraussetzungen gestattet ihre pflegebedürftigen Angehörigen in Pflegeheimen zu besuchen, denn Isolation und Vereinsamung gelten ebenfalls als gesundheitliche Gefährdung.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die derzeitige Situation in Pflegeheimen aufgrund der Corona-Pandemie aufzuzeigen, wobei folgende Forschungsfragen untersucht werden:

- Warum ist das Coronavirus besonders für ältere Menschen so gefährlich?
- Welche Maßnahmen ergreifen Pflegeheime zum Schutz ihrer Pflegebedürftigen?
- Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Pflegebedürfte in Pflegeheimen?

1 Begriffsdefinitionen

1.1 Einsamkeit

Einsamkeit wird aufgrund ihrer Komplexität vielfach unterschiedlich interpretiert. Eine einheitliche Begriffsbestimmung gibt es nicht. Einsamkeit lässt sich nicht messen. Einsamkeit wird beschrieben als „eine gefühlsmäßige Reaktion darauf, dass das Bedürfnis einer Person nach Bindung zu anderen nicht befriedigt ist.“ (Svendsen, 2016, S. 60). Um eine Lebenswirklichkeit zu beschreiben, kann die Verwendung der Begriffe des „schmerzhaften Mangels“ an sozialen Kontakten und sozialer Interaktion leitend sein. Es wird also subjektiv ein negatives Gefühl wahrgenommen, welches durch eine Kontaktabstinenz ausgelöst wird.

1.2 Isolation

Der Begriff Isolation wird häufig in der Pflege verwendet und meint eine Maßnahme zur Infektionsverhütung durch das Unterbrechen einer Infektionskette ausgehend von einer Infektionsquelle (Anderson, Dröber, Anderson & Villwock, 2002, S. 498). Diese Maßnahme beinhaltet die getrennte Unterbringung eines Infizierten und das Betreten des Zimmers mit der entsprechenden Schutzbekleidung. Außerdem darf eine infizierte Person das Zimmer nicht verlassen. Gegenstände, die das Zimmer verlassen, müssen zuvor mit einer Desinfektionslösung gereinigt werden. Soziale Isolation hingegen meint eine „Distanzierung von anderen Personen durch Reduzierung der sozialen Kontakte auf ein Minimum, ausgelöst durch sozial unakzeptable Verhaltensweisen.“ (ebd.).

2 COVID-19

Zur Familie der Coronaviren lassen sich viele unterschiedliche Viren einordnen. Das neuartige Coronavirus wird als SARS-CoV-2 bezeichnet, die verursachte Infektionskrankheit als Coronavirus Disease 2019 (COVID-19). Der Krankheitsverlauf kann symptomlos verlaufen, bis hin „[…] zu schweren Lungenentzündungen und Lungenversagen und Tod.“ (RKI, 2021b). Dabei wird der symptomlose Verlauf des Virus besonders gefürchtet, da man unwissentlich das Virus über Aerosole übertragen kann. Der Erregernachweis ist durch einen (Nasen-) Rachen-Abstrich oder Sekret aus den tieferen Atemwegen möglich. Doch sind nicht alle Menschen der Bevölkerung gleichermaßen von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen.

2.1 Risikogruppen

Personen, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, sind laut Robert-Koch-Institut (RKI): ältere Menschen ab 50 Jahren und Menschen mit verschiedenen Vorerkrankungen wie z.B. mit einem Diabetes mellitus, Herzkreislauferkrankungen, Erkrankungen der Niere, des Atmungssystems und der Leber (RKI, 2021c). In Pflegeheimen, wo sich der größte Anteil der Menschen aus den genannten Risikogruppen befindet, kam es in der Vergangenheit vermehrt zu Ausbrüchen mit dem COVID-19 und schweren Verläufen mit einhergehenden Todesfällen. Diese Entwicklung führt dazu, dass Pflegeheime zum Schutz ihrer Pflegebedürftigen aktiv wurden und zu strengen Maßnahmen griffen, um eine weitere Ausbreitung durch das Coronavirus zu verhindern. Den Risikogruppen wird eine besondere Schutzbedürftigkeit zugesprochen. Nach der Coronavirus-Impfverordnung sollen alle Pflegebedürftigen in Pflegeheimen und alle über 80-Jährigen mit höchster Priorität geimpft werden (BMG, 2021). Die Impfungen laufen aktuell an. In Pflegeheimen gibt es die Ausnahme, dass der Impfstoff vor Ort injiziert werden kann und die Pflegebedürftigen nicht in dafür vorgesehene Impfzentren müssen. Die Impfungen sollen vor einem schweren Verlauf schützen und damit auch die Sterblichkeit an COVID-19 vermeiden.

2.2 Todesfälle

Bereits am 29.01.2021 werden in einer Pressemitteilung Sterbefallzahlen bekannt gegeben. Im Dezember 2020 stiegen diese um 29 % im Vergleich der Vorjahre (Statistisches Bundesamt, 2021). Die Frage danach, ob jemand mit Corona oder an dem Coronavirus verstorben ist, wird oft in den Medien diskutiert. Erschreckend ist besonders die hohe Zahl der Sterbefälle der Hochbetagten. Die Angst sich zu infizieren und an Corona zu versterben breitete sich rasant aus. Seit dem Ausbruch der Pandemie, sind in Deutschland 37.244 Frauen und 39.646 Männer mit dem Coronavirus verstorben. Die Altersgruppe mit den meisten Todesfällen, ist die der 80- bis 89-Jährigen. In dieser Altersgruppe sind 17.621 Frauen und 17.989 Männer seit dem Beginn der Pandemie mit oder an dem Coronavirus verstorben. Gefolgt von der Altersgruppe der über 90-Jährigen, in der 11.553 Frauen und 5.905 Männer mit oder an dem Coronavirus verstorben (RKI, 2021a, S.13). Die erheblich höhere Zahl von Frauen in der Altersklasse der über 90-Jährigen ist ihrer höheren Lebenserwartung im Vergleich der, der Männer zuzuordnen, wobei Männern eine häufig schwerere Erkrankung zugeordnet werden kann, die mit einer höheren Sterblichkeit einhergeht (RKI, 2021b). Folgende Abbildung zeigt die Todesfälle der unterschiedlichen Altersklassen und Geschlechter auf:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Todesfälle mit dem Coronavirus in Deutschland

(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an das RKI, 2021a, S. 13)

3 Einschränkungen und positive Nebeneffekte

Um die Verbreitung mit COVID-19 einzudämmen, kam es bereits zu Beginn der Pandemie zu Einschränkungen in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Maßnahmen wie Abstandsregelungen in Geschäften, vermehrte hygienische Händedesinfektionen, das Betreten von Geschäften mittels Mund-Nasenschutz, Kontaktbeschränkungen oder Schließungen von Schulen und Geschäften außerhalb der Lebensmittelbranche sind nur einige Maßnahmen, um das gesellschaftliche Leben seit dem Ausbruch zu beschreiben.

Doch hat die Corona-Pandemie auch positive Nebeneffekte. Laut dem RKI haben die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Corona-Pandemie dienen, auch eine verkürzte Grippewelle mit Influenzaviren zu verzeichnen, denn sie „[…] war mit einer Dauer von 11 Wochen kürzer als in den letzten fünf Saisons (13 – 15 Wochen).“ (RKI, 2020b, S. 3). Außerdem sind die Fallzahlen deutlich unter denen der Vorjahre. Die Influenza-Positivrate lag in der neunten Kalenderwoche 2020 bei 39 %. In den Vorjahren lag sie bei 2018 bei 67 % und 2019 bei 53 % (RKI, 2020a). Zwar konnte man bei der Grippewelle auch zahlreiche schwere Infektionen verzeichnen, die zum Teil zum Tode geführt haben, jedoch sind die Zahlen nicht so verheerend wie die Zahlen des Coronavirus. Zudem werden jährliche Grippeschutzimpfungen, insbesondere bei älteren Menschen erfolgreich durchgeführt.

4 Hygienemaßnahmen in Pflegeheimen

Um einen Ausbruch des Coronavirus in Pflegeheimen zu verhindern und damit auch die Bewohner zu schützen, werden spezielle Hygienemaßnahmen ergriffen. Pflegeheime stehen in der Verantwortung, hausinterne Hygienestandards zu entwerfen. Gemäß § 36 Infektionsschutzgesetz müssen Pflegeheime „innerbetriebliche Verfahrensweisen zur Infektionshygiene festlegen und unterliegen zudem der infektionshygienischen Überwachung durch das Gesundheitsamt.“ (36 Absatz 1 Satz 2 IfSG). Der Begriff „Hygiene“ hat in Pflegeheimen für neue Aufruhr gesorgt.

4.1 Prävention vor Infektion

Am Eingang jedes Pflegeheims stehen Desinfektionsmittelspender zur hygienischen Händedesinfektion. Diese muss vor dem Betreten des Pflegeheims durchgeführt werden. Zudem befinden sich am Eingang Besucherprotokolle zur Kontaktnachverfolgung. Die regelmäßige Testung des Personals auf das Coronavirus ist eine besondere Schutzmaßnahme, um ein Eindringen der Coronaviren in Pflegeheime zu verhindern. Die Testung erfolgt mittels Nasen- oder Rachenabstrich. Nur bei negativem Test, dürfen Pflegende ihren Dienst antreten. Die Corona-Pandemie verändert den Berufsalltag von Pflegenden stark. Das Betreten von Pflegeheimen gleicht der Erfüllung hoheitlicher Aufgaben (Krampen, 2021, S. 156). Die Pflegenden tragen für die Versorgung der Pflegebedürftigen kontinuierlich Schutzkleidung wie Schutzkittel, Handschuhe, Schutzvisier und FFP2-Maske. Das Tragen von FFP2-Masken wird für die Mitarbeitenden zur Pflicht. Das Atmen fällt Pflegepersonen unter den FFP2-Masken schwerer. Für Pflegende steigt der Arbeitsaufwand, einhergehend mit einem erhöhten Zeitverlust. Im Umkehrschluss bedeutet dies für die Bewohner, weniger Zeit der Pflegenden für die eigentliche Versorgung. Doch die genannten Maßnahmen decken auch seit Jahren bestehende Missstände in der Pflege auf. Bereits vor der Corona-Pandemie arbeiteten Pflegekräfte am Limit.

4.2 Besuchsverbot

Die Hygienemaßnahmen gingen im Jahr 2020 mit strengen Besuchsverboten einher, da es zu diesem Zeitpunkt nicht genug Testmöglichkeiten gab und eine große Unsicherheit in der Gesellschaft aufgrund des Coronavirus herrschte. Um das Virus aus den Pflegeheimen fernzuhalten, wurde Besuchern der Zugang verwehrt. Mittlerweile legt die jeweilige Landesregierung aktuelle Beschlüsse vor, die von verschiedenen Faktoren wie z.B. dem Infektionsgeschehen in der Einrichtung oder auch der Testmöglichkeit auf das Coronavirus abhängt (RKI, 2021d, 13 f.). Aktuell ist es unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, Besuch von je einer Person in Pflegeheimen für einen kurzen Zeitraum zu empfangen. Dafür ist es notwendig einen Termin mit der jeweiligen Station auszumachen. Die Besucher müssen vor dem Besuch zu einem Corona-Schnelltest. Bei negativem Testergebnis ist ein Besuch erlaubt, wobei die Besuchszeit zeitlich beschränkt ist. Zum Schutz der Pflegebedürftigen tragen auch Besucher Schutzkleidung. Die beschränkte Besuchszeit ist besonders belastend für die Pflegebedürftigen. Durch seltenere und kürzere

Besuche überwiegen die Zeiten der Einsamkeit. Die Hygienemaßnahmen sehen zudem eine (Schutz-) Isolation jedes einzelnen Pflegebedürftigen vor. Während der zweiten Infektionswelle der Pandemie, wurden in den hessischen Pflegeheimen pro Bewohner und pro Woche drei Besuche á eine Stunde zugelassen (Krampen, 2021, S. 154). Zuvor erfolgt bei jedem Besucher ein Corona-Schnelltest, wobei ein negatives Ergebnis Zugang in die Pflegeeinrichtung gewährt. Zuvor erfolgt ein negativer Corona-Schnelltest. Dass die verkürzten Besuchszeiten zu einer Vereinsamung der Pflegeheimbewohner führt wird zum Teil widerlegt. Die Besucherfrequenz aus einem Berliner Seniorenheim mit 50 Pflegebedürftigen zeigt auf, dass „[…] ein Drittel mindestens einmal in der Woche […] Besuch erhält. Etwa jeder Sechste erhält täglich Besuch. Ein Drittel jedoch deutlich seltener, jeder Zwölfte sogar weniger als einmal im Monat.“ (Langner, 2021, S. 137). Viele Bewohner und auch Pflegekräfte beklagen, dass die Kontaktbeschränkungen sich negativ auf die Gesamtsituation und damit auf den Allgemeinzustand der Pflegebedürftigen auswirkt.

5 Isoliert im Pflegeheim

Das Pflegeheim ist das Zuhause der Pflegebedürftigen. Ein zuhause, in dem ein selbstbestimmtes Leben zeitweise nicht mehr möglich ist. Die Schließung von Aufenthaltsräumen und somit auch die gemeinsame Einnahme von Speisen entfällt. Das gemeinschaftliche Zusammenleben und die Normalität des Alltags, die den meisten Bewohnern ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, fehlt. Sie werden vom Pflegepersonal angehalten, isoliert auf dem Zimmer zu bleiben. Pflegende tragen kontinuierlich Schutzkleidung, somit ist ein großer Teil ihres Gesichtes bedeckt. Die (non-) verbale Kommunikation ist eingeschränkt. Oftmals ist keine Mimik der Pflegenden durch die Masken zu erkennen. Sind Bewohner in der Situation, dass sie das Haus für bestimmte Termine verlassen müssen, müssen sie einen Corona-Schnelltest über sich ergehen lassen. Bei negativem Test dürfen sie das Pflegeheim verlassen. Zudem erhalten auch sie eine FFP2-Maske. Besonders für an Demenz erkrankte Menschen sind diese Maßnahmen kaum verständlich und nachvollziehbar. Sie reagieren mit verstärkter Unruhe, Hinlauftendenz1 und Aggressivität. Gravierend sind die Situationen, in denen infizierte Pflegebedürftige auf eine „Corona-Station“ umziehen müssen. In Pflegeheimen werden infizierte und nicht infizierte Pflegebedürftige gesondert untergebracht. Gegen den eigenen Willen umziehen zu müssen, stellt nicht nur die Pflegebedürftigen vor eine große Herausforderung.

Die psychische Situation durch die Isolation der älteren Menschen, vor allem derer, die die Hygienemaßnahmen nicht verstehen ist angespannt. Sie verstehen es nicht auf dem eigenen Zimmer oder auf einer anderen Station, in einem neuen Zimmer, isoliert „eingesperrt“ zu sein. Das Verlassen des Zimmers fordert von Pflegepersonen einen verständnisvollen und geduldigen Umgang mit der Situation. Das wiederholte Verlassen des Zimmers der Bewohner, um mit Pflegenden oder anderen Bewohnern in Kontakt zu treten und damit der Verstoß gegen die Hygienemaßnahmen, stellt alle Beteiligten vor eine große Herausforderung. Der Kontakt zu anderen Menschen und die Aufrechterhaltung von zwischenmenschlichen Beziehungen löst in unserem Gehirn positive Gefühle wie Zugehörigkeit, Sicherheit und Glück aus (Benoy, 2020, S. 24). Durch die aktuellen Kontaktbeschränkungen können sich diese Gefühle nicht vollständig entfalten. Es kommt zu Unsicherheiten und Gefühlen der Ohnmacht. Einerseits wird die Lebensqualität der Betroffenen stark eingeschränkt. Andererseits steht der Erhalt von Gesundheit und damit die Prävention von COVID-19 im Vordergrund. Die Pflegebedürftigen vereinsamen. Es gibt eine Möglichkeit der Vereinsamung entgegenzuwirken. Die Nutzung digitaler Medien kann Abhilfe schaffen.

5.1 Digitale Medien – eine Abhilfe?

In unserer, immer digitaler werdenden Gesellschaft, haben sich Smartphones und andere digitale Medien in den Alltag etabliert. Auch immer mehr ältere Menschen besitzen mittlerweile ein Smartphone, um sozial vernetzt zu sein. War es früher nur ein Trend der Jugend, so sind heute ganze Generationen miteinander verknüpft. Oftmals werden sie dabei von ihren Kindern und Enkelkindern unterstützt und im Umgang geschult. Für Pflegebedürftige Menschen aus Pflegeheimen ist dies derzeit die einzige und sehr kostbare Alternative, um mit der Familie oder auch mit Freunden in Zeiten von Isolation in engem Kontakt zu bleiben. Voraussetzung dafür ist eine uneingeschränkte kognitive Fähigkeit und die Ausstattung mit den entsprechenden Medien. Videoanrufe sind eine Möglichkeit, um Familienangehörige und Freunde trotz der strengen Isolationsmaßnahmen zu frei wählbaren Uhrzeiten zu sehen.

Für kognitiv eingeschränkte Pflegeheimbewohner besteht die Möglichkeit, dass Pflegekräfte sie bei Anrufen oder der allgemeinen Verwendung der digitalen Medien unterstützen. Dabei sollten Pflegende zudem auf erste Anzeichen von Überforderung bei den Bewohnern achten, denn gerade für kognitiv beeinträchtigte Menschen, die die Verwendung dieses Mediums nicht verstehen oder Angehörige nicht wieder erkennen, kann sich dies negativ auf die Stimmung auswirken. Die Aktivierung von Menschen mit z.B. Demenz gestaltet sich als schweres Unterfangen.

Wiederum gibt es auf der einen Seite auch Bewohner, denen die finanziellen Mittel zum Erwerb eines Smartphones nicht ausreichen und die nur auf das Telefon zurückgreifen können. Auf der anderen Seite gibt es Bewohner, die keine Angehörigen haben, deren einzige Bezugspersonen Pflegekräfte oder Seelsorger sind. Da für Seelsorger ebenfalls strenge Besuchsverbote vorliegen, entfallen diese als Kontaktpersonen. Trotz dieser negativen Aspekte kommen auch positive Entwicklung hervor.

Ein Großteil der deutschen Bevölkerung besitzt ein Smartphone und hat damit auch den Zugang zu sozialen Kontakten. In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen verfügen 82,1 % über ein Smartphone. Bei den 70-Jährigen und Älteren sind es immerhin noch 52,1 % (VuMA, 2020).

[...]


1 Verhaltensweise bei eigeschränkter geistiger Fähigkeit oder Verwirrtheitszustand mit Orientierungsstörungen, die mit einem erhöhten Bewegungsdrang verbunden ist und damit auch ein Verlassen der häuslichen Umgebung (Ecker, Ecker (2020, S. 513).

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Hinter verschlossenen Türen – Die Corona-Pandemie und Pflegeheime
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Veranstaltung
Professionelle Verantwortlichkeit und gesellschaftlicher Rahmen in der Pflege
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
16
Katalognummer
V1223192
ISBN (eBook)
9783346651938
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einsamkeit, Isolation, Corona-Pandemie, Corona, Covid-19, Abgegrenzt, Seniorenheim, Altenheim, ältere Menschen, Alleine, Prävention vor Infektion, Todesfälle, Besuchsverbot, Psychische Auswirkungen, digitale Medien, alleinesein
Arbeit zitieren
Sabine Sender (Autor:in), 2021, Hinter verschlossenen Türen – Die Corona-Pandemie und Pflegeheime, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1223192

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