Zum Wesen des urbanen Raumes gehören seit mehreren Jahrzehnten die ihm unfreiwilllig aufgeschminkten Graffiti, die schleichend und anonym nahezu jegliche Wand und Oberfläche der Öffentlichkeit mit ihrer Kryptik okkupieren und heute wesentlich das Gesicht einer Stadt prägen. Vom Großteil der Passanten als sinnlose und kriminelle Krakelei aufgefasst, werden diese nächtlichen Farb- und Wortanschläge meist in der alltäglichen Wahrnehmung ausgeblendet und übersehen. Die dahinter stehenden Aktivisten, deren Motive ebenso rätselhaft wirken wie die hinterlassenen Zeichen, bleiben größtenteils unbekannt und wollen auch nicht in Erscheinung treten. Für sie zählen lediglich die zumeist mittels Marker oder Sprühlack aufgebrachten Buchstabenansammlungen und Wörter.
Wendet man sich diesen oftmals farben- und formenreichen Äußerungen einmal bewusst rezeptionsästhetisch zu, so stellt sich aufgrund des semantischen und graphischen Gehalts schnell die Frage, ob diese primär als Texte oder als Bilder aufzufassen sind. Eine eindeutige Zuordnung lässt sich durch den Doppelcharakter nicht treffen, vielmehr handelt es sich um ein Hybridformen aus Schrift und Graphik, wenn nicht sogar aus Literatur und bildender Kunst, die am Ende einer langen Traditionslinie stehen. Sie verweisen indirekt auf die mannigfaltigen Symbioseformen beider Kunstgattungen, welche durch avantgardistische Zirkel zu Beginn des letzten Jahrhunderts jenseits ihrer medienspezifischen Grenzen hervorgebracht wurden und die zu den unterschiedlichsten Kunst- und Literaturströmungen führten.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Worte werden Bilder
- Ursprünge der Text-Bild-Vermischung und deren Folgen
- Konkrete und visuelle Poesie
- Konkrete Kunst
- Konkrete Poesie
- Visuelle Poesie
- Graffiti
- Entwicklungsgeschichte des Graffiti-Writings
- Inhalt/ Absicht / Rezeption
- Direkter Vergleich der Ausdrucksformen
- Gemeinsamkeiten
- Skripturale Materialästhetik
- Moderne Poesie und nachbürgerliche Gesamtkunst
- Kreativität, Nonkonformismus und Freiheit
- Differenzen
- Gemeinsamkeiten
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen urbanen Graffiti und konkreten sowie visuellen Formen der Poesie. Ziel ist es, das poetische Potential von Graffiti aufzuzeigen und einen fundierten Vergleich zwischen diesen scheinbar unterschiedlichen Ausdrucksformen zu ermöglichen. Die Arbeit beleuchtet, inwieweit Graffiti als eine neue Form der „Gesamtkunst“ verstanden werden kann.
- Die Visualisierungstendenz in der Literatur und ihre Auswirkungen.
- Die Merkmale konkreter und visueller Poesie im Vergleich zu Graffiti.
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Materialästhetik und Gestaltung.
- Die soziale und kulturelle Bedeutung von Graffiti als Ausdruck von Kreativität und Rebellion.
- Die Frage nach dem poetischen Potential von Graffiti und ihrer möglichen Einordnung als „Gesamtkunst“.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach dem poetischen Potential urbaner Graffiti im Vergleich zu konkreter und visueller Poesie. Sie beschreibt Graffiti als ein Hybrid aus Schrift und Grafik, das eine lange Tradition text-bildlicher Vermischungen fortsetzt und gleichzeitig neuartige Fragen zur Definition von Kunst und Literatur aufwirft.
Worte werden Bilder: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der Text-Bild-Vermischung, beginnend bei den Grenzen, die Lessing zwischen Malerei und Poesie zog, bis hin zu den avantgardistischen Experimenten des 20. Jahrhunderts. Es werden die Ursprünge konkreter und visueller Poesie erörtert und diese mit der Entstehung und Entwicklung des Graffiti-Writings kontrastiert. Die Kapitel vermittelt einen Überblick über die verschiedenen künstlerischen Strömungen und ihre Bedeutung für die Entstehung der untersuchten Phänomene.
Direkter Vergleich beider Ausdrucksformen: Dieses Kapitel vergleicht Graffiti mit konkreter und visueller Poesie, indem es Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeitet. Die Gemeinsamkeiten liegen vor allem in der skripturalen Materialästhetik, der Betonung der Form über den Inhalt, und dem Aspekt von Kreativität, Nonkonformismus und Freiheit. Die Unterschiede hingegen beziehen sich auf die Intentionen und den sozialen Kontext der jeweiligen Ausdrucksformen.
Schlüsselwörter
Graffiti, Konkrete Poesie, Visuelle Poesie, Skripturale Materialästhetik, Urban Poetry, Gesamtkunst, Rebellion, Nonkonformismus, Identität, Medienreflexion, Sprachreflexion, Kreativität, Style, HipHop.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Worte werden Bilder: Ein Vergleich von Graffiti und Konkreten/Visuellen Formen der Poesie
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen urbanem Graffiti und konkreten sowie visuellen Formen der Poesie. Im Fokus steht das poetische Potential von Graffiti und ein fundierter Vergleich dieser scheinbar unterschiedlichen Ausdrucksformen. Ein zentrales Thema ist die Frage, inwieweit Graffiti als neue Form der „Gesamtkunst“ verstanden werden kann.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Visualisierungstendenz in der Literatur und deren Auswirkungen, vergleicht Merkmale konkreter und visueller Poesie mit Graffiti, untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Materialästhetik und Gestaltung, analysiert die soziale und kulturelle Bedeutung von Graffiti als Ausdruck von Kreativität und Rebellion und diskutiert das poetische Potential von Graffiti und seine mögliche Einordnung als „Gesamtkunst“.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel mit dem Titel „Worte werden Bilder“, ein Kapitel zum direkten Vergleich der Ausdrucksformen und Schlussbetrachtungen. „Worte werden Bilder“ behandelt die historische Entwicklung der Text-Bild-Vermischung, die Ursprünge konkreter und visueller Poesie und die Entstehung und Entwicklung des Graffiti-Writings. Das Vergleichskapitel analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den betrachteten Ausdrucksformen.
Welche Gemeinsamkeiten zwischen Graffiti und konkreter/visueller Poesie werden herausgestellt?
Die Gemeinsamkeiten liegen vor allem in der skripturalen Materialästhetik, der Betonung der Form über den Inhalt und dem Aspekt von Kreativität, Nonkonformismus und Freiheit. Beide Ausdrucksformen weisen eine enge Verbindung zwischen Text und Bild auf und drücken oft Rebellion und Nonkonformismus aus.
Worin unterscheiden sich Graffiti von konkreten/visuellen Formen der Poesie?
Die Unterschiede betreffen vor allem die Intentionen und den sozialen Kontext der jeweiligen Ausdrucksformen. Während konkrete und visuelle Poesie oft im Kontext der Kunst und Literatur entstehen, ist Graffiti stark mit urbanen Räumen und Subkulturen verbunden. Die Intentionen und die Rezeption der Werke unterscheiden sich ebenfalls.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Graffiti, Konkrete Poesie, Visuelle Poesie, Skripturale Materialästhetik, Urban Poetry, Gesamtkunst, Rebellion, Nonkonformismus, Identität, Medienreflexion, Sprachreflexion, Kreativität, Style, HipHop.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das poetische Potential von Graffiti aufzuzeigen und einen fundierten Vergleich zwischen Graffiti und konkreten/visuellen Formen der Poesie zu ermöglichen. Sie will die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Ausdrucksformen herausarbeiten und die Frage nach der Einordnung von Graffiti als „Gesamtkunst“ untersuchen.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Welches poetische Potential besitzen urbane Graffiti im Vergleich zu konkreten und visuellen Formen der Poesie?
- Citar trabajo
- Art Vandalay (Autor), 2008, Graffiti - Vandalismus mit poetischem Potential, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122324