Immer häufiger wird in den Medien von Kindern berichtet, die stehlen, schlagen und randalieren. Es wird das erschreckende Bild vermittelt, dass die Taten zunehmen und die Täter immer jünger und dreister werden (vgl.: Bundesinnenministerium für Justiz 2006: 355). Vor den bevorstehenden Strafen schrecken sie nicht zurück, die Jugendhilfe ist hilflos und die Eltern haben ihre Kinder schon längst aufgegeben, wenn sie sich überhaupt für die Probleme der Kinder interessiert haben. Immer häufiger wird von Intensivtätern gesprochen und gerade Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sollen ein ernstzunehmendes Problem darstellen. In einigen Medien und von einigen Politikern wird der Jugendkriminalrechtspflege seit mehreren Jahren vorgeworfen, zu lasch und zu lau zu reagieren. Immer lauter werden die Forderungen nach einer Verschärfung des Jugendstrafrechts sowie der Absenkung des Strafmündigkeitsalters auf 12 Jahre (vgl.: DVJI 1999: 400). Geschlossene Unterbringung und Erziehungscamps für mehrfachauffällige Kinder und Jugendliche werden immer häufiger gefordert. Auch eine Vereinfachung der Abschiebung von ausländischen straffällig gewordenen Jugendlichen wird von einigen Seiten als notwendige Konsequenz gefordert. Die Diskussion erreichte ihren Höhepunkt als im Dezember 2007 zwei arbeitslose vorbestrafte Jugendliche ausländischer Herkunft in der Münchener U-Bahn einen pensionierten Lehrer krankenhausreif schlugen, der ihnen gegenüber auf die Einhaltung des in öffentlichen Verkehrsmitteln herrschende Rauchverbots bestanden hatte.
Im Gegenzug fordert die Sozialpädagogik statt mehr Repression ein Mehr an Prävention. Eine Verschärfung des Jugendstrafrechts würde lediglich eine höhere Stigmatisierung zur Folge haben und mehr Schaden anrichten als Nutzen...Die besondere Aktualität des Themas Jugendkriminalität und die in diesem Zusammenhang stehende Diskussion um den Umgang mit straffällig gewordenen Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist Anlass für diese Bachelorarbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- Annäherung an das Problem
- Kriminalität Jugendlicher ein wachsendes Problem?
- 2. Was versteht man unter dem Begriff ‘Intensivtäter’?
- 3. Welche Straftaten begehen jugendliche Migranten?
- 3.1 Ausmaß der Straftaten für die Jahre 2006 und 2007 im Vergleich
- 3.2 Tatverdächtige Kinder
- 3.3 Tatverdächtige Jugendliche
- 3.4 Unterscheidung nach deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen
- 3.5 Zusammenfassung
- 4. Dunkelfeldstudie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen zum Vergleich von deutschem und nichtdeutschem Kriminalitätsverhalten
- 4.1 Ergebnis
- 4.2 Zusammenfassung
- 5. "Wer Ärger macht, hat auch Ärger”- Warum junge Migranten Straftaten begehen
- 6. Welche Faktoren sind entscheidend? - Ergebnisse des Kriminologischen Forschungsinstituts
- 7. Konfrontative Pädagogik
- 7.1 Der konfrontative Ansatz in der Kritik
- 7.2 Was konfrontative Pädagogik erreichen will
- 8. Das Anti-Aggressivitäts-Training
- 8.1 Das Curriculum des Anti-Aggressivitäts-Trainings
- 8.2 Die vier Phasen des Anti-Aggressivitätstrainings
- 8.3 Evaluation des Anti-Aggressivitäts-Trainings
- 8.3.1 Die Untersuchung des ISS
- 8.3.2 Die Untersuchung des Anti-Aggressivitäts-Trainings der Jugendstrafvollzugsanstalt in Hameln
- 8.4 Das Anti-Aggressivitäts-Training in der Kritik
- 9. Interkulturelle Kompetenz
- 10. Der sinnvolle Umgang mit der Kriminalität junger Menschen
- 10.1 Ein neues Jugendstrafrecht zur Bekämpfung von Jugendkriminalität?
- 10.2 Die Bedeutung von Prävention
- 10.3 Was getan werden muss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Jugendkriminalität, insbesondere die von Migrantenjugendlichen, ihre Ursachen und mögliche Lösungsansätze. Sie analysiert die aktuelle Situation, präsentiert verschiedene Maßnahmen und bewertet diese aus sozialpädagogischer Sicht.
- Ausmaß und Arten von Straftaten Jugendlicher mit und ohne Migrationshintergrund
- Analyse verschiedener Erklärungsansätze für kriminelles Verhalten von Migrantenjugendlichen
- Bewertung von Maßnahmen wie konfrontative Pädagogik und Anti-Aggressivitäts-Training
- Diskussion der Bedeutung von Prävention und interkultureller Kompetenz
- Bewertung der Notwendigkeit einer Verschärfung des Jugendstrafrechts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem der Jugendkriminalität vor und definiert den Begriff "Intensivtäter". Kapitel 3 untersucht die Straftaten Jugendlicher mit Migrationshintergrund, unter Berücksichtigung von Daten aus den Jahren 2006 und 2007. Kapitel 4 analysiert eine Dunkelfeldstudie. Kapitel 5 beleuchtet mögliche Ursachen für kriminelles Verhalten junger Migranten. Kapitel 6 präsentiert die Ergebnisse des Kriminologischen Forschungsinstituts. Kapitel 7 und 8 behandeln konfrontative Pädagogik und das Anti-Aggressivitäts-Training, inklusive deren Kritik und Evaluation. Kapitel 9 betont die Wichtigkeit interkultureller Kompetenz. Kapitel 10 diskutiert den Umgang mit Jugendkriminalität, Prävention und die Frage nach einer Verschärfung des Jugendstrafrechts.
Schlüsselwörter
Jugendkriminalität, Migrantenjugendliche, Intensivtäter, Prävention, konfrontative Pädagogik, Anti-Aggressivitäts-Training, interkulturelle Kompetenz, Jugendstrafrecht, Kriminologische Forschung.
- Citation du texte
- Manuela Siegel (Auteur), 2008, Der sinnvolle Umgang mit jugendlichen Straftätern mit Migrationshintergrund, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122399